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und Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg u. Brand. Prei« vitrteljLhrl. 20 Ngr. Inserate 1872.' Raum mit 1 Ngr. berechnet. irischen Bischof und eine Menge Geistlicher gerichtlich vorgegangen. Die Ultramontanen verlangten vom Parlament die Rectification dieses Verfahrens, aber das Parlament weigerte sich dies zu thnn und der Kronanwalt versicherte hierzu auch die Beistimmung der Regierung. Grund genug, um den angehäuften Explostonsstoff zu entzünden. Das Signal zum Losbruch gab in Belfast nicht eine Arbeiterversammlung, sondern eine Procession — also nicht die Internationale, sondern der Ultramontanismus. -i- Freiberg, den 30. August 1872. Belfast, Dublin und andere irische Städte waren vor wenig Tagen der Schauplatz sehr ernster Excesse, die einen Umfang er reichten, daß die Requisition zahlreicher Truppen und die Suspen sion der Habeas-Corpus-Acte zu ihrer Bewältigung und Unter drückung nothwendig wurde. Die Gründe, welche die Unruhen ver ursachten, sind durchaus nicht localer Natur, sondern von theils nationaler, theils internationaler Art, so daß sie ein allgemeines Interesse verdienen. Es giebt bei uns in Deutschland Politiker und Preßorgane, die, sowie sie nur von irgend welchen Revolten hören, eine Gänsehaut bekommen und erschreckt ausrufen: „Ja, das ist allein die Inter nationale; wenn die Regierungen nicht bald energisch gegen die Blut- und Mordgesellschaft einschreitet, dann werden die Kommunar den und Petroleusen ihr Werk auch bei uns beginnen." Sv rief man zur Zeit der Pariser Commune, ja sogar während der Ber liner Pöbel-Excesse und so auch jetzt zur Zeit der irischen Unruhen. Wenn aber ein Beispiel von unseren encouragirten Jnternationalen- Chauvies unglücklich gewählt ist, dann ist es das letztere. Wir wollen ja gar nicht leugnen, daß auch die Wühlereien der Inter nationalen ihren Theil der Schuld an dem Ausbruche der irischen Unruhen tragen und daß besonders der Strike der Bäcker in Du blin mit auf ihre Rechnung zu setzen ist — aber nachweislich haben diese Ausstände ganz andere Beweggründe. Bor Allem muß man die Antipathie der Irländer gegen das englische Regiment in Betracht ziehen — eine Antipathie, die wohl nur der eingefleischteste Jrenfeind für völlig ungerecht halten kann. Die Iren werden von jeher von den Engländern als Parias der Großbritten betrachtet; man thut wenig, ja man that bis vor kurzer Zeit fast gar nichts für sie. Jetzt glaubt man das unglückliche Land mit der in der vorigen Parlaments-Session votirten irischen Agrarbill abgefunden zu haben. Die Communicationen hat man in Irland vernachlässigt, die Schulen brach liegen lasten. Und ge rade ein Land, was von der Natur so stiefmütterlich behandelt ist, wie Irland, war man verpflichtet, durch Verkehrs- und Bildungs förderung zu heben. Wenn man das nicht that, dann war es kein Wunder, daß sich der Masse der Bevölkerung eine immer größere Unzufriedenheit mit ihrer socialen Lage bemächtigte, und zwar von selbst, ohne die Internationale. Die Fenier sind ja nichts weiter, als ein national gefärbtes socialistisches Proletariat; sie existirten und conspirirten eher, als die Internationale. Diese ist an den jetzigen Unruhen jedenfalls weniger Schuld, als England selbst. Dadurch, daß es die Bildung der irischen Bevölkerung nicht hob und die Umbildung zur National-Jnstitution machte, schuf England dem Wirken eines Hauptfactors der jetzigen irischen Unruhen eine Freistätte, nämlich den Ultramontanismus. Dieser wühlt in England mehr, als die Internationale es je vermocht hätte. Was Wunder auch, wenn gerade jetzt die Unruhen zum Ausbruch kamen? ,Der Grund liegt doch nahe genug. Der Ritter Keogh hatte in der schärfsten Weise irisch-ultramontane Wahl- Mtriebe blosgelegt und war gegen die Verursacher derselben, einen Erscheint i.Freiberg jcd.Wochen!.Ab. . , . . 