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KwßtchMkr MtrhMmMilkiMMM RmtMt für äie kmgkickim unä stääPml Z zu Kroßenkmin Inserate für die am Abend vorher auSzugebendt Nummer werden bis früh 9 Uhr angenommen und Gebühren für solche von auswärts, wenn bie der Einsender nicht anders bestimmt, durch Post- Nachnahme erhoben. O— Erscheinen: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend. Vierteljähriges Abonnement: am Schatter 1 M., durch den Boten ins Haus 1 M. 2b Pf., durch ' die Post 1 M. 25 Pf., durch die Post frei ins Haus 1 M. bi) Pf. 0 Druck und B-rlag v°u Herrmnun Starte Ma-nick L Starte) in Großenhain. Mr di- R-d-cli-n verantwortlich: Herrmann Richard Starte. 75. Jahrgang. Dienstag, den 2. August 1887. Nr. 90. Im Garten des hiesigen EchützenhauSgrundstücks kommen Sonnabend, den 6. August 1887, Mittags 12 Uhr 60 Beete Lwrvbvl» und anstehender Huf«,' zur Versteigerung. Großenhain, am 30. Juli 1887. Der Gerichts-Vollzieher. Höpfner. TagesnachrWe». Deutsches Reich. Dis letzten fünf Jahre haben dem Bestände des schwimmenden Materials der deutschen Kriegs flotte einen recht bedeutenden Zuwachs gebracht. Von dem Bau zahlreicher Torpedoboote abgesehen, sind in gedachtem Zeiträume ein Panzerschiff, zwei Panzerfahrzeuge, eine Kreuzer fregatte, drei Kreuzercorvetten, ein Schiffsjungen-Schulschiff, zwei Avisos und ein Kreuzer, im Ganzen mithin elf größere Kriegsschiffe vom Stapel gelaufen, während der Bau von sechs Kriegsschiffen in Angriff genommen resp. projectirt ist. Die am 23. Juli auf der Werft des „Vulcan" bei Stettin vom Stapel gelaufene Corvette ,,Irene" gehört einem in der deutschen Kriegsmarine neuen Typus an, welcher aber in den Flotten Rußlands, Frankreichs, Englands rc. bereits mehr fach vertreten ist. Das neue Schiff bildet als „geschützter" Kreuzer (auch Panzerkreuzer genannt) eine Art erleichterten Panzer, der sich nur in seinem Maschinentheile durch Panzer geschützt findet und bei einer mittelstarken Geschützausrüstung eine hohe Fahrgeschwindigkeit aufzuweisen hSt. Die Baukosten der „Irene" belaufen sich einschließlich der Ausrüstung auf 4'/, Millionen Mark. Die diesjährige, nach dem Westen des Reiches stattfindende große Generalstabsreise unter Führung des General-Quartier meisters und General-Adjutanten Sr. Majestät des Kaisers, Generallieutenants Grafen v. Waldersee, beginnt am 15. August und nimmt in der Pfalz ihren Anfang. Ein Eommando der Luftschiffcr-Abtheilung in Berlin ist am Donnerstag zur Betheiiigung an der Velagerungsübung nach Mainz abgerückt. Ein am Donnerstag Abend in fast allen Stadttheilen von Berlin zur Verbreitung gebrachtes socialdemokratisches Flug blatt revolutionären Inhalts mit der Ueberschrift: „Arbeiter und Bürger Berlins! Genossen!" und dem Schluß: „Hoch die internationale revolutionäre Socialdemokratie!" ist infolge der Wachsamkeit der Polizei in mehreren Tausend Exemplaren beschlagnahmt und eine Anzahl Verbreiter sistirt worden. Bayern. Durch ein Decret des Prinz-Regenten wird der neue Landtag zum 14. September einberufen. Schweiz. Bei der officiellen Eröffnung des internatio nalen Schützenfestes in Genf am 29. Juli wies Bundespräsident Droz darauf hin, daß Dank der Weisheit der leitenden Ca- binete der Frieden gesichert sei. Die Völker wollten nicht Krieg, sondern friedliche Entwickelung. Die Schweiz wolle in dieser Hinsicht vorangehen; es sei aber auch ihre Pflicht, alle Opfer zu bringen zur Aufrechterhaltung der internationalen Pflichten einerseits und ihrer Unabhängigkeit andererseits. Ihre Neutralität werde sie auch durch eigene Energie zu bewahren suchen; hierzu