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Amtsblatt de» Kgl. Bezirksgericht» zu Freiberg, sowie d« Kgl. Gertchl-ämter u. der Gtadträth» z« Freiberg m Lrasd. a-155. «ksch<i»t t. prNi«, je». W»ch«t. m. »u. fm kn and.rag. Sasti.»«rkn »I« V. 11 N. für nächst» Nr. anykn. Mittwoch, 8. Juli. U«U »«cittljährl. SO Nxr. SusaÄ« »rrkn Ar »K« Ku» Raum ml« 1 R«r. st«uchn«t. 1874. Lakesgeschichte. Mt der Einführung der Reichsmarkrechnung ist am 1. Juli bereit- in Hamburg und Lübeck der Anfang gemacht. Beiden Kleinstaaten hat da- Reichskanzleramt ein Quantum von resp. 100,000 und 30,000 Reichsmark Scheidemünze überwiesen, um zunächst im kleinen Verkehr di» Ueberleitung in die neue Währung anzubahnen. In Mecklenburg hat sich die neue Münze schon sehr gut eingeführt- Von befreundeter Seite empfängt da- „Leipz. T." eine Mit- theiluna, welche eine schätzenSwrrthe Bestätigung Dessen enthält, war üver die Intentionen der preußischen Staat-regierung hin- fichtltch der Ausführung der Kirchengesetze bereit- bekannt worden ist. Vor kurzer Zeit war der Kultusminister vr. Falk in Zeitz zum Besuch bei dortigen' Verwandten anwesend und e- hat Derselbe, als di« Unterhaltung auf den schweren Kampf sich richtete, den die preußisch« Regierung gegen die ultramontane Partei zu führen ge zwungen ist, von einer darauf bezüglichen Aeußerung der Kaisers Krnntniß gegeben Der Kaiser hat danach seiner Zeit, als er die Gesetz« vollzogen, zu dem Kultusminister die inhaltsschweren Worte gesprochen: „Handhaben Sie die Gesetze im Allgemeinen mild, in dessen wo Ihnen ernstlicher, unberechtigter Widerstand entgegentritt, da rechnen Sie auf mich!" Der Kaiser von Rußland hat am Montag von Jugenheim die Rückreise nach St. Petersburg ««getreten. Kaiser Alexander begiebt sich über Weimar und Dresden, wo St. Majestät den be treffenden Höfen einen Besuch abstattet, zunächst nach Warschau und wird daselbst einen längeren Aufenthalt nehmen. Da- Berliner Kammergericht hat am Sonnabend di« gegen den Chefredakteur der „Germania", den ReichstagSabgeordneten Paul Majunke in erster Instanz wegen elf verschiedener Anklagen «rkannte Sefängnißstrafe von 1 Jahr als Zusatzstrafe zu seiner augenblicklichen Hast bestätigt. Die am 4. Juli bti drm Weihbischof JaniSczewsky und drm Domdechanten Grandka in Posen stattgefundene Haussuchung bezweckte die Auffindung einer dem ersteren ertheilten päpstlichen Vollmacht zur Verwaltung der Erzdiöcesen Posen und Gnesen. JaniSczewsky gestand den Besitz der Vollmacht zwar zu, dieselbe wurde jedoch nicht aufgefunden. Das Kreisgericht zu Paderborn beschloß die von dem Bischöfe Konrad Martin verwirkte und von einem dasigen Bürger ohne Wissen des Bischofs bezahlte Geldstrafe von 400 Thlr., des dagegen von Seiten des Bischofs erhobenen Widerspruchs ungeachtet, zu behalten und den Bischof demgemäß von der eventuell erkannten Haft zu befreien. Das Fuldaer KreiSblatt bestätigt gegenüber der „Germania", daß auf der Bischofskonferenz FriedenSvorschläge erörtert, aber in der Minorität geblieben sind. Die Mehrheit wollte nicht den „Schein der Furcht" zeigen. An den Berathungen des internationalen Kongress eS in Brüssel, welcher am 28. d. im Hotel deS Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten Zusammentritt, werden der „Etotle Beige" zufolge 42 Delegirte der verschiedenen Regierungen Theil nehmen. — Wie die „Köln. Ztg." aus London erfährt, hatte zwischen den Regierungen Englands und Frankreichs eine Einigung betreffend den Brüsseler Kongreß stattgefunden. Um Gewißheit darüb«r zu erlangen, ob di« bayerische Staat-regierung der AuLspendung der Firmen durch den Bi s cho f vr. Reinkens Hindernisse bereiten werde oder nicht, hat sich der Ausschuß der altkatholtschen Gemeinde i» Keuchten an die Kreisregierung