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L agebla t t. Amtsblatt de- Kgl. Bezirksgericht« zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträche zu Freiberg u. Brand. ^?SS. Erscheint i. Freiberg jed. Wochent. Ab. 6 U. für den and. Tag. Jnser. «erden bi« B. 11 U. für nächste Nr. angen. Mittwoch, den 1. Mai Prei, vierteljährl. 20 Ngr. Inserate werden di« gespaltene Zeile oder deren Naum mit 8 Pf. berechnet. ' > > >'»' 1872. ' —, . r. Tagesgcschichte. Berlin,'29. April. Der Reichstag verwies bei der zweiten Lesung deS Gesetzentwurfs, betreffend den Reichsrechnungs^of, die HH 7, 8, 19 bis zum Schluß an die Commission, nahm die übri gen Paragraphen bis inclusive den 18. mit mehreren Amendements an, worunter daS Wichtigste dasjenige, wonach der ReichSrechnungS- hof als besondere selbstständige, von der preußischen OberrechnungS- kammer verschiedene Behörde constituirt und der Präsident der selben auf den Vorschlag des BundesratHS durch den Kaiser ernannt wird. — Wie der „Deutsche ReichS-Anz." meldet, hat Se. Majestät der Kaiser- Sr. Hoheit dem Herzog von Sachsen-Meiningen 2 französische Feldgeschütze, einen 4-Pfünder und einen 12-Psünder, zum Geschenk gemacht mit einem vom 18. d. M. datirten Schreiben, in welchem eS heißt: „Zur Erinnerung an den ruhmreich beendeten deutsch-französischen Krieg und in dankbarer Anerkennung der von den Landeskindern Eurer Hoheit vollbrachten Thaten und errungenen Trophäen." — General-Feldmarschall von Steinmetz hat sich dieser Tage in Görlitz, wo er seit vorigen Sommer in einer gemietheten Villa wohnte, angekauft und scheint also entschlossen, dort den Rest seiner Tage zuzubringen. — Der „K- Ztg." zufolge wird der neue Vertreter des deutschen Reiches beim Papste, Kardinal Fürst Hohenlohe, den Rang eines Botschafters erhalten. ES soll dieser Rang als der Kardinalswürde entsprechend befunden werden. Die allgemeine Auffassung ist, wie daS gedachte Blatt hervorhebt, daß die kaiser liche Regierung mit dieser Ernennung darthun wolle, daß ihr eine Parteinahme gegen die katholische Kirche principiell fern liege. Ob nicht nebenbei beabsichtigt sein mag, durch die Wahl eines Geist lichen den Posten eines fremdmächtlichen Vertreters am Vatikan auch äußerlich auf diejenige Bedeutung zu begrenzen, welche derselbe der heutigen Lage in Italien gegenüber überhaupt noch beanspruchen kann, mag unerörtert bleiben. Ein anderes Schreiben in der neuesten „K. Z." betont u. A., daß der Kardinal Hohenlohe sich stets den Jesuiten fern gehalten und den deutschen Standpunkt in der Kirche gewahrt hat. — Der „Wes. Ztg." schreibt man: „In den hiesigen katholi schen Kreisen will man darüber informirt sein, daß wenn die preuß. Regierung gegen den Bischof von Ermeland einschreiten sollte, alle preußischen Bischöfe Opposition machen und die von ihnen zu ver hängenden Excommunicationen öffentlich verkündigen werden. In den genannten Kreisen zweifelt man nicht an der vollständigen Einigkeit der preußischen Bischöfe. Man ist der Ansicht, die Re- gierung werde davor zurückschrecken, und meint, sie könne doch un möglich allen Bischöfen der Monarchie die Anerkennung deS StaateS und ihre Einkünfte entziehen. Man bringt in diesen Kreisen auch die Gefahren in Anschlag, welche dem Reiche aufs Neue von Frank reich und vielleicht auch von anderen katholischen Mächten angeblich drohen. Sogar die Möglichkeit eines Religionskrieges liegt nicht außer dem Gesichtskreise dieser ultramontanen Conjecturalpolitiker. WaS sie sich aber am liebsten und häufigsten wiederholen, ist dieses: die Macht der Katholikensreunde am preußischen Hofe sei noch zu groß, als daß an ein energisches Einschreiten gegen die hohe katholische Geistlichkeit zu denken sei." AuS Krakau berichtet die „deutsche Zeitung": In Folge der Ausweisung der Jesuiten aus dem deutschen Reiche