trügen vor Allem die Verbesserung der militä rischen Institutionen, die Schützenfeste und die Erziehung der Jugend in freiem eidgenössischen Geiste bei. Italien. Ministerpräsident Dcpretis, am 31. Januar 1813 zu Mezzano bei Stradella geboren, welcher in dem italienischen StaatSleben der letzten 40 Jahre eine bedeutende Rolle gespielt hat und unter die eifrigsten Vorkämpfer für die Einigung Italiens gehörte, ist am Freitag Abend in Stradella gestorben. Das Ministerium hat infolge dessen beschlossen, dem Könige seine Demission zu überreichen, die Geschäfte je doch inzwischen fortzuführen und das Leichenbegängniß Depretis' auf Staatskosten zu veranstalten. Frankreich. Der Kriegöminister Ferron, welcher der Kammer eine Vorlage wegen der Errichtung von Alpentruppen zu machen beabsichtigt, hat zur Erledigung der bezüglichen Vorarbeiten eine Commission eingesetzt. General Boulanger hat vom Kriegsminister die Erlaubniß erhalten, Jules Ferry wegen der öffentlichen Beschimpfung in dessen Rede zu Epinai herauszufordern, und hat diesem seine Zeugen bereits zugeschickt. Cassagnac beharrt in einem sehr groben Briefe an Laur darauf, daß er vor dem Duell mit ihm die Namen der SlaatSstreichler erfahren müsse. Die Presse girbt C. Recht. Belgien. Die Repräjentantenkammer lehnte am Freitag mit 83 gegen 35 Stimmen den Antrag Guillery's, betreffend die Revision der Verfassung behufs weiterer Ausdehnung des Wahlrechts, ab. Von liberaler Seite wurde das belgische Wahlsystem als das hartherzigste und reactionärste bezeichnet; selbst die spanische Verfassung gewähre ein Wahlrecht für 6 Procent der Bevölkerung, während die belgische Constitution dieses Recht nur 2 Procent einräume; die Erweiterung des Wahlrechts werde auch die Gährung der unteren Volksschichten beschwichtigen. Der Ministerpräsident erklärte jedoch, die Zeit zu einer Erweiterung des Wahlrechts sei noch nicht gekommen. Diese Erklärung, sowie das clericale Kammervotum haben große Entrüstung hervorgerufen. , . England. Das Unterhaus nahm in der Nacht zum 30. Juli alle Artikel der irischen Landbill bis mit Art. 20 ohne wesentliche Amendements an und vertagte die Fortsetzung der Berathung auf 1. August. In Beantwortung einer An frage sagte Lord Salisbury: Der König von Abessynien ist ein Freund, über den wir nicht zu klagen haben; die Italiener sind unsere Freunde seit langer Zeit, unsere Freundschaft mit ihnen ist niemals gestört worden. Wir würden daher mit großem Kummer auf einen Krieg sehen, in welchen Abessynien und Italien mit einander verwickelt würden. Wir sind bereit, jede legitime Hilfe zu leisten, können unsere Vermittelung aber nur anbielen, wenn wir versichert sind, daß dieselbe mit Befriedigung ausgenommen wird. Wir werden ernstlich zu Gunsten der Erhaltung des Friedens wirken. Dänemark. Der König von Griechenland ist am ver gangenen Sonnabend in Kopenhagen eingetrosfen und hat sich alsbald mit den Mitgliedern des königl. Hauses, die ihn am Bahnhofe empfingen, nach Schloß Bernstorff begeben. Rußland. Wie die „Köln. Ztg." aus Petersburg erfährt, haben dortige Kaufleute sich mit einer Vorstellung an die Re gierung gewandt, worin dieselben ausführen, wie ihnen, welche die hohen Gildenabgaben zu zahlen haben, durch ausländische Geschäftsreisende, weche bis jetzt keiner Steuer in Rußland unterworfen sind, eine empfindliche Concurrenz gemacht werde. Die Eingabe schließt mit der Bitte, daß Maßregeln zur Ab hilfe dieses UebelstandeS ergriffen werden möchten. Infolge dessen soll in der That ein Gesetzentwurf über die Besteuerung der ausländischen Geschäftsreisenden in Vorbereitung