von Schwaben und Neuburg gewendet, und hierauf den Bescheid erhalten: „Daß es der weltlichen Regierung nicht zukommen könne, einem Bischof eine positive Erlaubniß zur Aus übung einzelner kirchlicher oder gottesdienstlicher Funktionen zu ertheilen, daß daher, wenn der Herr Bischof Reinkens nach Kempten kommen sollte um dort die Firmung zu spenden, ihm von Seite der weltlichen Regierung kein Htnderniß in den Weg gelegt, im Gegentheil nach der bestimmten Versicherung der Herrn Staatt- ministers auch eine etwaige Reklamation des Bischofs von Augs burg hiergegen abgelehnt werden würde. Auch werde dem Magistrat zu Kempten behufs Fernhaltung etwaiger Störung der öffentlichen Ordnung Mitthetlung zugehen." — Bischof Reinkens wird nun nach seiner Rückkehr aus Ostpreußen, in Kempten erwartet König Ludwig von Bayern hat eine namhafte Summe für das in München abzuhaltende deutsch« Sängerfest bewilligt und sein Erscheinen bei dem Feste zugesagt. Der vom Ackerbaumtntsterium über den Standder Saaten in der österreichisch-ungarischen Monarchie veröffentlichte Bericht vom 1. d brmerkt, daß die im letzten Berichte geschilderten Ernte-LuSstchten, einige Landstriche, in welchen außerordentliche Witterungs-Verhältnisse geherrscht, ausgenommen, grvßtentheils unverändert geblieben find und theilweise sich noch gebessert haben. Der RegierungSrath hat den Rekurs de- AdmintstrationSratheS der Stadt Senf gegen die Zahlung der Steuer für die braun schweigische Erbschaft abgelehnt. Vor d«n Pariser Geschworenen begann am 3. d. M. der Monstre - Prozeß gegen den Armee-Lieferanten Cahen - Lyon und 22 Mitschuldige, darunter achtzehn Offiziere, wegen Bestechung und Betrug- bei den dem Staate gemachten Lieferungen. Unter den Offizieren, welch« mit der Uebernahme und Prüfung der gelieferten Artikel betraut waren und fich von Cahen-Lyon hatten bestechen lassen, befinden fich drei Majore, sieben Hauptleute und ein Lieute nant; die Uebrigen find Jntendanturbeamte, Handlung-reisende. Militärschneider u. s. w. Der Prozeß verliert dadurch viel von seinem Interesse, daß der Hauptschuldige, Cahen-Lyon, jener ehedem steinreiche Armeelieferant, welcher durch Vertrag dar Monopol de- Chaffepot-Gewehrs an fich gebracht hatte, nunmehr vollständig ruinirt in- Ausland geflohen ist. Bet Beginn der Verhandlungen fordert der Vorsitzende diejenigen Angeklagten, welche da- Band der Ehrenlegion tragen, auf, dasselbe au- ihrem Knopfloch zu entfernen, da es unanständig sei, mit solchem Schmuck auf her Anklagebank zu erscheinen. Die Anklageschrift beschuldjgt-'in erster Reihe die Hauptleute und Jntendanturbeamten BAouin, Magen, Mantel, Claude Ravat, Mödal, bei der Prüfung der Lieferung von Cahen- Lyon und dessen Vertretern in der Zeit von 1868—1870 Bestechungen angenommen zu haben, die bald in TausendfrankSbilletS, bald in einer Pauschalsumme von 6500 FrcS , bald «Mich in einer Kom mission, die z. B. 15 Centimes für 150,000 Stück Zelte betrug, bestanden hätten; die niederen Beamten seien mit einigen hundert Franks oder mit kleineren Kommissionen abgefunden worden. Einige Angeklagte gestehen ihr Verbrechen ch,, andere leugnen eS ganz und gar, dritte geben vor, nur «in Darlehn angenommen zu haben. Die Verhandlungen werden/lO-44 Tage in Anspruch nehmen. Wie verlautet, wollen die Legitimisten in Gemeinschaft mit der Linken das Ministerium in den nächsten Sitzungen der National versammlung stürzen, -vie „Agence Havas" hält e- aber für un wahrscheinlich, daß ein DemtssionSgesuch de- Kabinett von Marschall- Präsidenten Mac Mahd» angenommen werden wird. Er stellt sich immeirmehr heraus, daß die Lage der spanischen republikanischen Nord-Armee eine sehr kritische ist und daß die bisherigen Meldungen über Madrid di» Wahrheit arg entstellten.