wird daS in Schrimm (Posen) bestandene Jesuiten-Gymnasium nach dem schon ohnehin in dieser Beziehung überaus reichlich gesegneten Krakau übersiedeln. Au- Mm schreibt man : Erzherzog Johann von vesterreich, jüngster Bruder des Großherzogs von ToScana, hat dem König von Italien in Rom einen Besuch abgestattet. Dieser Besuch hat in Italien, zumal er auf ausdrückliche telegraphische Anweisung deS Kaisers von Oesterreich geschah, und auch deshalb einen außer ordentlich günstigen Eindruck auf die öffentliche Meinung gemacht, als der Besuchende zu den entthronten italienischen Monarchen in so naher Beziehung steht und der Besuch daher als eine eclatante Kundgebung gedeutet werden kann, daß man in den maßgebenden Kreisen Oesterreichs sich mit der neuen Ordnung der Dinge in Italien ganz befreundet und alle RestaurationSgedanken aufgegeben hat. Der größte Theil der italienischen Blätter haben sich in letzter Zeit mit den Beziehungen Italiens zu Oesterreich beschäftigt und find alle zu dem befriedigenden Schluß gekommen, daß Italien auf die Dauer auf Oesterreichs Freundschaft zählen darf. — Die Petitionen gegen Einwanderung der Jesuiten in Oester reich mehren sich von Tag zu Tag. So wird der „Neuen freien Presse" vom 24. April auch aus Linz gemeldet: Der Gemeinderath beschloß eine Petition an daS Gesammtministerium, worin ersucht wird, eS möge den Jesuiten in CiSleithanien kein bleibender Auf enthalt gestattet werden. Aus Prag vom 24. April meldet man der „N. ft. Pr": „Unter den Feudalen find Spaltungen auSgebrochen. Cardinal Schwärzeliberg MpstehlklMaMMg.' Die von den Czechen gemach ten Güterankäufe wurden mit Hülfe von Jesuitengeldern ermöglicht. Die Vorschüsse übersteigen weit eine Million." Luxemburg. Dem „Echo du Luxembourg" zufolge soll die luxemburgische Regierung sich entschlossen haben, eine vierzigjährige Eisenbahnconvention anzunehmen und auf dieselbe Zeitdauer sowohl dem Zollverein beizutreten, als einen Post- und Telegraphenvertrag mit dem deutschen Reiche einzugehen. Parts, 26. April. Die Börse ist in größter Aufregung. Die Monatsabrechnung naht mit raschen Schritten heran und es stehen große Summen auf dem Spiele. Die Haussepartei ist stark und über ihre Mittel engagirt; die Mäkler fürchten neue Katastrophen und drängen ihre Kunden, ihre Papiere zu realisiren, damit nicht Alles auf den letzten Tag zusammenfalle. Jedes Gerücht wird an gehört und als glaubwürdig ausgenommen. — Die „Patrie" bringt folgende SensationSnotiz: „Wir glauben zu wissen, unser letzter Courier aus Petersburg habe sehr interessante Depeschen mitge bracht. Sie sind daS Resumo einer Unterredung des Fürsten Gortschakow mit unserm Gesandten über die bedeutenden Frage« der äußern Politik. Die Depeschen machten, wie man behauptet, einen tiefen Eindruck auf daS Cabinet." — Von Bazaine erschien heute eine Broschüre: „I^'ürmee äu Kino", deren Hauptstelle folgendermaßen lautet: „Wir waren nicht kriegsbereit und mußten unterliegen." — Die „Liberte" schreibt: „Don Carlos ist entschieden in Spanien. Einer seiner Offiziere hat diese Nachricht der in Paris wohnenden Familie des Prätendenten gebracht." London, 28. April. Die Kaiserin von Deutschland wird wäh rend ihres hiesigen Aufenthalts ihre Wohnung im Schlosse Windsor nehmen. . . . London, 29. April. Einer Kabeldepesche der „Time-" aüS Philadelphia zufolge sind die Aussichten für Beseitigung der indirecten Schadenansprüche bei fortwährendem Bemühen einfluß reicher, der Regierung nahestehender Amerikaner günstig. Genf. DaS bedeutendste Kloster im Canton Genf, dasjenige von Carouge, gedenkt nach St. Julien, Savohen, zu übersiedeln, weil eS nicht die gesetzlich erforderliche Bewilligung zum Aufent halte seiner Mitglieder einholen wolle. Der Schweizer Handels- kurier bemerkt dazu: Vivaut seaueutos, wenn nur nichts BösereS geschieht.