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8LÜ Wit verschiedevea Lmeudement» avgeuovmm und nur Paragraph 16 au die Lommisfion verwiesen. — Aus die Adresse drS elsässischen KleruS au den Kaiser ist jetzt im Name» de- Kaisers vom Oberpräfidenten v. Möller nach stehende (von der „Germania" mitgetheilte) Antwort erfolgt: 'Straßburg, dm 25 Mär; 1872. Zufolge Allerhöchsten Befehles Seiuer Majestät des Kai'erS habe ich Euer Hochebrwürden auf die im vorigm Jahre von Jhvm und vielen andereu katholischen Geistliche» im Elsaß an Seine Majestät gerichtete Vorstellung m er- öfsue», daß Ihre darin ausgesprochene Zuverficht, die neue Ordnung der Diuge werde in keiner Hinsicht der religiösen Ueberzeugung des Volkes entgegen treten, nach wle vor begründet ist, nnd Ihr« Auffassung der von dm Behörden berüg- lich der angeführten fech« Punkte getroffenen Maßnahmen auf Mißoerständniß beruht. Ich bemerke in dieser Beziehung Folgendes: aä l. Die katholische Presse wird nach deuselbm Grundsätzen behandelt wie alle übrigen Preßorgane. In keinem Falle kann die Regierung staatsfeindliche Agitationen dulden, es liegt ihr aber durchaus fern, die katholische Presie al« solche zu beeinträchtigen. asi. 2. Er sind leine Thatsachm bekannt, welche die Absicht kund gebm, die gesetzlich bestehenden religiösen Orden in ihrer gesetzmäßigen Thätigkeit oder in ihren gesetzlich bestehenden corporativm Rechten za stören, ml. 3. Die Gemeinderäthe haben da« von Ihnen angeführte Recht nicht, sie werden fernerhin bei der Ernennung der Elemmtarlehrer nach Vorschrift de« Gesetze« gehört werden, -ul. 4. Di« ftgmSrtiche Wirksamkeit der barmherzigen Schwestern wird gern anerkannt. Thatsachm, an« denen gefolgert werden könnte, daß die barmherzigen Schwestern in ihrem Wirken behindert seien, find in der Vorstellung nicht angeführt, sä 5. Der consessionelle Eharacter der Volksschulen, wie derselbe in dem geltenden Recht begründet ist, ist von der Regierung in keiner We-se alterirt (verletzt) worden. Die Lehrer-Seminare haben nach dm bestehenden Gesetzen Schüler der verschiedenen Lousesfionen in sich zu vereinigen. Die Schulivspectoren werden nach dem be stehenden Recht für alle Schulen eines Kreise« angestellt. Ner bestehende Zustand entspricht somit überall dm Gesetzen. Die Besorgniß »6. 6 ist zu wenig sub- staotiirt, al» daß darauf näher eingegaugen werden könnte. Der Ober-Präsident von Elsaß-Lothriugm v. Möller." — DaS preußische Kriegsministerium beabsichtigt im badischen Odenwald eiu Remontedepot zu errichten. — Vor einigen Tagen find in Berlin die Vorbesprechungen über eine mit den Vereinigten Staaten von Nordamerika abzuschließende Literar-Convention eröffnet worden. Mainz, 23. April. Die in den Festungs-Compagnien der bayerischen Artillerie zur Einführung kommende Bewaffnung mit Gewehren ist in den preußischen Festungs-Artillerie-Regimentern schon seit einigen Monaten eingesührt und eS scheinen die Mann schaften namentlich der Ausfallbatterien nicht allein im gewöhn lichen Handgebrauch dcS Gewehrs, sondern auck im kleinen Feld- und Patrouillendienst u. dgl. auSgeübt zu werden. 