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Tagevl « tt. Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zü Freiberg u. Brand. 251. Erscheint i. Freiberg jed.Wochent.Ab. 6U. fiir den and. Tag. Jnser. werdm bi« V. 11 U. für nächste Nr. angen. Sonntag, 27. Octover. Prei« vierteljährl. 2Ü Ngr. Inserat« w«rdm die gespalltne Zeile oder derm Raum mit 1 Ngr. berechnet. 1872. Tagesgeschichte. Berlin, 24. Oct. Von dem preußischen Generalstabswerke über den deutsch-französischen Krieg von 1870/71 ist jetzt eine autorisirte englische Uebersetzung erschienen, die im topographischen und sta tistischen Departement des Kriegsministeriums von Kapitän F. C. H. Clarke angefertigt wurde. Die „Times" begrüßt diese Ueber setzung von Moltkes Geschichte als eine wirkliche Wohlthat für englische Forscher. — Der Bischof vr. Krementz hat in einem Schreiben an den Kultusminister vom 6. October Verwahrung gegen die Temporalien- sperre eingelegt. — In Bezug auf die Dislocirungsordnung des Be satzungsheeres in Frankreich, welche nach Räumung des Departements Marne und Obermarne jetzt neu erschienen ist, schreibt man der „K, Z.": Die 2. bayersche Division besetzt die Depar tements Ardennen, den Bezirk Montmödy des Maasdepartements und den Bezirk Briey des Departements Meurthe-Mosel; die 6. Division das Maasdepartement, ausschließlich des Bezirks Mont- mödy, ferner die Cantone Neufchateau und Coussey des Vogesen- departementS; die 19. Division das Meurthe Moseldepartement, ausschließlich des Bezirks Briey ; die 4. Division das Vogesende partement ohne die Cantone Neufchateau und Coussey, Bezirk Belfort; die Festungsartillerie befindet sich in Belfort, in Möziöres (hier auch die 7. Compagnie des rheinischen Festungsartillerie regiments Nr. 8), in Toul (worunter die 8. Compagnie des west fälischen Festungsartillerieregiments Nr. 7) und Verdun. Etappen- commandanturen sind in Sedan (Berpflegungsstation), Louguyon, Charleville, Clermont, Bar-le-Duc, Pagny, Nancy, Luneville (Ver pflegungsstation), Bains und Belfort. Schleswig, 23. Oct. Wie die „Hamb. Nachr." aus guter Quelle erfahren, wird eine Petition der Deutschen Nordschleswigs in Sachen des Art. V. des Prager Friedens, da die Nachrichten von der jüngst nach Berlin gesandten Deputation dazu volle Ver anlassung geben sollen, nunmehr unverzüglich ins Werk gesetzt werden. Darmstadt, 23. Oct. Die II. Kammer begann heute die Be- rathung wegen Aufbesserung der Gehalte der Volksschullehrer. Die Debatte war eine äußerst lebhafte und wurde durch die Re gierung mit der Erklärung eingeleitet, daß dieselbe von den Vor schlägen des früheren Ministeriums absehe und sich den Anträgen des Ausschusses anschließe. Die übrigen Redner, etwa 20 an der Zahl, betonten insgesammt die Nothwendigkeit einer Aufbesserung auf die Classificirung in ihren Anträgen auseinander. Morgen wird die Berathung zum Abschluß geführt werden. Pesth, 24. October. Beide Delegationen haben in dritter Lesung das Finanzgesetz pro 1873 angenommen und die Angelegenheit des Nachtragcredits für die Militärgrenze bis zur Berathung der Schlußrechnung pro 1871 vertagt. Die Session der Delegationen wurde hierauf geschloffen. In der Schlußsitzung der österreichischen Delegation drückte der Minister des Aeußern, Graf Andrassy, im Namen des Kaisers dessen Dank und Anerkennung für den Fleiß und die Ausdauer der Mitglieder der Versammlung aus, im Namen des Ministeriums den Dank desselben für das Entgegenkommen und das Vertrauen der Delegation. Florenz, 23. October. Heute fanden die Beisetzungsfeierlich keiten der Leiche des verstorbenen Gesandten des deutschen Reichs, Grafen Brassier de St. Simon, unter großer Betheiligung statt. Denselben wohnten der Präfect, der Bürgermeister, Graf Menabrea, die Offiziere der Garnison und der Nationalgarde, die fremden Consuln und eine große Menschenmenge bei. Paris, 