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1064 koste» belaufen und in welcher Höhe die Regierung die sogenannten RelablifiemenlSgelder zu fordern beabsichtigt. Daß im Uebrigen in dieser neuesten Forderung der Regierung eigentlich eine Erhöhung deS erst im vorigen Jahre für die Armee bewilligten Pauschquan tums steckt, liegt auf der Hand. Denn für dieses Pauschquantum sollte sie nicht nur die Erhaltung der Armee, sondern auch die Herrichtung deS für deren Zwecke erforderlichen Bauten und andere sächliche Ausgaben bestreiten. Erweiterungsbauten des Kriegsmini- steriums, deS Geveralstabö, der Kadettenhäuser u. s. w. kann man aber doch unmöglich als durch den Krieg veranlaßte Ausgaben bezeich nen, auch in Ansehung des neuen Artillerieschießplatzes muß eine solche Anlehnung als eine ziemlich gewaltsame erscheinen. Zum Schluß wollen wir noch daran erinnern, daß, wenn nach unserer Aufstellung 341,523,050 Thaler mindestens bereits an gewiesen, 240,000,000 jür die Pensionen und Jnvalidcugelder aber reservirt werden sollen, dies zusammen 587,523,050 macht. Von Frankreich sind bisher wirklich eingeganzen: 2 Milliarden Francs — 533,333,333 Thaler, davon Zinsen . . . 40,000,000 „ Contribution von Paris 53,500,000 „ andere Contriburionen 14,687,961 „ Summa 641,521,294 Thaler; daher würden also, sobald das neue Gesetz unverändert in Kraft treten sollte, von dem bis jetzt erhaltenen Gelse nur noch ca. 54 Millionen Thaler disponibel sem, und die weitere Bertheilung an den früheren Norddeutschen Bund einerseits unv die süddeutschen Staaten andrerseits und damit die Entschädigung sür die wirklichen Kriegslasten würde erst-dann eintreten können, wenn Frankreich den Rest der 5 Milliarden zahlt." Sachsen. Freiberg. Oesfeotliche Gerichtssitzung den 7. Juni Vormit tags 9 Uhr, zur Einspruchsverhandlung in der Untersuchung wider Auguste Wilhelmine verehel. Kreller in Großschirma wegen Tödtung eines Menschen auS Fahrlässigkeit; Vormittags ^10 Uhr zur Eia- spruchsverhaudlung in der Untersuchung wider Joa Preisler in Dippoldiswalde wegen Diebstahls; Vormittags 10 Uhr zur Ein- spruchSverhandlung in der Untersuchung wider Carl Gottlieb Mende in Burkersdorf wegen vorsätzlicher Körperverletzung. — Das „Leipz. Tgbl." schreibt Folgendes: Der Generalpost director Stephan hat in der Reichstazsfitzung bei Berathung des Poftetats darauf aufmerksam gemacht, daß das Publikum doch ferner nicht mehr mit der Absendung von Bolen nach den Poftanstalten in dem Maße geizen möge, wie dies seither gewesen ist, die Folge davon sei die gewesen, daß regelmäßig während der letzten Abendstunde ein ungeheuerer Andrang an den Postaufgabestellen entstanden ist, welcher gleich unbequem für die mit der Einlieferung der Sendungen beauf tragten Personen, wie für die Postbeamten sein muß. Der hier berührte Uebelstaod macht sich nicht bloß in Leipzig, sondern auch Ander- ortS vielfach bemerklich. Es ist Thatsache, daß in sehr vielen Ge schäften von 3 und 4 Uhr Nachmittags an eine Menge Sendungen postfertig bereit liegen. Wenn dieselben um diese Zeit der Post über geben werden, dann ist für die Schlußstunde am Abend sehr viel ge holfen. Hoffentlich