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^Merger Anzeiger und Tageblatt Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Htadträche zu Freiberg u. Brand. 1872. Dienstag, den 13. Februar e». wer- Erschtint i. Httiberg jed. Wochmt. Ab. 6 U. für den and. Tag. Jnser. werdm bi« V. 11 U. für nächste Nr. angm. Preis vierteljährl. A> Ngr. Inserat« werden die gespaltme Z«le »der deren Raum mit 8 Pf. berechnet. " - -7-,---——- -7,-. diese Bestrebungen. Da» ist der empfindlichste Punkt, wo der Kampf eröffnet ist. Die Polen gestehen diese Bestrebungen offen zu; wir haben die» bis jetzt ruhig angesehen und ohne die Partei nahme der Geistlichkeit würden wir eS noch länger mit ansehen. So aber müssen wir Keime, die gefährlich zu werde« drohen , er sticken. Wir dürfen nicht erlauben, daß Schulinspectoren den Unter richt in der deutschen Sprache unterdrücken. Bei dem früheren Unterrichtsminister v. Mühler waren alle Stellen mit Leuten be setzt, welche mit diesen Bestrebungen sympathisirten. (Hört! hört!) Unsere Gutmüthigkeit ist zu End«! Sie verlangen die polnische Sprache ; wir aber werden Ihnen mit Gesetze» in Betreff der deutschen Sprache evtgegentreten. (Beifall.) Wir haben hundert Jahre geschwankt; jetzt werden wir unS Frankreich in Bezug quf den Elsaß zum Muster nehmen. Ich will mit Männern, wie Reichensperger, Frieden in Ehren; daS wird leichter sein, wenn er fich von vorhin Genannten trennt, weil er sonst mit den, deutschen Verhältnissen in Eonflict kommt. (Beifall.) Die Kirche ist der katholischen Geistlichkeit lieber, als die Entwickelung de- Vater landes. (Rufe aus dem Lentrum: Beweise.) Ach, meine Herrs greisen Sie doch in Ihren eigenen Busen. (Gelächter.) Sie w den mich auf der Bresche finden gegen alle Elemente, welch« die Fundamente deS Staate» untergraben wollen; da- gebietet mir da» Christenthum und mein Glauben. (Lebhafter Beifall.) Gewiß wird Jedermann zugeben, daß diese Sprache de- dentscheu Reichs kanzler» an Offenheit und Klarheit nicht» zu wünschen übrig läßt. E» ist der offene Bruch mit dem UltramoutaniSmuS und all« seinen Bestrebungen, und der Mann, welcher Pari» und die Fran zosen bezwang, wird hoffentlich auch im Kampfe mit Rom und de« Römlingen nicht unterliegen. Wie fich vorauSsehell ließ, genehmigte da» Abgeordnetenhaus natürlich da» schulauffichtsgesetz. Eine Klippe hat dasselbe doch noch zu umschiffe« — da- Herren haus. Dort sitzen die Männer in der Majorität die in ihrer absonderlichen Verquickung der evangelischen Orthodoxie mit aute- diluvianischen politischen Anschauungen dem UltramoutaniSmuS goldene Brücken bauen Doch können wir na» nicht denken, daß Fürst BiSmarck in so energischer Weise Vorgehen würde, hätte er sich nicht de» Herrenhauses bereit- versichert. Entweder begreift da» Herrenhaus in seiner Majorität die eminente Bedeutung der Regierungsmaßregel und stellt fich auf die Seite de« Staate», oder Fürst Bismarck muß bereits Mittel in Erwägung gezogen haben, durch welche der Widerstand dieser Pair», wenn er nicht zu biegen ist, gebrochen werden muß. Denn eine Niederlage in dieser für die Existenz deS Staate» so hochwichtigen Frage wäre nicht eine Niederlage diese» oder jenes Minister», auch nicht diese» oder jeae- MinisteriumS, sondern eine Niederlage de- Staate- selbst. Der Triumph de» UltramoutaniSmuS würde weit über die Grenze« Deutschland- hinaus ertönen und wir kSunten na» von dieser Sette dann auf Maßregeln und Uebergriffe gefaßt machen, welche die Auto rität des Staate- auf da» Vollständigste erschütterte«. Wir befürchten die- jedoch nicht, den« da Fürst BiSmarck de» Kampf einmal ausgenommen hat, so glauben wir auch, daß er seine- SiegeS sicher ist. Erst gegen daS Lude dieieS Monat» dürfte die Berathung des Gesetze» im Herrenhause zu erwarten sei«. 