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Rom. 22. Jusi. Die Gemeindewahlen in Messina, Ancona, Orvieto und in anderen Städten sind, trotz der Anstrengungen der Ckericalen, vollständig zu Gunsten der Liberalen ausgefallen. 15,817,328, für 1873 dagegen 13 700 200 Thlr. zur Disposition stehen. Ferner werden für 1872 und^187A dem Reichskanzler zur Erwerbung und Herrichtung eine« Schießplatzes für die Artillerie« PrüfungScommission 1,375,000 Thlr. zur Disposition gestellt. — AtV Hebung der Zweifel in Betreff de« Zusammentritt- der Konferenz über die sociale Frage werden jetzt die Personen ge nannt, welche preußischer Seit- daran betbeiligt werden sollen; eS sind von Seiten de- auswärtiges Amtes der wirkliche LegationSrath Bucher und von Seiten des StaatSminifteriumS der geb Rath Wagener. Als österreichische Mitglieder waren bereit- früher vom Ministerium de- Aeußern der Chef der deutschen Abtbeilung, Mini« sterialratb v. Teschenberg, und vom Ministerium de- Innern Hof rath v. Schmidt-Zabierow bezeichnet. Essen, 22. Juli. Wie die „Essener Ztg." mittheilt, waren die gestrigen Versammlungen, in welchen die Frage, ob der Strike fortgesetzt werde oder nicht, diScutirt werden sollte, nur schwach besucht (in einer, der Belegschaft der Zeche „Herkules," erschie nen nur sech- Mann), doch wurde von einigen Anwesenden immer hin die Fortsetzung befürwortet und beschlossen. Heute Morgen uun find sämmtliche Bergleute der Zechen „Graf Beust," „Herku les" und „Königin Elisabeth" angefabren; auf „Victoria Mathias" und „Schacht Gustav" so viele, um in einer Schicht flott fördern zu können, auf „Sälzer und Neuack" und „Hoffnung" gleichfalls so viele Bergleute, um den Betrieb aufnehmen zu können. Die Strike« Angelegenheit dürfte somit hier ihr Ende erreicht haben. Hannover, 21 Juli. Nicht weniger al- 225 Militärpflichtige, sämmtlick auS der Stadt Hannover, sind von der Strafkammer de- hiesigen O^ergerichtS wegen Desertion zu je 200 Tblr. Geldbuße, eventuell 6 Wochen Gefänaniß verurtheilt. Ferner ist gegen 123 Militärpflichtige der Stadt Hannover der DesertionSproceh eröff net. lHann. Cour.) Darmstadt, 22. Juli. Wie das „Fr. I " vernimmt, sind strenge Maßregeln gegen die wider die neue Kirchenverfassung op« ponirenden lutherischen Pfarrer, als AmtSsuSpension, bez. Dienst« entlassung, in Aussicht genommen. Oesterreich. „Pesti Naplo" widmet einen Leitartikel der Be weisführung , daß die Politik deS Grafen Andrassh eine friedliche sei und mit Rücksicht auf die inneren, wie äußeren Verhältnisse eine friedliche sein müsse. Die bezeichnendste Stelle, welche die Notb- weodigkeit freundschaftlicher Beziehungen zu Rußland auS dem Ver- hältniß Oesterreich-UngarnS zu Deutschland folgert, lautet: „Klar und einfach ist das Folgende: Von Deutschland zu glauben, daß man es zu einer Politik bewegen könnte, welche Rußland gegenüber feindlichen oder auch nur agressiven Charakters wäre, ist einfach Albernheit. Dies läßt sich von Graf Andrassh nickt voraussetzen; eS ist mit der ganzen Individualität BiSmarck'S und der bisherigen Politik Deutschlands viel leichter vereinbar, daß er die bisherige Intimität Rußland gegenüber nickt so rasch und nicht ohne zwin gende Ursachen aufgeben werde. Auch das ist klar, daß