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..... reilierger AttjeM Tageölatt. I L, " ' ,- , ' , . Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der GtadtrLthe zu Freiberg u. Brand. 278. Erscheint i.Krcibirg jed.Wochmt.Ab. 6U. für den and. Tag. Jnser. «erdm bi« B. 1l U. für nächste Nr. angm. So««aben-, 8V. November. Prei» vierteljährl. 20 Ngr. Jnserate werden die gespallene Zetir »der deren Nam« mit 1 Rgr. berechnet. s»ss«ssssa«s»ss 1872. «»MWN-SWW 4- Freiberg, den 29. November 1872. Augenblicklich ist die römische Klosterfrage so brennend gewor den, daß von deren Lösung vielleicht noch mehr als das Schicksal des gegenwärtigen Ministeriums abhängen dürfte. Gerade diese Frage macht den Ministern Victor Emanuels jetzt unendlich viel Sorge und Kopfzerbrechen. Es fehlt der Regiemng der Muth, eine neue, klare, den bestehenden Gesetzen entsprechende Lösung vorzu schlagen; andererseits scheut sie sich, die öffentliche Meinung allzu offen herauszufordern. Dabei besteht im Cabinet selbst ein tiefer Gegensatz zwischen dem energischen Sella und der Mehrzahl seiner schwachmüthigen ängstlichen College». Von Sella ist bekannt, daß er sich einem entschiedenen Vorgehen in der römischen Klosterfrage zuneigt; allein die Mehrzahl der Minister möchte gern dem Vatikan alle nur möglichen Zugeständnisse machen und Alles vermeiden, was demselben Anlaß zu neuen Klagen böte — als ob durch schwächliche Nachgiebigkeit die Kurie sich versöhnlicher stimmen ließe! Der Papst betrachtet jedes Zugeständnis nur als Abschlags zahlung und er wird sich durch keinerlei Entgegenkommen bestimmen lassen, von seiner vollen Forderung: Rückgabe des x»trimo- o i u w k «tri, d. h. des Kirchenstaates, abzustehen. Nun sucht man die ängstlichen Gemüther noch dadurch ängstlicher zu machen, daß man eine Intervention der fremden Mächte zu Gunsten der von ihren Nationen gestifteten Ordens-Institute zu Rom in Aussicht stellt. Eine ernste Intervention ist aber weder von Oesterreich, noch im gegenwärtigen Augenblicke von Frankreich zu fürchte». Fast hat es den Anschein, als ob die Minister das Schreckbild der frem den Mächte nur deshalb auf der Bühne erscheinen lassen, um ihre Schwäche der Kurie gegenüber vor dem italienischen Publikum zu motiviren oder zu beschönigen Das Eine steht aber fest, daß man nicht wußte, wo aus noch ein und daher in der Verlegenheit den unvermeidlichen Entschluß auf die lange Bank schob, bis der Augen blick gekommen war, wo man sich nothgedrungen entscheiden mußte. .So wurde denn in der eisten Stunde der Beschluß über die römischen Klöster gefaßt, aber man hält ihn vorläufig noch möglichst geheim, um die Discussion zu vermeiden, vielleicht auch um die Kammer zu überraschen. In der That trägt diese schlecht berech nete Zurückhaltung nur dazu bei, das Mißtrauen zu steigern, zumal da Mittheilungen, die trotz des Geheimnisses in die Oeffentlichkeit drangen, keineswegs geeignet sind, die Vorlagen dem Publikum zu empfehlen. Denn nach diesen Mittheilungen sollen nicht nur den auswärtigen Mächten große Zugeständnisse gemacht werden, sondern auch die römischen Ordens-Generalate bestehen bleiben. Das sind aber Bestimmungen, die das Gesetz nicht nur der Opposition, sondern sogar einem Theile der ministeriellen Partei unannehmbar machen, dasselbe zu Falle bringen werden, falls nicht das Ministerium im Laufe der Verhandlungen zu Zugeständnissen sich entschließt und in die Beseitigung der anstößigen Puncte willigt. Dieses Verfahren entspräche übrigens der gewohnten ministeriellen Taktik. In allen