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und Tageblatt. Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg u. Brand. ^-171. Erscheint t. Freiderg sed. Wochml. At>. k U. für den and. Tag. Jnser. werden bi« V. l1 U. für nächste Nr. angen. Freitag, den 26. Juli. Preis vterteljährl. 20 Ngr. Inserate werden die gespaltene Zeile oder dereA Raum mit I Ngr. berechnet. 2 Freiberg, 25. Juli 1872. I. Nm Anfänge dieser Woche wiesen wir bereits auf daS Werk deS großen Generalstabs über den deutsch-französischen Krieg hin und glauben heute im Interesse der Leser zu handeln, wenn wir in einigen aufeinander folgenden Artikeln jenen allgemeineren Andeutungen speciellere Berichte folgen lassen. Augenblicklich liegt allerdings nur daS erste Heft des großen, umfassenden Werkes vor, in welchem unserer Nation nochmals die Heldenthaten der deutschen Armee vor die Augen geführt werden; allein dasselbe bietet schon so viel interessanten Stoff, daß sich ein näheres Eingehen wohl rechtfertigt. Zunächst bespricht daS Werk den KriegSplan Napoleons wie solgt: Man kannte in Frankreich die Ueberlegenheit der verei nigten deutschen Streitkräste, hoffte sie aber durch Schnelligkeit der Bewegung zu paralyfiren. Die Bedingung hierfür war, daß eS gelänge, den Rhein in seinem oberen Lause überraschend zu über schreiten und dadurch Süd- und Norddeutschland von einander zu trennen. DaS isolirte Preußen berechnete man mit einer Wehrkraft von 350,000 Kombattanten und als Ergebniß eines ersten Erfolges wurde der Anschluß Oesterreichs und Italiens erwartet. Seinem Plane gemäß, von welchem der Kaiser in Paris nur den Marschällen Mac Mahon und Le Boeuf Mittheilung machte, sollte die erste Eoncentration der Armee mit 150,000 Mann um Metz, mit 100,000 Mann bei Straßburg und mit weiteren 50,000 Mann im Lager von ChalonS erfolgen. AlSdann war beabsichtigt, die Armee von Metz näher an die von Straßburg heranzuziehen und in einer Stärke von 250,000 Mann den Rhein bei Maxau zu überschreiten. Nachdem man hierauf die süddeutschen Staaten zur Neutralität ge zwungen, sollte die preußische Armee ausgesucht und bekämpft wer den. Während dieser Operation fiel dem auS dem Lager von Cha lonS auf Metz dirigirten Reservecorps die Aufgabe zu, den Rücken der Armee zu decken und die Nordostgrenze zu überwachen. Gleich zeitig erwartete man, daß das Erscheinen der Flotte im baltischen Meere einen Theil der feindlichen Kräfte zur Sicherung der Küsten festhalten würde. Allerdings basirte der so aufgestellte Plan auf der richtigen Anschauung, daß die Ueberlegenheit deS Gegners nur durch Schnelligkeit der Bewegung auszugleichen sei, aber man täuschte sich über die Solidarität der Verhältnisse Süd- und Norddeutsch- landS, wie man die Selbstthätißkcit und die Ziffer der preußischen Streitkräfte unterschätzte. Letzteres war um so auffallender, als man wissen mußte, daß Preußen bereits im Feldzuge von 1866 circa 350,000 Mann ins Feld geführt und daß seine Streitkräste seit dem eine nicht unbeträchtliche Vermehrung erfahren hatten. Ferner hin aber verkannte man, wie wenig gerade die französische Armee in ihrem damaligen Zustande für eine schnelle Eröffnung des Feld zuges und rapide Führung der Operationen besonders geeignet war. Die französische Diplomatie hätte den AuSbruch deö ConflicteS ver zögern können, bis man zum Schlagen bereit war, aber sie erklärte den Krieg, noch