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'— . — -- 1^81 draffy trifft morgen von TerebeS hier ei», um den Sitzungen we gen endgiltiger Feststellung des Budget- der gemeinsamen Ange legenheiten beizuwohnen, und wird sich erst nach Abschluß derselben »ach Ungarn zurückbegeben. Daraus folgt, daß die Budgetarbeiten der betreffenden Ministerien zu Ende gediehen sind und daß ein Gerücht, nach welchem namentlich im Reichskriegsministerium Ver zögerungen eingetreten seien, der Begründung entbehrte. Pesth, 26. Juli. Dem „Ungar. Lloyd" wird aus Wien ge schrieben, daß Kaiser Alexander die Einladung deS Erzherzogs Wil helm zur Wiener Weltausstellung dankend annahm. Für seinen Aufenthalt ist ihm die Auswahl zwischen zwei Lustschlössern frei gestellt worden. — Professor Kovacs ist von Deak zurückgekehrt. Seinen «eußerungen zufolge hat die übergroße Hitze den alten Herrn geschwächt, sonst ist Deak vollkommen gesund. Als Kovac- iHv verließ, war er bereit- ganz wohl. Paris, 26. Juli. Mit Genugthuung erwähnen die republika nischen Blätter, welche die Anleihe al- eine sie zunächst angehende Sache behandeln, damit sie ein PlebiScit des Volkes für die Ret tungsbarke der Republik deS Herrn Thiers werde, die etnmüthige Haltung der Presse am Vorabend der großen Finanzthat: vor dieser Angelegenheit soll aller Parteihader verstummen. Der Anleihe kommt die tiefe Erschlaffung der Parteien zu Wtatten: man ist e- müve, noch länger zu hadern, man sehnt sich nach frischer Luft, freilich nur, um im Herbst von Neuem das alte Spiel zu treiben. Die Bonapartisten sind still und stellen sich todt, weil der Moment gegen sie ist; die Orlcanisten sind in Sorge um ihren Führer Aumale, der durch den Tod seines zweiten und letzten SohneS ge brochen ist. Der Herzog von Guise erlag in Chantilly dem bösen Scharlachfieber und wird morgen in der Todtencapelle zu Dreux beerdigt werden. DaS Siecle, das Hauptorgan der republikanischen Grundsätze und Lehren, hält heute den Arbeitern eine Strafpredigt, welche unter den jetzigen Verhältnissen, zumal in den Tagen vor der großen Anleihe, durch welche Frankreichs Gebiet befreit werden soll, Arbeiterkrawalle machen und Gewattlhaten verüben. Der fran zösische Arbeiter, sonst so vaterlandsliebend, zeige sich hier von einer Seite, die nur durch den Einfluß ausländischer Umtriebler, die sich noch cazu weit vom Schüsse halten, sehr erklärlich werve. DaS Echo du Nord meldet dagegen, daß keine französische Politik bei diesen Scenen die Hand im Spiele habe, sondern Ausländer das Feuer schürten: ein aus Chicago eingetroffener ehemaliger belgischer Grubenarbeiter wurde verhaftet; ausländische Agenten durchziehen die Grubcndistricte, und ihr Hauptzweck ist, die französischen Gruben arbeiter zu veranlassen, nach Amerika auSzuwandern, wo amerika nischen Spcculanten gute Arbeiter suchen Im Jahre 1869 war im Bassin von MonS bei der Bewegung auch deS Pudels Kern eine Auswanderung nach den Vereimgten Staaten, wohin damals über 1000 Arbeiter verlockt wurden, von denen drei Viertel wieder zurückkehrten und sehr enttäuscht waren, Tah dstse Unruhen im Norden sehr ernst sind, und im Augenblick höchst ungelegen kommen, geht auS einer Depesche, welche ThierS gestern an den Präsecten des Pas deS Calais sandte, zur Genüge