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MMWr Allzeiger Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg 'M Erscheint u8reibergjkd.Wochent.Ab. ' Preis vterteljLhrl, 20 Ngr. Inserate 6 U. für den and. Tag. Jnser. «erden DvNUerAlUg» 7. R-HeMver. werde» di« gespaltene Seile »der deren bi« V. i I U. für nächste Nr. angen. Raum mit 1 Ngr. berechnet. 259. 1872. Tagesgeschichte. Berlin, 5. November. Die „Nordd. Allg. Zig." schreibt: Der Cultusminister unterbreitete den Beratungen des Staatsministe riums eine weitere Gesetzvorlage, betreffs der Vorbildung und An stellung der katholischen Geistlichen in Preußen. — Am 4. d. ist der Bundesrathsausschuß zusammengetreten, welcher über Ersatz der aufzuhebenden Reichs-Salzsteuer berathen soll. Es wird bekanntlich angenommen, daß dabei in erster Linie eine namhafte Erhöhung der Tabaksabgaben zur Erwägung kommen muffe, und demgemäß scheint schon die Wahl des Ausschusses aus gefallen zu sein, in welchem Preußen, Bayern und Baden den ein heimischen Tabaksbau vertreten, Bremen die Einfuhr amerikanischer Tabake. — Die Anmeldung von Freiwilligen zur Ableistung der dreijährigen Dienstzeit bei den Regimentern des Gardecorps ist in diesem Herbst eine so bedeutende gewesen, daß ein großer Theil der Reflectanten zurückgewiesen werden mußte. Dies war namentlich bei den Cavallerie-Regimentern der Fall, die ihren Recrutenbedarf meist aus Freiwilligen complettiren konnten, was bei der längeren Präsenzzeit der Cavalleristen immerhin bemerkenswerth ist. Die Mannschaften des 2. Garde-Ulanen-Regimeuts sollen fast ausschließlich aus Freiwilligen bestehen. — Wie die jetzt stattfindenden Control - Versammlungen herausgestellt haben, kommen die Mannschaften des Jahrgangs 1859 in diesem Jahre noch nicht zur Entlassung aus dem Land- wehrverhältniß. — Unter den deutschen Truppen in Epernay ist der Typhus ausgebrochen. (Epernay gehört zu denjenigen Orten, welche jetzt geräumt werden.) — Im Elsaß ist neulich eine Communalwahl abgehalten wor den, welche den ganzen Zorn der Franzosen erregt hat. Bei den Mühlhausener Gemeindewahlen wurden die bisherigen Gemeinde- räthe einfach wiedergewählt, trotzdem mehrere derselben für Deutsch land optirt und einer von ihnen*Herr Wick-Spörlin, sogar seinen Sohn als Freiwilligen in die Armee hatte eintreten lassen. Die „R«publique francaise" ist über die versäumte Exclusion dieses „Verräthers^ganz außer sich? findet indeß einen Trost darin, daß von 10,203 Wahlberechtigten nur 3479 von ihrem Wahlrecht Ge brauch gemacht haben. Das Organ Gambetta's warnt deshalb für die Zukunft vor jeder Wahlenthaltung und meint, daß die Elsässer nach dem Beispiel der Schleswiger (soll wohl heißen der Majorität in den nördlichsten Viertel von Schleswig) durch ihre Wahlen gegen die Annexion an Deutschland protestiren sollen. — Der „Voss. Ztg." geht aus Wilhelmshaven folgende Mit- theilung zu: „Das Panzerschiff „König Wilhelm", welches über drei Millionen Thaler kostete, und an dessen Thätigkeit ein jetzt abwesender Marine-Offizier in einem Buche die Hoffnung knüpfte, daß an Bord des Schiffs ein Capitän von großem Muth und Energie gar nicht auf Kanonade sich einlassen, sondern ohne Weiteres die feindliche Flotte durchbrechen und andere Großthaten ausführen würde, befindet sich in Wilhelmshaven jetzt in einen: Zustande, der an die Lage des Wallfisches im seichten Wasser erinnert. Das Schiff mit der Fluth an seine jetzige Stelle gebracht, scheint schwer wieder in's offene Fahrwasser gelangen zu können, und manche Ingenieure halten bei der schon eingetretenen Versandung — der Marineminister überzeugte sich bereits persönlich von der gefähr lichen Lage — dasselbe für