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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 20.11.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-11-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188411202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18841120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18841120
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-11
- Tag 1884-11-20
-
Monat
1884-11
-
Jahr
1884
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 20.11.1884
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Ehemnltzer »nzeiger n»d Gtadtbote. Rr. LVS Donnerstag, 20. November 1884. Seit« 2. kolvnialamt hervorgehen werde, mit einem Staatssekretär an der Spitze, und will wissen, daß Graf Herbert Bismarck Au» sichten auf diese Stellung habe. — Dem Bernehmen nach hat der StaatSrath die Post sparka ssen« Vorlage nach langer und animirter Diskussion, im Wesentliche» iu der Fassung des Regierungsentwurfs angenommen. Die von den Sektionen angenommen gewesene Bestimmung, «ach welcher die Postsparkassen gehalten sein sollten, die Hälfte der bei ihnen deponirten Spareinlagen an die in ihrem Bezirke vorhan denen kommunalen Sparkassen adjulieferu, wurde vom Plenum abge- lehnt. E» ist bedauerlich, meint da» „B. T." hierzu, daß der Vor schlag der Sektionen nicht angenommen worden ist, denn nach dem vom Plenum gefaßten Beschlüsse kann man zu der Bermuthung kommen, daß die Postsparkassen in einen Gegensatz zu den kommunalen Sparkassen gestellt werden sollen, was für die Wirksamkeit beider »icht zu wünschen wäre. — Der Verlauf der Stichwahlen hat mehr und mehr klargestellt, daß di« Zusammensetzung de» neuen Reichstag» trotz mancherlei Schiebungen und Gruppirungen im Wesentlichen von der de» alten Reichstags nicht abweichen wird. Demgemäß wird sich auch die Präsidentenwahl einfacher und leichter abwickeln können, als Von einzelnen Seiten vorher angekündigt wurde. Die Stellen im Präsidium werden ganz so zu vertheileu sein wie im früheren Reichs tage. Die konservativen Fraktionen werden nach wie vor den Präsi denten stellen, während der erste Vizepräsident dem Zentrum, der zweite der freisinnigen Partei entnommen wird. Al» Präsident ist bei dieser Kombination, wie das .Berl Tgbl." hört, Oberpräsident ». Schlieckmaun in Aussicht genommen. Die beiden anderen Aemter würdeu in den Händen der Herren v. Franckeustein und Hofmann verbleiben. — Einen bemerkenSwerthen Beleg dafür, wie umsichtig und be triebsam der deutsche Handel auch in dem Gebiet der französi schen Kolonie Gaboon durch da» HauS Woermann organisirt und geleitet wordeu ist, schreibt die „Nordd. Allgem." mit besonderer Emphase, gewährt der von dem deutschen Konsulat daselbst für da» Jahr 1883 erstattete Geschäftsbericht. Aus demselben ist zu er sehen» eine« wie regen Aufschwung der deutsche Exporthandel daselbst, namentlich seit der Eröffnung einer direkten Dampferlinie zwischen Hamburg und jener Küste, genommen hat. Die Wocrmannschen Schiffe (43 au der Zahl) versorgen jene Besitzungen seit längerer Zeit mü allen Arten von Lebensbedarf, und laden auf der Rückreise nach Hamburg über Havre Elfenbein, Gummielastikum, Palmöl, Palm- kerne, Eben- und Rothholz. Der Antheit, den die französische Han delsflagge und Kauffahrtei an dem Geschäft mit den Stämmen am Gaboonfluß