Volltext Seite (XML)
Amtsblatt deS Kgl. BtjirkSgerichtS zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg u. Brand. ^-123. Erscheint I. Freiberg jed. Wochent. M. 6 U. für dm and. Tag. Jnser. werden bi» V. II U. für nächste Nr. angen. Freitag, den 31. Mai Pret» vierteljährl. SO Ngr. Inserat« werden di« gespaltene Zeile »der der« - Raum mit 8 Pf. berechnet. 1878. Tagesgeschichte. Berlin. 3m Reichstage fand in der 31. Sitzung vom 29. Mai vor fast leeren Bänken die erste Berathung deS Gesetzentwurfs, betreffend die Gebühren und Kosten bei den Consulaten deS deutschen Reiches statt. BundeScommissar v. Philippsborn rechtfertigte in einem einleitenden Vortrage die einzelnen Bestimmungen des Tarifs, v. Behr (Greifswald) rügt die späte Vorlegung deS wichtigen Ge setzentwurfs, den er an die Commission für die Seemannsordnung zu verweisen bittet, indem er viele Bedenke» gegen den Gesetzent wurf geltend macht. — vr. Schleiden wünscht im Gegentheil Be rathung der Vorlage in Plenum und ist für noch größere Erhöhung deS Gebührentarifs als die Vorlage enthalte, um tüchtige Wahl- consuln zu erzielen. Die Anträge auf Ueberweisung an eine Com mission werden abgelehnt und Berathung deS Gesetzentwurfs in Plenum beschlossen. — Zu dem Anträge Hoverbecks nebst Gesetzentwurf wegen Ab änderung deS Gesetzes über Erhebung der Salzsteuer haben die Abgeordneten Stumm und v. Wedell (Malchow) einen AbänderungS- antrag eingebracht, der dahin geht, den Reichskanzler auszufordern, einen Gesetzentwurf vorzulegen, wonach die Salzsteuer vom I.Jan. 1874 ab vollständig ausgehoben und zur Deckung deS Ausfalles eine Mehrbesteuerung deS Tabaks sowie die Ueberweisung solcher Stcmpelgebühren an das Reich, welche sich nach der Natur deS Objectes, nach der Gemeinsamkeit des betreffenden Rechtsgebietes und nach den Formen des heutigen Verkehrs hierzu eignen, vorge- schlagcn wird. — Die halbosficielle „Prov.-Corresp." berichtet: „Tin neuer herausfordernder Schritt Seitens der katholischen Kirche hat die preußische StaatSregierung soeben zu Maßnahmen der entschiedensten Abwehr veranlaßt." — Das Blatt erzählt dann die bekannten Vor gänge in Köln und fährt fort: „Die StaatSregierung hat sich durch dieses Vorgehen, in welchem nicht nur eine Verletzung der Rechte deS StaatS, sondern auch eine Verletzung der Amtspflichten deS Feldpropsteö als Feldbeamter zu Tage liegt, veranlaßt gesehen/die Disciplinar-Untersuchung gegen denselben und die einstweilige Suspension desselben vom Amte anzuordnen und gleichzeitig seinem General - Vicar die Ausübung aller Functionen zu untersagen. Wettere Schritte in Verfolg dieser Maßnahmen stehen bevor." — Um die deutsche Sprache und deutsche Bildung in den Schulen polnisch-deutscher Gegenden zu fördern, beabsichtigt, wie die „Bromb. Ztg." aus Westpreußen mittheilt, der Minister den jenigen Lehrern, welche Eifer und guten Willen bekunden und ent sprechende Erfolge erzielen, eine außerordentliche Geldunterstützung zu Theil werden zu lassen. Für die Beurtheilung der Lehrer sollen die Ergebnisse der Schulrevisionen, anderntheils auch die Wahrnehmungen der Behörden maßgebend sein, an welche schon jetzt eine darauf bezügliche Anfrage ergangen ist. Flensburg, 28. Mai. Ueber die schon kurz erwähnten Vor gänge entnehmen wir den „Flensb. Nachr." Folgendes: Auf Sonn tag Nachmittag war eine Wahlversammlung der Socialdemokraten im Garten des früheren St. Nicolaischützenhauses angekündigt. Eine zahlreiche Masse hatte sich eingefunden und harrte der Eröff nungsrede des Socialdemokraten Bach. Da dieser aber erst Druck sachen öffentlich unter freiem Himmel vertheilte und verkaufte, wurde ihm von der anwesenden Polizei aufgegeben, den VersammlungSplätz zu verlassen. Die Polizei verbot nun auch zugleich die Abhaltung der Versammlung unter freiem Himmel. Da die Social-Demokraten, hierüber empört, in kriegerischer Stimme die Arbeiter-Marseillaise anstimmten, ihren Wahlcandtdaten Hasenclever leben ließen, und da ferner der