unabbringbar." Zur Beruhigung der „Voss. Ztg." wird wiederum versichert, daß, wenn ihre „Ingenieure" Werth darauf liegen ^es hem Stationscommando ein Leichtes sein wird, den „König Wilhelm" jederzeit aus seiner „gefährlichen Lage" zu befreien und in offenes Fahrwasser zu bringen. Bei dieser Ge legenheit ist zu constatiren, daß die auch von den „Ingenieuren" der „Voss. Ztg." wie es scheint, getheilte Befürchtung, dass der Hafen von Wilhelmshaven einer schnellen und gefährlichen Ver sandung verfallen werde, sich als durchaus unbegründet erwiesen hat ; die Baggermaschinen reichen zur Bekämpfung dieses Uebelstan des vollständig aus. — Die Internationalen haben angeblich große Absichten. Nach französischen Blättern organifiren dieselben bei allen Mitgliedern in Europa eine Collecte, deren Ertrag dazu dienen soll , bei Ge legenheit der Wiener Ausstellung im nächsten Jahre einen allge meinen Arbeiterstrike zu insceniren. Wie es heißt, ist die öster reichische Regierung davon unterrichtet und hat die nöthigen Vor sichtsmaßregeln getroffen. . l Prag, 5. November. Der böhmische Landtag ist soeben in herkömmlicher Weise eröffnet worden. Die czechischen Abgeordneten fehlten. Der Statthalter überreichte einen Gesetzentwurf wegen Einführung von Friedensgerichten. — Die Schlußverhandlung wegen des LUMM quf den Statthalter Baron v. Koller wird nächster Tage stattsrnden. Pesth, 4. November. In der heutigen Sitzüng des Unter hauses interpellirte Jranyi wegen Einführung der facultativen Ci- vilehe. Paris, 4. November. Das „Bien Public" bezeichnet unter den der Nationalversammlung vorzuleqenden Gesetzentwürfen zur Regelung der Verfassungsfrage die Vorlage betreffs Ernennung Thiers' zum Präsidenten der Republik auf 4 Jahre und die Vor lage über eine interimistische Präsidentschaft als diejenigen, welche der Versammlung unmittelbar nach ihrem Wiederzusämmentrttt unterbreitet werden sollen. Sodann würde das Budget berathen werden. — Dasselbe Blatt erklärt die Nachricht,, der deutsche Bot schafter, Graf v. Arnim, habe wegen des Tagesbefehls des Generals Ducrot eine Vorstellung gemacht, für unbegründet. Das officiöse Organ fügt hinzu, im Ministerrathe werde diese Angelegenheit jeden falls discutirt werden, da die Regierung nicht gewillt sei, daß ein Tagesbefehl einen über seine Bedeutung hinausgehenden beklagens- werthen Eindruck mache. - Von der „Agence Havas" wird bestätigt, daß die franzö sische Regierung im Laufe dieser Woche 200 Millionen der Kriegs entschädigung an Deutschland abzahlen werde und daß dieselbe die Absicht habe, noch vor Ablauf des Jahres die zur Completirung der ersten drei Milliarden der Kriegsentschädigung erforderlichen weiteren Summen abzutragen. Außerdem sind für die Bezahlung der vierten Milliarde, jener Quelle zufolge, 600 Millionen im Staatsschätze disponibel. — Folgendes ist nach den soeben ausgegebenen Aktenstücken der Bestand des französischen Heeres für das Jahr 1873: Ge- sammteffectiv: 454,170 Mann und zwar Infanterie 282,044, Ka vallerie 60,045, Artillerie 51,308, Genie 9000, Train 8000, Gensd'armerie 29,170, diverse Truppen 14,604. London, 4. November. Der österreichische Botschafter am diesseitigen Hofe, Graf Beust, ist nach Dresden gereist, um an den Festlichkeiten zur goldenen Hochzeit des sächsischen Königspaares Theil zu nehmen. — Zu Gunsten der Freilassung der gefangenen Fenier fand gestern im Hydepark eine grotze Demonstration statt, die jedoch ohne alle Störung und jedes Einschreiten der Polizei verlief. Auf Antrag des Departements für öffentliche Arbeiten -und Bauten sind die bei dieser Demonstration ausgetretenen Monet vor das Polizeigericht wegen Verletzung der Parkaete geladen, x