eS ein biScken schwierig und unanaenehm wäre, BiSmarck gegenüber kalt und warm in einem Atbem sein zu wollen. Wie heute Deutsch land >u Rußland siebt, könnte wer immer nur schwer in ein inti mes Berbältniß zu BiSmarck treten, wenn er dem Fürsten Gort- sckakoff gegenüber Spannung sucht. WaS endlich Rußland betrifft, so bat das „Journal deS DebatS" mit seiner Bemerkung unzwei felhaft R'ckt, daß. so oft fick das Verhältniß zwischen Oesterreich- Ungarn und Deutschland intimer gestaltete, daS russische Cabinet, wenn auck nicht im Bunde der Dritte, so doch beiden nahestehend werden wollte." Wien, 23. Juli. Ein Erlaß deS Unterrichtsministers an die WeltauSstellungS-LandeScommilfion tbeilt die Absicht mit, eine Vor« auSstellung sämmtlicker UnterricktSgegenstände zu veranstalten, da her die AuSstellungSobjecte im Laufe deS Januars 1873 in Wien eintreffn müssen. Versailles, 23. Juli. Bei Fortsetzung der Berathung über den Zolltarif wurden die für die Gewebe vorgeschlaaenen Zölle en bloc (im Ganzen) angenommen und sodann der erste Artikel der Steuervorlage in seiner Gesammtheit mit 317 gegen 235 Stimmen genehmigt. Italien. Nach einer amtlichen Uebersicht zählt die italienische Marine dermalen 22 Panzerschiffe von zusammen 75 384 Tonnen« gehalt mit 11,380 Pserdekrast 201 Kanonen und 7938 Mannschaft. Die Pserdekrast variirt zwischen 900 und 70, der Tonnengehalt zwischen 5700 uud 642 und die Stärke der Mannschaften zwischen 550 und 70 Die fünf bedeutendsten Schiffe find der „König von Portugal", „Rom", „Venedig", „Prinz AmadeuS" und „Palestro". Die Staatseinnahmen deS ersten Halbjahre- 1872 belaufen sich auf 67^ Mist. Lire, nahezu 93 Mill, mehr al- die im vorjährigen — Wie die „Corr. Stef." hört, sinnt die italienische Regie rung über die Mittel nach, wie am wirksamsten da- Fortschleppen der in den römischen Klöstern befindlichen Kunstwerke und anderer Wertbsachen, womit schon ein recht hübscher Anfang gemacht scheint, verhindert werden könne. Vorläufig sollen die schon in Kraft be findlichen Gesetze energischer, al- eS bi- jetzt geschehen, gebandbabt werden. Die „Riforma" fordert den Minister deS öffentlichen Unterrichts aus sofort gleichzeitig und überall, um weiteren Der« schlevpungen vormbeugen, Sequester auf alle Klöster legen und In ventare ausnehmen zu lassen und die Ueberwachung der Kunstgegen- stände eigens dazu bestimmten, verantwortlichen Custodea anzuver trauen. AuS Madrid bringt heute auch die Wiener „N. fr. Pr." einige Details über das Attentat auf den König. Die Botschaft in Pari« und Admiral Topete hatten fast gleichzeitig Senntniß von dem Comnlote Kenntniß erlangt. Von der ersteren langte einige Stunden vor dem Attentate ein chiffrirteS Telegramm an, welche- von Zorrilla, dem Ministerpräsidenten, ungesäumt dem Könige mit- getbeilt winde. Nichtsdestoweniger weigerte sich Amadeus, da- Programm, das er für den Tag entworfen, auch nur in eine« Punkte abzuändern. Er verkackte die Warnungen und begab sich in Begleitung seiner Gemahlin in daS Concert, von welchem er in gedecktem Waren eine Stunde vor Mitternacht zurückiuhr. Ohne Wissen des Königs batte der Palastmarschall im Einvernehmen mit dem Gouverneur von Madrid Vorsichtsmaßregeln getroffen, die, wie sich alsbald