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smöMr An^tger und Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg u. Brand. Sonntag, 24. November. Der Mensch ist wie die Blume/ Psalm 103, 15. 16. Pni« vlerteljährl, 2V Ägr. Inserate werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 1 Ngr. berechnet. Erscheint i. Freiberg jed.Wochent.Ab. 6U. für den and. Tag. Jnser. werdm bi« V. l i U. für nächste Nr. angen. '— — 1872." Der Mensch ist wie die Blume! So tönt ein altes Wort ! Der Mensch ist wie die Blume, von Liebe wach geküßt, Aus heil'gem Sängermunde durch alle Zeiten fort. Die in dem Glanz des Morgens den Gärtner lächelnd grüßt, Für Jeden ist's geschrieben, der auf der Erde wallt, ; Doch senkt am stillen Abend der Nebel sich herab, Ob König oder Bettler, ob jung noch oder alt. ' Da fällt mit bleichem Kelche die Blüthe in' das Grab. Der Mensch ist wie die Blume, im Frühling aufgewacht, ! Der Mensch ist wie die Blume, die freudig man sich pflückt, Die in den sonn'gen Tagen erblüht mit Duft und Pracht, > Mit der zum frohen Feste man heiter sich geschmückt, Doch braust in trüben Stunden des Winters Sturm daher, > Und wie der Freude Stunden entflieh'n im schnellen Tanz, Da sieht auf weiter Aue man ihre Spur nicht mehr. > So stirbt am heißen Busen der Blume frischer Glanz. Der Mensch ist wie die Blume! Wohl Dir, wenn Du's verstehst, Der Du am heut'gen Tage zu lieben Gräbern geh'st. Der Trost des Christenglaubens wird Dir im Herzen glüh'n: 1 Was hier im Staube welket, wird droben ewig blüh'n! < «bi.,,. Tagesgeschichte. Berlin, 21. Nov. Der Bruch innerhalb der conservativen Partei im Abgeordnetenhause ist in der gestrigen Fractionssitzung erfolgt. Die Gouvernementalen nennen sich von yun an „National- Conservative" und haben ein Redactions-Comitö ernannt zur Ent werfung eines förmlichen Programmes. — Der Ministerrath designirte bisher dreißig neue Pairs. - Die Herrenhaus-Majorität ist geneigt zur Annahme der Kreisordnung. (Fr. I.) — Aus Anlaß der in Betreff des muthmaßlichen Raubes der Anna Böckler schwebenden gerichtlichen Untersuchung und der aus dem Ergebniß derselben bereits mitgetheilten Thatsachen ist nunmehr an die sämmtlichen Bezirk-Regierungen die Aufforderung ergangen, die Landräthe und Ortspolizei-Behörden anzuweisen, in Zukunft aufs Strengste darauf zu halten, daß fremde Landstreicher unnachsichtlich, nöthigenfalls unter Anwendung der gesetzlichen Zwangsmittel, über die Grenze zurückgewiesen, inländische Personen aber, welche domicillos umherziehen und unberufen Gewerbe trei ben, unfehlbar zur Strafe gezogen werden. Stettin, 19. November. Sehr traurig lauten die aus Rügen eingehenden Nachrichten, namentlich aus Mönchgut und von der Halbinsel Wittow. Die furchtbaren Zerstörungen, welche hier das wüthende Element anrichtete, spotten aller Beschreibung. Die Insel Rüden hat so viel gelitten, daß bei der Wiederkehr eines einiger maßen starken Nordoststurmes, namentlich mit Eisgang ihr Unter gang mit Sicherheit zu erwarten steht. — In einem Schreiben der „N. Stett. Ztg." heißt es: Die bittere Noth der Bewohner der Stranddörfer und Städte, welche im Jnundationsbezirke liegen, ist ganz unberechenbar groß! In der Fetten-Vorstadt Greifswalds sind allein 60 Familienwohnungen unbewohnbar geworden. Ein Local- Comito