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i" bei uchss: ck« rc. ihr. «b«ü>S LtniiL ElNrn c r l Mi, !kt. U steckeS 2. e»ter. den 6. » « S.Oct, s- «jlsthr S^Zahr. «huldige» iebe wld am fqeih ztk«kn Hera» innigste» tlll n. Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg u. Brand. I 231 Erscheint i. Freiberg jed. Wochen«. Ab. 6U. für den ant^Tog. Jnser. werbm bi« V I l U> für nächste Nr. angen. 888 Freitag, 4. Oktober. Preis ÄiMeljährl, 2» Rgr. Inserate i «trben die gespaltene Zeile ober deren Raum mit 1 Ngr. berechnet. 1872. ff- Freiberg, den 3. October 1872. Zwei bedeutende politische Vorgänge innerhalb Deutschlands haben mit Recht eine allgemeinere Aufmerksamkeit auf sich gezogen: das Fiasco, welches Herr v. Gasser in München machte, ein Mini sterium einzusetzen, und die Ernennung des Herrn Hoffmann in Darmstadt zum Minister in Hessen Beide Vorfälle haben dadurch ihre Wichtigkeit erhalten, daß sie einen Beweis für die mehr und mehr erlöschende Sonderpolitik der Kleinstaaten lieferten. Herr v. Gaffer — vielleicht ein ganz guter Mann, aber im Gerüche eines Partikularsten und Klerikal- freundlichen — vermochte kein Ministerium zu bilden, weil es in Baiern wenig dazu geeignete Persönlichkeiten gab, welche den Ver such mit bairischer Sonderpolitik machen wollten. Dieser Umstand bezeugt, daß auch in Baiern die Politik der Reichsfreundlichkeit und der Eintracht den meisten Boden im Volke hat. In Darmstadt gar freut sich das Volk, daß nun endlich mit dem Regiment Dal- nugk und seiner Genoffen gründlich gebrochen ist, da der neue Mi nister der liberalen und nationalen Richtung angehört. Es ist nicht zu leugnen und gewiß eine sehr erfreuliche That- sache, daß Preußen nach dem Kriege, in welchem es Deutschland zu äußeren Siegen und unter sein Banner der Einheit führte, moralische Eroberungen gemacht hat. Mit Geschick und Würde verfolgte es bisher seine Aufgabe als deutsche Regierung und na mentlich dürfen feine Bundesgenossen sich nicht darüber beklagen, in ihren Empfindlichkeiten von ihm bisher irgendwie verletzt worden zu sein. Mit Geduld und dem Bewußtsein, gegen sie loyal und nach einer höheren Moral zu verfahren, hat Preußen die alten Neigungen des Partikularismus in den süddeutschen Staaten mög lichst geschont und nur fest und bestimmt die Thatsachen dagegen aufgerichtet, welche ihm pflichtmäßig oblagen und zu welchen auch die Bundesmitglieder verpflichtet waren. Aber auch hier kam ihm die Macht des Nationalgefühls zu Hilfe, so daß der Partikularis- mus nirgends ernstliche Schwierigkeiten versuchte. Er fand nur einen sehr kleinen Halt im Lande und seine Ohnmacht mußte er selbst einsehen. In Bezug auf Militäreinrichtung und Postverwal tung haben die Südstaaten sich ohne ernstliches Widerstreben fügen müssen und ihre Bevölkerungen fühlen sich über diese sonst so ver schrieene „Verpreußnng" mehr befriedigt, als man hätte glauben sollen. . ' Eine große Leidenschaft für Reformen im freiheitlichen Sinne, darüber waltet wohl ebenfalls kein Zweifel, hat Preußen so wenig bezeugt, wie eine hervorragende Begünstigung des Volkes zur Theil- nahme an Kunst und Literatur. Die etwas hausbackenen Geister in Berlin lieben deü Idealismus nicht; sie sind auf's Practische geschult und leiden nicht an generösen Anwandlungen und Hoch herzigkeiten. Nüchtern, ohne Phrase, wird Alles dem Staatszwecke eingesügt und was dazu nicht paßt, als Luxus betrachtet oder