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krttblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Gtadträthe zu Freiberg u. Brand. Prei« »ItrtkljLhrl. SV Ngr. Inserat« . - «erden di« gehaltene Zeile oder deren 1 »L > Raum mit 1 Ngr. berechne». v - TN!, H242 Sonnabend, 17. October >rt-! «g. i bmdm i«t. zs S H pfundet. -»scheint i. Freiberg jed. Wochen». Nb. SU. kür den and.Tag. Jnscr. werden bi, B. 11 U. für nächste Nr. -ngen. montaniSmuS vollkommen identtfizirt werden und man der Königin- Wittwe den Borwurf macht, sie sei ins Lager der Reichsfeind» übergetreten? „Allzuscharf macht schartig!" Wer darf sich unter fangen, die Millionen katholischer Deutschen um ihrer Religion willen für Feinde des deutschen Reiches zu erklären? Und tnvolvirt nicht das über die Köntgin-Wittwe ausgesprochene Verdikt logischer Weise eine solche Achterklärung aller unserer katholischen Mit bürger? Das sei ferne von uns! Mit solchen Extravaganzen wird mr Zwietracht zwischen die Konfessionen gesäet. Obenein soll die in Bayern allgemein geliebte und hochgeachtet» Königin- Wittwe durchaus nicht Anhängerin des UnfehlbarkeitSdogmas sein, am wenigsten aber durch ihren Uebertritt sich in die Reih» der jesuitisch geschulten Reichrfeinde zu stellen beabsichtigen. Mr sind überzeugt, daß die hohe Frau nur ihr eigenes Seelenheil zu be fördern und im Katholizismus Ruhe und Frieden des Herzens zu finden meint. Auch vermögen wir nicht zu begreifen, weshalb ihre That gelinder zu beurtheilen sein würde, wenn sie ßeheim ge halten wäre. Jedenfalls hat sie selbst er am wenigsten gewünscht, daß mit ihre« Uebertritt geprahlt werden möchte. Ihr beschau liches in sich gekehrtes Gemüth soll von jeher zu einer gewisser»-' Gefühlsschwärmerei geneigt haben, und die evangelische Orthodoxie, der sie huldigt«, ebnete ihr schon längst den Weg zum Uebertritt- Die Köntgin-Wittwe durste von diesem Standpunkte aus nur einen kleinen Schritt thuu, um in den Schooß der alleinseligmachenden Kirche zu gelangen. in ret» icherM oon T. k »» > dkseiva- ind Fmada! >b« Mi. »»ek der Mu le«, ndung» 1i«, M l 4- Kreiberg, den 16. October 1874. Inmitten des Kampfes, welcher zwischen dem Staate und der Hierarchie entbrannt ist, verzeichnet der Ultramontantsmus einen -roßen Sieg: nämlich den Uebertritt der Königin Wittwe von hapern vom Protestantismus zum Katholizismus. Mit Fug und liecht erregt jeder Religion-Wechsel bei allen denjenigen ein gewisses Mehagen, die mit Ueberzeugung ihrem Glauben anhängen. Ist her Uebergetretene (Konvertit) eine hervorragende Persönlichkeit, so darf man sich gar nicht wundern, wenn der Fall lebhaftes -«Hamm oder scharfe Mißbilligung erfährt. Mr betrachten es als ein erfreuliches Zeichen vorgeschrittenen sittlichen Bewußtseins, wenn man heutigen Tages die Bedingung edul wirklich vorhandenen Herzensbedürfnisses für unerläßlich nW und jeden Uebertritt verurtheilt, der um irgend welcher ! kdifcher Borthetle willen oder gar aus bloßer Konventenz gethan M LS ist außerdem zuzugeben, daß besonders hochgestellten ! «h« politisch einflußreichen Personen die Pflicht obliegt, in außer- . -«Mühen Fäll»« ihre persönlichen Gefühle und Wünsche dem Staate oder der Nation zum Opfer zu bringen Aber wenn das Lutherwort: ,Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir!" die ungeheure Macht der Ueberzeugung zum Ausdruck bringt Anwalt Achtung gebietendes Motiv für das religiöse Bekenntniß leiten darf, so ist an diesem Maßstab in erster Linie auch eine ! Hat zu messen, wie der gegenwärtig so vielbesprochene Uebertritt der