23. Octbr. Das „Bulletin Conservateur Repulicain", Organ des linken Centrum, erklärt heute, daß nicht die Rede da von sei, Thiers die Präsidentschaft auf Lebenszeit zu geben ; Thier- selbst sei gegen dieselbe, und seine Freunde könnten daher schon deshalb dieselbe nicht in Vorschlag bringen. Gegen die Präsident schaft auf Lebenszeit ist übrigens auch die ganze Linke; Gr^vy, der Präsident der Nationalversammlung, hat sogar erklärt, daß er seine Entlassung einreichen werde, weng ein solcher Antrag durch gehen werde, und Gambetta gab in der Unterredung, welche er gestern mit Thiers hatte, kund, daß er und seine Freunde eine solche nie und nimmer zugeben würden, wenn sie auch vollständig bereit seien, Alles zu thun, damit Herr Thiers die Präsidentschaft der Republik auf eine weitere Reihe von Jahren erhalte. Da- linke Centrum selbst, das vor der Hand die konstitutionellen Re formen auf das Allernothwendigste zu beschränken wünscht, Ml nur die definitive Republik proclamiren und die Gewalten W- Präsidenten auf vier bis fünf Jahre verlängern, jedoch mit da« Vorbehalt, daß er nach Ablauf dieser Zeit wieder wählbar sei. Die Radicalen und auch die reinen Republikaner sind jedoch keines wegs geneigt, auf diese Anträge einzugehen, und werden sie mit aller Macht bekämpfen. WaS dieselben verlangen, ist, dich die National-Versammlung sich im Frühjahr auflöse, dann Neuwahlen erfolgen und während der Zwischenzeit Thiers mit der Leitung der Staatsgeschäfte betraut werde. Das officiöse „Bim Public" sucht die Nothwendigkeit darzuthun, daß die Kammer nach ihre« Zu sammentritt alle anderen Fragen bei Seite lasse und zuerst vas Budget von 1873 votiren müsse. Ihm zufolge ist ein gutes, wohl geordnetes Budget die beste Constitution für die Republik. „Wir wissen alle" — so meint das officielle Blatt schließlich -, „wie viele ewige Constitutionen der Wind mit sich fortgerissen hat; die Hölle ist damit gepflastert, wie mit den guten Absichten der Re gierenden; ein gut geordnetes Budget, ein Gleichgewicht, das die Deficits' voraussieht, die Schuldentilgung, d. h. die allmähliche Verringerung der Lasten sichert, dem Lande gegen die Ueber- raschungen einer jeden Art Schutz gewährt: dieses ist die wahre Verfassung; und wenn die Republik Frankreich ein solches Budget giebt, so wird sie auf immer ihre Regierungstitel erlangt haben." Was Thiers übrigens noch Wünschenswerther erscheinen läßt, daß man sich sofort mit dem Budget beschäftigt, das sind die bevor stehenden zahlreichen Interpellationen, die der Präsident, der für den Augenblick keine aufregende Discussionen wünscht, vor der Hand beseitigen möchte. Das Organ des rechten Centrums, der „Courier de Paris" zählt diese Interpellationen heute auf. Sie betreffen folgende Gegenstände: die Reise Gambetta's in Savoyen; die Disciplinarmaßregeln, welche gegen die fünf Offiziere von Chambery ergriffen wurden; das Auftreten des legitimistischen Gard-Präfec- ten; die Unruhen in Nantes ; die projectirte Gemeinde-Organisation für Marseille und Lyon; die Angelegenheit des Prinzen Napoleon. — Die Räumung der Marne und obern Marne hat begonnen und wird ohne Unterbrechung fortdauern. Madrid, 21. Octbr. In der heutigen Congreßsitzung kündigte Martos an, daß er ein Amnestieproject für Preßvergehen einbrin gen werde. Die Debatte über die Aushebung von 40,000 Mann dauert fort. — Die „Gaceta" bringt ein königliches Decret, durch welches der Generalcapitän von Galicien, Jos6 Sanchez Bregua, für seine Verdienste um die Unterdrückung des Aufstande- in Ferrol zum Generallieutenant befördert wird. — Man liest im „Tiempv": Auf Andringen von Herm Figueras hat der Kriegsminister dem Generalcapitän von Galicien telegraphirt, an keinem der gefangenen Insurgenten von Ferrol ein Todesurtheil vollstrecken zu lassen, ohne früher an die Regierung berichtet zu haben, — Vorgestern