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WWMMWWWW^ — —-^--7 — —— ImöerM Anzeiger und Togeblalt. Amtsblatt de- Sgl. Bezirksgericht« zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträche zu Freiberg u. B«md. ' : .,f' --5' c- > .' "- >' 5 . 'l- :<) F82. Erscheint I. Freiberg jed. Wochent. Ab. k U. für den and. Tag. Jnser. werben bi« V. 1 l U. für nächste Nr. angen. Donnerstag, den 11. April 4. Freiberg, 10. April 1872. Prei« vitrteljährl. 20 Ngr. Inserate «erden die gespaltene Zeile oder d«m Raum mit 8 Pf. berechnet. 1872. Tagesgefchichte. Wer an die Kämpfe zurückdenkt, unter denen gerade vor einem Jahrzehnt durch daS napoleonische Kaiserreich die neuen Handels» Verträge im Sinne der Freihandelsgrundsätze ins Leben gerufen wurde», der muß in der That der Frage ernster nachspüre», wie e< möglich sein konnte, daß Frankreich jetzt, wie es thatsächlich geschehen, sich von diesen Principien lossagt. Herr ThierS hat wenigsten» den Handelsvertrag mit England wirklich gekündigt und damit kund gethan, daß auch mit den anderen Staaten seiner Zeit ähnlich verfahren werden soll. Nun sind aber diese Verträge von Staat zu Staat förmlich zu einem handelspolitischen System von ganz Europa geworden und eS ist deshalb eine alle diese Staaten wohl stark in ihren Interessen berührende Angelegenheit, wenn Frankreich, erst der eifrige Urheber dieses Systems, sich plötzlich davon zurückzieht und die entgegengesetzte Handelspolitik verfolgt- Ist eS die eingewurzelte Hochmüthigkeit eines Menschen wie ThierS, daß er annimmt, ganz Europas Handelssystem müsse sich nach Frankreich richte», auch wenn dies sich in der Mederaufnahme veralteter Schutzzoll-Principien gefällt? Oder glaubt der Eigensinn diese» jetzigen Regenten von Frankreich wirklich, daß er seinen Staat wie Ma absperren müsse, um durch die hohen Einfuhrzölle die französische Industrie und damit die so stark in Anspruch zu nehmende Eteuerkrast des Landes zu heben? E» ist nicht Sache deS Auslandes, also auch nicht die unsrige, Herrn Thiers von seinem abgeschmackten Fanatismus auch nach die ser Richtung zu curiren, indem man ihm nachwiese, daß die Folgen der Erleichterung des Handels und Verkehrs die Lehren und Vorher- sagungen der Wissenschaft nirgends Lügen straften, vielmehr überall »we und reiche Quellen des Nationalwohlstandes erschlossen haben, und in Frankreich am allermeisten. Aber dieser ebenso reiche wie industrielle Staat ist ein Markt für den internationalen Handels verkehr, den sich aus solche Weise plötzlich verschließen zu lassen die anderen Staaten nicht ohne Widerrede sich gefallen lasten können. In der That find deshalb der französischen Regierung sowohl von Seiten Englands, wie auch bereits von Seiten deS deutschen Reiches Vorstellungen über diese seltsame Handelspolitik gemacht worden, ohne natürlich bei Herrn ThierS, der geschworener Schutz« zöllner ist und wie kio nono an seine Unfehlbarkeit glaubt, bisher Eindruck hervorgebracht zu haben. Die Folge wird also sein, falls sich in Frankreich nicht noch zur rechten Zeit ein Umschwung voll zieht, daß die anderen Mächte Gleiches mit Gleichem erwidern, in dem sie auf neue Verträge mit schutzzöllnerischen Grundlagen über haupt nicht eingehen und Frankreich sich handelspolitisch isoliren lasten. Geschieht dadurch allerdings dem internationalen Handels« Verkehr ein merklicher Schaden, so ist doch der außerfranzöstsche Märst noch immer groß genug, diesen Schaden verschmerzen zu können. Mag dann Frankreich allein die Folgen seiner Thorheit tragen, die nicht auSbleiben könne«, wenn eS den Schrullen de« Herrn ThierS unterthänig wird und der Kündigung deS englischen Handelsvertrages in den folgenden Jahren auch die Kündigung der Mit dm anderen Staaten abgeschlossenen