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'möeM Archer und Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg u. Brants Z 219. Freitag, 25. Oetober »MM Krscheml I.Frtiberg (erLLvchmt.Ab. 6U. für den and. Tag. Insel. »erden bl« V I I U. für nächste Nr. angen. P<ei« »^neljahn. SÜ N,r. 3»se»«« werden die gespaltene Zeil« oder deren Raum mit 1 Ngr. berechnet. WMM^WWNWDWWWffWWWW Tageskeschichte. Berlin, 22. October. Die „Sp. Ztg." schreibt: Der Land tag der Monarchie ist heute nach fünfmonatlicher Vertagung wie der zusammengetreten. Die seiner harrenden Arbeiten sind dies mal von besonderer Wichtigkeit. Im Herrenhause wird über das Schicksal der Kreisordnung entschieden werden, jener vielfach durch- rathenen Vorlage, mit welcher die so ost als nothwendig bezeichnete Selbstverwaltung und Decentralisation endlich einen praktischen Anfang nehmen soll. Die glänzende Finanzlage wird hoffentlich auch eingreifende Steuerreformen ermöglichen und damit manchen auf diesem Gebiet laut gewordenen Klagen Abhilfe schaffen. End lich tritt noch an den Landtag die Nothwendigkeit heran, auch das Verhältniß zwischen Staat und Kirche gesetzlich zu ordnen und die bedrohte Autorität des ersteren sicherer zu stellen, als dies bisher möglich war. In der That eine Reihe so bedeutender Aufgaben, wie sie noch selten an der Schwelle einer Landtagssession gestanden haben. Möchten sie glücklich und mit versöhnendem Geiste gelöst werden und damit dem glänzenden äußeren Machtaufschwunge des deutschen und preußischen Vaterlandes eine segensreiche innere Ent wickelung ebenbürtig zur Seite stellen.! ' — In der heutigen Herrenhausfitzung schloß die General- discussion über die Äreisordnungsvorlage. Der Minister erklärt, die bisherigen Gegenäußerungen der Regierung gegenüber seien ganz unhaltbar. Die Ständegliederung in jetziger Gestalt sei eine völlig veraltete Organisation. Die Kreisordnung sei keine Radical- reform, die Reform gehe vielen nicht weit genug, es handle sich darum, die Kreisverfassung zu verbessern, nach dem glorreichen Kriege im Frieden den Staat zu reorganisiren. Die liberale Partei habe bezüglich der Kreisordnung viel richtige Ansichten, bei deren Annahme verfahre man recht conservativ, indem man das Rechte zur rechten Zeit annehme. Die Schwierigkeiten der Ausführung seien nur vorrübergehend. Die Specialdebatte erfolgt morgen. — Herr von Roon hat sich einer Zusage erinnert, die der Commission des Reichstages über das Militärstrafgesetzbuch gegeben worden. Dem zufolge ist die allgemeine Anordnung ergangen, daß auch im strengen Arrest die Verabreichung einer wollenen Decke „statthaft" ist. Der Minister hätte lieber für die armen, der warmen Kost und des Lagers entbehrenden Leute die Verabreichung der Decke obligatorisch, statt nur facultativ, vorschreiben sollen. - Im Laufe dieser Woche tritt in Berlin aus Veranlassung des deutschen Handelstages ein Congreß von Wasserbau-Technikern und Nationalökonomen zusammen, welcher die Normen der Dimen sionen feststellen soll, die den Flüssen und Canälen in Zukunft zu geben sind, um ein einheitliches System für den durchgehenden Verkehr auf allen deutschen Wasserstraßen zu ermöglichen. Aus Sachsen sind die Herren Naurath Löhmann von Dresden und Wafferbauinspector Göbel in Riesa (Verfertiger der Vorarbeiten zu dem Elbe-Spree-Canal) zur Theilnahme eingeladen, welche auch beide der so wichtigen Angelegenheit ihre Mitwirkung schenken werden. Das Reichskanzleramt hat, dem Vernehmen nach, dem Congreß nicht allein jede Unterstützung zugesagt, sondern auch das zu erhoffende technische und wissenschaftliche Material, als Grund und Unterlage für weitere Maßnahmen verwerthen zu wollen erklärt. Gumbinnen, 23. Oct. Amtlicher Mittheilung zufolge ist die Cholera auch in der russischen Stadt Bialystock (Gouvernement Grodno) auSgebröchen. In Eisenach findet in den nächsten Wochen die diesjährige Generalversammlung