findet die Mahnung des Generalpostdirectors Ent gegenkommen bei dem Publikum. Niederueukirch, 24. Mai. Vorige Mittwoch ist der Orts richter Sauer in Dretzschen von seinem eigenen Geschirr überfahren und infolge dessen der Tod desselben aus der Stelle herbeigeführt worden. Dresden, 28. Mai. Die Hochfluth der Elbe hat vorige Nacht ihren Höhepunkt erreicht und ist seitdem bis heute Mittag um circa 1»/, Elle gefallen. Der Wasserwuchs seit Sonnabend Abend hatte fast 8 Ellen betragen. Als höchste Wasserstände sind zu registriren gewesen in Leitmeritz gestern Mittag 12 Fuß 5 Zoll, bis 4 Uhr Fall 5 Zoll; in Schandau gestern Abend 7 Uhr 40 Minuten 8 Ellen, Stillstand; in Pirna gestern Abend 9 Uhr 45 Minuten 7 Ellen 22 Zoll, Stillstand; io Dresden heute früh 1 Uhr 6 Ellen 3 Zoll, Stillstand; in Riesa heute Vormittag 9 Uhr 6 Ellen 10 Zoll, Stillstand. Die DampfschifffahrtS - Direktion hat h^ute Vormittag 8 Uhr und 10 Uhr und Nachmittags 2 Uhr Dampfer stromaufwärts abgehea lassen, und steht zu hoffen, ^üh au die regelmäßigen Fahrten wird wieder ausuehmen können. ° 1 Vermischtes. * Zu den Mittheilungen über die Verheerungen der Ueber- schwemmuog io Böhmen ist nach dem „Tgsb. a. B." noch Folgen des nachzutrageo: Am grauenvollsten lauten die Berichte aus dem westlichen Böhmen. Die bisher eingelangten Nachrichten melden allein schon von 120 Todten in Zdic, Rakonitz und Horowitz. Ma» weiß nicht, in welchem Orte das furchtbare Element mehr gewüthet hat. In Horowitz allein wurde die Brücke fortgeschwemmt uud 16 Personen von den Fluchen mit fortgerissen. In Wyrstkow und Aujezd find viele Gebäude hinwezgespült worden, uud in letzterm Orte fand eine ganze Familie, aus acht Personen bestehend, den Tod. Ebenso sind in Plaß zwei Häuser ganz, eines zur Hälfte weggerissen uud zwei Personen ertrunken. Gleich groß ist das Un glück im Goldbachthal bei Saaz. So telezraphirt mau unter dem 27. aus Podersam: Bis jetzt 64 Tobte, über 100 Häuser zerstört, Tausende obdachlos, Grund und Boden van Tausenden vernichtet. Die Orte, welche namentlich das Unglück schwer getroffen hat, find: Kriegern, Großbolletitz, Flöhau, Lischwitz, Scheleseo, Micholup, Welletitz, Dobrizan und Trnovan. . Die Brücken find fortge schwemmt, die Straßen unfahrbar, Aecker und Wiesen mit Steinen, Geröll und Sand überschüttet. Arge Verwüstungen hat die Busch« thierader Bahn erlitten. Der Damm wurde an einzelnen Stellen in einer Tiefe von 6 und in einer Länge von 300 bis 500 Klaftern durchbrochen. In den drei erstgenannten Orten "wurde der größte Theil der Häuser sorrzeschwemmr, wobei viele Menschen ihren Tod fanden. Im Orte Lischwitz gingen 4 Menschen zu Grunde. Den größten materiellen Schaden erlitt wohl das alte imposante, dem Grafen Czernin gehörige Schloß Liboritz, durch dessen Park der Goldbach feine stürmenden Fluthen wälzte. Jahrhunderte alte Bäume wurden enrwurzelt, die Glashäuser zerstört, Häuser unter- wühlt und fortgerissen. 