hervor. Dieselbe lautet: Versailles, den 25. Juli Ich billige Ihre Energie und dir Rasch heit der Unterdrückung Diese Unordnungen müssen ohne Verzug aufhörcn. Ich habe ein Regiment mit Lebensmitteln und Zelten nach Douai gesandt. Ein zweites Regiment, das mit dem, was abgegangen ist, eine Brigade bildet, ist zum Abmarsch bereit Ich habe 100,000 Mann hier, und die Unterdrückungsmittel werden Ihnen nicht fehlen. Die Republik darf nirgends die Unordnung dulden, besonders die Unordnung nicht, welche von dem Auslande von Ruhestörern eingeführt wirv, welche die europäische Gesellschaft umstürzen wollen. Die, welche in diesem Augenblick die Geister beunruhigen und den Credit Frankreichs bedrohen, sind vie Feinde der Befreiung des Bodens. Man muß durch die Gewalt und die Justiz Ruhe schaffen. — 30. Juli. Wie wir schon gestern meldeten, belief sich bis Sonntag der Totalbetrag der Zeichnungen aus die neue französische Anleihe auf 4 Milliarden; im Lause des MonlagS sind noch be trächtlichere Zeichnungen erwartet. Am Sonntage hat in England und an mehreren deutschen Plätzen eine Zeichnung überhaupt nicht stattgefunden. Eine einzige Bank in Berlin (DiSconto-Gesellschaft?) zeichnete 500 Millionen. Die Zeichnungen in Bordeaux betragen 200 Millionen. Versailles, 29. Juli. In der Nationalversammlung hat Ey- mard-Douvernay einen Gesetzentwurf cingereicht, welcher die Auf lösung der Nationalversammlung verlangt, sowie Neuwahlen zu einer coostituireoden Versammlung. In der Zwischenzeit solle der Prä sident der Nationalversammlung die Gewalten des Präsidenten der Republik auSüben. — DaS ofstciöse Organ deS Hrn. ThierS spricht sich gegen eine Amnestie auS, da dieselbe jetzt vorzeitig wäre. Senf, 27. Juli. Nach au- zuverlässigen Quellen stammende« Informationen werden die Sitzungen de- Schiedsgericht- vökäus- sichtlich eiae zeitweise Unterbrechung erleiden, da sich für die Mit glieder die Nothwendigkeit herausgestellt hat, die einschlägigen eng lischen Gesetze und Verordnungen aus'- Neue gründlich zu prüfen, um sich darüber zu vergewissern, ob nach denselben England da» ihm Mögliche gethan hat, um die Ausrüstung von Kaperschiffen zu verhindern. AlS gewiß ist zu betrachten, daß bet drei von den vorliegenden vier Fällen England die- mit Entschiedenheit behauptet. In dem vierten Falle behauptet dasselbe, zur rechten Zeit ent sprechende Verordnungen erlassen zu haben; dieselben seien aber von den Polizeibehörden nicht sofort auSgeführt worden und in Folge dessen sei die „Alabama" entschlüpft. — Gerüchtweise ver lautet, daß da- Schiedsgericht betreffs der „Alabama" auf eiae runde Entschädigungssumme von 7 Millionen Dollars, betreff» der „Florida" auf eiae solche von 3 Millioaea Dollar- sich einigen würde. Voraussichtlich dürsten die Sitzungen desselben noch etwa 2 Monate ia Anspruch nehmen. Rom, 26. Juli. Der „Germania" telegraphtrt man: Die Nachrichten des „Journal deS DebatS" über eine von Seiten deS französischen Vertreters wegen der päpstlichen Rede begehrte Auf klärung, sowie die Mittheilungen der „Daily NewS" über Be merkungen veS preußischen Vertreter- wegen päpstlicher Klagen gegen Berlin sind erfunden. Rom, 28. Juli. Der Pater Bekx, General deS Jesuitenorden», hat eine Versammlung der hervorragendsten Oberen diese- Orden» nach