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1423 und Sympathie für das Königshaus. Die Entrüstung gegen die Mörder ist eine allgemeine; das Volk wollte selbst an denselben Gerechtigkeit auSübcn, wurde aber von der Polizei daran verhindert. Lie Untersuchung ist in vollem Gange und die ganze Strenge der Gesetze wird gegen die Schuldigen angewandt werden. Lissabon, 19. Juli. Nach den per Dampfer „Patagonia" etn- gegangenen Berichten auS Rio de Janeiro vom 3. d. Mts. ver lautete daselbst aus gut unterrichteten Kreisen, daß zur Ausgleichung der Differenz mit der Argentmischen Republik baldige Aussicht vor handen sei, da die Argentinische Republik die von ihr nach Rio gesandte anstößige Depesche zurücknehmen werde. London, 19. Juli. sUnterhaus.j Auf eine Anfrage Jbbetson's erklärte der Licepräsident im ErziehungScomite des geheimen RatheS, Forster, daß mittelst ConseilSerlasseS vom heutigen Tage die Bteh- einsuhr auS Rußland verboten worden sei, nachdem an Bord eines aus Kronstadt in Depford angekommenen Schiffes ein Fall der Rinderpest constatirt worden. Rußland. Der russische Oberst Schelchau hat eine» neuen Torpedo conslruirt, der alle Eigenschaften besitzt, welche man gegen wärtig von derlei Kriegsmitteln verlangt. Es ist ein Maschinen- Torpedo, welcher unter vollkommener Controle des Operateurs bleibt und unter vollkommenem Schutz auf eine bestimmte Distanz in beliebiger Richtung trotz Strömung und Wind gesteuert und endlich beliebig aufgehalten und wieder in Bewegung gesetzt werden kann. Der Torpedo läuft in einer gewünschten gleichförmigen Tiefe unter der Oberfläche des Wassers. Seine Schußweite ist zwei Seemeilen. Seme Ladung kann nach Belieben zur Explosion ge bracht werden. Die Construction ist einjach und dauerhaft, die Herstellungskosten sind unbedeutend. New Nork, 18. Juli. Nach aus Texas hier angelangten Nach, richten dauern die Beunruhigungen des Landes durch Jadianer- stämme jort; eS werden von denselben fortwährend Gewaltlhätig- kecken und UeberMe ausgeführt. Sachsen. Freiberg, 22. Juli. Heute, am Tage Maria Magdalena, wurde die alljährliche Bergpredigt im Dom durch Herrn Pastor Walter abgehalten. Man hatte auch in diesem Jahre von der dem FestgotteSdunst vorausgehenden Bergparade aus dem Grunde ab- gesehen, um den Bergleuten in Anbetracht der Lohnverhältnisse jede Ausgabe, sei sie auch noch so gering, zu ersparen. Freiberg. Unsern geehrten Lesern dürfte die Mittheilung nicht unerwünscht sein, daß heute mit den Vorarbeiten zum Bau der Jägerkaserne im sogenannten Ochsengarten begonnen worden ist. Wie wir hören, soll das dazu gehörige Exercierhaus bereits bis October soweit vollendet sein, daß es der Benutzung übergeben wer- den kann. Dresden, 20. Juli. Die zur Begutachtung des Schulze- sctzcnlwurfs zusammengetretene außerordentliche Deputation der >. Kammer hat sich gestern vorläufig vertagt, nachdem sie sich über die beider Berichterstattung über diesen Gesetzentwurf zu verfolgenden Hauptprincipien geeinigt hat. Der Wiederzusammentritt ist vor läufig für Mitte September in Aussicht genommen und der Re ferent beauftragt worden, in der ihm passenden Zeit hier in Dres den die Vorarbeiten für den auszuarbeitenden Bericht zu beginnen. — Die „Dr. N." berichten aus Dresden: Die strenge, strikte Handhabung des vom deutschen Reichstage erlassenen Jefuiten-AuS- weisungSgesetzeS im Norden werden wer hier in Mitteldeutschland schon recht gewahr. Seit einigen Tagen bewegen sich meist lange, dünne, unheimliche schwarze Gestalten in den Straßen Dresdens, um von hier ihren Weg nach dem Süden zu nehmen. Wünschen wir denselben glückliche Reise auf Nimmerwiedersehen. — Die sranzösische Regierung läßt dermalen die aller fünf Jahre stottfindende, im Jahre 1871 fällig gewesene, deS Krieges wegen aber unterbliebene Volkszählung vornehmen, b i welcher auch diejenigen französischen Staatsangehörigen mit gezählt werden sollen, welche sich im Auslande aufhalten. In Folge des letzten Umstandes ist auch die königlich sächsische Regierung französischer- seitS um Ermittelung und Aufzeichnung der in Sachsen aufhält lichen Franzosen ersucht worden. Selbstverständlich ist diesem An träge Seiten der Regierung stattgegeben und sind dem entsprechend die Verwaltungsbehörden deS Landes mit bezüglicher Anweisung versehen worben. — Der Führer eines mit Eisenbahnschwellen schwer beladenen Wagens ist heute Mittag, als er die Waisenhausstraße Paffirte, plötzlich vom Wagen gefallen und hatte hierbei das Unglück, daß ihm zwei Räder deS Wagens über den rechten Arm gingen und diesen förmlich zerquetschten. Der Verunglückte wurde ins Stadt- kraukeohauö gebracht. - Gestern Abend in der 10. Stunde ist am Biaduct bei der Marienbrücke ein Viehtreiber vott einer zweispÜnuigtk Equipage