herausstellte, nickt überflüssig waren. Ja de« Momente, als der Wagen au« der Puerta-del-Tol in die an dieser Stelle sehr enge Arenalstraße einbog, ließ sich eine furchtbare De tonation hören, von allen Seiten stürmten die bereit gehaltene» Polizisten vor und e« entspann fick zwischen diesen und den Attea- tätern ein lebhaftes Handgemenge, in welchem einer von den Letzter« todt aus dem Platze blieb, zwei verwundet wurden. Zwei ander« von den Verschworenen gelang es, im Tumulte zu entkommen. Vor dem Wagen des Königs wurde eines der Pferve bleisirt Die Nachricht von diesem Ereignisse verbreitete sich mit Blitzesschnelle in der Stadt. Madrid bleibt im Sommer wegen der bei Tage herrschenden Hitze bis tief in die Nacht belebt ; der königliche Palast war daher bald von einer dichtgedrängten neugierigen Schaar um lagert, die den König bewog, sich mehrmals auf dem Balcon zu zeigen. Die Nacht über verbrachte der König wachend. Die lär menden Kundgebungen der Sympathie und die fortwährenden Em pfänge aller Spitz m der Behörden, die ihre Glückwünsche zur LebenSrettung darzubringen kamen, ließen ihn nicht zu Bett« kom men. Am Morgen wurde in der Kapelle deS RefidenzschlosseS eiu Tedeum gesungen, später in der Kirche San Isidoro unter großem Menschenandrang eine feierliche Messe celebrirt. Vormittag-zeigte sich der König zu Fuß auf den Straßen; er nahm die Beschädi gungen in Augenschein, welche die Kugeln, die ihm gegolteu, au einem der Häuser der Arenalstraße zurückgelassen hatten. Die ge richtliche Untersuchung ist bereits in vollem Zuge. England. Der „Manchester Guardian" meldet, daß die „3a- ternationale" bei ihrer nächsten Versammlung im Haag eine ernst liche Krisis zu bestehen haben werde. Die englischen Arbeiter oäm- lich find sehr erzürnt darüber, daß die Gesellschaft fie so wenig ia ihren Kämpfen mit den Arbeitgebern unterstützt habe. Auch hätte« die Arbeitgeber in neuester Zeit so viele zum Baumaterial gehörige« Artikel vom Festlands bezogen, daß eS nutzlos sein würde, die ia- ternationale Verbindung beizubebalten. ES wird deshalb der An trag gestellt werden, die Internationale aufzulösea. Da- General- Comite und Diejenigen, welche seine ehrgeizigen Pläne billigen, werd« sich natürlich dem Anträge widersetzen, doch da daS Comite sehr gespalten ist, erscheint eS zweifelhaft, ob ein Widerstand erfolgreich sein wird. Auf alle Fälle gedenken die Engländer fick völlig vo« der „Internationale" loszusagen. Bestätigt sich diese Nachricht, so dürste der „Internationalen" die Haupteinnahmequelle abgeschnittea sein. Der englische Arbeiter, welcher an die Verbesserung seiner materiellen Lage hauptsächlich denkt, bat sich übrigens für die po litischen Ideen der DeleScluze uud Marx niemals sehr begeistern können. AuS Christiania, 19. Juli, wird berichtet: Gestern fand hi« die Feier deS tausendjährigen Bestehens deS norwegischen Reiche statt. Die Straßen und Schiffe hatten geflaggt und waren mit Laub und Blumen verziert. Auf dem Kastell ArhuS wurden die Kanonen gelöst. Abends wurde eia großes Volksfest veranstaltet, zu welchem 30,000 BilletS verkauft wurden Den Schluß der Festlichkeit bildete ein großes Feuerwerk. Ja Haugesuad wurdt o»«^rz,.sdi»nkmal feierlich enthüllt. Anweseuh war Prinz O-ntt