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möMr IMger und Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg u. Brand. Piet» vtnIeMrU SO Nzr- Inserate - V werden die gespaltene Zelle oder derm D > /I Raum mit 1 Ngr. berechnet. W 1, ^-97 Mittwoch. SS. «pr». Erscheint l. Freiberg jed. Wochmt. Ab. S U. für den and. Tag. Ins«, werden bl« V. 11 N. für nächste Nr. angen. Tagesgeschichte. Der Justizausschub hat in seiner letzten Sitzung vom 23. sich über den Entwurf der Gerichtsorganisation schlüssig gemacht und hofft mit den beiden andern Entwürfen: des Civil- und des Straf prozesses schon in den nächsten Tagen zu Stande zu kommen. In Betreff des Befindens des Fürsten Bismarck hört die „Tribüne" von einem Augenzeugen, daß derselbe bereits täglich einige Stunden den Aufenthalt im Garten vertragen kann und auch schon kleine Spaziergänge in demselben unternimmt. Das warme Wetter kam ihm dabei trefflich zu statten. Derselbe Augenzeuge erzählt, welchen tiefen Eindruck auf ihn das erste Wiedersehen Bismarck's gemacht hat. Letzterer soll kaum wieder zu erkennen sein, so hat die Krankheit auf ihn eingewirkt. Allerdings trügt namentlich der Umstand zur totalen Veränderung Bismarck's dli, daß er seit seiner Erkrankung das Nastrmesser nicht hat an sich kommen lassen. Er trägt daher einen stattlichen Vollbart, der aber so weiß ist, daß eben daher das ganz veränderte Aus sehen des Kanzlers rührt- In dieser Woche wird, wie das „Deutsche Wochenbl." mittheilt, der am 15. gegen den Erzbischof Grafen Ledochowski von dem k Gerichtshöfe für kirchliche Angelegenheiten gefällte Urtheilsspruch svmulirt sein und dann dem Grafen zugesendet werden. Damit ist dann der Zeitpunkt eingetreten, wo der Kultusminister die weiteren Maßregeln zu treffen haben wird. Eine Instruktion über die Civil ehe ist für oie katholische Geistlichkeit, wie aus einer Mittheilung der Redaktion des „Schlesischen Kirchenbl." hervorgeht, bereits von dem General- Mkariats-Amte in Aussicht genommen worden. Das Urtheil der Appellinstanz in dem Prozesse des altkatholi schen Bischofs vr. Reinkens gegen die „Deutsche Reichszeitung" in Bonn ist am 27. d. verkündigt worden. Die Appellkammer hat die wegen Beleidigung des Anklägers vom Zuchtpolizeigericht erkannte Strafe bestätigt; dieselbe lautet: der Redakteur, Schuhmachermeister Emons ist zu 5 Monaten Gefängniß, der Verleger Hauptmann zu 500 Thlr. Geldbuße, eventuell 5 Monaten Gefängniß verurtheilt. Der Entwurf zum Nationaldenkmal auf dem Niederwald von Professor Johannes Schilling in Dresden wurde von der Künstler-Jury sür überaus gelungen erklärt und seine Ausführung von dem Komite beschlossen. Der „Niederrh. Kur " bringt folgende Mittheilung aus Metz: „Es dürste allbekannt sein, daß in unserem Lande die Nonnen, Schulschwestern u. s. w. zu den alleretfrigsten Agitatoren für Frank- nich zählen. Wie weit sie in diesen ihren Bestrebungen gehen, dürfte beispielsweise erhellen, daß die Schwestern von St Chretien, welche in unserer Stadt Klöster besitzen, etwa vierzig Metzer Kinder ihren Eltern abgelockt haben, um sie in Lyon in französischem (und zugleich echt katholischem) Geiste erziehen zu lasten. Diese Kinder verlangten nun eifrig in die Heimat zurück, aber keine Reklamationen der Eltern haben bisher gefruchtet. In nahezu dreißig Fällen haben sich dieselben jetzt an das hiesige Bezirks- Präsidium mit der Bitte um Hilfe gewandt und es steht zu hoffen, daß es dieser Behörde gelingen werde, den bethörten Eltern die ihnen vorenthaltenen Kinder endlich wieder zu verschaffen." Das österreichische Abgeordnetenhaus beschloß am 25 d. nach einer kurzen Generaldebatte über das Klostergesetz mit großer Majorität in die Spezialdebatte über diese Vorlage einzutreten. Abg. Fux kündigte