3m September sollen hier größere Festungsmanöver statthaben, wobei auch diese Neuerung ihre Probe ablcgen soll. München, 24. April. Der Frehtag'sche Antrag betreffs der activen Betheiligung von Staatsdienern an industriellen Unter nehmungen — dem sog. Gründerwesen — wurde von der zweiten Kammer in der am 12. d. beschlossenen Fassung heute nochmals angenommen, nachdem die demselben von der Kammer der ReichS- räthe gegebene Redactton, daß Staatsbeamte bei Beaufsichtigung von industriellen oder finanziellen Privatunternehmungen im Interesse deS StaateS keine anderen Bezüge als Reise- und Tagegelder erheben dürfen, mit nur 66 gegen 63 Stimmen angenommen worden war und somit die erforderliche Zweidrittelmajorität nicht erhalten hatte. Der Antrag geht nun nochmals an die Kammer der Reichsräthe zurück, welche den Gesetzentwurf in der Fassung der zweiten Kammer anzunehmen oder ganz abzulehnen hat. Prag, 24. April. Heute ist die Eröffnung des Landtags für das Königreich Böhmen erfolgt. Die Czechen waren nicht erschienen. London, 24. April. 3m Unterhause erklärte heute der Premier Gladstone auf eine Anfrage Fawcett'S: die Regierung betrachte die von Fawcett eingebrachte Dubliner Univerfitätsbill nicht als ein Mißtrauensvotum, welches eine sofortige Debatte erheische, die eventuelle Annahme der Bill werde jedoch den Rücktritt des EabiuetS veranlassen. Sine baldige Discusfion der Bill sei un möglich, weil sie die Erledigung wichtiger Fragen hindere. Fawcett erklärt, falls die Regierung sich mit ihm über die vorliegende Frage nicht verständige, werde er morgen einen Antrag einbringen, um die Aufmerksamkeit deS Hauses besonders auf diesen Gegen stand hinzulenkev. Madrid, 24. April. Die LorteS find heute durch den König eröffnet worden. Die Thronrede constattrt die guten Beziehungen zu den auswärtige» Mächten, hofft ein baldiges Uebereinkommen mit dem Papste und kündigt einen Gesetzentwurf über die Armee- reorgamsatton an. Ferner wird erklärt, die Regierung habe die nöthtgen Maßregeln zur Unterdrückung der 3nsurrection getroffen. Die neuesten Erfahrungen bewiesen die Unfruchtbarkeit der bisheri gen Milde, und die Regierung werde in Zukunft unerbittlich vor gehen. Die Thronrede fügt hinzu, die Regierung werde sich gegen über den Beratungen der LorteS nur von der Erwägung leiten lassen, ihre Anschauungen und Gesinnungen mit denjenigen der Na- ttov in Vollem Anklang zu bringen. Der König schließt mit fol genden Worte«: „Ich werde Mich niemals aufdrLngen, aber auch nie den Posten verfassen und die Pflichten vergessen, welche die Verfassung Mir auferlegt, die Ich mit Loyalität und Beharrlichkeit erfüllen werde." Konstantinopel, 24. April. Prinz Friedrich Karl von Preußen ist heute mit dem österreichischen Llohddampfer über Barna nach Wien gereist. Der Sultan hat demselben vor seiner Abreise den Medjidjeorden erster Elaste verlieben; von der deutschen Colonie ist demselben als Andenken an' seinen Aufenthalt in Konstantinopel ein antikes Schwert verehrt worden. Belgrad, Mitte April. Zwischen Serbien und der Pforte bestehen seit geraumer Zeit einige Reibungspunkte. Besonders bandelt eS sich dabei um die Herausgabe der kleinen türkischen Festungen auf serbischem Gebiete. Die wichttaste darunter ist Slem- Zwornik an der Dwina, welche die Pforte um jeden Preis zu hal ten und dadurch einen in den Augen Serbiens bedrohlichen Wach posten an der Grenze deS nach Unabhängigkeit strebenden Vasallen staates zu behaupten Miene macht. Laut Berichten aus Bosnien, welche die „A. Ztg." wiedergiebt, waren Ende vorigen Monats bereits alle in jenem Vilajet lieaenden Truppen nach der türkisch