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T « Ie »l » tt. Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der StadttLthe zu Freiberg u. Brand, 301. Erscheint i. Freibergjed. Dl och ent. Ab. KU. für den an».Tag- Jnser. werden bk V. 11 u, für nächste Nr. qngen. Sonntag, 29. December. Pi«, oierttljShrl. 2ÜNgr.Jnferat« werden dl« gespaltene Zeil« »der deren ,.,. E tü N«r>. Krech»,t. ,, 'WM -f- Freiberg, dm 28. December 1872. II. In Oesterreich wird durch das neue Wahlreformgesetz, wel ches den Reichsrath von den Launen der Etnzellandtage bestehn soll, eine Vereinfachung der schwerfälligen Verfassungsorganisation angebahnt. In Ungarn bildete der Sturz des Ministeriums Lonyay eine interessante Episode, durch welche die in der dortigen Monarchie herrschende Korruption wieder einmal die grellste Beleuchtung fand. Blicken wir auf Frankreich, so ist die innere Arbeit dieses schwer heimgesuchten Landes wenig erquicklich zu nennen. Zwischen Thiers und der Nationalversammlung sind die Eifersüchteleien chronisch geworden, und es ist die Frage, ob der neuerdings er strebte Versuch, die noch immer provisorischen Zustände der Zufalls- Republik durch eine Art von Verfassung definitiv zu machen, einen glücklichen Verlauf finden wird. Eine Genugthuung brachte den Franzosen der glänzende Erfolg ihrer Milliarden-Anleihe, wodurch dem Nationalwohlstande ein äußerst günstiges Zeugniß ausgestellt wurde. Die weitere Zahlung der Kriegsschulden ist damit gesichert; die Räumung von sechs Departements seitens der deutschen Occupa- tionstruppen war als ein Beweis des Vertrauens zu Frankreich aufzufassen. Die eifrigste Sorge widmete Thiers' Regierung der Reorganisation der Armee, die durch das neue Militärgesetz Frank reichs Waffenmacht wesentlich erhöhte. Die neuen und schweren Steuergesetze haben für dieses Jahr noch nicht verhindern können, daß ein starkes Deficit in dem Etat hervortrat. Der geglückte Ab schluß des neuen Handelsvertrages mit England hat nunmehr wirk lich eine schutzzöllnerische Aera für Frankreich in's Leben gerufen, deren Wirkung auch die übrigen Länder, namentlich Deutschland, nicht werde von sich abweisen können. Als häßliches Erbe dieses Jahres findet das neue noch die Kriegsgerichte und die Waffende portationen der Pariser Communisten; ebenso den Proceß des Mar schalls Bazaine. England nahm eine politische Aufmerksamkeit nur durch seinen Streit mit Nordamerika über die Alabamafrage in Anspruch. Diese Angelegenheit wurde durch das Schiedsgericht in Genf güt lich beseitigt, ebenso die Grenzstreitigkeiten wegen der Insel San Juan durch den Schiedsspruch des Kaisers Wilhelm. Beide Ent scheidungen fielen zu Ungunsten Englands aus. In Spanien hat das kaum gegründete Königreich Amadeus von Savoyen bisher noch keinen festen Boden gefunden. Schien es nach dem Attentat auf den König der Fall zu sein, so haben die sich fort und fort mehrenden Umstände der Carlisten und Re publikaner das Gegentheil genugsam bewiesen. Die Zukunst Spaniens ist heute noch so trübe, wie sonst. Italien bekräftigte sein Freundschaftsbündniß mit dem deutschen Reich durch den Besuch des kronprinzlichen Paares in Berlin und durch die Entschiedenheit, mit welcher es seine Politik gegen die römische Hierarchie bei aller Mäßigung fortsetzt. Der Tod Mazzini'S darf bei der Wichtigkeit, welcher dieser unermüd liche Patriot und Agitator für Italien gehabt hat, hier nicht unerwähnt bleiben. - > -- - - - In Schweden ist an Stelle des verstorbenen HönigsÄariE. sein Bruder als Oskar II. auf den Thron gestiegen, > . Die Türkei hat durch den plötzlichen Tod des leidenden Ministers Djemil Pascha einen schweren Verlust erlitten, da dieser mit europäischer Bildung ausgerüstete Staatsmann der schwanken den Politik des osmanischen Reiches wahrscheinlich eine bestimmte Richtung gegeben haben würde, welche besonders »inen AuSgW mit Rußland erstrebt hätte. — Rußland selbst ist in der euro päischen Politik nach wie vor zurückhaltend und verfolgt desto rastloser seine Eroberungen in Asien. Was Nord-Amerika betrifft, so ist UlyßeS Grant durch Wiederwahl von Neuem zum Präsidenten berufen worden und damit hat seine Politik eine Anerkennung auch von Selten des dortigen Volkes gefunden, welches Europa nur als eine verständig zu rühmen vermag. LageSgeschichtt, Berlin, 27. December. Die „Prov.-Corresp." bestricht det» Austritt des Fürsten Bismarck aus dem preußischen Ministerium und führt aus, daß es sich hierbei nicht um eine Lockerung bist Beziehungen der preußischen und der Regierung des deutsch«» Reiches handle, noch um eine LossagUna BiSmarck's von seine« Einflüsse auf die innere preußische Entwickelung, sondern, nur U« seine Befreiung- von der speciellen Mitverantwortlichkeit für die Gesammthett der inner« Verwaltung zum Zwecke steterer Erfüllung seines Berufs für die höchsten Aufgaben Preußens und Deutsch lands. — Nach der „Prov. Corr." wird den Regierungspräsidenten unverweilt die Fürsorge für rasche Durchführung der Kreisordttung von dem Minister des Innern übertragen. Die Bildung der Kreis tage soll zuerst in Angriff genommen werden. — Der deutsche Kaiser hat hen bisherigen außerordentlich«» Gesandten und bevollmächtigten Minister bei den großherzogltch mecklenburgischen Höfen und den freien Hansestädten Lübeck, Bre men und Hamburg, Freiherrn v. Magnus, in derselben Eigenschaft bei dem Könige von Württemberg beglaubigt. . — Im Kriegsministerium ist, der „Magdeb. Ztg." zufolge, der Entwurf eines Reichsmilitärgesetzes in Ausarbeitung begriffe«, dessen Vorlegung nach Art. 61 der Verfassung „nach gleichmäßiger Durchführung der Kriegsorganisation des deutschen Heeres" er folgen soll. — Die bevorstehende Theilung der Kriegsbeute soll sich M die genommenen Geschütze, Waffen, Gelder und das erbeutete Armeematerial beschränken. Bezüglich der riesigen Beute von Ge schützen liegt die Absicht vor, dieselben zur Ausprägung von Brone» Scheidemünzen zu verwsrthen. WaS die Trophäen des letzten Krieges angeht, so sollen, soweit die einzelnen größeren deutschen Staaten nicht die von ihren Truppen eroberten Adler, Fahnen und Standarten schon unmittelbar an sich genommen und über deren künftige Aufbewahrung verfügt haben, dieselben an der Reich» Eenstalstelle verbleiben und dort aufbewahrt werden. ES gehöre« dazu 86 erbeutete Adler, Fahnen und Standarten, die Schlüssel der 26 eroberten französischen Festungen, der Degen de- gefangene» französischen Kaisers und die Degen und Marschallstäbe der Pier bei Sedan und Metz gefangenen französischen Marschälle, wiff-W anders die Uebergabe dieser Beutestücke wirklich erfolgt und nickt aus Courtoisie auf deren Abforderung Verzicht geleistet worden A 'NE