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hei, und Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg u. Brand. Srjcheint i.Freiberg jtd. Wochent.Ab. 1872 6u.fmd--and.T-g. Jnstr.wttdm Donnerstag, 26. September 1/1- ti« V. l I N. für nächste Nr. angcn. ihtt »dt. »«IS. «k«. IllN- unh Icker k« Isiok »I» iLter äs isreeb ormjv«^ u R»ws wäo äs Katholicismus wohl die Einsicht Platz gegriffen hat, wie eine Menge Uebelstände und kirchliche Mißbräuche abgestellt werden müssen; aber im Allgemeinen wollen die Altkatholiken doch das Kind nur waschen, ohne es naß zu machen. Und dabci sind die Generäle, welche den Feldzugsplan ausdifteln, ohne Armee. Was hat dies Reformenthum für Bedeutung, wenn es selbst noch keine Kirche bildet und die Kirche, zu der es sich nach wie vor zählt, seine Auf stellungen nicht nur nicht beachtet, sondern als ketzerisch verdammt? Zwischen Himmel und Erde schwebend, verfällt dabei der Alt- katholicismus schon in den Fehler einer fanatischen Sectirerei. Er zieht sich eine Grenze, bis wohin er den Katholicismus verbessern will. Wer darüber hinausgeht und auf eine radicale Reform dringt, die doch ebenso natürlich als vernünftig wäre, den weist man als Revolutionär ab. Sonderbare Ketzer, die Ketzern ihre Unfehlbar keit beweisen wollen! Der Congreß in Köln hat über diese Döllingerei etwas die Augen geöffnet. Die Liebäugelei, welche von Staätswegen mit dieser schwächlichen Bewegung getrieben wird, weil sie als eine Opposition gegen den Ultramontanismus austritt, scheint die Ur heber und Führer verleitet zu haben, sich durch Ketzerrichterei sowohl eine Macht zuzulegen, die ihnen fehlt, als auch den Regierungen sich als gute Geister zu empfehlen, die nichts Revolutionäres sdrr Pi-i« Vierteljahr!. 20 Ngr. Inserate «erden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit I Ngr. berechnet. Radikales dulden. Denn gegen Dergleichen, sei es auch auf kirch* lichem Gebiet, sind unsere vom Polizeiwesen durchdrungenen irdi schen Vorsehungen äußerst empfindlich. So haben denn die Congreßler in Köln allen radikaleren Geistern die Thür gewiesen: dem Expater Aloys Anton aus Wien, dessen Angriffe gegen das katholische Jesuitenthum jüngst erst mit vierzehn Tage Haft bestraft wurden; ferner dem energischen Abb6 Michand, dem tapferen Professor Froschhammer. Anch Pater Hya zinth, der sich jetzt eine Frau genommen, ist ihnen als anrüchiger ' Freigeist zuwider. Mit Freidenkern wollen sie durchaus nichts zu thun haben Auch trauten sie sonst der Stärke und moralischen Bedeutung ihrer Sache wenig zu, da sie die Verhandlungen ihres Kongresse» bei verschlossenen Thüren hielten und den Zeitungen die Bericht« ihrer Sitzungen nur „gegen 15 Thaler" zustellten, wie ihre Secre- täre dieselben abzufassen beliebten. Man hätte doch meinen sollen, daß eine noch so unklare und wenig bekannte Absicht, wie der Alt- katholicismus verfolgt, durch die größtmöglichste Oeffentlichkeit dem Publikum hätte interessant und mehr verständlich gemacht werden müssen. Aber nein, diese Herren bewegen sich wie eine vornehme Clique, die ihre Fragen wie eine Privatgesellschaft behandelt. Das dürste auch die beste Characteristtk d-r ganzen altkatho lischen Bewegung sein: eine Privatangelegenheit etlicher theologischer Professoren und einiger katholischer Priester, die gern reformiren möchten, aber nicht wissen wie viel, oder die nicht den Muth haben, die Quelle des Aberglaubens und kirchlicher Mißstände zu ver schütten. Eine Reformation, wie sie einst l>r. Martin