6U. für den -nd.Tag. Jnser. werden ytU ol. Atlgltst. werden die gespaltene Zeile oder deren * bi« V. 11 U. für nächste Nr. angen. Raum mit 1 Ngr. berechne». MöMr Anzeiger Tagesgeschichte. ' Berlin. Der „Karlsr. Ztg." zufolge werden folgende Legie rende Fürsten bei der Kaiser-Zusammenkunst in Berlin anwesend sein: Die Großherzoge von Baden, Weimar, Schwerin und Olden burg, die Herzoge von Anhalt, Koburg und Altenburg, die Fürsten von Schaumburg-Lippe, Schwarzburg-Rudolstadt und Lippe-Detmold. Kronprinz Albert von Sachsen werden in Vertretung seines königl., Vaters bei der Kaiserzusammenkunst zugegen sein. Der Kronprinz von Württemberg soll beabsichtigen, in Berlin zu erscheinen, sofern der König von Bayern sich entschließt, nach Berlin zu reisen. Außerdem wird die Ankunst vieler deutschen StandeSherren in Berlin erwartet. — Zu der Nachricht, bei der Drei-Kaiser-Zusammenkunst in Berlin werde vielleicht die braunschweig'sche Erbfolgefrage zur Erörterung gelangen, bemerkt die „Braunschw. Ztg.", „daß diese Vermut-ung durch eine vertragsmäßige, von dem speciell bevoll mächtigten Ausschuß der braunschweigischen Landesversammlung ge nehmigte definitive Regelung der Angelegenheit vollständig ausge schlossen ist." > . , — Die neue Dislocirung der deutschen Occupationsarmee in Frankreich, wie sie sich nach der Räumung der Departements Marne und Haute-Marne gestalten soll, wird folgende sein: 2. bayerische Division: Departement Ardennen, Arrondissement Montmedy vom Maasdepartement und Arrondissement Briey vom Departement Meurthe-Moselle;— 6. Division: Departement Maas, ausschließ lich Arrondissement Montmedy, ferner Cantons Neufchateau und Coustey im Departement Vogesen; — 19. Division: Departement Meurthe-Moselle, ausschließlich Arrondissement Briey; — 4. Di vision: Departement Vogesen, ausschließlich des Cantons Neufcha teau und Coustey, Arrondissement Belfort. Das Obercommando bleibt in Nancy, ebenso das Commando der 19. Division, das der 6. Division kommt nach Bar-le-Duc, die 4. Division bleibt in Epinal, die bayersche in Charleville. Etappen sind, beziehungsweise werden errichtet in Sedan, Longuyon, Charleville, Clermont, Bar le-Duc, Pagny, Nancy, Luneville, Bains, Belfort. — Bor Anfang October tritt die Dislocirung keinesfalls ein, da der Barakenbau nicht früher vollendet sein kann. Breslau, 29. August. Se. königl. Hoheit der Kronprinz von Sachsen ist vorgestern Abend in dem festlich erleuchteten Oberglogau angekommen, von der Volksmenge begeistert empfangen worden und beim Grafen Oppersdorfs abgestiegen. Später brachte der Feuerrettungsverein Sr. königl. Hoheit einen Fackelzug. 77- Gestern fand vor dem Kronprinzen das Manöver der 12. Cavalleriebrigoche im Beisein einer Ungeheuern Menschenmenge statt. Nachmittag Ist der sächsische Kronprinz-Feldmarschall nach Ratibor abgereist. Danzig, 28. August. Die „D. Ztg." schreibt: Die Arbeits einstellungen in unserer Stadt haben in den letzten Tagen einen unerwarteten Umfang angenontmen und es hat den Anfcheü», als wenn dieselben auf alle MM Arbeite? ausgedeW werden follen.