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'867 Parteigenossen Zorilla'S, zum Anführer einer der in Navarra operirenden Colonnen, wird als ein Zeichen betrachtet, daß die radicalen Republikaner sich der carltfüschen Bewegung nicht an« schließen werden. Sachsen. — Einer dem. „Dr. B.- und HandelSbl." gewordenen glaub würdigen Versicherung nach ist jüngst im Kaiser-Wilhelm-Schachte auf der WilhelmShöhe, in der Nähe des Bergfleckens Seissen im sächs. Erzgebirge, bei einer Tiefe von nur 15 Meter — Gold in ullenartigen Drusen gefunden worden ; auch steht daselbst bei 10 Metern Tiefe auf einem Nebentrum Bleiglanz an, von welchem eine Probe das gewiß seltene Resultat von 72 Pfund Blei und 10 Pfundtheil Silber pro Cenlner ergeben hat. Dieses Gebirge mit solchen edlen Schätzen ist in der dortigen Gegend unter dem Namen deS „Venetianer Gebirges" bekannt, aus welchem zu Ende vorigen Jahrhunderts gediegenes Gold, Silber und Edelsteine hin- weggetragen worden sind. Wie das erwähnte Blatt hört, hat nach solchen Vorgängen die betreffende Gewerkschaft sofort das ganze „Venetianer Gebirge" nachgemuthet — d. h. das Unterirdische in ihren Besitz gebracht, — während auf der Wilhelmshöhe — dem ihr gehörigen Oberirdischen — jetzt ein Aufbereitungshaus in grö ßerem Umfange erbaut wird. Die Acquisition einer Wasserkraft für Erbauung von Erzwäsche rc. ist in naher Aussicht. LoschWitz (bei Dresden), 28. April. Frau Marie Simon, die bekannteste und bedeutendste deutsche Krankenpflegerin, deren hervorragende Leistungen während der Kriege von 1866 und 1870 die allgemeinste Anerkennung gefunden haben, ist bekanntlich damit beschäftigt, auf einem von ihr bereits erworbenen in Loschwitz bei Dresden belegenen Grundstück eine Heilstätte für deutsche Invaliden zu gründen. Die von hervorragenden Frauen Deutschlands ver anstalteten Sammlungen, deren sie sich mit regem Eiser und größter Unermüdlichkeit unterzogen haben und fortgesetzt unterziehen, lassen keinen Zweifel mehr darüber, daß die bereits in kleinem Umfange ins Leben getretene Heilstätte — in derselben werden seit längerer Zeit schon 9 schwerverwundete deutsche Invaliden und einige Pensionäre verpflegt — bald den erwarteten Ausschwung erreichen wird. Darum veranstaltete Frau Simon am 22. April, dem Ge burtstage des Kronprinzen von Sachsen, dessen Gemahlin sich ganz besonders sür Frau Simon und deren Institutionen interessirt, eine seierliche Einweihung ihrer Heilstätte. Diese Feier beschränkte sich zwar nur auf die Ansprache eines Geistlichen, rief aber dennoch die regste Betheiligung nicht nur auö Sachsen, sondern auch aus Berlin und anderen deutschen Städten hervor, und lieferte den Beweis, daß die Zukunft der Heilanstalt vollständig gesichert erscheint. Leipzig, 29. April. Seit dem 15. April sind bis heute bei hiesiger Universität 530 Studenten immatriculirt worden, und überdies haben 29 sich zur Aufnahme angemeldet, so daß also der Zuwachs sich auf 559 beziffert. Da nun seit dem Schluffe deS Winterhalbjahres btS jetzt 402 Studenten die Universität verlassen haben, so ergiebt sich gegen voriges Semester heute ein