nimmt, ist verschwindend klein dagegen zu nennen; kauf männisch haben die Deutschen hier Positionen gewonnen, die ihnen jetzt, wo sie ganz in der Nachbarschaft ihre eigenen Stützpunkte finden, znr weiteren Ausbreitung und Stärkung de- deutschen Elements nur förderlich sein körtnen. Zu den Erzeugnissen der deutschen Industrie, die sich immer mehr in den dortigen Markt einführen und bereits den Negern unentbehrliche, viel begehrte und beliebte Tauschartikel tilden, gehören namentlich sächsische und rheinische bedruckte rothe Kattune und andere Baumwollenwaarcn; ferner konkurriren grobe und feine Eisen- (Hagen) und Messingwaaren vollständig mit den eng lischen. Seit Jahren beherrscht Deutschland an der ganzen Küste den Markt in Pulver, und erstaunliche Mengen gehen davon mit jedem Schiffe von Hamburg nach Bremen ab; auch Berliner Artikel, Kon- fektionSwaaren, Lampen rc. finden immer mehr Anklang und ver drängen dir sogenannten Stieles äs karrs — Ein neuer deutscher Industriezweig hat seit einem Jahre dem amerikanischen Import von mit Papier und Blech verzierten Holzkoffern den Rang streitig ge macht: e» ist unglaublich, welche Mengen von diesem Artikel hier Absatz finden. Durch Anweisungen und Drängen der Hamburger Exporteure find denn unsere Fabrikanten endlich dahin gelangt, diese di-lang von New Aork gelieferten Artikel vollkommen konkurrenzfähig auf den afrikauischen Marli zu bringen. Auch GlaSwaaren (Karaffen nud Bläser rc), sowie sächsisches Sleinzeug werden in immer größeren Mengen von Deutschland au» bezogen. — Da» Interesse des deutschen Handelsstandes in Afrika ist noch immer im Steigen begriffen, wie die vielen Anfragen von Fabrikanten über Auskunft nur zu gut be zeugen. Dasselbe ist auch vollkommen berechtigt, da die Aussichten ans immer weitere Erschließung des schwarzen Kontinent» gegenwärtig die denkbar günstigsten sind. — Der kaiserliche Botschafter in Rom ist am 12. November ans seinen Posten zurückgekehrt und hat die Leitung der Geschäfte dort wieder übernommen. — John Bull vermag sich mit dem Gedanken noch immer nicht vertraut zu machen, daß e» auch andern Mächten einsällt, aus dem Gebiete der Kolonialpolitik ernstltche Schritte zu thun. So schreibt die „Pall Mall Gazette": „Als sich vor ungefähr zwölf Jahren Sir Lartl« Frere nach Zanzibar begab, war er erstaunt zu sehen, wie erfolgreich die deutschen Kolonisten in der Eröffnung des Handels läng» der ganzen Küste gewesen sind. Es ist daher nicht überraschend, daß ein deutscher Admiral unlängst empfohlen hat, Zanzibar solle »nter den Schutz der deutschen Flagge gestellt werden, und daß vr. Rohlss bereit- mit einem Briefe de» Kaiser» an den Sultan von Zanzibar unterwegs ist. Ein Telegramm an Admiral Hewitt, der, wie wir glauben, jetzt auf dem Wege nach Bombay ist, um mit Lord Dusserin zusammenzutreffen, dürfte genügen, diesem Schachzuge zuvorzukommen. Wenn Zanzibar unter europäischen Schutz kommen soll, so sollt« e» der Englands und keiner anderen Macht sein." ES wird abznwarten sein, ob sich John Bull doch nicht getäuscht haben sollt«. — In Elbing ist e» zwischen den Konservativen au» Ueberzrugung und den Konservativen auf Befehl oder den sogenannten LandrathS-Konservativen zu einer blutigen Schlägerei gekommen» die nur durch militärische Waffengewalt unterdrückt werden konnte. Das „B- T ", dem wir diese Nachricht entnehmen, meint hierzu, daß sich die Regierung infolge des Vor gänge» wohl veranlaßt sehen wird, den Landrath vr. Dippe, der bekanntlich gesagt hat, er sei aus seinen Posten gestellt, um Politik zu treiben, von diesem Posten abzuberufen. — Nach einer Meldung der „Elberfelder Zeitung" bereitet der Papst eine neue Enziklika vor. Dieselbe wird einen Kommentar jene» 80. SyllabusartikelS enthalten, in welchem eine Versöhnung des Papst- thumS mit dem Liberalismus und der modernen Zivilisation (oivilitas reeens) für unmöglich erklärt wird. Diese Enziklika wird die Ausdrücke des genannten Artikel» näher erklären und definiren. nnd damit jedem künftigen Zweifel über seine Interpretation einen Riegel vorschieben. — Daß moderne Zivilisation und Papstlhum zwei Gegensätze sind, dürfte der H. Vater wohl nicht erst beweisen dürfen. Oesterreich-Ungarn. In der am 17. d. stattgefuudenen Sitzung der ungarischen Delegation legte Szilagyi entschiedene Verwahrung gegen die, wie er meinte, namentlich in der auswärtigen Presse verbreitete Ansicht ein, als ob in Ungarn nur eine Rußland feindliche Politik auf günstige Aufnahme rechnen könne, und als ob sich die ungarische Nation von GesühlSmomenten leiten ließe Es zeugt von dem Eindruck, den die Worte des genannten Abgeordneten hervorriefen, daß die Annahme des Budgets des Auswärtigen ohne «Eitere Debatte in der General- und Spezialberathung erfolgte. Bin Wiener Korrespondent der „Köln. Ztg." zieht au» den Verhand lungen der Delegationen über die auswärtige Politik folgende Bilanz: „Nimmt man kurz da» zusammen, wa» sich über die Stellung de» Grafen Kalnoky erkennen läßt» so wird man sogen dürfen: Die auf die Erhaltung de» Frieden» gerichteie Politik de» Minister» findet im Großen und Ganzen Anklang und Unterstützung; sein strenges Fest halten am Bündnisse mit Deutschland behagt einzig und allein den Polen nicht — di« Tschechen scheinen sich mit dieser Politik befreundet zu haben —, sie geben jedoch ihrem Mißbehagen keinen Ausdruck; die Magyaren sind zum großen Thril au» persönlichen Beweggründen Gegner de» Ministers geworden, weil sie wünschen, so bald wie mög lich wieder einen Ungar die Geschäfte am BallhauSplatze führen zu sehen; die Regierungen befinden sich jedoch mit dem Grafen Kalnoky in voller Uebereinstimmung ebenso wie die Krone; der Minister selbst, dieser Unterstützung sicher, ist iu den Delegationen wie anderswo seinen magyarischen Gegnern gewachsen." — In Triest sind an der Blatternepidemie, wie Wiener Zeitungen melden, bereits zwanzig Menschen gestorben. — AuS Pest ist abermals ein Postdiebstahl zu berichten; e« kam rin Geld beutel mit über sechstausend Gulden Inhalt abhanden; die Post wollte den Diebstahl verheimlichen. Fiankreich. Leroy Verla» iu der Deputirtenkammer den Bericht der Lonkm Kommission, welcher sich für die Entsendung von Verstärkungen auSspricht, und erklärte, die Regierung halte für da» erste Halbjahr 1885 40 Millionen für erforderlich. Die Beraihung wurde auf Antrag Ferry's auf nächsten Montag festgesetzt. Riederland. In den Niederlanden sind die Liberalen bei den soeben vollzogenen Stichwahlen für die Deputirtenkammer unter legen. Die Konservativen aller Schatlirungen werden jedoch im Ganzen nur über eine Mehrheit von etwa zwei bi» höchstens vier Stimmen verfüge». Da