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zur Gründung ciner Waltersdorfer Aktien-Jiegelei M Freiberg. Unser Freiberg hat namentlich seit Eröffnung der Dresden-Chemnitzer Bahn einen bedeutenden Aufschwung gewonnen und. wird voraussichtlich sich noch weit mehr ausdehnen, wenn die neuen, theils in Angriff befindlichen, theils in Aussicht stehenden Bahnen nach Norden, Süden und Nordwest vollendet sein werden. Das nächste Bedürfniß zum Häuserbau ist aber dann das Baumaterial und unter diesem spwlen die Ziegel eine wichtige Rolle. Man kann das jetzige jährliche Bedürfniß Freibergs und seiner Umgegend auf mehr als Mr Millionen Stück Mauerziegel veranschlagen und füglich annehmen, daß schon durch die öffentlichen und Bahnbauten durch die von Bürgerhäusern und gewerblichen Anlagen auf die nächsten Jahre hinaus der Verbrauch sich verdoppeln und verdreifachen werde; um fo sicherer läßt sich dies annehmen, als der Ziegelbau, weil er die Raschheit der Baue fördert, den Bruchsteinbau mehr und mehr überflügelt. Der Ziegeleibetrieb um Freiberg ist ein Gewinn bringendes Geschäft und wird sich in der nächsten Zeit bereits bleibend heben. Hierzu kommt, daß die südlich von Freiberg (also nach Böhmen zu) gelegenen Gegenden fast keine brauchbaren Lehmlager auf zuweisen haben und daß, ist einmal Freiberg mit Böhmen durch directe Bahn verbunden, die an dieser Bahn gelegenen Ortschaften eben darum einen ganz neuen und großen Absatzmarkt für Freiberger Ziegel bilden werden. Auf dem Rittergute Waltersdorf befindet sich ein ungefähr 30 Acker großes, im Durchschnitt 2 Ellen mächtiges, steinfreies, vorzügliches Lehmlager. Proben aus 15 Schürfen dieses Lagers wurden vom Herrn Apotheker Rouanet auf ihren Gehalt an löslichen, aber darum noch keineswegs schädlichen Salzen untersucht und ergaben Gewichtstheil solcher Salze, von denen noch etwa H durch Einsümpfen ausgelaugt werden können. Auf diesem Lehmlager, welches unmittelbar an die Station stößt, die von der Freiberg-Nossener Bahn in Waltersdorf errichtet wird, soll nun eine größere Ziegelei mit einer in Rechnung genommenen Jahreserzeugung von 2 Millionen Stück Mauerziegel herge stellt werden und zwar mit einein ununterbrochen arbeitenden, sogenannten Hvffmnnn'fchen Ringofen. Diese Ringöfen gewähren nicht allein im Vergleich mit den bisherigen Brennöfen den Vortheil einer Brennmaterialersparniß von 50—60 Procent, sondern liefern auch eine vorzüglich angewärmte, gebrannte und gekühlte, darum gesuchte Waare. Diese Ringöfen, deren Erbauung an und für sich kost spieliger ist, als die der gewöhnlichen und die noch dadurch vertheuert werdeu, daß vor deren Anwendung das auf ihnen ruhende Er findungspatent zu erwerben ist, haben dennoch eine solche Anerkennung gefunden, daß seit einer Reihe von Jahren deren über 800 hergestellt wurden. Eine solche Ziegelei in der unmittelbarsten Nähe einer der Freiberg zunächst gelegenen Bahnstationen bietet vor anderen Ziegeleien die in die Augen springenden Vortheile, daß das Brennmaterial auf der Buhn bis dicht an den Ofen, daß die schwere fertige Ziegelwaare vom Ofen nach der Stadt ebenfalls auf der Bahn, also weit billiger als durch Geschirre, geschafft werden kann und gerade dieser wird das große Absatzgebiet zwischen Freiberg und der böhmischen Grenze ohne Anstrengung zufallen. Unter diesen Umständen hielten wir es für ein ganz gesundes Unternehmen, auf dem bisherigen Grund und Boden des Ritter gutes Waltersdorf eine größere Ziegelei zu errichten, zu dem Ende aber eine Aktiengesellschaft unter dem Namen Waltersdorfer Aetien Ziegelei zu Freiberg ins Leben zu rufen und die geehrten Einwohner Freibergs und seiner Umgegend aufzufordern, wie wir dies hiermit thun, sich bei diesem Unternehmen zu betheiligen. Nach Uebereinkommen mit dem Besitzer des Rittergutes Waltersdorf, Herrn von Prosch, tritt uns derselbe ein geschloffenes Areal von etwa dreißig Acker und zwar theils, soweit dies die eigentliche Ziegelei beansprucht, eigenthümlich und, bezüglich des Restes, zunr Abbau der zur Ziegelei erforderlichen Materialien ab. Ein sorgfältig erwogener Anschlag ergiebt nun die Nothwendigkeit der Beschaffung eines Anlagekapitals von 55000 Thlr., nämlich: 18000 Thlr für Erwerbung von Grund und Boden und von Abbaurecht, 20000 „ für Erbauung der Trockenschuppen und des Ringofens, 9000 „ für Vorarbeiten, Patenterwerbung, Einfriedigung, Lowrybahn, Betriebsbahnen, Bahnkarren, Sümpfe, Streichtische, Ziegler ¬ wohnung, Büreaueinrichtung, Formen, Handwerkszeug rc., 8000 „ für Betriebskapital. w. o. Weiter veranschlagen wir jährlich: Einnahme. - 2000 Mille fertige Mauerziegel frei an der Baustelle in Freiberg L Mille Thlr. 12 (jetzt 14) Thlr. 24000. Ausgabe. 2000 Mille Ziegel, Arbeitslohn für Lehmgewinnen, zufahren, sümpfen, formen, trocknen und brennen L Mille Thlr. 3. Thlr. 6000. desgl. Brennmaterial L Mille Thlr. 1. 5. —. . . . . „ 2333. desgl. Waltersdorf-Freiberger Bahnfracht ü Mille Thlr. —. 25. —. . „ 1667. desgl. Fuhrlohn vom Freiberger Bahnhof zur Baustelle ü Mille Thlr. —. 25. —. „ 1667. Amortisation des Anlagekapitals ....... „ 1000. Verwaltung, Generalkosten, Instandhaltung von Gebäuden und Inventar . . „ 2333. Summe der Ausgabe . . . . . > . . Thlr. 15000. Reingewinn (ungefähr 16Vs Procent des Anlagekapitals an Thlr. 55000) . . „ 9000. Summe wie oben ......... Thlr. 24000.