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Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt : 08.09.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id38343789X-188709082
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id38343789X-18870908
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-38343789X-18870908
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-09
- Tag 1887-09-08
-
Monat
1887-09
-
Jahr
1887
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-tr. 10«. S»vhe«hai«er Uuterhatt««--- <«d AxzelgMatt. unterluchkuven WcuMocke werden nnl der Luve umermchr mw falls sie verseucht sind, durch Kalkmilch kennzeichnet. Ist der Umfang eines ReblausheerdeS nach sorgfältiger Prüfung genau begrenzt, so wird derselbe mit Stacheldraht abgegrenzt und durch Plakate kenntlich gemacht. Um die Rebläuse zu vernichten, muß auf das Gründlichste verfahren werden. Die Weinstöcke werden ausgehackt und sammt den Pfählen, nachdem sie mit Petroleum begossen worden sind, verbrannt. In jede der entstandenen Gruben wird auf die gebliebenen Wurzeln Petroleum gegossen, alsdann die Erde geebnet und schließlich mit Petroleum überbrannt. Erst im fünften Jahre darf der Boden für neue Weincultur verwerthet werden. —* Von der sächsischen Staatseisenbahn-Verwaltung wird nächsten Sonntag, am 11. September d. I., ein Extrazug zu ermäßigten Preisen von Leipzig nach Dresden, Bautzen (anläßlich der dortigen landwirtschaftlichen Ausstellung) und zurück abgelassen. Die Abfahrt dieses Zuges erfolgt in Leip zig, Dresd. Bhf., früh 5 Uhr 20 Min., in Wurzen 6 Uhr 2 Min., m Dahlen 6 Uhr 28 Min., in Oschatz 6 Uhr 43 Min., in Riesa 7 Uhr 8 Min. und in Priestewitz 7 Uhr 37 Min., die Ankunst in Dresden-Neustadt, Leipz. Bhf., 8 Uhr 24 Min. und in Bautzen 10 Uhr 13 Min. Vormittags. Am Abend desselben Tages kehrt der Extrazug 7 Uhr 50 Min. aus Bautzen bez. 9 Uhr 40 Min. aus Dresden-Neustadt, Leipz. Bhfl. zurück und kommt 10 Uhr 23 Min. in Priestewitz, 10 Uhr 50 Min. in Riesa, 11 Uhr 15 Min. in Oschatz, 11 Uhr 29 Min. in Dahlen, 11 Uhr 52 Min. in Wurzen und 12 Uhr 33 Min. Nachts in Leipzig an. Die Billets, welche vom 9. September ab zur Verausgabung kommen, kosten: von Leipzig und Wurzen nach Dresden 4,50 M. in U. und 3 M. in IH. Classe, von Leipzig und Wurzen nach Bautzen 7 M. m 11. und 4,50 M. in Ul- Classe, von Dahlen nach Bautzen 5 M. in II. und 3,50 M. in III. Classe, von Oschatz und Riesa nach Dresden 3 M. in U. und 2 M. in IU. Classe, von Oschatz, Riesa und Prie stewitz nach Bautzen 4,80 M. in U. und 3,20 in UI. Classe. Die Rückfahrt kann beliebig am 11. September mit dem Extrazuge oder am 12. und 13. September mit den gewöhnlichen Personen zügen (bei Courierzügen gegen Lösung von Zuschlagbillets) er- foM«. Auf die Bautzner Billets ist bei der Rückreise Fahrt unterbrechung in Dresden-Neustadt gegen Bescheinigung gestattet. Zwischen Leipzig und Bautzen findet Wagendurchgang statt und wird hierbei der schlesische Personen-Bahnhof in Dresden-Neu stadt nicht berührt. —*** Am letzten Sonntage Vormittags hielt der Militär- Verein für Merschwitz und Umgegend in Merschwrtz zur Mit feier des Constitutionsfestes und des Sedantages eine Kirchen parade ab. Nachmittags fand daselbst auf einer an der Elbe ge legenen und mit Flaggen geschmückten Wiese ein in Umzug, Vogelschießen, Verloosuug, verschiedenen Spielen und Feuerwerk bestehendes Kinderfest statt, welches Herr Rittergutsbesitzer Sachße auf Merschwitz in gütigster Weise veranstaltete. — Seck Montag, den 