nun überdies ein Theil der gemäßigten Konservativen in der Schulgesetzsrage mit den Ultramontanen nicht gemeinsame Sache machen will, erscheint zunächst die Gefahr ausge schlossen, daß das Elementarschulgesetz, durch welches die neutrale Staatsschule ringeführt wurde, wesentliche Abänderungen erfahren könnte. UebrrdieS besteht die erste Kammer der Generalstaaten zu zwei Dritteln auS liberalen Mitgliedern. Zunächst werden sich die holländischen Kammern mit der Verfassungsrevision beschäftigen müssen, insbesondere gilt e» die Bedingungen festzustellen, welche im Falle de» TodeS des Königs für die Einsetzung der Regentschaft maßgebend sein sollen. England. Die gestern telegraphisch notifizirten Erklärungen, welche Gladstone bezüglich der Wahlreformsrage im Parlament ab geben wollte, haben nunmehr statt^efunden. Der Premier erklärte, es könne in Betreff der Reformfrage nur dann ein Arrangement erreicht werden, wenn die Regierung hinlängliche Sicherheit dafür Hab«, daß die Wahlreformbill in der Herbstsession angenommen werden würde. Für diesen Fall stellte der Premier folgende drei Eventuali täten auf: Die Regierung sei bereit, entweder sofort die Hauptzüge der Bill über die Neueintheilung der Wahlbezirke, oder diese selbst der Opposition freundschaftlich mitzutheilen, oder zweitens dieser Bill dem Unterhause vvrzulegen, deren Berathung möglichst zu beschleunigen und die zweite Lesung im Unterhause gleichzeitig mit der Spezial- debatte der Wahlreformbill im Oberhau e zu beantragen, oder endlich dritten» aus der Annahme der Bill über die Neueintheilung der Wahlbezirke eine Kadiuelsfrage zu machen und sich die Ausgabe zu stellen, deren Annahme frühzeitig im nächsten J-,bre durchzuführen. — Der Kanzler der Schatzkammer, Childers, beantragte zur Deckung deS durch die Nachtragskredile entstehenden Defizits von 2 Mill , die Einkommensteuer im laufenden Finanzjahr von 5 aus 6 Pence zu erhöhen. Ergebnisse der Stichwahlen. Sachsen-Altenburg. Nach dem amtlichen Erzebniß sind bei der Stichwahl im hiesigen Wahlkreise 23,8t6 Stimmen abgegeben worden, davon erhielt Herrmann (»f.) 12,961 und Wohlfahrt ,k.) 10,852 St. Elfterer ist mithin gewählt. Danzig. Bei der Stichwahl im zweiten hiesigen Wahlkreise erhielten nach der amtlichen Ermittelung Landrath v. Srama-ki (k.) 1578 St., Pfarrer Stengert in Danzig (L.) 426 t St. Erster« ist gewählt. Hoya- Bei der Stichwahl in dem hiesigen Wahlkreise ist v. Ar swaldt (Welse) mit 9861 Stimmen gewählt. Wattenberg (nl.) erhielt 5126 St. Harburg. Bei der Stichwahl im l7. hannover'schen Wahlkreis« er hielt, soweit bis jetzt ermittcli ist, v- Estdorf (Welfe) 8498 St. und Hastedt (nl ) 8011 St Aus 1 Landbezirken fehlen die Resultate noch, doch kann die Wahl EstorsS als gesichert angesehen werden. Auerbach Im 22. sächsischen Wahlkreise ist nach dem amtlichen Er- gebniß Kays« (S ) mit 9011 St. gewählt worden; Niethhammer (nl.) erhielt 7611 St- Aurich. Bissering (nl.) mit einer Majorität von 500 St. gewählt. Lokales Chemnitz, den 19. November 1881 1'.