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und Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter m der Stadträthe zu Freiberg u. Brand, 1872. M 293 Mittwoch, 18. December. rna nanu ccm- dem un- Mte das lner- Lirk- hzei- v«- llach- st in , bei Sicht Erscheint i. Freiberg jed. Wochen». Ab. KU. für den anb. Tag. Jnser. «erdm bi« V. 11 U. für nächste Nr. angen. lus- )vll- eih- ;ant 100 . ab TagesgeschichLe. Berlin, 15. December. Die beschleunigte Ankunft des Reichs kanzlers Fürst Bismarck schreibt man in unterrichteten Kreisen den in der Schwebe befindlichen Veränderungen im Ministerium zu. Das Gerücht, es sei die Absicht des Fürsten Bismarck, unter Bei behaltung seines Postens als Reichskanzler seine Stellung an der Spitze des preußischen Staatsministeriums aufzugeben, wird jetzt von den verschiedensten Seiten bestätigt. — An den Konferenzen über die Reform des Reichs-Justiz wesens nehmen Theil: von preußischer Seite Justizminister vr. Leonhardt und der Geh. Ober-Justizrath vr. Förster, von bairischer Seite Justizminister vr. Fäustle, von sächsischer Seite Minister präsident von Friesen und Justtzminister Abeken, von württem- bergischer Seite Justizminister v. Mittnacht und von badischer Seite Staatsminister von Freydorff. Der hessische Ministerpräsident v. Hofmann ist durch die Landtagsverhandlungen verhindert, sich an den Konferenzen zu betheiligen. — Ein neuer Schritt zu der im nationalen Interesse so wünschenSwerthen staatsrechtlichen Gleichstellung der Reichslande mit dem übrigen deutschen Reich ist geschehen. Dem Bundesrath wurde ein Gesetzentwurf vorgelegt, welcher die Einführung des Reichsgesetzes über die Freizügigkeit vom 1. Nov. 1867 und vom 1. Juni 1870 über die Erwerbung und den Verlust der Bundes- und Staatsangehörigkeit in Elsaß-Lothringen bezweckt. Die in Elsaß-Lothringen noch immer gültige französische Gesetzgebung macht die Theilnahme an den politischen, zum Theil sogar an den bürger lichen Rechten von der (französischen) Staatsangehörigkeit abhängig, welche für Ausländer - und das sind die eingewanderten Deutschen nach französischem Rechte - nur durch eine förmliche Naturalisation erworben wurde, die zudem erst nach dreijährigem Aufenthalt und nur durch das Staatsoberhaupt ertheilt werden konnte. Erst durch die Ausdehnung des Gesetzes über den Erwerb und Verlust der Staatsangehörigkeit auf ElsahrLothringe» werden daher die einge wanderten Deutschen den Elsässern und Lothringern^ gleichgestellt und in die Möglichkeit versetzt, an den politischen Rechten, wie z- B. den Wahlen, dem Geschwornen-Dienst rc. Theil zu nehmen. Das Fallen dieser sehr reellen Scheidewand zwischen denselben und ihren neuen Mitbürgern ist ein Gewinn für die deutsche Sache im Elsaß, den man nicht gering schätzen darf. — Im deutschen Hilfsverein hat man beschlossen, die Unter stützungen nur hilfsbedürftigen Privatpersonen für Schäden, welche ihnen die Sturmfluth zugefügt, zuzuwenden, notorisch Wohlhabende dagegen zur Zett nicht zu unterstützen und auch für jetzt von Aus gleichung der Schäden an Saaten und der Ackercultur abzusehen. Es sollen den Hilfsbedürftigen zunächst ersetzt werden: der Verlust an Haus- und Wirthschaftsgeräthen, an Kleidung und Wintervor- räthen, an-Handwerkszeug bezw. Fischereigeräthen, den Küsten führern die Jachten und Boote, damit die Beschädigten in den Stand gesetzt werden, den Gewerbebetrieb fortzusetzen, bezw. sich vor Noth im Winter zu schützen. Dem Staate würde zufallen: die Schaffung des ausreichenden Uferschutzes, die Wiederherstellung der beschädigten Schutzdeiche, die Gewährung von Mitteln zur Bei hilfe für die durch die Sturmfluth in ihrer Existenz bedrohten Grundbesitzpächter und Gewerbtreibenden. Nach den bisherigen amtlichen Ermittelungen bedarf es zur Entschädigung der hilfsbe dürftigen Privatpersonen (also abgesehen von Wohlhabenden,' Kor porationen, Verbänden) im Ganzen einer Summe von 3z Millionen Thalern. Der Schaden dieser Kategorie beträgt für Neu-Vorpom- mern und Rügen 950,000 Thlr., für Schleswig-Holstein 2z Mill. Thlr., für Lübeck 50,000 Thlr., für Travemünde 66,000 Thlr., für Mecklenburg und Oldenburg G d^ Schqhen nochmtchtsmiÜM Prti, »itrteljähri. 