genannte Bach trotz dem Verbot wieder Drucksachen Mauste, sah der Oberpolizeidieuer Lafrenz sich veranlaßt, ihn zu verhaften. Eine Schaar von Arbeitern gab ihm da- Geleit bi- zum Gefängniß und begab sich dann wieder »ach dem Schützea- hauS, wo sie die von der dänischen Partei abgehaltene Wahlver sammlung störten und deren Aushebung veranlaßten. Au« de« Hause vertrieben, setzten die Lafsalleaner die Versammlung i« Garten fort und als der anwesende Oberpolizeidiener zur Verhaf tung des Redners Schulz schreiten wollte, kam es zum Tumult, in welchem der Polizeibeamte nur durch das Einhaneu einiger handfester Männer der dänischen Partei vor Thätlichkeiteu gerettet wurde Schon gestern Morgen ist Franz Bach wegen öffent licher Verbreitung verbotener Schriften vom hiesigen Amtsgericht, in eine 14 tägige Gefängnißstrafe verurtheilt worden. München, 28. Mai. Der Krankheitszustand deS Minister präsidenten Grafen Hegnenberg-Dux ist nicht unbedenklich, girbt jedoch zu ernstlichen Besorgnissen keine Veranlassung. Mit seiner Vertretung in Besorgung der laufenden Geschäfte ist der StaatS- rath v. Weber beauftragt. Wien, 28. Mai. In der heutigen Sitzung deS Abgeordneten hauses machte der Präsident Mittheilung von dem erfolgten Ab leben der Frau Erzherzogin Sophie und gab in seiner Rede de« tiefen Beileid sowie der steten Loyalität deS HauseS Ausdruck. Nach dem das Präsidium die Ermächtigung erhalten, dem Kaiser seiner Zeit das tiefe Beileid deS HauseS zu unterbreiten, werde» die Sitzungen bis nach erfolgter Beisetzung Ihrer kaiserl. Hoheit aus gesetzt. Paris, 26. Mai. „Die Popularität der Nationalversamm lung", äußert das „Journal des DebatS", „neigt dahiu, wo die Macht zu ruhen scheint, und die Assembleen find selten populär, weil ste selten die Einheit darstellen, welche die Macht der Assem bleen bildet. Die ersten Versammlungen der Revolution wäre« die einzigen, welche bei unS diesen Zauber der Popularität besaßen. Wir fügen der Versailler Versammlung kein Unrecht zu, wenn wir sagen, daß sie entschieden nicht populär ist. Sie hat sich daS Herz von Paris verschlossen, als sie sich Versailles anvertraute, und ste ist schwach, weil ihre Bestrebungen auseinander gehen und weil ste in sich zerspalten ist. Die Majorität ist bis jetzt monarchisch, aber numerisch schwach und getheilt über daS Princip, über die Bedin gungen und über den Namen der Monarchie, und ste erringt nicht das, was ste möchte, weil sie nicht sicher ist, daß ste mit der Ma jorität des Landes Fühlung hat. Nur wenn ste Gelegenheit hat, zu zeigen, was ste nicht will, ist ste einig." Daß diese Einigkeit nur negativer Art ist, das eben ist es, was der Bonapartistischen Propaganda, welche ein positives Ziel verfolgt, eine Stärke ver leiht, die sie sonst vielleicht oder, wen« man will, höchst wahrschein- lich nicht haben oder nicht erlangen würde. Diesen Punkt aber bringen ihre Gegner und zumal ihre Verächter zu wenig in Anschlag. — Mit welchen Argumenten die französischen Jesuiten gegen die Einführung des Schulzwanges in Frankreich kämpfen, davon bietet das Maiheft der von ihnen herausgegebenen Zeitschrift Ltuäes reliAiousos eine interessante Probe. Der Jesuit Duma* schreibt darin: LS ist eine unbestreitbare Thatsache, daß der obli gatorische Unterricht seinem Ursprünge »ach nicht katholisch ist. Die Kirche ist stets eifrig bemüht gewesen, Schulen zu gründen und zu unterhalten ; aber durch ein Gesetz und durch Geld - und Gesäug nißstrafen dazu zu verpflichten, daß Jeder Lesen und Schreiben lerne, das ist ihr nicht eingefallen. — Die Geschichte lehrt, daß der Schulzwang protestantischen und revolutionären Ursprung- ist. Eine vom katholischen Glauben abgesallene Königin, die wüchende Lalviuistin Jeanne d'Llbret, hat ihn 1571 zuerst in Navarra ein geführt. Fünfzig Jahre später führten ihn die. englischen Puritauier in den sechs ältesten Staaten der nordamerikanischea Union ei», ließen ihn aber bald wieder einichlafeu. UuaefäKr alei»»eiti<,-«w«t»