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und L agebla t t. Amtsblatt de- Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg u. Brand. ^«135. Srschetnt t. Freiberg jed. Wochen». M. 6 U. für den and. Tag. Jnser. werden bi« B. 11 U. für nächste Nr. angm. Freitag, den 14. Juni Preis vierteljährl. 20 Rgr. Inserate »»erden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 8 Pf. berechnet. 187L. Tagesgeschichte. Berlin, l1. Juni. In Abgeordnetenkreisen verlautete heute, daß Fürst BiSmarck am 14. hier eintreffen und auch den 15. hier verweilen werde, einmal um über das Jesuitennothgesetz dem Kaiser Bortrag zu halten und dann, um event. den Debatten im Reichs tag beizuwohnen. — Der Ches des Generalstabes der Armee, General - Feld marschall Graf v. Moltke, hat sich mit Urlaub für den ganzen Sommer aus seine Besitzung in Schlesien, beziebungSweise auf Er holungsreisen begeben. — In einer EtatSgruppe wurde die Regierung darüber inter- pellirt, woher eS komme, daß man von den bereits zahlreich ge prägten 20-Markstücken so wenig im Verkehr sehe. Der Regie rungsvertreter gab zu, daß ein großer Theil der Stücke in den Reichskrtegsschatz (die Reichssparbüchse) wandere, der bekanntlich für 40 Millionen Thaler Gold aufnehmen soll. Biele neue Gold stücke verschwänden übrigens in den (Privat-) Sparbüchsen, wogegen die dort bislang beliebten Doppelthaler jetzt zahlreicher als je in den Verkehr kämen. Eine Auswanderung der neuen Goldstücke sei zur Zeit nicht zu befürchten, da der Goldpreis dafür zu niedrig stehe. Die Regierung kaufe an der Börse noch immer daS Gold so billig, daß ihr die Herstellung der 20 Markstücke einen Ueber- schuß gewähre. Noch würde eS Exporteuren schwer werden, Liefe- rungsverpflichrungen in Bezug auf neue Goldstücke einzugehen. Bekanntlich find zu Ausprägungen bis jetzt 100,000 Pfund Gold an die verschiedenen Münzen vertheilt worden. Die süddeutschen Staaten brauchen die daraus geprägten Goldstücke nicht wieder nach Berlin abzuliefern; vielmehr wird der Werth des Goldes als Vorschuß auf ihren Antheil an der französischen Kriegsentschädigung angerechnet. — Der preußische Handelsminister hat unter« 3. d. M. eine Verfügung an die Directtonen der StaatSeisenbahnen erlassen, welche für das reisende Publicum von großem Interesse find. Während die Tarife für den Güterverkehr im Laufe der Zeit erheblich herab gesetzt sind, haben die Tarife für den Personenverkehr noch eine un- verhältnißmäßige Höhe. Bereits in früheren Erlassen vor dem Kriege von 1866 hatte der Handelsminister eine Ermäßigung der selben befürwortet, der Ausbruch jenes Krieges aber und die darauf folgenden Verkehrsschwierigkeiten hatten die Durchführung des Planes verhindert. Die äußerst erfreulichen Verkehrsverhältnisse seit dem letzten Kriege indessen haben den Minister veranlaßt, die Angelegen heit jetzt wieder auszunehmen In der Verfügung desfelben wird auf die weit geringeren Tarifsätze Elsaß-Lothringens und Süddeutschlands hingewiesen und die Nachahmung der dortigen Praxis, namentlich auch der Wegfall des Freigepäcks empfohlen, dagegen vorgeschlagen, die Preise für die vier Wagenclafsen auf je 5, 3^, 2^ und 1^ Sgr. pro Meile mit einem Zuschläge von 20 Procent für Schnellzüge herabzusetzen. In Elsaß-Lothringen werden für die drei Wagen- classen nur 5, 3 und 1H Sgr. und in Süddeutschland 5, 3^ und 21 Sgr. bezahlt. Die königlichen Directionen sind angewiesen, sich über die beregte Ermäßigung binnen längstens 6 Wochen gutacht lich zu äußern und hierbei zugleich den voraussichtlichen fianziellen Effect einer bezüglichen Maßnahme zu erörtern. — Der Elbe-Spreecanal, schreibt die „Volkszeitung", dessen Wichtigkeit als Wasserstraße zwischen Berlin und Dresden wir kürzlich an der Hand einer von der sächsischen Regierung auSge- arbeiteten Denkschrift hervorgehoben haben, findet bei der preußischen Regierung