als Unbequemlichkeit behandelt. Aber trotzdem sind die Tugenden dieses sparsamen, besonnenen, umsichtigen Regiments nicht zu unterschätzen. Eie haben sich als tüchtig in der Noth bewährt und deshalb auch mehr Anerkennung und Sympathie gefunden. Preußen, wie es sich seit zwei Jahren als deutsche Reichsgewalt aufführt, hat mehr und mehr die Geister gewonnen, welche ja jetzt allem Idealismus ab hold und den practischen Fragen äußerst zugethan sind. Dgzu ist Preußen vortrefflich; es sorgt für die materiellen Interessen u^nd kennt das practische Organisiren aus dem. Fundament. Ko sieht man in den Kleinstaaten durch seine Macht die alten Schlendriane der dortigen noch viel aufgeblaseneren Bureaukratie verschwinden. Das Volk setzt dem nirgends mehr einen Stockpatriotismus ent gegen, der überdies durch die Reichsgesinnung sehr große Löcher erhalten hat. Noch hat Preußen die deutsche Natton nicht geärgert und es mag so klug bleiben; noch zeigt es sich besorgter und be» eiferter für Förderung allgemeiner RetchSzwecke wie irgend einer der Kleinstaaten, und deshalb folgen ihm die Geister WWg, denen doch die Reichseinheit jetzt über Astes geht. Kraft dieses moralischen Einflußes auf den Sinn des deutsche» Voltes sind alle Versuche der parttkularistischen Parteien in de» Kleinstaaten, dem preußischen Riesen einen Stock zwischen die PHus zu werken, als ohnmächtig anzusehen. Man hat esiu BaierN beim besten Willen nicht gekonnt; man kann «S noch weuiHer in Württemberg, wo die Bevölkerung noch weit reichsfreundlicher ist: man versucht es wohl auch nicht mehr in Hessen, wo das Äolk flch dem regierenden Herrn schon lange abgewandt hat Mit der kleinstaatlichen Weltgeschichte ist es eben aus seitdem wir ein deutsches Reich fhaben. Das Volk wird in erster Reihe auf Erhaltung desselben und auf seine Entfaltung auch als Schutz mantel der Freiheit bedacht sein Md Preußen so lange vertragen, als es sich empfänglich für die Ansprüche der Nation auch nach letzterer Richtung hin zeigt. Reichsfreundlichkeit wird also die erste Bedingung jeder Regierung in den Bundesstaaten sein müssen. Im Inneren bleibt ihnen dann noch als eine willige. Md verdienstvolle Aufgabe die Reform, mit der es immer etwas schneller und frei gebiger hergehen kann. Denn nun die Aufgabe der Kleinstaats- Regierungen sich nur noch auf, das Wohl ihres LaydD beschränkt und die Weltgeschichte ihnen wenig Kummer bereiten kam», ist eS wohl nicht mehr als billig, daß sie dieser Reform sich mit einem Eifer hingeben, welcher ihr Dasein als dankenswerth und nützlich erkennen läßt. Tagesgeschichte. Berlin, 2. Oct. Der Bischof von Ermland will, wie es heißt, gegen die Entziehung seines Gehalts den Rechtsweg einschtagen. — Das Reichs-Oberhandelsgericht hat kürzlich eine wichtige Entscheidung über das Wechselrecht gefällt. Ein Offizier hatte eilten trockenen (Sola-) Wechsel auf eigene Ordre und zählbar bei einem Dritten ausgestellt. („Ich zahle gegen diesen meinen Wechsel die Summe von Eintausend ThalerN binnen drei Monättin an MH selbst oder meine Ordre. ' Zahlbar bei Hrn. N. N. in R") Dietzen Wechsel girirte er durch Blanko-Indossement, welches ein späterer Wechselinhaber auf sich selbst ausfüllte. Das ödersteAelchSäerichl erklärte den Wechsel für ungiltig, weil Niemand seiNeigeNer Mhuld- ner sein kann und weil bei der Abgeschlossenheit des Wechsel- auf der Vorderseite des Blattes die auf der Rückseite stehende Erklärung