Zuwachs von 157 Studenten, so daß die Gesammtzahl der Jmmatriculirten gegenwärtig sich auf 2360 belaufen dürste. Großenhain, 29. April. Am Sonnabend Nachmittag gegen 4 Uhr ist in dem Dorfe Schönfeld ein Schadenfeuer auSgebrochen, welches bei der leichten Bauart der Gebäude, meist Strohdächer, ganz erhebliche Dimensionen angenommen hat. Fünf Güter sollen abgebrannt sein, 14 dagegen einzelne Gebäude verloren haben. Der Verlust des Mobiliars und Viehes wird bedeutend genannt, da, wie man hört, nur ein Einziger der Abgebrannten versichert haben soll. (Nach dem „Dr. I." zugegangenen Mittheilungen ist das Feuer im dasigen Gasthofe auSgebrochen und 16 Bauergüter und 2 Häus lernahrungen fast ganz niedergebrannt. Sehr wahrscheinlich liegt böswillige Brandstiftung vor.) Waldheim, 27. April. Vorgestern Abend verunglückte, wie das „CH. Tgbl." meldet, in dem in der Nähe Waldheims unmit telbar an der Bahn bei Heiligenborn liegenden Dörffling'schen Steinbruche der Arbeiter Reinicke aus SchweikerShain dadurch, daß er von dem Vorsprunge einer Felswand, an welcher er arbeitete, herabstürzte und so schwer ausschlug, daß sein Tod augenblicklich erfolgte. Reinicke hinterläßt eine Frau und 3 Kinder. (Nach dem „Döb. Anz." ist Reinicke wahrscheinlich von einem Vorsprunge herabgefallen.) Kamenz, 28. April. Die im Dorfe Bischheim in Diensten stehende, 28 Jahre alte ledige Magd W. A. Heße auS HäSlich hat auf erfolgte Erörterungen des Gendarmen Keller diesem ein- gcstanden, ihr am 6. d. M. Nachts 12 Uhr geborneS und lebendes Kind früh 3 Uhr derselben Nacht auf einer 300 Schritte von dem Gute ihres Dienstherr» entfernten Wiese in ein von ihr selbst ge machte- Loch verscharrt zu haben, nachdem sie es, wie sie sagt, mit einem Messer in den Hals gestochen. Man fand den Kinde-lelch- nam an der bezeichneten StM 14 Host.Nef, in ein buatwolleaes Tuch eingewickelt, auf. Die "Kindesmörderin befindet sich bei dem GertchtSamte Kamenz in Haft. (Dr. I.) Oelsnttz, 29. April. I» verwichen« Nacht 12 Uhr ist auf bisher noch unbekannte Weise das Allodialgut deS Herrn Petzold in ObermarkSgrün mit Ausnahme eines Stallgebäude- bis auf die Umfassungsmauern niedergebraunt. Leider find über 100 Stück Schafe in den Flammen umgekommen, sowie sämmtliche Vorräthe, Wagen und Ackergeräthe, vernichtet. Das in der Scheune ausge- kommene Feuer legte außerdem Wohnhaus und Scheune de- Guts besitzers Seifert in Asche, und auch, hier ist der Verlust sämmtltch« Vorräthe und Ackergeräthe, sowie eines Kalbes und drei« Ziege« zu beklagen. (Dr. T) Vermischtes. * Rudolstadt, 29. April. Für das Fürstenthum Schwarzburg, Rudolstadt scheint das Jahr 1872 ein verhängnißvolle- werden zu wollen, denn während sonst in vielen Jahrzehnten kaum ein Verbrechen wie Raubmord rc. vorkaw, find in wenigen Monaten d. I. schon 4 Mord« thaten ausgeführt worden. Vor einigen Tagen nämlich hat wieder ein Waldarbeiter in Stadtilm seine Frau, mit welcher er seit längerer Zeit in Unfrieden lebte, zwischen Stadtilm und Groß-Hettstedt in der Ilm ertränkt. Derselbe ist jedoch bereit- eingezogen und soll aüch die That schon eingestanden haben. * Stach