5. September hat die Direction der sächs. böhm. Dampfschiff- fahrtsgesellschast einen neuen Fahrplan ihrer Schiffe angeordnet, nach welchem die Fahrten bis Mühlberg eingestellt sind und nur das zweite Schiff um 11 Uhr und das dritte Schiff um 2 Uhr, anstatt bisher um V-I2 und 3 Uhr, in Riesa abgehen, die übrigen Abfahrtszeiten der Schiffe jedoch nach jeder Richtung beibehalten wurden. Gröditz, 5. September. Außer dem von Ihnen bereits gemeldeten Blitzschlag, welcher das Stallgebäude des Gutsbesitzers Jopp traf, hat ein zweiter Schlag die Telephonleitung des Eisen werks getroffen und die betreffenden Apparate im Hauptcomptoir beschädigt. — Das Kinderfest der Eisenwerksarbeiter, welches am Sedantage arrangirt worden war, konnte noch rechtzeitig vor Auf tritt des Gewitters programmgemäß beendet werden, während die Sedanfeier des Beamten-und Arbeckerpersonals der Cellulosefabrik der Herren Kübler L Niethammer eine kurze Unterbrechung erlitt und dann im Richter'schen Saale fortgesetzt wurde. ff Elsterwerda, den 6. September. Von allen Seiten liest man, wie schrecklich das Gewitter am 2. September, wobei der Blitz auch hier an drei Stellen einschlug, getobt und wie großen Schaden es hier und da angerichtet hat. Jedoch nur aus wenigen Orten wird von der unbeschreiblich schönen Naturerscheinung be richtet, welche auch hier bei Sonnenuntergang zu sehen war. Nachdem das Unwetter vorübergebraust war, brach die unter gehende Sonne in überaus herrlichem Glanze durch das schwarze Gewölk und verbreitete über Himmel und Erde einen wunderbar prächtigen Purpurschein. Am östlichen Himmel prangte ein doppel ter Regenbogen, und die ganze Fläche des Himmels, welche der Bogen umspannte, erschien Vonden Regenbogenfarben, namentlich Roth und Orange, wie überfluthet; die Erde mit ihren Wiesen, Feldern, Bäumen und Häusern strahlte wieder in diesem himm lischen Glanze. Dabei zuckten noch immer ferne Blitze und rollten dumpfe Donner. Das Naturschauspiel war so großartig und über wältigend, daß selbst die Schrecken der Blitzschläge vergessen wurden und große VolkSmassen sich zusammenfanden, um diese bisher noch von Keinem gesehene wunderbare Erscheinung unter Ausrufen des Staunens und Entzückens zu betrachten. Einige wollen auch Funken wie Sternschnuppen am Himmel haben hin ziehen und dann wie Feuerkugeln nach allen Richtungen hin zer stieben sehen. Als die Sonne unter dem Horizonte hinabtauchte, erblaßte und verschwand allmählich die Farbenpracht. — Gegen wärtig wird am hiesigen Seminar die Abiturientenprüfung ab- aehalten. Vorigen Donnerstag begann dieselbe mit der Anfertigung der schriftlichen Arbeiten. Das Thema für den deutschen Aufsatz hatte das königl. Provinzial-Schulcollegium in Magdeburg selbst gestellt. Es lautet: „Die Kinder lieben so leicht; wie schlimm muß der es treiben, den sie hassen sollen." Aus dem Gebiete der Religion war „das Wesen der Wiedergeburt" als schriftlich zu be arbeitendes Thema aufgegeben worden. Gestern und heute wurde mündlich geprüft. Vorsitzender der Prüfungs-Commission und Vertreter des königl. Provinzial-Schulcollegiums ist der Herr Regierungs- und Baurath Bode aus Magdeburg. Die königl. Regierung zu Merseburg ist diesmal durch den Herrn Superin tendent Opitz von hier commissarisch vertreten, da der betr. Schul- rath versetzt und sein Nachfolger noch nicht wieder ernannt lst. Zum ersten Male war durch Verfügung deS Herrn Cultusminister auch der Herr General-Superintendent Ur. Schulze aus Magde burg der Prüfungscommisston beigeordnet. Die