aus dem benachbarten Dorfe Wieck bei Eldena meldet, daß bereits 6 Häuser völlig zertrümmert, 10 bis 15 Häuser dem Ein stürze entgegen gehen und mit Ausnahme zweier Häuser überhaupt kein Haus in dem über 1000 Seelen beherbergenden Dorfe besteht, das nicht mehr oder minder gelitten hat. 15 bis 20 Familien daselbst haben ihr gesammtes Hab und Gut verloren und nichts als' das nackte Leben gerettet. Vielen der Uebrigen fehlt es an den nothwendigsten Lebensbedürfnissen, an Brod, an Kartoffeln, Brennmaterial und Kleidungsstücken. Und das ist nur erst der Anfang positiver Mittheilungen über den entstandenen Jammer! Die Zahl der in Straßburg bis jetzt immatrikulirten Stu denten hat 400 bereits überschritten. Das Ergebniß übertrifft alle Erwartungen. Die Zahl der eingeborenen Htudirenden ist recht beträchtlich. Darmstadt, 20. November. Der zwischen der Stadt Maiiq und dem dortigen Festungs-Gouvernement über den Ankauf eine- Theiles des seitherigen Festungsrayons abgeschlossene Vertrag ist der „Darmstädter Zeitung" zufolge von der Großherzvglich hessi schen Regierung genehmigt worden. Karlsruhe, 20. November. Die Besserung in dem Befinden des Kronprinzen des deutschen Reichs schreitet, wie die „Karlsruher Zeitung" meldet, gleichmäßig fort, und ist derselbe schon gestern im Stande gewesen, den größeren Theil des Tages außer Bett zu zubringen. Wien, 20. November Eine Deputation von Notabeln Südtirols überbringt dem Ministerium eine Erklärung, worin die Bereitwilligkeit ausgesprochen wird, einen neugewählten Landtag zu beschicken. — Durch die zahlreiche Betheiligung an der Wiener Welt- Ausstellung ist die General-Direction in Wien zu dem Beschlusse veranlaßt worden, für die Unterbringung der Erzeugnisse in Gruppe 2 „Land- und Forstwirthschaft und Gartenbau", sowie in Gruppe 4 „Nahrungs- und Genußmittel als Erzeugnisse der In dustrie" besondere Baulichkeiten zu errichten. Innerhalb derselben ist dem deutschen Reiche ein Flächenraum von 1500 Quatratmet. überwiesen. Paris, 20. November. Die Antwort, welche Thiers gestern den Delegirten der republikanischen Linken (reine Republikaner) gab, lautet nach von diesen veröffentlichtem Bericht, wie folgt: „Ich bin ermüdet; meine Gesundheit hat durch die schwierige Aus übung der Regierung und durch die heißen parlamentarischen Kämpfe gelitten. Außerdem macht mir die Rechte die Aufgabe, nach deren Wunsch zu regieren, jeden Tag schwieriger. Eine Ge legenheit bietet sich mir, um mich der Last der Geschäfte zu ent ledigen; ich ergreife sie begierig. Ich weih wohl, man wird mich anklagen, das Werk unvollendet zu lassen, welchem sich meine Re gierung besonders gewidmet hat und das die Befreiung des Terri toriums ist. Aber ich werde die Vollendung desselben meinem Nachfolger überlassen. Die auf bewunderungswürdige Weise re- organisirte Armee ist die Armee des Gesetzes; sie ist der Regie rung treu; mit ihrer Unterstützung wird die Uebertragnng der Regierung ohne Erschütterung, ohne Unruhe vor sich gehen. Glau ben Sie mir, daß, wenn ich zurücktrete, man nicht versucht hat, mich davon abzubringen. Meine intimsten Freunde, wie Remusat, Mignet rathen mir, die Gewalt zu behalten. Wie könnte bleiben? Die Rechte bereitet mir nicht allein ohne AuDMn Schwierigkeiten, sondern ich finde auch Schwierigkeitm^MM