der „Wiener WeltauSstellungS - Eorrespondeoz" rüstet man sich auch in Japan sehr eifrig zur Beschickung der Wiener Welt-Ausstellung. Die Regierung hat eine Commission niederge setzt, welche den Titel „AuSstelluogsamt" führt und welcher zahl reiche Subcommisstonen zur Seite stehen. * Am vor. Sonnabend Vormittag um ^11 Uhr ereignete sich in den Räumen des LandeStheaterS zu Prag ein höchst bedauerlicher Unglücksfall, über welchen der „TageSb. a. B." FolgenveS be richtet: Während der Probe zu „Morilla" beugte sich die Solo- tänzerin Frl. Rosst in das Orchester hinab, um sich mit dem Kapellmeister in Betreff deS MufiktempoS zu vereinbaren und kam dabei mit ihrem Gewände in die Nähe der Gaslampen beim Souffleurkasten zu stehen. DaS leichte Kleid fing sogleich Feuer, Frl. Rossi lief hilfesuchend über die Bühne, wodurch die Gluth nur noch mehr angesacht wurde, die Bestürzung unter dem ge jammten anwesenden Theaterpersonale war sogroß, daß einige Minuten verflossen waren, ehe man daran ging, der Unglücklichen in irgend einer Weise beizustehen. Endlich geschah dies, nachdem Frl. Rosst infolge der Brandwunden in Ohnmacht gefallen war, aus der sie nur erwachte, um unter den fürchterlichsten Qualen in einem Wagen nach Hause geschafft zu werden. Die erlittene« Brandwunden sind sehr bedeutend. * In der Gemeinde Barp in Frankreich ist ein Verbrechen verübt worden, das an den Mord von Pantin erinnert. Le TaStour ist ein einsam gelegener Weiler in der Gemeinde Barp. Die nächstwohnenden Nachbarn sind wenigstens 4000 Fuß davon wohn haft. DaS Verbrechen wurde am 11. April begangen und es fielen als Opfer der 60jährige Großvater Arnold Mano, die 52jLhrige Großmutter Marie Mano, ihre 31 Jahre alte Tochter Marte, Mutter von 4 Kindern, von welchen 2 Töchter (5 Jahre und 1 Jahr 1 Monat) im Schlafe getödtet wurde«. Die Gerichtsbe hörden trafen am 12. d. Morgens 5 Leichen. Der Mord muß, der Aussage deS GerichtSarzteö zufolge, nach Mitternacht verübt worden sein. Seltsamer Weise blieben die 2 übrigen Knaben (8 resp. 3 Jahre alt) verschont, obgleich sie in einer nahe liegenden Kammer schliefen. Alle Opfer hatten Wunde» am Kopfe, wahr scheinlich von dem gleichen Instrumente, einer Hacke, herrührend. Der Thäter muß mit der Localität sehr vertraut gewesen sein. Als der That dringend verdächtig erscheint der Schwiegersohn Mano's, ein Landbriesträger, der mit Frau und Schwiegereltern in Hader und Streit gelebt haben soll. Er übernachtete in der Nacht vom 11. zum 12. nicht zu Hause, sondern war in einem Hause der Nachbarschaft eingekehrt. Berichte der Produktenbörse. Leipzig, 30. April. Weizen loco 79—88 G., do. seiner —, geringer — G.; Roggen loco 59—62^ G.; Kahnwaare 88 G. — Spiritu- loco 23^—23^ G., ermattend. Berlin, 30. April. Weizen loco 70—88 Thlr. T., pr. April- Mai 84, Junt-Juli 80^, 5000 gek. — Roggen loeo 54^, pr. April- Mai 55^, Mai-Juni 55^, Junt-Juli 55, 21,000 gek., flau. — Spi ritu- loco 23^, pr. April-Mat 23^, Juli-August 23^, Eept.-Oct. 20/5, 250,000 gek. — Hafer loeo —, pr. April 43^, April-Mai 4«z. — Wetter; Schön. Verantwortlicher Redarteur: G. Ma «Lisch t» Freiberg.