— Herr Fabrikant Otto Meyer hier ist vom Kultus Ministerium als Mitglied des Landeskirchenvorstande» der deutsch katholischen Gemeinden Sachsen» bestätigt und vom hiesigen Rath für seine Funktionen verpflichtet resp. vereidet worden. —x. Am Sonntag vereinigte die Firm« Gustav Gerstenberger ihr Personal zu einer Festlichkeit in den Räumen de» Gusthauses zum Schl«chthof. Der Verlauf diese» Feste» gab wiederum ein schönes Zeugniß von dem guten Einvernehmen zwischen Arbeitgeber und Arbeiter. Die gemüthlichste Stimmung waltete unter allen Theilnehmern, welche durch die von den Arbeitern der verschiedensten Branchen des Geschäfts-Etablissement» vorgebrachten humoristischen Vorträge noch erhöht wurde. Bis zu früher Morgenstunde blieben Alle fröhlich beisammen und jeder der Theiluehmer wird gern an den schönen Abend zurückdenken. —i. Auf die gegenwärtig im Mosellas aal nur wenige Tage von Nachmittag» 5 Uhr an stattfindenden Soireen de» Herrn Albert Halle au» Berlin machen wir unsere Leser hierdurch ganz beson der» aufmerksam. Vermittelst eines großen Aerograwmoptikon werden 200 Darstellungen von 24 Fuß großen Pracht Monstrc-Tableaux ge zeigt, so daß der Besuch dieser Soireen jedenfalls ebenso Interessante» alt Belehrende» bietet. ti— Wenn wir — Mephisto parodirend — sagen möchten, „daß die Sucht nach äußeren Glanze, welche alle Welt beleckt, sich nicht zum wenigsten auch auf unsere Dienstmädchen erstreckt," so dürfte da» wohl kaum bestritten werden können. Kommt da doch eines Tage» ein Dienstmädchen in ein hiesiges Putzgeschäft und verlangt einen recht modernen Hut, ungefähr solch' einen wie ihn die Gnädige hat. Es werden der noblen Küchenfee nun eine Anzahl elegantester Hüte vorgelegt, aber keiner war ihr nobel genug. Endlich aber, nach langem Suchen, findet sie doch das Gewünschte — einen seinen Pariser Hut für 30 Mark. Ohne einen Augenblick zu bandeln, legte sie da» Geld flug» auf den Ladentisch und verschwand eiligst mit ihrer „theuern Behauptung" Gnade dem armen Mann, der dies noble Mädchen einmal zur Dame seine« Herzen« erwählt. —k Ein „Ansässiger der M—flraße kehrte gestern Abend etwa» spät und auch etwa» molum au» der Stammkneipe nach Hanse zurück. Da von dem Betreffenden, und zwar nicht mit Unrecht, die Sage geht, er sei nicht das Haupt der Familie, sondern spiele nur im Familienrathe die zweite Violine, so bewegte sich derselbe in Erinnerung seiner untergeordneten Stellung äußerst geräuschlos, um die kommandosührende Gattin ja nicht etwa in ihrem Schlummer zu stören. ES glückte ihm auch vollständig, völlig lautlos zur Ruhe zu kommen, nur fand sich der Berräther heute Morgen doch noch vor, und zwar in Gestalt einer hohen schwarzen Pelzmütze (sogen, persischen Lammfellmütze) die der späte Reisende beim Ausmarsch aus dcm Stammlokale in still-seliger Zerstreutheit irrthümlich statt seiner so liden breiten braunen Pelzmütze, mit Stern im Deckel, an sich ge nommen. Diesem Bcweise gegenüber war an ein Leugnen nicht zu denken, er mußte sich gefallen lassen, als „ganz und gar liederlich" gescholten zu werden und hat außerdem für diese Woche Stubenar st, oder vielmehr, da er Hausbesitzer ist, „Kasernenbcschränkung" erhalten. l>—. Gestern, Dienstag, wurde von einem Dienstmann am An- tonSplatz ein neuer Frauenpantoffrl gefunden. Da man vergeblich nach der Verlustträgerin suchte, so wurde da» für furchtsame Ehe männer gar bedeutungsvolle Fundobjekt auf dcm Polizeiamt nieder gelegt. Vielleicht führen diese wenigen Zeilen dazu, daS verloren gegangene „Sinnbild weiblicher Herrschaft" wieder in den Besitz der Eigenthümerin zu bringen. — Dem Kapitel „Verlust" hätten