14 Menschen fanden dabei ihren Tod. Noch ärger wüthete das entfesselte Element im Dorfe Scheleseu, welches unter der Brücke der Buschtiehrader Eisenbahn liegt. Das Dorf ist gänzlich zerstört und in den Wellen fanden 30 Menschen ihren Tod. In Micholup ist das bekannte Brauhaus und die Mühle zerstört und 7 Menschen gingen zu Grunde. In Welletitz ertranken 13 Menschen und das Torf ist gänzlich zerstört. Die meisten Menschen verschlangen die Fluthen im Orte Holletitz; 50 Menschen gingen dort zu Grunde. — Auf dem Stromgebiete längs der Eisenbahn zwischen Prag und Dresden find, wie auS Correspon- denzen ersichtlich ist, die der „Boh." auS Melnik, Raudnitz, lleit- meritz, Lobofitz, Aussig uud Tetschen zuzehen, die Verheerungen der Ueberschwemmung zwar ebenfalls von außerordentlichen Dimensionen, größere Unfälle und Verluste an Menschenleben scheinen aber glück licherweise nicht zu beklagen zu sein. * Die „Italienischen Nachrichten" vom 26. Mai schreiben: Die anhaltenden Regengüsse dieser Tage ließen die Gewässer bei Lazo-Magziore und Ticino zu gefahrdrohender Größe aoschwellea. Die Telegraphsnbeamten von Lesa und Srresa mußten ihre Büreaux schließen, weil das Wasser eindrang. Pallanza ist zum allgemeinen schrecken überschwemmt. Dre Simplonstraße ist von den Wald- strömen unterbrochen. Die Hälfte von Borgo-Ticino ist über schwemmt. Die Eisenbahn von Mailand nach Vigevano ist durch den Einfall eines Dammes uvkerorochen. Auch bei Como wächst die Ueberschwemmung. " Das Taufgeschenk, welches nach italienischer Sitte ter Prinz Humbert der Kronprinzessin von Deutschland am Tauftag ihres Kindes überreichen wird, besteht — wie der A. Ztg. aus Row geschrieben wird, — in einem vollständigen Schmuck au- Gold, Perlen und Rubinen, der in einer Kiste römischen SivlS eingeschioffen ist. Diese selbst ist aus vergoldeter Bronze und feinster Mosaik in Nachahmung jener der besten Zeiten, wie z. B. der capitolinischen Masken, zusammengesetzt; das Ganze wurde nach einer Ler elegantesten Zeichnungen LeS Herzog« v. Sermonetag ausgesührt. Der Schmuck ist zusammengesetzt 1) an« einer kgl. sogen. S AdelheidSkrone, welche nämlich aus Kreuzen und Scheiben, die mit Einschnitten versehen, gebildet ist; beide haben goldenen Grund und Einfassung, find mit Perlen und Rubinen besetzt, und können vom gvldnen Reif abgenommen werden, welcher bloS mit Rubinen besetzt ist, um selbstständig al» Spangen zu dienen. 2) Einer Halskette von großen grauen Perlen der schönsten Qualität, welche von einem goldenen Reif herabhängen, der, ähnlich wie die Krone, mit Rubinen besetzt ist; sie werden durch lauge Goldstäbchen in der Art von Stielen gehalten. 3) Einer breiten Spange, welche aus Gold und Edelsteinen in sehr reicher Arbeit, so wie die Krone und Halskette geschmückt ist, sie gleicht ganz einem der Schildchen die an der berühmten pal» ä'oro in S. Marco zu Venedig zu sehen find. 4) Endlich aus einem Paar Ohrgehängen, welche auS zwei großen birnenförmigen Peilen bestehen, die mit Gold und Rubinen geschmückt find. Der ganze Schmuck trägt den Charakter deS 10, Jahrhunderts, und könnte als in ravennatischem Styl gehalten bezeichnet werden. Die umschließende Kiste ist im Styl der Arbeiten au- der Zeit der Antonine gehalten, der besten der rein römischen Kunst. Die Arbeit geht auS der Werkstätte de« berühmten Castellani hervor. Verantwortlicher Redakteur E. Mau Lisch in Freiberg.