überfahren und am Kopfe beschädigt worden. Man brachte den Beschädigten ins Stadtrankenhaus. Lug au, 20. Juli. Nachdem gestern wieder die Ueberreste von 2 und heute von 7 verschütteten Bergleuten in der ehemaligen Fundgrube aufgefunden wurden, beläuft sich die Gesammtzahl der Aufgefundenen nun auf 97, so daß also nur noch 4 fehlen. Annaberg, 20. Juli. Gestern fand in unseren Mauern eine erhebende Feier statt. Zu Ehren der im Kriege gegen Frank reich 1870-71 gebliebenen Annaberger und Frohnauer wurde in der Hauptkirche eine Gedenktafel und vor dem Wolkensteiner Thore ein prächtiges Denkmal — letzteres kostet über 1000 Thlr. — feier lichst enthüllt. Lin Festzug, wie man ihn hier größer noch nicht gesehen hat, bewegte sich unter umsichtiger Leitung zuerst von dem Markte nach der Hauptkirche und von da nach vollzogener Weihe der Gedenktafel nach dem Wolkensteiner Thore, wo daS Denkmal nach patriotischen Gesängen und Reden enthüllt und an den Rath hiesiger Stadt übergeben wurde. Den Schluß der Feier bildete ein Hoch, welches auf dem Markte von dem ReichStagS- abgeordneten Ur. Böhme auf unserem König und auf Kaiser und Reich ausgebracht wurde. Leisnig, 19. Juli. (8. A.) Bis zum heutigen Tage find über 800 Lehrer zum Besuche der vom 4. bis 6. August hier ab zuhaltenden Lehrerversammlung angemeldet. Leipzig, 19. Juli. Vorige Nacht hat in dem benachbarten Dorfe Reudnitz ein bedeutendes Feuer stattgefunden. In der Dampf-Kournierschneidemühle von Gebrüder Schmidt daselbst war bis spät Abends gearbeitet worden. Gegen 3 Uhr brach daselbst Feuer auS, daS bei cen reichen und trockenen Holzvorräthen und bei dem Mangel an Wasser so schnell um sich griff, daß die Bewohner der ersten Etage ihr Leben nur durch einen Sprung auS dem Fen ster retten konnten und in kurzer Zeit das eine ziemlich große Ge bäude vollständig nieoergebrannt war. Durch einen heraosallenven Balken ist ein Arbeiter nicht unerheblich beschädigt worden, auch hat sich daS Schmidt'sche Dienstmädchen beim Herabjpringen ver letzt. Heute früh stürzte noch eine Giebelmauer ein und hätte bei nahe einen trotz aller Warnung an derselben vorübergehenden Mann erschlagen. Callnberg, 19. Juli. Gestern in der 6. Abendstunde stat tete der sonst unbescholtene, früher in Lichtenstein, letzterer Zeit in Waldenburg aufhältliche, einige 30 Jahre alte, aus Bunzlau ge bürtige Kürfchnergeselle Louis Falkenthal einem Mitbewohner deS Tischler Bretschneider'jchen Wohnhauses hier einen Besuch ab, traf daselbst zufällig oder in Folge deßsallsiger Anordnung seine auf Ehe scheidung gegen ihn klagende, in Lichtenstein wohnhafte Ehefrau persönlich an, und nachdem er, zuletzt auf dem Flur deS besagte» Hauses, sich längere Zeit mit ihr unterhalten und sich hierauf von ihr verabschiedet hatte, ging er in daS Bretschneider'sche Gehöfte und schoß sich eine Kugel ins Herz, so daß augenblicklich der Tod er folgte. Der Leichnam wurde nach stattgesundener gerichtlichen Auf hebung unverweilt an die kgl. Anatomie in Leipzig abgeliesert. Der mißlungene Versuch, sich mit seiner Ehefrau wieder friedlich einigen zu wollen, mag wohl die Veranlassung zu dieser That ge wesen sein. Königsbrück, 16. Juli. Dem „Wchbl. für PulSnitz, Königsbrück u. s. w. schreibt man von hier: „Die KrankyeitSer« schemungen der Neuzeit fangen sich auch in unserm freundliche» Städtchen an, geltend zu machen; seit einigen Tagen striten die hiesigen Töpsergesellen und durchziehen singend und lärmend unsere Straßen. Sie verlangen von ihren Arbeitgebern 50 Procent Zu schlag zu ihren Arbeitslöhnen, während die Arbeitgeber nur 20 bis 25 Procent zu verwilligen gedenken." Es wird in der Lorrejpon« denz weiter versichert, daß unsere Töpfermeister in den letzte» Zähren den Lohn ihrer Arbeiter um 100 Procent gebessert habe», und hinzugesügt, daß die Töpfergesellen zum größten Theil ,bei ihren Meistern in Kost stehen, ihnen also die Erhöhung der Lebens- mitlelpreise nicht sühlbar werden kann. O,r<wtworNtchkr Redakteur: Ä. Mauckisch :o Kreider«. sEingesandt.j Der MechanikuS Herr Lorgie aus Dresden hat hier im Wernergarten ein Metamorphosen-, Kunst- und Figuren« Theater ausgestellt und seine Vorstellungen eröffnet. Der Besuch war bisher leider nur sehr schwach, was wir um so mehr bedauerten, da das Theater in seiner ganzen Ausstattung nichts zu wünschen übrig läßt. Die Decorationen find schön, die Garderobe der 4 Fuß hohen Figuren ist glänzend, und die ergötzlichen Metamorphosen, Gruppirungen und Ballets, woran jeder Tanzlehrer studiren kann, riesen allgemeinen Beifall hervor. Wir können da« Theater des halb als gewiß sehenSwerth empfehlen, da dasselbe ebensowohl dem oberflächlichen, als dem denkenden Zuschauer hinlängliches Jrteresse darbictet, und auch der Jugend große Freude gewähren wird.