keine sehr warme Ausnahme. Das Handelsministerium hat zwar diesseitige Genehmigung zu den Vorarbeiten ertheilt, hüt jedoch eine Betheiligung durch Geldunterstützung zurückgewiesen. Wir wollen hierbei daran erinnern, daß der Ausschuß de- deutschen HandelstageS in Hinblick auf die TranSportcalamitäteU auf den Eisenbahnen eine Vermehrung der Wasserstraßen, welche seit Existenz der Eisenbahnen sehr vernachlässigt worden find, lebhaft befürwortet. DaS Handelsministerium will freilich die Transportangelegenheiten nicht wahr haben. Erst neulich brachte der StaatSanzeiger die Mittheilung, daß in Schlesien ein „Reichthum von Transportmitteln auf den Eisenbahnen" vorhanden sei, welcher anderen Bahnen nicht zu Gute kommen könne, da überall Wagenüberfluß herrsche. Der letztere Punkt wird jetzt, was Rheinland und Westphalen angeht täglich von den dortigen Blättern widerlegt — und der StaatS anzeiger schweigt dazu. — Der schon bisher mit den Functionen der Generalsuperin- tendentur für Berlin beauftragte Oberconfistorialrath, Propst und Prof, vr Brückner (vordem bekanntlich Professor der Theologie in Leipzig) ist neuerdings definitiv zum Generalsuperintendenten von Berlin ernannt worden. — Die Conferenz in der socialen Frage ist (Wiener Blättern zufolge) bis zum 1. August verschoben worden. — Der dreizehnte volkswirthschaftliche Congreß soll vom 26. bis 29. August d. I. in Danzig abgehalten werden. ES sollen da bei Berathungen über folgende Gegenstände stättfinden: Straßenbau und Chaufseegeld, die Unentgeldlichkeit deS öffentlichen Schulunter richts Banknoten und Papiergeld, Antheil der Arbeiter am Ge« schäftSgewinn, Arbeiter Hülfs- und Jnvaliden-Cassen, die Eisenbahn politik mit besonderer Berücksichtigung der Concurrenz verschiedener Frachtführer auf der Eisenbahn, sowie der verschiedenen Tarif Sy steme, Fortbildung des Handelsrechts oder Herübernahme desselben in daS Obligationenrecht. — In de» Tagen deS 30., 31. Juli und 1. August wird in Darmstadt die sechste Versammlung deutscher Turnlehrer stattfinden. Man hofft auf eine Betheiligung von 200 - 300 Lehrern auS allen Gauen deS deutschen Reichs, Oesterreichs und der Schweiz. — Dem Feldpropst NamSzanowSki sind gestern sämmtliche bischöfliche Insignien, u. A. auch die AmtSsiegel und vas gesammte bischöfliche Kircheninventar, welches auS Staatsmitteln angeschafft worden war, abgenommen worden Nur das Kreuz und der Ring,. welche ihm selbst angehören, find ihm noch geblieben. Die „Ger mania" führt sämmtliche (an Zahl 56) von der Militärbehörde eingeforderte Gegenstände auf, den Beschluß macht ein Brüsseler Teppich. Wiesbaden, 11. Juni. Pfarrer Diefenbach in Hofheim ist wegen Vergehens gegen den Paragraphen deS Strafgesetzbuchs, be treffend den Mißbrauch der Kanzel, heute durch die Strafkammer deS hiesigen KreiSgerichtS zu einmonatiger Festungshaft verurtheilt worden. Aus Elsatz-Lothrtngen, 7. Juni, schreibt «an der „K. Z.": ES beginnt allmählich schief zu stehen mit dem französischen Pa- triotiSmuS derer unsrer Landsleute, die in dem französischen Militär dienen ; denn täglich muß mau eS erleben, daß junge elsässische Sol-- daten den französischen Militärdienst auittiren, zurückkommen und für die deutsche Nationalität optiren, ja, sogar theilweise sich ins preußische Militär einreihen lassen. Den gewöhnlichen Soldaten könnte man dies allenfalls noch verzeihen ; daß aber auch und haupt sächlich die elsässischen Zuaven, die Schootzlinder aller Damen, zu rückkehren und zu „Verräthern an ihrem Vaterlande" werden, daS hatte man nicht zu erleben gehofft. Und doch ist es so. Täglich erscheinen mehrere rothe Aipfelklappen in unseren Städten und Ort schaften, prasentiren sich einen Tag in ihren phantastischen Kleidern und verschwinden dann auf einen freundlichen Wink feiten der Po lizei in Ewilkleidrrn unter der Mengt oder lassen sich dem deutschen