wir schließlich auch »och den folgenden Fall einzuverleiben. Eine Arbeiter frau hatte am Dienstag von einem in der Moritzstraße wohnenden Kaufmann 4 M. 30 Pf erhalten. taS Geld aber so unvorsichtig zu sich gesteckt, daß sie, als sie zu Hause anlangte, zu ihrem großen Schreck wahrnehmen mußte, daS Geld sei unterwegs verloren gegangen. Schnell eilte sie den eben gekommenen Weg zurück uud hatte da» Glück, die verlorene Summe in einer Straßenvertiefung neben dem Trottoir wicderzufinden. Immer dürfte eine solche Unvorsichtigkeit aber Wohl nicht so glatt verlaufen und daher sei man stets de» Worte» eingedenk: Vorsicht ist die Mutter der Weisheit, schützt aber auch vor derartigen Verlusten —R So scheint denn der Winter doch seinen Einzug allen Ernste» halten zu wollen Wald und Feld, Berg nnd Thal liegen bereits im weißen Strrbekleide, alles Leben und Weben der Natur ist erstorben. Für unsere Lieblinge, die Vögel, ist damit eine böse Zeit eingetreten. Wind und Wetter verkümmern ihr Dasein, e» fehlt ihnen an Nahrung, wenn nicht die Hilfe spendende Hand wohlthütiger Menschen eingreift. Möchten daher doch Groß und Klein nach Kräften dazu beitragen, den kleinen Sängern ihr Dasein zu erleichtern, und immer der Mahnung eingedenk sein: Vergeht der hungernden Vögel nicht! —1>. Momentan ist die Saison der „unfreiwilligen Nieder lassungen" auf Straßen und öffentlichen Plätzen und zu keiner Zeit dürfte wohl die Warnung: wer da steht, sehe zu, daß er nicht falle, passender in Anwendung zu kommen haben. So heute Morgen auch auf dem Schillerplatz. Zwei mit dem Zuge angekommeue Fremde gingen, in heiterer Unterhaltung begriffen, nach der Königstraße zu, als deS Einen Aufmerksamkeit iu solch hohem Grade von unserer Pferdebahn in Anspruch genommen wurde, daß er vergaß zu sehe», „wo sie kriechen" und infolgedessen sich etwas unsanft, doch auch so widerwillig parterre placirte, daß sein Reisekollege sich eines AuSbruche» der Heiterkeit nicht enthalten konnte. Dessen Triumph war indeß uur von kurzer Dauer; denn kaum hatte sich der Reisekollege au» seiner „Erniedrigung" emporgerafft, als er, ebenso widerwillig wie jener, den Platz desselben einnahm. Nun war die Reihe deS Lachens an dem „Auferstandencn" und hernach lachten Beide in Kompagnie, schritten jedoch mit besonderer Sorgfalt weiter, um einer Wiederholung solche« Spezialfalles auS dem Wege zu gehen. — Unter den 23 Reichstagsabgeordneten Sachsen« befinden sich 6 Deutschkonserv., 2 Freikonserv., 5 Nationalliberale, 1 Reformer, 4 Deutschsreisinnige und 5 Sozialdemokraten. Die Abgeordneten find folgende: 1. (Zittau) Kaufmann Buddeberg (deutschfreis.). 2. (Lübau» F«drikant Fährmann (deutschfreis.). 3. (Bautzen) RittergutSbes. Reich (deutschkons.) 4. (Dresden-Neustadt) Oberappellat-Rath Klemm (freikons.). 5. (Dresden-Altstadt) Baumeister Hartwig (Reformer). 6. (Tharandt) Geh. Hofrath Ackermann (deutschkons.). 7. (Meißen) RittergutSbes. von Carlowitz (deutschkons.). 8. (Pirna) Rechtsanwalt Eysoldt (deutschfreis). 9. (Freiberg) Oderbergrath Merbach (nat. lib.). 10. (Döbeln) Justizrath Braun (deutschfreis.). 11. (Oschatz) RittergutSbes. Günther (freikons.). 12. (Leipzig) Bürgermeister Ni-. Tröndl-n (nat.-lib). 13 (Leipzig Land) kammergerichtSreserendar a. D. Viereck (soz.-dem.). 14. (Bvrna) Rittergutsbesitzer vr. Frege (deutschkons.). 