peinlichen Dingen gilt bei den Staatsmännern Italiens es für Weisheit, keine eigene Meinung zu haben und sich der Macht der Verhältnisse anzubequemen. Vielleicht verfährt das Ministerium auch in dieser Frage darnach, UM sein Dasein zu fristen. Italien kann dies nur wünschen, kenn so schwach und unfähig das Cabinet auch ist, besser fährt man Wit ihm immer noch, als mit dem grundsatzlosen Jntriguanten RataUi, dem das Erbtheil dieses Ministeriums zufallen würde. LageSgeschichte. Berlin, 28. November. .Das Abgeordnetenhaus lehnte den Antrag Mallinckrodt in namentlicher Abstimmung mit 242 gegen 83 Stimmen ab, und nahm die motivirte Tagesordnung an. — Bei Berathung der Seemannsordnung im BundeSrath er klärte sich Preußen für, die übrigen Seeuferstaaten gegen die An-- nähme des Gesetzentwurfs. — Der „Sp Ztg." zufolge wird die Zahl der Jmmatrikulirten der Berliner Universität während des laufenden Winterhalbjahre» sich auf etwa 1900 belaufen, also eine Mitteldurchschnittszahl der Frequenz ergeben. Im vorigen Sommer betrug indeß die Zahl der Jmmatrikulirten 1990 so daß der Besuch gegen das voranae- gangene Sommerhalbjahr um 90 abgenvmmen hat, was bisher wohl noch nicht vorgekommen sein möchte, da erfahrungsgemäß der Besuch im Winter hier in Berlin stets stärker war als im Som mer. Vergleicht man jedoch das laufende mit dem vorigen Winter halbjahr (vom October 1871 bis April 1872), so findet sich eine Abnahme von über 700, da in dem vorjährigen Winterhalbjahre 2603 immatrikulirt waren. Da inzwischen die Lehrkräfte bedeu tend verstärkt worden sind, so kann man nur annehmen, daß die ungünstigen Berliner Wohnungsverhältnisse die Verminderung ver schulden. - Die preußische Hauptverwaltung der Staatsschulden macht bekannt, daß sie denen, welche ihre unterm 25. Sept. d. I. zur Rückzahlung am 1. Jan. 1873 gekündigten Schuldverschreibungen der 5proc. Anleihe des Norddeutschen Bundes vom Jahre 1870 in der Zeit vom 1. bis 14. Dec. d. I. zur Einlösung vorlege«, für je 100 Thlr. Capital mit Einschluß der vom 1. Juli > I. abae- laufenen Zinsen und eines Aufgeldes den festen Betrag von 1W1 Thlr. zahlen werde. München, 27. November. Wie die „Neuesten Nachrichten" hören, ist beschlossen worden, gegen Beamte, welche sich zu Svitz- eder in mehr oder minder compromittirende Verhältnisse einließen, zunächst diSciplinär vorzugehm. Regensburg, 27 November. Der Jesuit Meschemoser wurde, weil er auf der Durchreise, obwohl er ausgewiesen ist, hier über nachtete, vom Stadtgericht gestern zu drei Tagen Arrest verurtheilt. Wie«, 28. Novbr. Die heutige amtliche „Wiener Zeitung" veröffentlicht ein kaiserliches Handschreiben an den Minister des Innern, welches den Reichsrath auf den 12. December einheruft. Linz, 26. November. Auch der Öberösterreichische Landtag hat nun in seiner heutigen Abendsitzung den Gesetzentwurf betreffs Aufhebung des Schulgeldes in der Volksschule Mit 27 gegen IS Stimmen angenommen. Es sprachen heute noch 14 Abgeordnete. Graf Brandis bringt als Grund gegen die Schulgeld-Aufhebung vor, daß durch sie die Lebensfähigkeit der ersprießlichen Kloster schulen unterbunden werde. Baron Weichs empfiehlt den Grund satz Deutschlands, die Agitatoren beim Schopf zu fassen. Prag, 28. November. In der heutigen Sitzung des böh mischen Landtags wurde eine Erklärung sämmtücher czechischen Abgeordneten verlesen, in welcher dieselben ihr Nichterscheinen im Landtage mit den bekannten Gründen motiviren. Diese Erklärung war gestern von Gladkowski und Zeithammer dem Oberlandmav« schall übergeben worden. (Dr.