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Taaeblatt Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträche zu Freiberg u. Brand. Preis vierteljLhrl. SO Ngr. Inserat« Preis vterteljahrl. Al Ngr. Inserate werden die gespaltene Zeile oder deren I Ma / Räum mit 8 Pf. berechnet. Mittwoch, den 7. Februar trage- nach Kräften au-zunutzen. Diese Wirkung seine- Vorgehen» Erscheint i. Freiberg jed. Wochent. Ab. 6 U. für den and. Tag. Jnser. werden bis V. 11 U. für nächste Nr. angen. Frankreich eingeführt. Thiers verhehlte eS nicht, daß diese Drohung gegen England gleichzeitig gegen alle anderen durch Handelsverträge gesicherten Staaten Europa« geführt ill, und daß er sich derselben Hilfsmittel ihnen gegenüber zu bedienen gedenkt, fall- es ihm nicht gelingen sollte, die von ihm für nöthig erkannten schutzMnertschen Tariferhöhungen auf dem Wege der gegenseitigen Vereinbarung zu gestanden zu erhalten. Zunächst kommt hierbei Belgien in Frage, dessen Handelsvertrag seinem Ablauf sehr nahe ist und der natürlich nur erneuert werden soll, wenn die belgische Regierung iu jene Tarifänderungen einwilligt, die man ihr oktroyirea möchte. Die englische Politik war in dieser ganzen Angelegenheit nicht so frei, wie die der anderen Staaten. Gladstone bezeigte Frankreich sein Mitgefühl ob der schweren Lasten, die eS nun zu tragen habe, zu wiederholten Malen. Aber gleichzeitig wollte er von Tarif-Erhöh ungen nichts wissen, die seine freihändlerischen Prinzipien schädigen könnten. So kam eS dazu, selbst die Kündigung des Vertrags als eine Eventualität zu bezeichnen, die ihm gar nicht mißfalle, und in der That erreichte er dadurch, daß Unmassen von Bestellungen, sei eS auf Rohstoffe, sei eS auf Jndustrieproducte, von Frankreich nach Markt auf Jahre hinaus mit seinen Producten zu überschwemmen,' eine Erlaubniß, von der man beiderseits den ausgedehntesten Gebrauch macht, weil sich Käufer und Verkäufer gleich trefflich dabei stehe«. Aber den anderen, mit Verträgen ausgestatteten Regierungen gegen über hat Frankreich nicht einmal die Genugthuung, seine Drohung der Vertragskündigung erfolgreich anbringen zu können. Oesterreich, Italien wie die Schweiz haben Verträge, die bis zu den Jahren 1876 und 1877 zu laufen haben. Sie find fest entschlossen, ihre heimische Industrie in keiner Weise durch französische Tarif-Aen- derungen beuachtheiligen zu lassen. Ihrer Ansicht nach haben sie innerhalb der nächsten 4—5 Jahre nichts zu besorgen, und bis der Zeitpunkt der Kündigungsfrist auch für sie heranrückt, kann sich — ebenfalls ihrer Ansicht nach — in Frankreich so Vieles verändert haben, daß der gegenwärtigen Ebbe deS Schutzzolles schon längst die Fluth des Freihandels gefolgt sein mag. So bedauerlich daher auch das gestrige Votum der Versammlung gewesen, seine practischen Folgen dürften für'S Erste schwerlich weit reichen, und daS ist immer hin ein Trost bei dem principiellen Rückschritt, den man gethan. Von greifbareren Folgen ist das zweite Ergebniß der gestrigen Kammersitzung ; die Verwerfung des Antrag» auf Rückkehr nach Pari« Der Minister deS Innern, Casimir Perier, hat wegen dieser Abstimmung seine Entlassung genommen. — In Paris hat die Der« werfung der Rückkehr in die Hauptstadt sehr böse- Blut gemacht. Nach der Geschäftsordnung kann der Antrag vor 6 Monaten nicht wiederholt werden. Der Regierung wurden drei Gesetzentwürfe unterbreitet, um die Eisenbahn von Paris nach Versailles bis an die Thür der Nationalversammlung zu Nutz und Frommen der Deputaten zu verlängern. — Die Stadt Paris hat jetzt an den Staat die For derung gestellt, ihr die 210 Millionen Kriegssteuer, die sie an die Preußen bezahlen mußte, zu ersetzen. Sie stützt sich daraus, daß Pari» den Waffenstillstand nicht allein für sich, sondern für ganz Frankreich abgeschlossen habe. — Die Prinzen von Orleans lasten verbreiten, daß sie gegen die Aufkündigung der Handelsverträge und für die Rück kehr nach Paris sind. In der Kirche zu RiSmeS sand neulich ein« legitimisttsche Demonstration statt, an welcher sich auch die Behörden betheiligten. Nach dem Gottesdienst rief die Menge: „ES leb« Heinrich V.!" Louis Napoleon hat angeblich ei« Manifest