Verträge Nachfolge« sollte. Berlin, 9. April. Wie in der heutigen Sitzung de- Reichs tags bekannt gegeben wurde, haben sich 85 neue Mitglieder auf dem Bureau angemeldet. Der Namensaufruf constatirt die Anwesenheit von 203 Mitgliedern, also die Beschlußfähigkeit de» Haase». Die nächste Sitzung wird auf morgen Mittag 12 Uhr anberaumt; auf der Tagesordnung steht die Wahl deS Präsidium». — lieber die Stellung deS Adels im neuen deutschen Reiche bemerkt die ,,Kreuzzeitung" sehr richtig: „Seit die Wehrpflicht und Waffenehre für alle Unbescholtenen de» Volte» Gesetzeskraft hat und sich in den blutigsten Entscheidungskriegen herrlich bewährte, kann man Wohl sagen: daS ganze Volk hat den Ritterschlag, empfangen, und die mit der Schwertleite dem Adel zufallendeu ritterlichen Pflichten uud Vorrechte find allen Ständen zugefalleu oder erreichbar worden. Selbst in dem Osficiercorp» der Armee kann der Adel, und wenn er auf den Schlachtfeldern jener Kriege verhältuißmäßtg auch mehr Blut geopfert hat, al« die anderen Stände, doch nicht wie früher zu dominiren sich berechtigt halt«, seit so viel der besten bürgerlichen Elemente sich demselben assimilirt und mit dem ruhmvollen Geiste der Armee durchdrungen haben." Welche andere Stellung der Adel im neuen Reiche einuehmen soll, ist au« den ferneren Bemerkungen deS Blattes nicht abzunehme». Die Vorfrage scheint zu sein, waS die „Kreuzzeitung" unter „Adel" versteht. Versteht sie darunter die sich inS Unendliche mehrende- Zahl aller Derjenigen, welche daS Prädicat „von" oder irgend ein anderes führen, so wird am letzten Ende kein vernünftiger Mensch die Augen vor der einleuchtenden Wahrheit verschließen können, daß diese Gesammtheit, in Deutschland zahllos wie der Sand am Meere, als ein besonderer Stand sich nicht ferner betrachten läßt. In diesem „Adel" find nachgerade alle Classen de» Volke», auch die unterste«, vertreten. — Aus guter Quelle will die „Spen. Ztg." in Erfahrung gebracht haben, daß der PeterSpfennig seit dem Jahre 1860 durch schnittlich sechzig Millionen Franken jährlich eingebracht hat. Bi« zu dem Garantie-Gesetz gingen davon etwa 50 Millionen mit der Verzinsung der päpstlichen Schuld aus. Da diese Ausgabe jetzt wezsäüt, so muß die Kurie mit Hinzurechnung ihrer anderwesten Einkünfte sehr erhebliche Mittel zur Verfügung haben. — Die „Nordd. AUg. Z." erinnert bei dieser Gelegenheit daran, daß in Oberschlefien (vielfach auch anderswo) die Bauern und Bäuerinnen den Geistlichen gegenüber sich schriftlich verpflichten müsse», um ihre» Seelenheiles willen allmonatlich eine bestimmte Summe nicht so wohl in Pfennigen, als vielmehr in klingendem Courant für dm Papst zu zahlen. DaS Blatt fordert die Behörde dringend auf, Einficht in die Listen zu nehmen und eine Controle de- so einge zogenen PeterSpfennig« anzubahaen. I« einem einzigen Dorst bringt der PeterSpfennig jährlich 600 Thlr. Frankfurt a- M., 4. April. Gestern befanden sich in fran zösische Uniform gekleidete Deutsche in hiesiger Stadt. Dieselben stammten theils von hier, theil» aus der Umgegend und gehörten in Algier seit einer Reihe von Jahren der Fremdenlegion an. Aus erhobene Reclamation von Seiten der Eltern und Verwandten wur den sie infolge der Intervention de» Reichskanzler« entlassen. Meh rere Hundert traten die Heimreise zusammen au. Bet der Com pagnie, bet welcher die hier befindlichen Deutsch-Franzosen standen, waren allein 32 Mana entlassen worden. Fulda, 9. April. Au der morgen ftattfiadendm Lonfermz der Bischöfe find eingetroffe«: der Weihbischof von Freiburg für Hohenzoller«, der Bischof von Trier. Heute werden erwartet: der Erzbischof von Köln, der Fürstbischof von Bre-lau, die Bischöfe von HtMland, Paderborn, Münster, LiDburg, Pilde-Hetm, des Shy-