sein. Serbien. Der Minifterrath beschloß die Einsetzung einer Commission zur Prüfung der Frage der Verfaffungsrevision. Asien. Seit jeher ist das Streben Japans darauf ge richtet, sich die Hilfe der Europäer entbehrlich zu machen. Auf einigen Gebieten ist ihnen dies schon ganz gut gelungen, so auf dem der Poft und der Telegraphie. Augenblicklich ist man damit beschäftigt, selbst eiserne Schiffe zu bauen. So wurde bereits ein auf den Werften von Aokosuka gebautes eisernes Kanonenboot vom Stapel gelassen und zwei Kreuzer sind noch im Bau begriffen. Amerika. In der Salzseestadt im nordamerikanischen Territorium Utah ist jetzt John Taylor, das Oberhaupt der Mormonen, gestorben. Damit ist dem Kampfe zwischen den Vereinigten Staaten und dem Mormonenthum einer der fa natischsten Vorkämpfer der „Kirche der Heiligen" entrückt. Der Papst hat endgiltig entschieden, es liege kein Grund vor für den Vatican, gegen die Statuten der „Ritter der Arbeit" einzuschreiten. Neueste Nachrichten. Berlin, 31. Juli. Im Landesausstellungspalaste fand heute Mittag die feierliche Eröffnung der großen akademischen Kunstausstellung durch den CultuSminister v. Goßler statt. Die Ausstellung umfaßt 970 Oelgemälde, 39 graphische Dar stellungen, 132 Aquarelle und 147 Bildwerke. Wien, 31. Juli. Der preußische Botschafter beim Vatican, v. Schlözer, traf heute von Rom hier ein. Der selbe wurde vom Nuntius Galimberti am Bahnhofe em pfangen und folgte Nachmittags dessen Einladung zum Diner. Paris, 31. Juli. In einer gestern Abend im Winter- Circus unter dem Vorsitze Lockroy's stattgehablen von etwa 600 Personen besuchten Versammlung kam es, als der Führer der Liga gegen die Stellenvermittelungsbureaus, Soudey, das Wort nehmen wollte, zu heftigen Unterbrechungen durch revo- lutionäre Redner und schließlich, da die Bemühungen Lockroy's, die Ruhe herzustellen, vergeblich blieben, zu einer allgemeinen Schlägerei Die gemäßigteren Elemente der Versammlung flüchteten aus dem Saal, in welchem die Revolutionäre die Oberhand behielten. — Delafosse dementirt formell, irgendwelcher Delegation angehört zu haben, welche Boulanger den Staatsstreich Vor schlägen sollte. — In Gironde wurde Lavertujon zum Senator gewählt. Locale, siWschc rc. Nachrichten. Großenhain, 1. August 1887. — * In jetziger Jahreszeit ist die Desinfection der Abtritts gruben, Hausschleusen und sonstiger Localitäten, welche übelriechende und der Gesundheit nachtheilige Ausdünstungen verbreiten, nament lich auch der Senkgruben in den Schlachthäusern und Kleinvieh- schtächtereien unbedingt und allgemein erforderlich. Die Desinfec- tion vollzieht inan am besten durch tägliches Einstreuen von carbol- saurem Kall oder durch andere, mit Carbolsäure, als dem anerkannt wirksamsten Desinfektionsmittel, verbundene Substanzen. —* Von Montag den 1. August an wird in der Kunstgewerbe halle zu Dresden, Pragerstraße 49, ein Colossal-Steingut-Ge mälde von 5 Meter Höhe und 4 Meter Breite, aut 300 Platten unter Glasur gemalt, zur Ausstellung gelangen. Es stellt eine Antilopenjagd dar, ist ausgesührt von der weit bekannten Firma Villeroy L Boch in Dresden nach dem Original-Oelgemälde von Professor Paul Meyerheim in Berlin und ist für das Antilopen haus des Thiergartens zu Berlin bestimmt. Die Besichtigung dieses seltenen Kunstwerkes der Steingutmalerei sei Jedermann empfohlen. Schon das Bild an und für sich ist von mächtiger Wirkung. — * Die Sommerfrische Diesbar-Seußlitz weist laut Cur- liste am 1. August einen Verkehr von 69 Parteien mit 206 Per sonen auf. —Beobachtungen des Wasserstandes der Elbe am Pegel zu Merschwitz