des thüringischen Städte-Tages statt. Aus München, 21. October, berichtet die „A. A. Z.": In verschiedenen-Preßorganen circülirt in den letzten Tagen die Nach ¬ richt, daß sich in Bayern eine neue Ministerkrisis vorbereite, und die Stellung dieses oder jenes Ministers wieder wankend geworden sei. Wir sind nun aus verlässigster Quelle in der Lage, zu ver sichern, daß alle jene Gerückte gänzlich unbegründet sind, wie aber auch das tendenziöse Bestreben in denselben immer unverkennbarer hervortritt, die Verhältnisse des Landes stets als schwankend dar zustellen und die politische Stell ng deS bayerischen Staates nach Kräften zu erschweren. Von Seiten der Altkatholiken wird «ine Eingabe an das Ministerium vorbereitet, wodurch verlangt wird, die Altkatholiken sollen nicht gehalten sein, ihre die Volksschule oder höhere Schulen besuchenden Kinder den infallibilistisch«» Re ligionsunterricht besuchen zu lasten. Präcedenzsälle für die Ge währ sind bekanntlich in der Pfalz und in Würzburg bereits vor handen und eine Gewähr gerade dieser Bitte der Altkatholike» soll, wie man von kompetenter Seite versichert, eben jetzt ganz gute Auspicien haben. Aus Glsatz-Lothrtugeu. Vor einigen Tagen haben sich beim Universitäts-Kuratorium in Straßburg die erste» Mediciner, ein Preuße und ei» Bayer, «ach Vollendung, ihrer Studien zur Ab legung dev-Staatsprüfimgen vor der elsaß-lothrinqischM Prüfuna»- commission für Äerzte gemeldet. — In Metz gründen jetzt die Deutschen einen Consumvereck. — Ler „Nirderry Tur." erfährt, daß der ehemaligen Straßburger Freimaurerloge von den deutschen Behörden der Befehl zugegangen ist, sich aufzulösen, jedoch wurde die Erlaubniß zu einer letzten Versammlung ertheilt, in welcher die Rechnungen der Gesellschaft liquidirt und über Wahrung ihrer Interessen berathen werden soll. - Von höhern Lehranstalten sind im neuen Reichslande im Ganzen nunmehr 24 eröffnet, mit mehr als 200 Lehrern und ungefähr 1800 Schülern. Von den Lehrern sind etwa 100 Preußen und 50 Elsaß-Lothringer, während die übrigen sich auf die andern deutschen Staaten und die Schweiz vertbeilen. Von den Schülern sind etwa 1000 Einheimische, während die übrigen Eingewan derte sind. Aus Mühlhausen berichtet die „M. Ztg." vom 17. October, daß heute der Anfang gemacht worden ist mit Zustellung der Un giltigkeitserklärung derjenigen Optionen, welche nicht durch wirkliche Domicilverlegung perfect geworden sind. Nach Empfang der be treffenden Formulare wird für die Betreffenden jeder Zweifel beseitigt sein, daß sie definitiv Angehörige des deutschen Reiches mit allen dieser' Eigenschaft anhaftenden Rechten und Pflichten sind. Wien, 23. October. Die Nachricht, der Kaiser von Oesterreich wohne der Hoffeier in Dresden bei, ist vielseitig dementirt worden. Neuesten Nachrichten zufolge entsendet der österreichische Kaiserhof nach Dresden den Grafen Beust als außerordentlichen Botschafter. Pest, 22. October. Beide Delegationen hielten heute Sitzungen ab. Die zwischen ihnen bestandenen Differenzpunkte bezüglich der Budgets des Ministerium des Aeußeren, des ReichsfinanzministeriumS und der Kriegsmarine sind nunmehr ausgeglichen. Italien. Der „Pungolo" vom 18. veröffentlicht folgende Notiz: Die Regierung eröffnete gestern dem Cardinal Antonelli in höflichster Weise, daß sie im Gefühle unbedingter Hochachtung gegen den Papst die Veröffentlichung der von demselben gegen den König von Italien gehaltenen Rede an die TraStevrriner gestattet habe. Sie hege das Vertrauen, Ge. Heiligkeit werde sie nicht »in zweites Mal in die unangenehme Nothwendigkeit versetzen, ,-«-»» die katholische Presse die von den Gesetzen geforderten strengen Maßregeln anzuwenden. Cardinal Antonelli erwiderte: es thu» up» sehr leid, aber er halte es für außerhalb seiner Amtsbefugnifs» Uegerck, sich in irgend emer WM» ck die^Rchen eiMmischen, di» der Papst, der absoluter Houderack sei, au dir Gläubiger Ächte.