Zahl der Exa minanden beträgt 24, und zwar sind es lauter Seminaristen von hier, da, was eine bemerkenswerthe Erscheinung ist, diesmal auch nicht ein sog. Wilder, d. h. Auswärtiger, zur Prüfung erschie nen ist. Ein derartiger Fall ist bisher noch nicht dagewesen. Von den Seminaristen ist leider einer durchgefallen und bereits fortgewiesen — auch ein seltener Fall. Hoffen wir, daß die übrigen alle ihr Ziel erreichen! Morgen beginnt die schriftliche Aufnahmeprüfung der Präparanden. Der Herr General - Superin tendent ist bereits wieder abgereist. Dresden, 6. September. Se. Majestät der König begab sich heute früh in der 7. Stunde von Pirna ab mit größerem Ge folge wieder nach Krippen und von da auf Reinhardsdorser Revier zur Hochwildjagd, welche auch morgen noch ihre Fortsetzung findet. Se. Majestät übernachtete dabei wieder in Sendig's Villa „Qui- sisana" zu Schandau, wo dann morgen Abend im sogenannten Königsparke Promenaden-Concert mit Illumination :c. stattfinden wird. Die Rückfahrt erfolgt hierauf morgen Abend in der 10. Stunde. — Auf Schloß Albrechtsbcrg zu Dresden traf heute die Gräfin von Hohenau mit ihren Kindern zu mehrwöchentlichem Aufenthalte ein. Der Graf von Hohenau, bekanntlich ein Sohn des Prinzen Albrecht von Preußen aus der Ehe desselben zur linken Hand, ist Besitzer des genannten Schlosses. Einen großen Therl desselben bewohnt jedoch seit längerer Zeit der Prinz Albert von Sachten Altenburg, welcher hierfür einen jährlichen Zins von 20 WO M. entrichtet. Ein hübsches Stück Geld, für das man mit Fug und Reckt einige heizbare Räume verlangen kann. — Für die Uebersiedelung des Prinzen Friedrich August nach dem Prinzen palais am Taichenberg hier'elbst sind nunmehr alle Arrangements getroffen. Der Marstall des Prinzen, welcher sich neben dem königlichen auf der Stallstraße befindet, umfaßt vorläufig 4 Reit- und 0 Wagenpferde. — Heule beginnen hierselbst die alljährlich wiederkehrenden kirchlichen Septemberfeste, zu welchen auS allen Theilen unsere- Sachsenlandes Theilnehmer eingetroffen sind. — Der Gebirgsverein für die sächsisch-böhmische Schweiz nimmt bei der auf den 18. d. M. in Niedersedlitz angesetzten Generalver sammlung zugleich Gelegenheit, sein 10 jähriges Bestehen zu feiern. Man hofft auf regen Besuch der gedachten Versammlung, für welche Herr Prof. Fritz Schultze vom Polytechnikum hierselbst, bekanntlich ein Lieblingsredner der Dresdner, für den Festvortrag gewonnen worden ist. — Die Amtshauptmannschast Pirna machte heute bekannt, daß auf dem Rittergnte Röhrsdors bei Lockwitz unter den Pferden die Rotzkrankheit ausgebrochen ist. Es geschah natürlicherweise sofort Alles, um eine Weiterverbreitung der ge fährlichen Seuche zu verhüten. — Gar tief muß die Nachbarstadt Pirna in den Beutel greifen, um die für Militärzwecke erforder lichen Gebäude re. herzustellen. Der Gesammtanschlag für die auf dem Terrain des früheren Walkmühlen-Grundstücks erstehenden Militär-EtablissementS beziffert sich auf die Kleinigkeit von 700000 Mark. Indem man Alles hübsch nach den Wünschen der obersten Militärbehörde herstellt, erhöht sich zugleich aber auch die Aussicht, daß später einmal das Reich als Käufer auftritt und bei dem Preise für die Erwerbung nicht geizt. — * „Braucht Deutschland eine Colonial-Armee?" ist der Titel einer bei Friese und v. Puttkamer in Dresden erschienenen colonial politischen Schrift, welche Eugen Friese, Hauptmann a. D., zum Ver fasser hat. Derselbe weist mit vollständigster Beherrschung deS Stoffes und gediegenem