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O mßerger A^eiger und Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. GerichtsLmter u. der StadtrLthe zu Freiberg u. Brand. Freitag, 11. September MG tiMch oststr. Sruhes. immer E^nkoIlma Erscheint i. Freiberg jed. Wochen». Ab. 6U. für den and. Tag. Jnser. werden bis V. 11 U. für nächste Nr. angen. )N 1873. M Jahre KI ebäuden M RtparaivM amErhrW I« CchustM nnabtild, e activ« Mtlj- F2U ie, ! 80ö. ;nm. »kptockr, ütttM- WS >ti vm sMn sovi» r ms- .chban, ein. die empfangene Ohrfeige. Wer ist geohrfeigt worden? Die ganze Welt. Frankreich wurde auf die Wange geschlagen und allen Völkern stieg die Röthe ins Angesicht. Der Schimpf widerfuhr der Mutter. (!) Daher der Hatz. Haß der Besiegten gegen die Sieger, alter, ewiger Haß, Haß der Völker gegen die Könige, denn die Könige sind die Sieger und die Völker die Besiegten; gegen seitiger Haß, für den es keinen anderen AuSgang giebt als ein Duell. Ein Duell zwischen zwei Völkern? Nein, Frankreich und Deutschland sind Schwestern. Aber ein Duell zwischen zwei Prinzipien, der Republik und dem Kaiserreich. Die Frage ist ge stellt : hier die germanische Monarchie, dort die vereinigten Staaten von Europa: der Zusammenstoß der beiden Prinzipien ist unver meidlich und schon jetzt kann man in der dunklen Zukunft unter scheiden: auf der einen Seite alle Königreiche, auf der andern alle Vaterländer. Dieses furchtbare Duell, möge es noch lange aufge- schoben bleiben. Möge eine andere Lösung sich Bahn brechen, denn wenn es zu der großen Schlacht kommt, stehen, ach, auf beiden Seiten Menschen- Jammervoller Konflikt! Welch grausame Noth wendigkeit für das Menschengeschlecht! Frankreich kann kein Volk angretfen, ohne Brudermord zu begehen. Entsetzliches Herzeleid!... Frankreich ist verringert worden. ES trägt zur Stunde eine doppelte Wunde, eine doppelte Wunde in seinem Gebiet, eine Wunde seiner Ehre. Dabei kann es nicht sein Bewenden haben. Mn Sedan steckt man sich nicht ruhig ein. Auf einem Sedan ruht man sich nicht aus. Und ebensowenig ruht man sich auf dem Ver lust von Metz und Straßburg. Der Krieg von 1870 begann mit einer Äuflauerung und endete mit einer Tbätlichkett. Die den Schlag führten, sahen nicht den Rückschlag. Das ist der gewöhn liche Fehler der Staatsmänner. Man geht an der Verblendung des Sieges zu Grunde. Was zu sehr die Gewalt sieht, ist blind für das Recht. Frankreich hat aber ein Recht auf Elsaß und Loth ringen. Warum? Weil Elsaß und Lothringen ein Recht auf Frankreich haben, weil die Völker ein Recht auf das Licht und nicht auf die Finsterniß haben. Alles neigt jetzt zu Deutschland. Bedenkliche Störung. Dieser Bruch des Gleichgewichts muß auf hören. Die Welt kann die Verringerung Frankreichs nicht gelten lassen. Die Solidarität der Völker, welche den Frieden geschaffen hätte, wird den Krieg schaffen. Frankreich ist gewissermaßen das Eigenthum der Menschheit" — und so weiter. Die amtliche „Gaceta" meldet, daß dem General Lasern« der Oberbefehl über die spanische Nordarmee übertragen ist. Unter ihm werden Ceballos im Centrum und Loma auf dem linken Flügel ein Kommando führen. — General Lopez Pinto schlug die Carlisten bei Mora in der Provinz Teruel vollständig in einem zehnstündigen Gefecht. Mora und das Schloß wurden von den Re gierungstruppen genommen. Die Carlisten hatten viel Tobte und Verwundete. — Die Carlisten beschossen am Sonntag den Eisen bahnzug, worauf die Gesandten Deutschlands und Oesterreichs sich befinden sollten. Es sollen der Maschinist und Hetzer getödtet sein. Wie aus London gemeldet wird, find die vier alten trans atlantischen Kabel durch einen heftigen Orkan, welcher am Montag auf Neufundland herrschte, beschädigt worden. Die telegraphische Verbindung zwischen dort und New-Aork ist vollständig unterbrochen. Tagesgeschichte. Die Errichtung des Reichs-Justizamtes als einer neuen Reichsbehörde ist, wie wir bereits früher erwähnten, ganz unzweifel