20 Ngr. Inserat» wrrdm dte gespallene Zeileober »<t« Raum chwl " Gumbinnen, 14. December. Im Kirchdorf Jucha im Kreist Lyck sind bis jetzt 42 Personen an der Cholera erkrankt; 12 von den Erkrankten sind gestorben. Wie«, 15. December. Die Hauptpunkte der Wahlresorm sind folgende: Direkte Wahlen werden Angeführt und ,die Grupp«, massen beibehalten. Es erfolgt eine Vermehrnng der Abgeordneten- zahl um 120, also auf 323, darunter die Großgrundbesitzer und die Landgemeinden um je 50 Procent der jetzigen Mitgliederzahl. Die Städtegruppen werden durch Einreihung neuer Orte vergrößert. Die Wahlberechtigung in den Landtag giebt die Wahlberechtigung in den Reichsrath für dasselbe Land und dieselbe Gruppt. Dl» Wahl findet schriftlich statt mit absoluter Majorität, in den Land» gemeinden durch Wahlmänner, in den anderen Wäblerklaffen un mittelbar. Wer wahlberechtigt ist und das 30. Lebensjahr zurück» gelegt hat, ist wählbar- ist allen Ländern. Die Wahlperiode ist eine 6jährige und die Wiederwahl zulässig. Aus Prag, 14. December, wird gemeldet: Berichte vom Lande melden, daß Cholera und Blattern daselbst abnehmen. In Prag ist seit zwei Tagen kein Cholerafall mehr vorgekommen. Die Blättern-Epidemie nimmt hier qualitativ und quantitativ »b. Nach einem der „Times" aus Paris, 14. December, zuge»? gangenen Telegramme märe, die Zahlung der dritten Milliarde der an Deutschland zu leistenden Kciegskostenentschädigung bis «m 11. d complet erfolgt. Die vierte Milliarde soll» bis zum M<ch oder Juni k. I. abgetragen werden; Frankreich, sei dann, in der Lage, weitere Unterhandlung« wegen der für die fünfte Milliarde zu leistenden finanziellen Bürgschaften anzuknüpfen.' Versailles. Ueber die Sitzung der Nationalversammlung am,- 14. December wird gemeldet: Die Zahl der Neugierigen, die. sich in Versailles elngefunden, ist ungeheuer groß. Die Zuschauertri bünen sind schon 2 Stunden vor Eröffnung der Sitzung überfüllt. Die gesammte Rechte beschloß gestern, folgende Tagesordnung vor* zuschlagen. „Die National-Versammlung, in Erwägung, daß eS nothwendig ist, daß sie ihr Werk der Wiederherstellung, der Befrei ung und der Reorganisation fortsetzt, mit welchem ihr Mandat sie beauftragt, weist die Petitionen zurück und geht zur Tagesordnung, über." Casimir Perier (linkes Centrum) hatte erklärt, daß das linke Eentrum für dieselbe stimmen könne; in der heutigen Sitzung dieses Vereins verwarf man diese Tagesordnung und beschloß, für die einfache Tagesordnung zu stimmen. Falls dieselbe nicht durch gehe könne Jeder stimmen wie er wolle. In Folge dieses Be schlusses entschied sich die Rechte, welche die Petitionen mit großer Majorität zurückweisen will, für eine Abänderung ihrer Tagesord nung. Vor Eröffnung der Sitzung große Erregung, zumal ma« bei dem großen Wirrwarr nicht absehen konnte, wie die Abstim mung ausfallen würde. Es hieß, daS linke Centrum werde heute nicht zusammenhalten, 30 mit der Rechten, 40 mit der Linken gehen und die übrigen Mitglieder sich der Abstimmung enthalten Man verdankt dieses dem Verfahren Casimir Perier's, der sich in den Kopf gesetzt hat, die Gelegenheit zu benutzen und einen neuen Berel«, das Centrum, zu gründen. Die Sitzung wird um 2'/, Uhr in höchster Erregung eröffnet. Nach dem Vortrage der verschiedenen Berichte erhielt Gambetta das Wort. Derselbe verlangt die Auf lösung, drückt sich aber ziemlich gemäßigt au«. Einige seiner Wort» erregen jedoch einen heftigen Sturm. Er spricht auch von den Gerüchten, daß man Staatsstreiche aasführen wolle, was, groß« Widerspruch von Seiten der Rechten erregt. Er schließt mit dm Worten, daß die Abstimmung, welche stattfinden werde, die Wahlen vorbereiten würde. Die Wahl würde zwischen denen gemacht wen den welche den Triumph der Republik' vorbereitet, und den«, welche ihn verzögert Men. (Beifall auf der Linken.) Nach Aum», beMMMAtWevPaMwdFW "