Wissen eines Sachverständigen unter Anführung reich haltigen Beweismaterials nach, daß Deutschland unbedingt an die Bildung einer Colonial-Armee zu gehen hat, wenn eS nicht den Besitz stand seiner überseeischen Erwerbungen auf das Aeußerste gefährdet sehen will. Den vom Verfasser entwickelten Anschauungen stimmen wir im Wesentlichen vollkommen bei, nur bezüglich der im zweiten Theile gemachten Vorschläge über Beschaffung der Colonial-Armee möchten wir bezweifeln, ob es sich empfehlen dürste, nur Leute an zuwerben, welche von den Ersatzbehörden aus diesem oder jenem Grunde für militärfrei erklärt worden sind, nur damit kein waffen fähiger oder zum Tragen der Waffe verpflichteter Mann dem Mutter lands geraubt werde. Unseres Erachtens würde cs aber zweckmäßiger sein, nur solche Mannschaften für die Colonien anzuwerben, die schon einige Jahre in der Heimath gedient, sich als vollkommen gesund und brauchbar bewiesen haben und als fertige Soldaten an den Ort ihrer Bestimmung abgehen. Sie würden sich in die durch klimatische Ver hältnisse gebotenen Aenderungen militärischer Obliegenheit wahrscheinlich schneller finden, als unausgebildete Leute von mangelhafter körperlicher Beschaffenheit, die erst Disciplin lernen müssen. Daß durch eine der artige Einrichtung die zur Vertheidigung des Mutterlandes nöthige Wehrkraft zu sehr geschwächt würde, ist nicht zu befürchten. Deutsch land hat jetzt noch viel kräftige und in jeder Beziehung militärtüchtige Männer übrig, die niemals zum Dienst eingezogen waren und mit jedem Jahre wird diese Zahl größer trotz der verstärkten Rekruten einstellung. Die Neigung zum Colonial - Militärdienst ist auch schon vorhanden und würde sich erwünschter Weise steigern, wenn den An zuwerbenden entsprechende Vortherle geboten würden entweder durch Auszahlung von größeren Summen oder Aussicht auf Bodenerwerb nach beendeter Capitulationszeit sowie doppelte Anrechnung der Dienst zeit u. a. m. Wir empfehlen das Werk, welches durch alle Buch handlungen zu beziehen ist, Allen, denen das Wohl unserer Colonien »m Herzen liegt, hiermit aufs Wärmste. Leipzig. Der Fachverein der Schneidergehilfen und die Tarifcommission der Schneidergesellen für Leipzig und Um gegend sind auf Grund des Vereinsgesetzes polizeilich aufgelöst worden. — Auf dem Bahnhofe Plagwitz-Lindenau kam am Dienstag ein Arbeiter beim Wagenschieben zwischen die Puffer und zog sich dadurch so schwere Verletzungen zu, daß er den selben höchst wahrscheinlich erliegen wird. Se. königl. Hoheit Prinz Friedrich August kam am ver gangenen Sonnabend mit dem letzten Abendzuge von Waldheim in Chemnitz an, übernachtete im Hotel Reichold und wohnte am Sonntag früh einer Messe in der katholischen Kirche bei. Der Prinz, welcher in Husarenunisorm erschien, kehrte nach Anhören der Messe mit dem Courierzug nach Waldheim zurück. Am 5. Seplbr. wurde dem Oberbürgermeister Streit in Zwickau das kunstvoll ausgeführte Diplom als Ehrenmitglied des Vereins sächsischer Gemeindebeamten überreicht. Die vom Stadtbauamte zu Pirna nunmehr fertiggestellten Pläne für das neue Kasernement der dorthin verlegten dritten Abtheilung des Feldartillerie-Regiments Nr. 28 veranschlagen die Gesammtkosten (ohne Bauplatz) auf 700000 Mark. Die dazu gehörigen Bauten kommen auf die Felder des ehemaligen Walkmühlengrundstücks links der Rottwerndorfer Straße zu stehen. Auf der Schandau-Neustädter Straße wurde an einem der letzten Abende ein Geschirrführer aus Sebnitz von einem Manne ungehalten mit der Frage, wie weit eS noch