im Monat Juli: Höchster Stand am 1. Juli 103 cm unter Null, niedrigster Stand am 30. und 31. Juli 140 cm unter Null, mittlerer Stand 126,» cm unter Null; demnach 108,7 cm niedriger als im Juni und 153 cm niedriger als im Juli 1886. — Wasserwärme der Elbe am 31. Juli: 21V« ° ll. Wie der „Dr. Anz." aus zuverlässiger Quelle vernommen hat, ist der Termin für nachträgliche Verleihung der Land- Wehrdienst-Auszeichnung 2. Klasse an solche ehemalige Soldaten der Königl. Sächs. Armee, welche vor der durch Se. Majestät den König Albert erfolgten Stiftung dieser Auszeichnung im Jahre 1874 aus der Armee ausgeschieden waren und in Folge dessen, trotz mitgemachter Feldzüge, mit dieser Auszeichnung bisher nicht bedacht werden konnten, verlängert worden. Es sind demnach auch die nach dem 1. Juni d. I.,. dem ursprüng lichen Abschlußtermin für diese nachträglichen Anmeldungen, eingereichten oder noch zur Einreichung kommenden bezüglichen Gesuche ehemaliger Landwehrleute von den BezirkS-Commanvos anzunehmen und in Vortrag zu bringen. Auf Antrag der Gesuchsteller übernehmen auch die Bezirks-CommandoS die Herbeiziehung der nöthigen obrigkeitlichen Führungsatteste, in soweit sie von Behörden im Königreich Sachsen auszustellen sind. Da hierzu eine mündliche Befragung der Gesuchsteller unumgänglich nothwendig ist, so wird eö sich empfehlen, wenn dieselben persönlich ihre Ansprüche beim Bezirks-Commando ihres Aufenthaltsortes geltend machen. Bei dieser Gelegenheit haben die Gesuchsteller alle diejenigen Papiere mit zur Stelle zu bringen, die als Ausweis über die Identität ihrer Person und ihres ehemaligen Militärvsrhältnisses dienen können — also Militär-Abschiede, Führungsatteste rc. Durch die Geistesgegenwart des elfjährigen Paul Kleinert in Meißen ward am 25. Juli in der Nähe des Lutz'schen Bleichplanes ein Kind aus der Gefahr des Ertrinkens im Mühlgraben gerettet. Vor einigen Jahren schon ist es dem muthigen Knaben einmal gelungen, durch seine Schwimmkunst den Tod eines jüngeren Gefährten beim Baden in der freien Elbe zu verhüten. Leipzig. Professor Blomeyer ist als Vertreter der Uni versität in den Landtag und Professor Ribbeck zum Rector der Universität für das nächste Studienjahr gewählt worden. Die „Leipziger Zeitung" erklärt, daß von der Grundstein legung des neuen Reichsgerichtsgebäudes durch Ihre Maje stäten den Kaiser Wilhelm und den König Albert an officieller Stelle nichts bekannt ist. — Unter der Anklage der in Ausübung eines Amtes begangenen Körperverletzung in Concurrenz mit Erpressung eines Geständnisses (§8 340, 343 des Reichsstraf gesetzbuchs) erschienen am 26. Juli die Schutzleute Oehme und Lorenz aus Gohlis vor der Ferienkammer .4. des königl. Land gerichts Leipzig. Beide waren beschuldigt, am ersten Pfingst feiertage d. I. die elfjährige M. in GohliS, die in Verdacht der Entwendung eines Portemonnaies mit ca. 40 M. Baar schaft gerathen war, bei der Vernehmung mißhandelt zu haben, da das Mädchen theils den Diebstahl geleugnet, theils sich widersprechende Zugeständnisse gemacht hatte. Namentlich war es Oehme, der sich zum Schlagen eines, wie er behauptet, dünnen Weidenstockes bedient hatte, während die Verletzungen nach ärztlichem Gutachten nimmermehr von einem solchen In strumente hätten erzeugt werden können. Obwohl Oehme und Lorenz das ihnen zur Last Gelegte in Abrede stellten, bez. die Züchtigung als eine milde und nicht auf Erzwingung eines Geständnisses abzielend bezeichneten, so erachtete das Gericht doch bezüglich Oehme's dessen Verschuldung in Bezug auf die Verletzung beider Gesetzesparagraphen für erwiesen und ver-