LSnigin-Wittwe von Bayern. „Die hohe Dame" sagt ein verliuer Korrespondent, „lebt in vollständiger Zurückgezogenheit md ist notorisch in staatlichen Dingen ohne jeden Einfluß; eine politische Bedeutung kann also dem Ereigniß in keiner Weise belgelegt werden. Ist dem aber so, so scheint uns schon die Hoch- «uhtung vor der persönlichen Gewissensfreiheit eine öffentliche Beurthellung der Sache zu verbieten. Mag Jeder, je nach dem Bedürfnisse seines Herzens, katholisch oder protestantisch buchen. Memand hat einen solchen Schritt zu kritifiren, es sei denn, daß der Konvertit eine öffentliche Stellung einnähm», durch deren Funktionen der Religion-Wechsel auf die Gesammtbevölkerung Einfluß erlangte. Da dies hier nicht der Fall ist, so dünkt uns flir die liberale Presse da- Angemessenste, das Faktum zu registriren und im Uebrigen den unvermeidlichen ultramontanen Phanthafien über die hohe Bedeutung des Vorganges gerade im gegenwärtigen Angenblicke vollkommen freies Spiel zu lassen." Diese Stellungnahme zur Sache halten wir für die einzig richtige! Das protestantische Bewußtsein fühlt sich mit Recht ver- ützt durch den Abfall einer preußischen Prinzessin vom Glauben ihrer Bäter und ihres königlichen Hauses; aber da sie nun einmal andere- Sinnes geworden, da sie es für ihre Pflicht hält, katholisch md dadurch selig zu werden — so gab es für sie, nachdem ihr immer Kampf zu Ende geführt, durchaus nichts, was sie hindern konnte, von ihrer persönlichen Gewissensfreiheit Gebrauch zu machen. U wird in unseren Tagen sehr viel von Toleranz gesprochen, aber fit wird recht ost auch von Protestanten nicht geübt. Sind eS nicht großartige Uebertreibunge^ wenn Katholizismus und Ultra- tober: , 62. Clif 2W Msch- loder M hr. reMiNWl ner ließe« § t schtilüMt wer leMB , sagen wir ß vnk. j, Obersapda Ih. vnrthfi Lagesgeschichte. Aus Berlin wird der „Magdeb. Ztg." vom 15. Oktober ge meldet: Die Abschließung des Reichsbudgets steht bevor, nachdem nunmehr die Verständigung über den Militäretat erreicht ist. ES wird berichtet, daß auf Grund der gefaßten Beschlüsse die Umar beitung des MilttäretatS stattfindet, welche dem Bundesrath zur definitiven Aufstellung demnächst vorgelegt werden soll. — Da- preußische Staatsministerium hat, wie von unterrichteter Seite ver lautet, zu dem Bankgesetzentwurfe, wie er au- der ersten Lesung des Bundesrathes hervorgegangen ist, seine Zustimmung erthettt. — Graf Arnim wird in der Charit- noch strenger al- in der Stadtvoigtei bewacht und der Zudrang zu ihm noch mehr erschwert. Der Londoner „Daily News" wird von ihrem Berliner Korre spondenten folgender Beitrag zur Affaire Arnim geliefert: Obgleich die Zahl der nicht zurückgegebenen Papiere nach Angabe des Fürsten Bismarck ungefähr 50 beträgt, so dreht sich in Wirklichkeit die Streitsache nur um Eines. Das hängt so zusammen. Während seines Aufenthaltes in Paris wurde dem Grafen gelegentlich eine- Aktes der französischen Regierung, welcher ultramontanen Interesse» günstig zu sein schien, der Auftrag, im Namen de» deutschen Reiches dagegen zu protestiren. Graf Arnim erachtete dies für unüberlegt. Deshalb schob er es auf, der ihm gegebenen Instruktion Folge zu leisten, und reichte ein weitläufiges, seine Gründe enthaltende- Memorandum ein. Fürst Bismarck mißfiel dieser Vorgang, und er sendete das Papier mit Hinzufügung sehr bedeutendrr Randbe merkungen von seiner eigenen Hand zurück. Die- ist da- Doku ment, da- Bismarck zurückzuerhalten eifert. Ungeachtet des behaup teten Mtßverhaltens, welches in der Entfernung anderer Papiere