bis Seb nitz sei. In demselben Moment, als der Kutscher die gewünschte Auskunft vom Bocke herab gegeben hatte, wurde er jedoch von dem Strolche an der Brust erfaßt und ihm ein Theil der Kleidung vom Leibe gerissen. Nachdem der Angegriffene sich mit der Peitsche gewehrt, ergriff der freche Räuber die Flucht und entkam dabei auch, da der Kutscher in Rücksicht auf sein Geschirr von der weiteren Verfolgung absehen mußte. Am 9. und 10. October wird in Gottleuba eine land- wirthschaftliche Ausstellung abgehalten werden, welche den Zweck hat, die Products der Umgegend einander gegenüber zu stellen, um dadurch ein Bild von den Leistungen der Landwirthschaft und des Gartenbaues der Gegend zu schaffen. Nach dem Monatsbericht für August der sächsischen Ar- beitercolonie Schneckengrün sind seit Eröffnung der Colonie überhaupt 645 Colonisten ausgenommen worden. Zu dem nach Abschluß des vorigen Berichts verbliebenen Bestand von 63 sind im Laufe des Monats August 31 Colonisten hinzu gekommen, während 40 abgegangen sind. Der jetzige Bestand beträgt 74. vermischtes. Ein heilloser Schrecken fuhr dieser Tage einer Gesellschaft in einem Restaurant in einer Ortschaft an der Chemnitz-Annaberger Bahn in die Glieder. Der Wirth des betreffenden Lokals hatte ein Schwein geschlachtet und eine Anzahl Gäste zum Schweine schmaus eingeladen. Vorher hatte er einen Burschen mit einem Stück deS Fleisches nach Zschopau gesendet, um von einem Trichinen beschauer die Genießbarkeit des Fleisches feststellen zu lassen. An gesichts der verlockenden Schweinefleischgerichte vermochten die Gäste ibren Appetit nicht länger zu zügeln. Sie begannen munter den Angriff auf das Borstenthier und hieben so wacker ein, daß sie kaum noch an da? fehlende Attest des Trichinenkundigen dachten. Sie sollten in schrecklicher Weise daran erinnert werden. Da öffnet sich jäh die Thür, wie eine Bombe stürzte der Bursche in die Gaststube, schreckensbleich, zitternd, nur stotternd vermag er die Worte herauszustoßen, das Fleisch sei trichinös, wer davon esse, dessen Leben sei GraS! Wie die einzelnen Glieder eines Ameisen haufens, in welchen ein Fuß getreten, schwärmten die Theilnehmer des Schmauses auseinander. Einer jagt der nächstgclegenen Apo- tbeke zu, der Zweite fliegt der Wohnung eines Arztes zu, der Dritte stürzt zu Hause, um wenigstens in seinem eigenen Bette oder in den Armen seiner Frau zu sterben, ein Vierter eilt zu einem Notar, um schleunigst sein Testament zu machen. Einige dagegen ergeben sich resignirt in ihr Schicksal und warten geduldig, «ckte im Herzen unauslöschlichen Haß gegen die Trichinen und andere Borstenthiere, ihres letzten Augenblicks. Die Noth war arg, die Angst groß — größer aber noch ist die freudige Täuschung der Erschreckten, welche bisher vergeblich auf ihr Ende warteten und nun allmählich zu der Ueberzeugung gekommen sind, daß eS mit dem Sterben vorläufig noch nichts ist. Man nimmt an, daß der zum Schweiuefleisch genossene Schnaps, den die Trichine bekanntlich absolut nicht vertragen kann, die Gefahr aufgehoben hat. In Dürkheim a. H. hielt der Sachverständige, königl. Land- wirthschaftslehrer Nipeiller, einen öffentlichen Vortrag in Reblaus- Angelegenheiten. Derselbe trat vornehmlich der aus Rheingauer Winzerkreisen in die Presse übergeganaenen irrigen Annahme ent gegen, als gewähre die höchste Cultur des Weinstockes einen Schutz gegen die ReblauS. Der Weinstock werde vielmehr durch die im Interesse der Erzielung eines guten Erzeugnisses fortschreitende Cultur verzärtelt