sür die Spezialdebatte zwei Amendements an, dahin gehend, daß 1) zur Errichtung neuer Klöster ein Neichsgesetz nöthtg sein solle und 2) daß ausländische Obere in einem Kloster nicht zulässig sein sollen. Wie die „Liberte" schreibt, erklärt ein in diesen Tagen erlassene- Dekret des Präsidenten der Republik Frankreichs für gemein nützig und dringlich den Ankauf des Terrain-, auf welchem die herrschenden Punkte um die Städte Verdun, Toul, LangreS und Belfort gelegen sind. An diesen Punkten sollen solide Festungs werke aufgeführt und der Grenze di« Defensivkraft wiedergegeben werden, welche sie seit der Abtretung von Metz und dem Elsaß verloren hatte. — Eine in Paris eingetroffene Depesche aus Kairo enthält die offizielle Bestätigung, daß Herr v. LessepS sich den Weisungen der türkischen Regierung gefügt habe und daß demgemäß die Differenzen in der Suezkanal-Angelegenheit als beigelegt zu betrachten seien. Nach aus Balmaseda vom 24. April in Madrid eingetroffe- nen Nachrichten find carlistische Truppenabtheilungen in der Stärke von etwa 2000 Mann bereit- seit 8 Tagen damit beschäftigt, die Uebergänge über den Fluß Cadagua unpassirbar zu machen. Dem General VelaSco ist mit 10 kastilianischen und 3 asturischen Bataillonen die Vertheidtgung dieser Uebergänge anvertraut. — Der vor Bilbao verwundete General Primo di Rivera ist in Madrid eingetroffen. Den größten Stolz setzen die Engländer bekanntlich in ihre Marine; in einer der letzten Sitzungen des Unterhauses malte jedoch Admiral Elliot, der Vertreter von Chatham, den Zustand derselben in so düstern Farben, daß das ganze Land erschreckt die Hände über dem Kopfe zusammenschlägt. Der Admiral, dem man als Sachverständigen ein Urthetl wohl zutrauen darf, erklärte vor allem anderen, daß die Zustände in den Schiffswerften ganz erbärm liche, die daselbst ausgeführten Arbeiten gänzlich unzuverlässig und schlecht seien, und daß sogar die Bücher unrichtig geführt würden. Er schilderte den Verfall der Flotte und zählte die Schiffe auf, die ganz werthlos seien, so daß die Kriegsmarine, der einzige Arm, auf den sich England stützen könne, gar nicht mehr zur Verthet- digung des Landes fähig sei. Und der Marineminister konnte hie rauf nur eine ungenügende Antwort ertheilen. Man hätte nach der Rede Elliot's vielleicht glauben können, dieselbe sei blos gehalten worden, um politisches Kapital aus derselben zu schlagen; allein die Antwort des Marinemintsters mußte Jeden überzeugen, daß „etwas faul" in der Flotte sei. In dem Punkte der Superiorität der englischen Marine über alle anderen Flotten der Erde stimmen alle Engländer überein, und der Sparsamste läßt sich eine erhöhte Steuer zu diesem Zwecke gefallen. — London rüstet sich zum Em pfange des Kaisers von Rußland, umsomehr als derselbe bereits seine Absicht kundgegeben zu haben scheint, sich in den Taumel der ihm gebotenen Vergnügungen zu stürzen. Wie man hört, hat er die Einladungen der Korporation von London zu einem großen Banquet und Balle in der Guildhall, sowie des weltberühmten Krystallpalastes in Sydenham zu einem großartigen Galafeste be reits angenommen. Für ein Monstrekonzert bei diesem Feste sind außer den namhaftesten Solokräften 11 Militärkapellen sowie daS Londoner Kontingent des Hündelfest-Chores engagtrt worden. Ferner ist auch ein glänzendes Feuerwerk in Aussicht genommen. Fürst Milan von Serbien hat seine Reise nach Konstantinopel, welche er am 27. antritt, durch eine Proklamation angekündtgt und den Ministerrath für die Zeit seiner Abwesenheit mit der Regent schaft betraut. Nach einem auf 73 verschiedenen Abschätzungen gestützten Ueber- schlag ist der mittlere Durchschnittsertrag der diesjährigen Baum- wollen-Ernte in den Unionsstaaten auf 4,132,000 Ballen anzuschlagen.