hier einberufen. — Der „Fanfulla" spricht von einem neuen Schrecken, welcher über die Bewohner deS ValicanS gekommen sei, der aber, wenn er begründet fft, ia weitesten Kreisen wlderhallen dürfte. Maa will nämlich entdeckt haben, daß an der großen Kuppel von St. Peter, dem achten Hügel Roms, den Michel Angel» geschaffen, „um sich der Gottheit zu nähern," merkbare Schwankungen und Rucke vorgefallen seien, was al- der Anfang vom Ende diese- unver gleichlichen, durch die Majestät dec räumlichen Ausdehnung, wie die Schönheit der umschreivenden Linien gleich impooirenden Wunder- der Baukunst angesehen wird. ES sinv an der Kuppel große Oeff- nuogcn angebracht worden, welche nicht im Entwürfe deS Bau meisters lagen, zu großem Nachtheile der Solidität der Constructioa. Auch dem französische» Kanonendonner von 1849 schreibt man eine sehr ungünstige Wirkung zu. Man hat jetzt eine Commission päpst licher Archuecten und Ingenieure ernannt, welche den Zustaad der Kuppel untersuchen sollen. Petersburg, 25. Juli. Sie haben bereit- mitgetheilt, daß die Cholera ywr auSgebrochen ist. Nicht genug, mit dieser leider alljährlich wiederkehrenden Epidemie hatten sich vorher schon die Pocken eingestellt und Hausen wie jene auf arge Weise. Nach amt lichen Mittheilungen erkrankten seit dem Beginn der Choleraepidemie, d. h seit dem 11. Juni 1228 Personen, von denen 257 genäse« und 539 starben; seit Beginn der Pockenepidemie, d. h. seit dem 1. April erkrankten 1172 Personen, von denen 360 genasen und 312 starben. Von der SanitätScommission sind wettgehende Maß regeln getroffen, um den Epidemien mit aller Energie entgegenzu treten. Von der Regierung mit einer größeren Geldsumme unter stützt, hat sie von der Hilfe des Kriegsministeriums, das ihr 500 Betten im großen KriegShospital zur Disposition stellte, ausgiebigen Gebrauch machen können. Auch im Innern deS Reiches herrscht die Cholera mehr oder minder stark. In Moskau ist sie im Ab nehmen begriffen. Hitze groß. Vereinigte Staaten. Das FiScaljahr 1871—72 der Verei nigten Staaten, daS mit dem 28 Juni endigte, hat sich al- ein besonders günstiges herausgestellt. Der Handel hat sich gewaltig emporgeschwungen, das Schatzamt hat vorzügliche Einnahmen gehabt, der Credit ist gehoben. Die Steuerlast ist ermäßigt worden, eben so die Zinslast der Staatsschuld. Keine, außerordentlichen Verluste waren zu beklagen, und die Schienenlänge ist um nicht weniger als 7500 Meilen gewachsen. Die Staatsschuld ist um etwa 100 Millio nen verringert worden, d. h. sieist von 1,880,000,000auf 1,790,000,000 Doll, und die Zinslast von 110,545,000 auf 103,000 000 Doll, ge sunken. In den drei Jahren unter der gegenwärtigen Administra tion hat sich aber nicht nur die Schuld verringert, sondern die Zölle sind gestiegen, trotzdem die Tarife durchgängig ermäßigt worden sind. Für da« neue Finanzjahr giebt man sich der besten Hoffnung hin und glaubt 192,000,000 Doll, auf Zinszahlung und Amorti sation verwenden zu können. — Die jetzt vorliegenden neuesten amerikanischen Zeitungen melden: Der am 8. Juli in amerikanischen Gewässern genommene cubanische Kaper „Pioneer" hatte eine Besatzung vou 20 Mann, war schwer armirt und hatte außerdem eine große Menge von Munition und Feuerwaffen an Bord, «ui Befehl de» Mm«»"«