und verliere seine Widerstandsfähigkeit gegen seine Feinde. Die berufenen Organe, wie besonders auch die Presse müßte darauf hinwirken, daß die leider noch in vielen Winzerkreisen herrschende Stumpfheit gegenüber der drohenden Gefahr bekämpft und immer eingehendere Kenntniß über die ReblauS-Krankheit erstrebt werde. Der Vortragende hält die Art der Reblaus-Vernichtung im Ahrgebiete für die bewährteste und billigste, indem dort stete Untersuchungen der Weinberge durch Sachverständige stattsänden, wodurch dre Möglichkeit gegeben sei, jede neue kleine Reblausansteckung alsbald zu entdecken und mit verbältnißmäßig wenigen Kosten zu vernichte«. Seinerzeit seien blühende Winzer-Colonien Nordamerikas in damals noch unerklär licher Weise nach einer Reihe von Jahren trotz aller Bemühungen eingegangen, und zwar, wie neuere Forschungen ergeben hätten, einzig und allein nur durch die Reblaus. In der Jetztzeit sei die durch die Reblaus drohende Gefahr verhältnißmätzia durch den hochentwickelten Handel mit ausländischen und einheimischen Pflanzen unendlich viel größer geworden, weshalb denn auch die Gesetz gebung den Handel mit Wurzelreben beschränken mußte. Das Heimtückische bei der ReblauS-Krankheit sei die durch dieses Jnsect zunächst verursachte Knotenbildung an den Faserwurzcln, die sich erst später am Aussehen des Weinstockes erkennen lasse und wodurch sich auch in Frankreich die ReblauSplage so ausgebreitet habe. Der Sachverständige warnte ferner vor dem Pfropfen auf ameri kanische Rebunterlage, wodurch man die Reblaus sehr leicht noch weiter einschleppen könne und durch welches übrigens auch die Eigenart der in der betreffenden Gegend gezogenen besseren Weine, hauptsächlich der Bouquetweine, verloren gebe. Deutschland könne sich in der Bekämpfung der Reblaus einen Ansporn aus den von dieser in Frankreich und anderwärts angerichteten Verheerungen nehmen und deshalb sei unablässige Wachsamkeit und strenge Be achtung der gegebenen gesetzlichen Bestimmungen das erste Erforderniß für das fernere ersprießliche Gedeihen des deutschen Weinbaues. (Unglücklicher Ausgang eines Scherzes.) Wie dem „Boten f. T. n. V." aus Salurn berichtet wird, breitete am 30. August in Eichholz ein 23 Jahre alter Knecht Namens Ceolan Antoniv Streu aus. Da erschien bei einem Fenster des danebenstehenden Hauses sein Freund Josef Stimpfl mit einer Flinte und richtete an Ceolan im Scherz die Worte: „Doni! vot worlr?" Lachend erwiderte dieser mit „si" — da knallte es aber auch schon und der junge Bursche sank mit einem Aufschrei zusammen und war sofort eine Leiche. Der unglückliche Schütze meinte, das Gewehr wäre nicht geladen, während sein Bruder dasselbe vor ein Paar Tagen mit Pulver und Hasenschrot versehen hatte. Als sich Stympfl überzeugt hatte, daß Ceolan getödtet sei, eilte er sofort nach Mezzo- lombardo und stellte sich dem Gerichte. Großes Aussehen erregt in Bielefeld die Verhaftung eines Diaconen, der gegenwärtig an dem mit den v. Bodelschwingh'schen Anstalten verbundenen Bruderhause seine Probezeit machte. Der selbe ist verdächtig, bei den letzten beiden Feuersbrünsten, von denen die v. Bodelschwingh'schen Anstalten für Epileptische heim gesucht wurden, die Brände angelegt zu haben. Wie es heißt, ist der Mann vor seinem Eintritt in das Diaconenhaus schon wegen Diebstahls bestraft, auch schon einmal wegen Brandstiftung längere Zeit in Untersuchungshaft gewesen. lieber ein schönes Wort des Herzogs Karl Theodor in Bayern, welcher bekanntlich als Arzt sich schon einen großen Ruf erworben hat, wird der „S.