15. (Frankenberg) Rentier Penzig (nat.-lib ). 16 (Chemnitz) Schriftsteller Geiser (soz.-dem). 17. (Glauchau) Schriftsteller Auer > soz.-dem.). 18. (Zwickau) Gärtner Stolle (soi.-dem.). 19. (Schneeberg) Rittergutsbesitzer Ebert (deutsch-kons.). 20. (Zschopau) Spinnereibrsitzer Gehlert (nat.-lib.). 21. (Annaberg) Fabrikbesitzer Holtzmann (nat.-lib.). 22. (Reichenbach) Schriftsteller Kayser (soz.-dem.) 23. (Plauen) Oberstaatsanwalt vr. Hart mann (deutsch-kons). Im Jahre 1881 waren gewählt 5 Deutschkonservative, 8 Frei- Konservative, 5 Nationallibrrale, 6 Deutschsreifinnige und 4 Sozialisten. Die Deutschkonservativen und die Sozialisten haben somit je einen Sitz gewonnen, die Nationalliberalen sind bei ihrem Besitzstand an Mandaten verblieben, die Deutschfreifinnigen haben 2 Sitze verloren. An Zahl der Abgeordneten haben die Sozialdemokraten noch nicht den Bestand des Jahres 1877 wieder erreicht; denn damals waren sie im Reichstag durch 6 sächsische Abgeordnete vertreten. — Ueber da» Jagdergebniß der Hofjagden bei WermSdorf berichtet das „Osch. Tagebl.": Am ersten Jagdlage, HubertnSburger Revier (Bärbach), wurden zur Strecke gebracht: 6 Böcke, 1 Ricke, 4 ! Hasen, 2 Kaninchen, 3 Fasanen, 2 Schnepfen; am zweiten Tage, Werm»dorfer Revier (an der Leipziger Striche): 1 Schmalthier, 2 Böcke. 4 Ricken, 5 Hasen, 2 Kaninchen, 3 Füchse; am dritten Tage, Seidewitzcr Revier, bisher nicht von Sr. Majestät gepachtet: 5 Böcke, 9 Ricken, 20 Hasen, 2 Füchse; am vierten Tage, Hubert«»- durger Revier (Waldhufe): 12 Böcke, 13 Ricken, 16 Hasen, 3 Fasanen, 1 Schnepfe, und am fünften Tage (Oschatzer Stadtholz): 8 Böcke, 8 Ricken, 36 Haien, 1 Fuchs, 7 Fasanen und 1 Kaninchen. Das Gesammtresultat ist demnach: 1 Schmalthier, 33 Böcke, 35 Ricken, 120 Hasen, 5 Kaninchen, 13 Fasanen, 3 Schnepfen und 6 Füchse. Die Fortsetzung der Jagd ist aus den 25. d. M. angesetzt. — Mn recht hübsches Intermezzo ereignete sich am 14 d. M. bei der Jagd. Als nämlich an diesem Tage daS Jagdsrühstück eingenommen wurde» standen die Kind.'r, welche ihren Vätern, den Treibern, den Imbiß gebracht hatten, in respektvoller Entfernung von der Tafel. Manche» von ihnen mochte wohl den Gedanken hegen: „Wenn du doch auch etwas von der Königl. Tafel zu kosten bekämst!" Und wirklich, ihr Wunsch sollte ihnen erfüllt werden. Als die Schützen dir Tafel ver ließen, ermunterte Ihre Majestät die Königin in leutseliger Weise die Kleinen, näher zu treten, und ließ die noch ziemlich bedeutenden Vorräthe des Frühstück» unter sie vertheileu. Wie mundet« der dampfende Grog und die Fleischspeisen, und wie ganz ander» schmeckten doch die ganzen Kartoffeln" von der Königl. Tafel, al» diejenigen, welche daheim die Mutter kocht. — Ein amerikanisches Hau» verkaufte auf ein Leipziger Bankgeschäft einen Wechsel in erheblichem Betrage. Prima und Sekunda wurden mit zwei verschiedenen Posten abgesandt. Die Prima wurde unterwegs gestohlen und dem Leipziger Bankhause prisentirl. Dasselbe kümmerte sich um die Legitimation deS Präsentanten «icht und zahlte den Betrag auS. Etwa zehn Tage später kam der recht mäßige Besitzer de» Wechsel» und zeigte die an ihn gelangt« Sekunda vor. wurde aber, da dir Prima schon bezahlt war, abgewiese«. Der Eigenthümer deS Wechsel» macht nun das Bankhaus für de» ent-
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