Luther ge schaffen und wie sie jetzt wieder mehr und mehr zur gebieterischen Nothwendigkeit wird, kann von solchen halben und unklaren Geistern nicht aufgerufen werden; dazu bedarf es Männer von ganz anderem Zeug. Etwa» Jansenismus mehr oder weniger, dies kann nicht die Lösung der großen Aufgabe bilden, welche der christlichen Menschheit bevorsteht, indem sie sich ihre Religion als eine Sittenlehre von pfäffischer Verdrehung und Entartung befreit. e htrz- nißtag! ack und heM nk rden, enslauß Mich- l hinaus! die Eck, Schmig! h drobn latechg. ff- Freiberg, den 25. September 1872. Der im Köln am Rhein stattgefundene Kongreß der sogenann ten Altkatholiken zog dieser Tage allgemeinere Aufmerksamkeit auf sich. Wovon man seit Jahr und Tag hörte, ohne freilich viel zu sehen, das trat nun wirklich in einer festen Organisation auf. Die ganze Geschichte sollte also doch nicht blos ein theologisches Gezänk, eine bloße Döllingerei bleiben, die auf der Oberfläche des kirchlichen Lebens ihre Blasen treibt, sondern die Anhänger dieses Altkatholi- cismus gingen ernstlich daran, sich als eine besondere Secte zu constituiren. Viel Glück dürfte trotzdem die ganze Bewegung nicht machen. Wie sie entstand, und welche Richtung sie einschlägt, dies alles lann für das Volk nur von untergeordnetem Interesse sein. In folge der Aufstellung des Unfehlbarkeitsdogma haben etliche katho lische Theologen und Laien dem Papst erklärt, daß sie nun nicht mehr mitspielen werden. Sie wollen Katholiken für sich bilden, ohne an die päpstliche Unfehlbarkeit sich zu kehren. An und für sich ist djeser bloße Widerspruch gegen das neue Papstthum ein Abfall vom Katholicismus. Man ist entweder ganz bei seiner Kirche und auch bei deren Jrrthümern, oder man tritt aus der selben aus. Diese Halbheit, wie sie die Altkatholiken treiben, hat keine reformatorische Bedeutung und die Bewegung schlägt deshalb auch nicht weiter in die Kreise des Volkes ein. Allerdings haben die Urheber dieser Opposition gegen Papst- lhum und Jesuiten eingesehen, daß sie nach diesem ersten Schritt nicht stille stehen können, sondern weiter gehen müssen, soll ihre Sache überhaupt eine festere Grundlage erhalten. So erdachten sie sich denn ein Programm für Reformen in der katholischen Kirche. Die Forderungen desselben beweisen, daß innerhalb des enen, irten, Hen. ;em -enen durch mu- Wgü film oillize g M UMW ! Mj y Ho ¬ den an, in-, isir, Ä. ent- !7S. tag, aus Tagesgeschichte. Berlin, 24 Septbr. Der Kaiser Wilhelm wird am 27 d. (künftigen Freitag) nach Baden-Baden abreisen und am 20. Octo ber hierher zurückkehren — Der „K. Z." wird mit aller Bestimmtheit gemeldet, daß die Einbringung eines Gesetzes betreffend die Einführung der obli gatorischen Civilehe beschlossene Sache ist. Wie weit auf Verwirk lichung des Reichstagsbeschlusses in öolge des Antrags Völk auf Einführung der obligatorischen Civilehe für das Reich zu rech nen sei, das werde von der Gestaltung der Kompetenzverhältnisse nach Maßgabe des viel erwähnten Laskerschen Antrags ab hängen. — Wie man hört, sind die Vorarbeiten für die Ausarbeitung eines Reichsgesetzes, betreffend das Versicherungswesen, soweit ge diehen, daß die Vorlegung des Gesetzentwurfes an den BundeSrath in nahe Aussicht genommen ist Der Inhalt des Gesetzentwürfe» wird sich voraussichtlich auf die Feststellung der Normen beschrän ken, von deren Innehaltung die Zulassung und Begründung von Versicherungsanstalten innerhalb des Reichsgebietes abhängig ge macht wird. möerger Anzeiger