-Z." berichtet: In der Provinz Sachsen erkrankte ein Lehrer an einem Halsleiden; nachdem er lange vergeblich be handelt war, begab er sich auf den Rath von Bekannten endlich nach Tegernsee zum Herzog Karl Theodor. Dieser hielt Heilung für möglich, zog noch einen Specialisten aus München hinzu, durch welchen seine Ansicht bestätigt wurde und stellte in zwei Monaten den Lehrer her. Und welches Honorar nahm der Arzt für seine Behandlung und Rettung? Er klopfte dem Lehrer auf die Schulter und sagte lächelnd: „Gehen Sie nur in Gottes Namen, die nächste Herzogin, die ich mit Glück behandle, wird sich freuen, für Sie mit bezahlen zu dürfen." Bei dem am Sonntag in Lüttich stattgehabten internationalen Gesangsfeste errangen der Münnergesangverein „Harmonia" aus Aachen den ersten, der Männergesangverein „ Apollo" aus Bonn den zweiten Preis. Auch der Gesangvereins „Concordia" aus Eupen und der Gesangverein aus Mühlheim wurden durch Ehren preise ausgezeichnet. Eine nachträgliche, aber ganz ungewöhnliche Feier des Jubi läums der Königin von England fand am Sonnabend Nachmittag in Denby Dale, unweit Barnsley, in Gegenwart von 30000 Zu schauern statt. Eine Riesenpastete im Gewicht von 45 Centnern war für die Gelegenheit vorbereitet worden. Die in einem eigens dafür gebauten Ölen gebackene Pastete enthielt 60 Stein Mehl, 230 Pfund Butter und Schmalz, 225 Hühner, Tauben, Gänse, Truthühner und Birkhühner, sowie 67 Kaninchen und Hasen. Die Riesenpastete wurde in feierlichem Aufzuge nach einem benachbarten Felde getragen und dort stückweise vertheilt. Ein orkanartiger Sturm, begleitet von heftigen Regengüssen, wüthete am 2. September über Süd-England. In Kent wurden Tausende von Hopfenstangen umgeweht und im mittleren Theil wurde die Ernte vielfach gänzlich vernichtet. Auch die Aepfel- und Pflaumen-Ernte hat stark gelitten. In Dover konnten die Postdamfer nicht landen und trafen alle verspätet ein. Im See bade Brighton ging die See hoch über die Strandpromenade. Die bei Spitbead liegenden Kriegsschiffe mußten ihre Bramstengen aufrichten und ihre Naaen gegen de« Wind kehren. Während des äußerst heftigen Sturmes am letzten Freitag ist das eiserne Schiff „Falls or Bruar". mit Salz von Hamburg «ach Calcutta bestimmt, 25 Meilen von Barmouth gesunken. Von der aus 24 Köpfen bestehenden Mannschaft sind nur 5 Personen ge rettet und von der Schmack „Cygnet" «ach Yarmouth gebracht worden. Hutten - Sikkingen - Denkmal. ,.ÄN' sich Männer finden. Die nU qvO und 'chrcht MnNig sich vM inkcn. Ä>cNl ein frei Mtschlcchl" Ueberall, wo mau die Geschickte der deutschen Reformation crzäblt, werden auch Hulten's und Sikkingen'S Ramen genannt. Beide Vaden an der Wiege dec neuen Zeit gestanden, die ausgehende Sonne mit warmen, begeisterten Herzen" begrüßt und alles Gute und Edle, das sic besaßen, ihr zu Dienst verschrieben. Und beute preisen wir sic als Helden, die mitgerungkn. mitgescbnt. mitgelikten. um oen Sieg des vicktS und der Wahrheit willen, und grüßen sie als die Unsern, als wackere Kämpen vergangener Tage, welche für eine gute Sacke gerungen. Deshalb ver fehlen wir nickt, aus das demnächst im Berlage von Hugo Klein in Barmen erscheinende, von erfahrener Hand volkstbümlrck gezeichnete Lebensbild, betitelt: „Rade, Uluck von Hutten und granz v. "Schlingen in ihrem Antbeil an der Reformation" (> Marks mit dem Bemerken hm- zuweisen, daß der Reinertrag desselben zum Besten des Denkmals, dessen
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