bevor die Regierung in der Lage war, dieser Er klärung unmittelbar Folge zu geben; und so geschah eS denn nach- mal-, haß die Streitkräste Frankreichs, noch ehe sie völlig versam melt und zu Offensiv-Operationen bereit war-n, von den deutschen Armeen auf eigenem Gebiete angegriffen wurden. Abgesehen von den Täuschungen, welchen die französische Re gierung bei Aufstellung dieses Planes sich hingab, war derselbe doch den Verhältnissen so angepaßt und entsprechend, daß schon daS Me- Moire Moltke'S von 1868 ihn voraussah und den diesseitigen Aufstellungen zu Grunde legte. Der äußerst interessante Abschnitt deS offiziellen Werkes, welcher dieses Memoire darlegt, lautet wört lich wie folgt: Bei dem Aufmärsche einer Armee kommen die vielseitigsten politischen und geographischen Erwägungen neben den militärischen in Betracht. Fehler in der ursprünglichen Versamm lung der Heere sinv im ganzen Verlauf der Feldzüge kaum wieder gut zu machen. Alle diese Anordnungen aber lassen sich lcchge.vor« her erwägen und — die Kriegsbereitschaft der Truppen und die Organisation deS Transportwesens vorausgesetzt — müssen sie zu den beabsichtigten Resultat führen. Als nächstes OperationSziel gilt: „Die Hauptmacht des Gegners aufzusuchen und wo man sie findet anzugreifeu." Bei diesem einfachen Plane wird jedoch auf die Schwierigkeit hingewiesen, welche auS der Handhabung der dafür erforderlichen „sehr großen Massen" erwächst und als leitender Gedanke, schon von den ersten Bewegungen an, läßt sich unschwer das Bestreben erkennen, die feindliche Hauptmacht in nördlicher Richtung von ihrer Verbindung mit Paris abzudrän gen. DaS obenerwähnte Memoire des Generals von Moltke prüft zunächst die Stärkeverhältnisse der beiderseitigen Feldarmeen. In dem hierbei von der Annahme ausgegangen wird, daß in Folge der Transport- und vielleicht auch politischer Verhältnisse Nord deutschland zunächst nur über 10 Corps verfügt, werden dieselben aus 330,000 Mann beziffert, welchen Frankreich im ersten Augen blick nur 250,000, nach Einreihung seiner Reserven aber 343,000 Mann entgegenstellen werde. Dieses anfängliche Stärkeverhältniß mußte bedeutend zu unseren Gunsten umschlagen, wenn, wie damals noch nicht feststand, die süddeutschen Staaten gleichfalls am Kriege Theil nahmen, oder wenn demnächst auch nur die 3 noch disponiblen Reserve-Corps und einige der zu formirenden Landwehr-Divifionen aus Norddeutschland rechtzeitig herangezogen wurden. Tagesgeschichte. Berlin, 24. Juli. DaS von vielen Seiten als gewaltsam und überstürzt bezeichnete Vorgehen deS Commandapten der „Gazelle", Batsch, gegenüber der hahtischen Regierung, wird laut amtlichen Bericht des „Reichsanzeigers" in Folgendem Motivirt: „In Anbetracht, daß die Reclamation trotz aller Verhandlungen seit Jahren schwebte, daß ferner auf die im Januar dem Lom mandanten der „Gazelle" Seitens der Regierung ge machte Zusage bis Dato eine Regelung der Sache nicht erfolgt war, glaubte der Lapitän Batsch eia Ultimatum stellen zu müssen, in welchem er der Regierung Frist ließ, sich'bi- Sonnenuntergang zu entscheiden." — DaS Gesetz über die französische kriegskosten-Entschä digung vom 8. Juli d. I. ist veröffentlicht worden. Nach dem- selben ist für Wiederherstellung, Vervollständigung und Ausrüstung der Festungen in Elsaß - Lothringen die Summe von 40.250,050 Thalern flüssta IN macken mavan sliv 1872 d-n,