Volltext Seite (XML)
ImöeM JHeiger 7, und Tageblatt. -.. , , .- ! ' Amtsblatt de- «gl. Bezirksgericht- zu Freiberg, sowie der Kgl. GerichtSämter und der Stadträcht zu Freiberg «. Brand. ^«145. «erscheint i. Freiberg jed. Wochen». Ab. k U. für dm and. Tag. Jnser. werden bi« V. 11 U. für nächste Nr. angm. Mittwoch, de« 86. Juni Preis vierteljährl. -st Ngr. Inserate werden di« gespalten« Zeile oder deren Raum mit 8 Pf. berechnet. 1878. Tagesgeschichte. > Berlin, 22. Juni Die heutigen Blätter bringen übereinstim mend die Nachricht, daß die Abreise des Kaisers nach EmS ver schoben worden sei und zwar, wie die „N. Pr. Ztg." wissen will, „wegen wichtiger Regierungsgeschäfte bis Dienstag Abend." — Nach der „N.-Z." stand in der gestrigen BundeSrathS- fitzuag wieder daS Jesuitengesetz, wie solches vom Reichstage ange nommen worden ist, zur Berathung. Zu eiuer definitiven Beschluß- fassung darüber sei e- indessen wiederum noch nicht gekommen, da »och die sächsischen und bayrischen Bevollmächtigten sich nickt im Besitz ihrer Instructionen befanden. Im Uebrigen habe die DiScus- fion ergeben, daß viele Bedenken, welche bei Feststellung deS ur- sprünglichsn Entwurfs des Gesetzes im BundeSrath zum Ausdruck gelangt waren, durch die Fassung, welche der Reichstag dem Ge setze gegeben hat, als beseitigt erkannt werden. Nur die oldenburt gisch« Regierung habe ihre Opposition gegen daS Gesetz festgehgl- ten- 'hoch sei auch dieser Widerstand nicht gegen die Sache selbst, sondern nur gegen die Form deS vorliegenden Gesetzes gerichtet. — ES bestätigt sich, daß die Berathungen her Ausschüsse für Justiz wesen und die Verfassung, betreffend den Gesetzentwurf (Läster) wegen des deutschen EivilrechteS, mit Rücksicht auf die Abwesenheit des Justizministers vr. Leonhardt bis zum Herbst vertagt find, "7^ Das Militärstrafgesetzbuch soll gestern von dem Kaiser auf Schloß Babelsberg vollzogen worden sein. — Zur Beschleunigung des Baues deS großen Central-La- dettenhauseS in Lichterfelde, daS nun wahrscheinlich, nachdem der deutsche Reichstag die Mittel in zweimaliger Abstimmung verweigert hat, aus dem Pauschquantum errichtet wird, ist eine Zweighahn von dem Bahnkörper der Anhaltischen Bahn nach den Bapplatz zu Lichterfelde errichtet worden. Wie großartig der Bau werden soll, dürfte übrigens aus der Thatsache hervorgehen, daß ein einziger Steinelieferant 20 Millionen Stück Bausteine in 5 Jahren zu liefern abgeschlossen hat. (V.-Ztg.) — Die Verluste des SanitätS-CorpS deS mobilen Heeres während des letzten Krieges sind nun auch festgestellt worden und haben (mit Ausschluß Württembergs) folgendes Ergebniß gehabt: Gefallen find 7, ihren Wunden erlegen 4, an Krankheiten gestorben 33 und in Folge deS Sturzes mit dem Pferde 2 Nerzte; verwun det wurden 63, Verletzungen erlitten durch Sturz aus dem Wagen und Eisenbahn-Zusammenstoß 2, und durch Unvorsichtigkeit 1. Der Charge nach wurden verwundet: 6 Oberstabs- und Regimentsärzte, 26 Stabsärzte, 23 Assistenz- und 8 Unterärzte. Verletzungen durch Unglücksfälle betrafen einen Generalarzt und 2 Assistenzärzte. Nach dem Zuwachse, welchen daS RetchSheer durch das 14. und 15. Armee« Corps erhalten hat, beträgt der Friedensetat deS SanitätS-CorpS: 1 Generalstabsarzt (vr. Grimm), 16 Generalärzte, 58 Oberstabs ärzte mit Majors- und 173 mit HauptmannSrang, 351 Stabs ärzte, 249 Assistenzärzte mit Premierlieutenants- und 432 mit Se- condelieutenantSrang. — 24. Juni. Die „Nationalzeitung" sagt über daS Antwort schreiben deS Bischofs Kremenz, daß dasselbe dessen bedingungslose Unterwerfung unter das Landesgesetz nicht ausspreche. Kremenz erklärt, er könne den Landesgesetzen nur gehorchen, wenn solche mit dem Gesetze Gottes nicht zuwiderlaufen. WaS Gottes Gesetz sei, habe die katholische Kirche zu bestimmen. Ein solches Gesetz sei ein großer Bann, welchen er trotz preußischen Landrechts nicht zurück nehmen könne. AuS Westphalen, 19. Juni, schreibt man der „Köln. Zei tung": Der Massenstrike der Bergleute im „OberbergamtS-Bezirke Dortmund", welchen Ausdruck wir nach uns heute Morgen zukom menden Nachrichten leider gebrauchen müssen, indem der Arbeit«- auSstand bereits die Essener Kohlenreviersgrenze überschritten hat, ist durch eine gestern Abend unter einzelnen Führern de« Gtrike« stattgehabte Beschlußfassung für permanent erklärt worden. Den Bergleuten soll dieser Beschluß jedoch erst dann mitgetheilt wer den, wenn man Seitens der Leiter der Bewegung die positive Aussicht hat, diejenigen Geldmittel zu erhalten, welche den Strike zu einem wirkungsvollen machen können. Die Permanenz hängt selbstverständlich von der Einwilligung der Zechen-Berwaltungen ab, den Bergleuten ihre Forderungen zu gewähren. Geschieht die-, dann wollen die Strikenden wieder von „Tag zu Nacht" fahren. Die Zechen-Berwaltungen haben jedoch bereits die Collectiv - Er klärung abgegeben, daß sie die Forderungen de« Strike - ComitöS ' weder bewilligen wollen, noch bewilligen können. Die streitenden Parteien stehen sich cilso heute noch scharf geschieden gegenüber. Auf der Seite der Bergleute ist die Erregung eine sehr große, und mit Bernunftgründen kann man ihnen nicht betkommep. Ein ein sichtsvoller Bergmann hat im Auftrag mehrerer Gefinnung-genossen den Versuch gemacht, ein offenes sachgemäße- Wort an seine Mit arbeiter zu richten, hat aber damit nicht durchzudringen vermocht. Der Strike der Bergleute im Waldenburger Bezirke könnte de» Essener Bergleuten eine Lehre sein. Wir möchten denselben «her moch ein anderes lehrsame« Beispiel vorführeu: e- ist die» der im Januar 1871 in dem Pennsylvanische» Kohlenrevier auSgebrochen gewesene Massen-Strike von Bergleuten, der über drei Monate gewährt HM. Wa« war da« Ende von diesem Strike, dem größten, der jemals stattgehabt, denn die Zahl der Strikenden belief sich auf ca 50,000? Hohe Kohlenpreise für die Consumenten und Elend bis zum Hungertod für die strikenden Arbeiter, ohne daß diese schließlich einen höheren Arbeitslohn erzielen konnten, da sie die KohlenwerkSbefitzer dermaßen durch ihre Arbeitseinstellung in ihren Mitteln erschöpft hatten, daß dieselben bei Wiederaufnahme der Arbeit nur die gewöhnlichen Löhne zu zahlen im Stande waren. Nebenbei riß unter den strikenden Arbeitern eine Unmoralität ein, welche die öffentliche Sicherheit täglich in Gefahr brachte. Schließ lich mußte Gouverneur Greavy von Pennsylvanien Militär an Ort und Stelle senden, um den maßlosen Ausschreitungen der Gttiken- den gegen Besitz und Leben ein Ziel zu setzen. In de« eigene» Familien der strikenden Bergleute war die Unzufriedenheit zu einem Grade gestiegen, daß die darbenden Frauen ihre Männer schließlich zur Arbeit prügelten. Möge hier die Einsicht und Verträglichkeit zur rechten Zeit kommen I Zum Schluffe noch die Mittheilung, daß die Kohlenpreise seit gestern um 1 bis 2 Thlr. pro 100 Centner je nach Qualität gestiegen find. Dortmund, 21. Juni. Wie man der Z." schreibt, find die Grubenbesitzer im Dortmunder Revier geneigt, den Arbeitern einen Lohnzusatz von 10 0/0 zu gewähren. Man glaubt, daß in folgedessen der Strike der Bergleute nicht zum vollen Ausbruche kommen wird. Ruhestörungen find bi« heute noch nicht vorgekom men. Im Allgemeine« beträgt die Zahl der strikenden Bergleute im Oberbergamtsbezirk Dottmund circa 25,000 Mann. — 24. Juni. Sine auf gestern Nachmittag in Hörde anbe raumte Bergarbeiterversammlung kam nicht zu Stande, weil die selbe zu spät angemeldet worden war. Heute findet in Dorttnund eine Versammlung der Gewerke statt. Essen, 21. Juni. (Ess. Ztg.) Eine frevelhafte Havdlnng ist zu benchten, welche auf der Zeche „Neu-Essen IV." bei Relling hausen begangen worden ist und die sehr leicht zur Folge habe» konnte, daß Menschenleben durch dieselbe verloren gingen. Gestern ^°?gen ^/de in die Grube eiufahrende Beamte entdeckt, daß die Breter von zwei Fahrbühnen, die eine etwa drei, andere etwa fünf Lachter über der ersten Sohle, abgebrochen und durch lose liegende Breter her Art ersetzt waren, daß die etwa