3n de« süddeutschen Kammern find die sogenauute» Re servatrechte (Sonderrechte) Gegenstand der Verhandlungen in den letzten Tagen gewesen. Die württembergische Kammer beschloß Uebergaug zur Tagesordnung in der Erwägung, daß die Regierung an den Abstimmungen im BuadeSrath« ohne Zustimmung der Stände theilzunehmen berechtigt sei, da die Bundesverfassung Württemberg- durch diese Abstimmung gar nicht verletzt werde« könne. Bei dieser Gelegenheit erhielt die Kammer die Zusicherung, daß ei« MinisterverantwortltchkeitSgesetz Angebracht werden soll. — In Baiern, wo die Verhandlung über dasselbe Thema erst später 4- Freiberg, 12. Februar 1872. Da- Turnier zwischen der preußischen Regierung und den Llerikalen erneute sich in den letzten Tagen bei der Debatte über da» Schulaufsichtsgesetz. Indem Kampfe, der von ultra- montaner Seite absichtlich gegen den Staat provocirt worden, muß dieses Schulauffichtsgesetz als die erste BertheidigungSwaffe gegen die Herrschaft der Kirche bezeichnet werden. Die nothwendige Conse- quevz wird fich dem Staate von selbst aufdrängen. DaS Gesetz ist noch nicht die Trennung der Kirche von der Schule, denn e» können nach wie vor Geistliche zu Schulinspectoren ernannt werden, aber eS führt nothwendig zur Verwirklichung jenes PrincipS, welche» von der liberalen Partei seit länger als einem Menschenalter aus gestellt ist. Bis jetzt war der Geistliche, gleichviel ob er von Methodik und Pädagogik etwas verstand oder nicht, ob er Neigung und Fähigkeit' zu dem Amte hatte oder nicht, der geborene Aufseher deS Lehrer- und der Schule. Den Einfluß, den «r dadurch ge wann, will er nicht opfern — daS ist das Motto, welches die Mehr zahl der Geistlichen in die stürmische Opposition gegen daS Gesetz treibt. Wäre dieser Einfluß nicht, so würden nicht wenig Geistliche auS Lieb« zur Bequemlichkeit daS Amt recht gern opfern. Gerade dieser Einfluß aber, der in dem jetzigen Kampfe des Ultramonta- niSmuS gegen den Staat in der entschiedensten Weise hervortritt, mußte die Wachsamkeit de- Staate- aufrufen." „Wer die Schule hat, hat die Zukunft" — ist ein altbekannter Grundsatz. Nun wohl, wenn eS fich um die Frage handelt: ob Hierarchie oder Staat, so kann für Jeden, der sein Vaterland im Vaterlande und nicht in Rom sucht, die Entscheidung nicht zweifelhaft sein. Wohin soll eS mit der Autorität deS Staates kommen, wenn das Wort: „man muß Gott mehr gehorchen, als den Menschen" immer nur im Ginne kirchlicher Herrschaft gedeutet und interprettrt wird? Sowohl der CultuSminister 0r. Falk als auch Fürst BiSmarck traten mit all' ihrer Energie für daS Gesetz ein. Wie kommt eS, fragte Fürst BiSmarck, zur Partei des schwarzen CentrumS gewendet, daß Sie seit Jahren unzufrieden find, während Sie bis dahin der preußischen Regierung nicht Dank genug wissen kouuteu für die der katholischen Kirche eingeräumte Stellung? Wären sie eine rein confessionelle Partei, so wäre dies schon ein Fortschritt, aber Sie haben fich mit Elementen deS Unfriedens belastet, indem Sie zu nächst den Abgeordneten Windthorst al« geschästSleitendeS Mitglied annahmen. Dieser Abgeordnete ist mir als treuer Anhänger des Königs Georg bekannt, er hat nicht ausgehört, diesem Könige anhänglich zu sein, und wenn er fich hier an der Debatte betheiligt, so find seine Worte nur das Oel, welches die Flamme deS Zorne» nährt. E» klingt immer so, als säßen in der Regierung nur ruch lose Leute, die dem Könige stets BöseS riethen, z. B. die Einfüh rung eines Staates ohne Gott, während er allein an Gott glaube. Und wie stellt der Abg. Windthorst mich hin? AIS sei ich nur den Majoritäten untergeben. Nun, ich habe gezeigt, daß ich ihnen widerstehen kann, wenn e» daS Wohl de» StaateS erheischt. Auch heute wäre ich noch dazu im Stande, wenn Herr Windthorst eine Majorität erlangte, der« Ich würde glauben, er habe fie zu Un recht erlangt. Dieser Herr macht so allgemeine Vorwürfe, die in Nichts begründet find. DaS wäre, als wenn ich allgemein sagte, Feinde suchen fich an den König zu drängen und ihm gefährliche Rathschläge zu geben, womit ich Niemand im Hause und Niemand au» der katholischen Fraktion meine. (Bewegung.) Nein, entziehen Sie sich der welfischen Führung; die Welfen haben mit Ihnen uichtS gemein, fie haben nur das Bedürfuiß, im Laude Unfrieden zu stiften. — Em^ fernerer Bundesgenosse ist der polnische Adel mit seinen Bestrebuvgen, daS alte Polen wieder herzustellen, dm« ' die katholische Geistlichkeit, selbst cheutfcher Rationalität, unterstützt