erlassen, welche- in SoHUa schon circuliren soll, Tagessieschichte. Berlin. Die „N. Z." schreibt: Wie es scheint, wird die Staatseinkommensteuer für 1872 einen Ertrag liefern, welcher den Voranschlag in ungeahnter Weise übersteigt. So waren unter anderen von Berlin die Erträge auf 820,000 Thlr. taxirt, sie über steigen aber bereits die Summe von 1,050,000 Thlr. ES hat sich nicht nur die Zahl der Steuerpflichtigen vermehrt, welche sich auf nahezu 17,000 beläuft, sondern eS wurden die Kategorien der höchsten Steuerstufen, wohl infolge deS colassalen Geschäfts, welches hier in den letzten Jahren gemacht wurde, bedeutend vermehrt. Das Capital, welches zur clasfifizirten Einkommensteuer herange zogen ist, also von allen Einkünften, unter 1000 Thlr. jährlich ab- fieht, beträgt allein 50,000,000 Thlr. — 2. Februar. Amerika und England einigten sich be kanntlich dahin, die San Juan-Frage, richtiger ausgedrückt die Streitfrage über den Canal von Haro, dem schiedsrichterlichen Ur theil deS deutschen Kaisers zu unterbreiten. Beide richteten vor Kurzem eine Denkschrift an diesen, in der sie, jeder vom eigenen Standpunkte, den Thatbestand auSeinandersetzten damit auf dessen E^'nd'strömten?' da ^'Geschäftsmann' ein'J^e«sse "daran Grundlage der hohe Sch edswE seme Entscheidung tteffen möge. z^tte, die noch ausstehenden Monate bis zum Erlöschen d-S Ver- Die englische Schrift, welche spater als die amerikanische, in Berlm s ^age- nach Kräften auszunutzen. Diese Wirkung seines Vorgehen» übergeben wurde, ist in französischer Sprache abgesaß^^ Herr ThierS wahrscheinlich nicht bedacht, und da mindesten- msche dagegen m deutscher, und nennt auf dem Titels Monate vorübergehen müssen, ehe der Vertrag rechtlich Verfasser den Ge chicktSschrerber und dermaligen Gesandten Amerika« aufhört, so hat England Zeit genug vor sich, um den französischen, am deutschen Kaiserhofe, George Bancroft. - "- - " - - Kiel, 3. Februar. Die „Kieler Zeitung" ist zu der Mittheilung ermächtigt, daß Prinzessin Henriette von Schleswig-Holstein sich demnächst mit dem Geheimen Medicinalrath Professor ESmarch in Kiel vermählen wird. ' Bonn, 4. Februar. Die hiesigen Professoren Hilger-, Knoodt, Reusch und Langen find, wie die „Bonner Zeitung" meldet, durch ein Ultimatum deS Erzbischofs von Köln unter Androhung der formellen feierlichen Excommunication aufgefordert worden, sich dem Dogma der Jnfallibilität zu unterwerfen. Köln, 4. Februar. Heute wurd? in den hiesigen katholischen Kirchen verkündet, daß der Erzbischof Melchers darauf aufmerksam machen lasse, daß, da ein Expriester (der kalholische Geistliche vr. Tangermann) vorgestern in der St. PantaleonSkirche Gottesdienst abgehalten, jeder Katholik, der einem solchen Gottesdienste beiwohne, hierdurch von selbst aus der katholischen Kirche ausgeschlossen sei. Bayern. Die kürzlich mitgetheilte Stelle aus der Predigt deS katholischen Pfarrers Kinzelmann in Gestratz (Bayern), in welcher er die katholischen Geistlichen über alle Könige und Fürsten, gelegentlich über den lieben Gott stellt, ist wirklich so gesprochen, wie der Bürgermeister der Gemeide Gestratz der „Nordd. Allg. Ztg." ausdrücklich bezeugt. Würzburg, 2. Februar. Die Scandalgeschichte in Betreff der traurigen Ausschreitung der Polizei gegen Studenten, hat zahlreiche Erklärungen und Gegenerklärungen hervorgerufen. Mittlerweile ist von Seiten des Senates Alles geschehen, um derartige Vorkomm nisse für die Zukunft zu verhindern und der Studentenschaft Sa- tiSfaction zu verschaffen. Gestern wurde von Seiten deS Rectors, Professors Sachs, eine Studentenversammlung anberaumt, in der derselbe die bis jetzt von Seiten des Senates gethanen Schritte mittheilte, und zugleich die Bemerkung daran knüpfte, daß laut eingezögener Erkundigung beim Untersuchungsrichter die Sache für die betheiligten Studenten sehr günstig stehe. Paris, 3. Februar. Der Handelsvertrag mit England hat gelebt! DaS gestrige Votum der National-Versammlung ertheilte Herrn ThierS fast widerstandslos die erbetene Ermächtigung, den Vertrag kündigen zu dürfen, und so ist die erste Bresche in daS Freihandel-system gelegt, daß Napoleon M. im Jahre 1860 j« IreMger Anzeiger , und