haft und wird diese neue Behörde mit dem 1. Januar 1875 definitiv in Kraft treten. Nach dem Etat, welcher jetzt in dem ReichSkanzler- gmt zusammengestellt wird, wird das Retchs-Justizamt die vierte Mheilung des Reichskanzleramts bilden. Die erste Abtheilung bildet bekanntlich die Postverwaltung, die zweite die Telegraphen- verwaltung, die dritte die Abtheilung für Elsaß-Lothringen und die vierte wird nun das Reichs-Justizamt werden. Der Berichterstatter der „Londoner „Pall Mall Gazette" in Santander erzählt in seinem neuesten Briefe Einiges über die Tätigkeit des neuen deutschen Konsuls in Bayonne, Hrn. Lindau, den er als den rechten Mann am rechten Orte bezeichnet. Wie au- seinen Angaben hervorgeht, hat Herr Lindau nicht nur die Arenz« gründlich inspizirt, sondern auch von Spekulanten, welche unter Vorwissen der französischen Regierung Magazine für die Tarlisten etablirt haben, Kriegsvorräthe aller Art gekauft, Depots für Artilleriepferde eingesehen und von französischen konzessionirten Verkäufern carltstische Postmarken erstanden. Eine der bittersten Pillen soll die Unterredung des Konsuls mit dem Marquis de Nadaillac, dem legitimistischen Präfekten des Grenzdepartement« für de« letzteren gewesen sein. In der am Dienstag in Freiburg i. Br. stattgefundenen von 4—5000 Personen besuchten Schlußsitzung des Altkatholtken- kongreffes sprachen Ober-Staatsanwalt Streng, Professor Messmer und Bischof Reinkens. Letzterer protestirte gegen das Sendschreiben des Kapitelvikars Kübel und erklärte eine Behauptung desselben über eine von ihm (Reinkens) in Konstanz gehaltene Rede für »Wahr. Der Vikar habe trotz einer an ihn ergangenen Auf forderung dieselbe bisher nicht widerrufen. Professor Schulte schloß die Versammlung mit einem Hoch auf den Kaiser und den Sroßherzog. In Straßburg hat man mit dem Bau der rechtsrheinischen ssyrtS, welche hauptsächlich den Zweck haben, den Rhein und die Schwarzwaldpäffe zu decken, jetzt begonnen. Der zum Besuch in Prag sich aushaltende österreichische Kaiser hat am Dienstag Vormittag die Geistlichkeit unter Führung der Kardinal-Erzbischofs Fürsten von Schwarzenberg, ferner den ?del, die Militärbehörden, sowie den Laudesausschuß unter Füh rung des Fürsten Karl v. Auersperg empfangen. Sodann fand der Empfang des Bürgermeisters Hulesch und der Mitglieder der Etadtvertretung, des Statthalters und der übrigen Behörden statt. Um 12 Uhr begannen die Privat-Audienzen. Der Kaiser ist bereits Mittwoch früh um 3 Uhr nach Brandeis abgereist. Die Mitglieder der österreichischen Nordpolexpedition find am 8. in Tromsoe angelangt. Der französische Krtegsminister hat dem Kommandanten der Pyrenäen-Division, General Pourcet, den Befehl zugehen lassen, die Ueberwachung der Pyrenäen-Grenze und der Bidaffoa-Linte mit größter Strenge zu handhaben. Herr Victor Hugo in Paris scheint sich nunmehr entschieden 'M Zustande des Rappelns zu befinden. So schreibt er an den „Genfer Kongreß für Frieden und Freiheit" unter Anderem Folgendes: ^ues, was geschehen ist, muß wieder ungeschehen gemacht werden. Entsetzliche Nothwendizkeit! Zwischen uns und der Zukunft liegt ein Verhängniß. Der Friede ist nur noch nach einem Zusammen stoß, nach einem unerbittlichen Kampfe abzusehen. Der Friede, U, ist immer noch die Zukunft, aber nicht mehr die Gegenwart. Die ganze jetzige Lage ist ein düsterer und dumpfer Haß, Haß für Sachse«. Freiberg, 9. September. Nachdem heute Morgen bereits Se. Königl. Hoheit, Prinz Georg, in Begleitung mehrerer höheren sächsischen und preußischen Stabsoffiziere unsere Stadt mittelst Bahn passirt hatten, um sich zu den in der Umgebung von Oedtran, Frankenberg und Hainichen stattfindenden Manöver« zu begeben, langten Se. Königl. Hoheit mit Begleitung mittelst Postgeschirren >» ahm M o intim vier zeig« ch schM 874. W »ÄLlck aduet«, .'endsküft. Preis vierteljährl. 20 Ngr. Inserate « oL werden die gespaltene Zeile oder deren- 'H ML > /H Raum mit I Ngr. berechnet.