serbischen Grenze aufgebrochen Kanonen und Munition wmdm in aller Eile von Serajewo nach der Dwina expedirt der Grenzort Sjenitza stark besetzt, und laut Befebl des Kriegsministers sollte bei diesem Ort ein Corps von 12,(XX) Mann das Lager beziehen. Dagegen scheint Serbien zweierlei vorgekehrt zu haben. Erstlich gab es der Pforte seine Absicht zu erkennen, im Fall der Uonach- giebigkeit der großherrlichen Regierung die Tributzahlung einzu- stellen, und anderntheilS scheint eS sich an die 3nterventton der Großmächte gewendet zu haben. Durch die Verträge find der Pforte ihren Vasallen gegenüber die Hände so gut wie geknebelt. Art. 29 deS Pariser Vertrages verbietet dem suzeränen Hof aus drücklich und kategorisch, militärisch in Serbien zu interveniren ohne Einwilligung der Garanttemächte. Aus der Havanna, 21. März, erfährt die „BreSl. Ztg." durch einen Privatbrief vom Bord der „Niobe" folgendes Nähere über eine Action zum Schutz der Deutschen auf Hahtt: „Um die In teressen der dortigen Deutschen auf etwas nachdrückliche Weise wahr zunehmen , hatte die „Gazelle" Ordre bekommen, nach Port au Prince zu gehen. Es waren nämlich dort bei dem Ausstande die Häuser sämmtlicher Deutschen von den Regierungstruppen nieder gebrannt worden, worüber sich denn natürlich die Ersteren bei Bismarck beschwert hatten. Der Schaden wurde auf 35.000 Doll, geschätzt und die Regierung von Port au Prince wurde von der unserigen zur Zahlung dieser Summe verurtheilt. Da die erstere sich inveß nicht dazu verstand, so sollte das Geld durch Repressalien erhoben werden und zu dieser Execution wurde also die „Gazelle" dorthin geschickt. Nachdem die betreffende Regierung die Auffor derung erhalten hatte, daS Geld bis zum andern Morgen Punkt 12 Uhr zu zahlen, widrigenfalls die Stadt 5 Minuten nach 12 Uhr bombardirt werden würde, machte man auf der „Gazelle" Alles zur Beschießung zurecht; die Gescküye wurden mit Brandgranaten ge laden. Die Regierung leistete dieser Aufforderung bis 12 Uhr keine Folge ; da endlich 2 Minuten nach 12 Uhr, stieg vom Fort die deutsche resp. preußische Flagge aus, zum Zeichen, daß der Forderung der deutschen Regierung thatsächlich genügt sei." Sachsen. Freiberg, 26. April. Ein Tag seltener himmlischer Gnade ward heute dem körperlich noch gesunden und geistig noch munteren Ehepaare, Herrn Stadtrath Lorenz und Gattin, bescheert. Sie be grüßten au diesem Morgen den Tag, an dem sie vor sechzig 3ahren die Hand des Priesters ehelich verbunden. Daß dieses diamantene 3ubelpaar allseitige Achtung und Verehrung genießt, davon lieferte auch dieser Tag den schönsten Beweis. Zuerst wurde ihm eine freudige Ueberraschung durch ein in früher Stunde vom Stadtmusikchore dargebrachtes Ständchen, welches durch sein: „Wie groß ist des Allmächt'gen Güte!" dem Gefühle der Gefeierten wahre» Ausdruck verlieh. Daran reiheten sich im Laufe des Vormittag- die Huldigungen mehrerer Gesangvereine, ferner finnige Gescheute und die Glück- und Segenswünsche der städtischen Behörde und vieler Freunde. Ein Hoch dem Tage, dessen 3hr Euch freut, Der Euch mit diamant'nem Kranze schmückt! Dem HerzenSbund ein Hoch, den 3hr erneut, Der Euch, will'S Gott, auf lange noch beglückt! Verantwortlicher Redacteur: L. Mauckis-b in Freiberg. Ortskalender. Kaiserliche Lelegraphen-Statton, Burgstraße Rr. 247, 1. Etage, täglich geöffnet von früh 7 bi« Abend- S Uhr.