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derrrseit« wieder darin zu weit, daß sie die FortschrittSlente mit den Partikularsten und Reichs feinden in einen Topf werfen. Etwa- mebr Mäßigung aui beiden Seiten würde nach und nach de» Riß keilen, der jetzt die deutschen Liberalen in zwei feindlich« Lager trennt Diese Versöhnung anzubahnen, wäre für den Reichstag eine dankenSwerthe Aufgabe. Die Hessea-Darmstädtische Abgeordnetenkammer hat die von der Regierung vorgelegtrn Kirchengesetz« angenommen. Nunmehr gelangen sie an die Erste Kammer, auf deren erhofften Widerstand die Ultramontanen ihre letzte Hoffnung bauen. Es bestätigt sich, daß der Oberpräfident von El saß-Loth ringen dem Reichskanzleramte einen Entwurf für Einrichtung eines LandeSauSschuffeS für das Reichsland eingereicht hat, um den Selbstverwaltungswünschen der dortigen BezirkSräthe zu ent sprechen und damit zugleich dem deutschen Reichstage eine noth- wendige Geschättsentlastnng zu verschaffen. Es scheint sich über Haupt eine versöhnlichere Auffassung der Erfordernisse ihrer Lage unter den Bewohnern des Reich-landeS auSzubreiten. Nach siebenmonatlicher Ruhe ist in Oesterreich am 20. d. der ReichSrath in Wien wieder zusammengetreten, um seine im vorigen Herbst begonnene Sesston nunmehr zum Schluß zu bringen. Außer dem Budget pro 1875 sollen die übrigen Vorlagen vorzugs weise den materiellen Fragen dienen. Im politischen Leben se- nachbarlichen Kaiserstaates zeigt sich augenblicklich eine Stille, die von den Regierungsorganen als angenehm gepriesen, von den Augurn der streitenden Kirche als unerquicklich bezeichnet und von ängstlichen Grmüthern als unheimlich beklagt wird. — Das ungarische Parlament begann am 24 d. seine Thätigkrtt wieder. In Italien nehmen die Wahlen zur zweite« Kammer alle Aufmerksamkeit in Anspruch. Angesichts der festen Haltung der Opposition ist auch die Regierung nicht müssig geblieben. Die Minister reisen im Lande umher und halten Wahlreden. Die Kandidatur Garibaldi'S in Rom bestätigt sich. Die offiziöse „Nazione" will wissen, Garibaldi wolle im dringenden Falle, wenn lsie Wahlen im gemässigten Sinne aussallen könnten, selbst nach Rom kommen und die Wähler durch sein persönliches Erscheinen umstimmen. Das ministerielle Blatt findet eS sonderbar, daß Garibaldi «ine Wahl für Rom annehmeu und sich gar noch zum Wahlagenten seiner Partei hergeben wolle, meint aber, wenn er glaube, «S werde ihm gelingen, Aufregung in der Nation hervor- zurufen, so täusche er sich und verliere Zeit und Mühe umsonst. Neber die politische Stimmung in Frankreich geben die seit dem 24 Mar 1873 stattgehabten Ecgänzunqswahlen zur Naticnalvrrsammlung interessanten Aufschluß Während dieser Zeit wurden an verschiedenen Terminen im Ganzen 24 Abgeord nete geivählt. Bon diesen 24 Deputirten gehören 21 den Repu blikanern, 3 den Bonapartisten und keiner den Royalisten oder Eeptennalisten an. Die Republikaner find dadurch in der Ueber- zeugung bestärkt worden, daß die von ihnen begünstigte Regie- rurgSsrrm unaufhörliche Fortschritte im Lande mache. Sie ziehen darau?- Len Schluß, daß auch die für den 8. November anbe raumte Abstimmung ihren errungenen Triumphen neue hinzusügen werde und gehen an's Werk, den erhofften Sieg schon im Voraus zu eskomptiren — Mac Mahon, dem von den Ultramontanen und Legitimisten in der Ocencque-Angelegenheit Feigheit und Schwächt vorgeworfen wurde, sucht destomehr Festigkeit gegen die Beschwer den des Madrider Kabinets an den Tag zu legen, was freilich auch keine große Heldenthat ist. Serrano verlangte u. A. die Ab berufung des Präfekten der Nieder-Pyrenäen, allein, der Mann sitzt noch immer auf seinem Posten. Was Spanien betrifft, so scheint denn doch der Glücksstern des Carlismus im Untergänge begriffen zu sein. Allein das viel- geplagte Land wirs sich, falls die republikanischen Heerführer sich nicht bald zu einer energischen That aufcaffen, in der jetzigen für die Kriegsführung immer ungünstiger werdenden Jahreszeit in die Aussicht schicken müssen, noch wenigstens bis zum Frühjahr an der Carlistenpest zu leiden. Es ist für Spanien nur ein kleiner, wenn auch für die betreffende Provinz ein großer Trost, daß die Bande Lozana'S, welche Murcia und Albacete in Schrecken setzte, zuerst von dem Obersten Trujillo bei Fortuna geschlagen, dann von dem Bägadegeneral Daban bei Bogarra vernichtet worden ist. Lozana selbst wurde mit einigen Offizieren auf der Flucht nach Portugal von spanischen Behörden ergriffen. Die Türkri hat mit Oesterreich einen kleinen Federkrieg eröffnet, weil man in Wien mit Rumänien einen Handelsvertrag abschloß, ohne den Sultan um seine Einwilligung zu fragen. ES werden da einige Bogen Papier voll geschrieben werden, weitere Folgen kann der Streit nicht haben. G a ch f e u. Freiberg. Hauptverbandlung Dienstag de« 27. Octobrr Vormittags 9 Uhr in der Untersuchung Wider Gustav Winterling aus Hallbach wegen Diebstahl- Fr e i b e r g . Sicherem Vernehmen nach verläßt der Vorst«- der hiesigen Bahnhofs-Inspektion, Herr BahnhofSinspektor, vber- lieutenant König mit dem 31. October d. I. nicht nur die Stadt Freiberg, sondern überhaupt auch den Eisenbahndienst. Herr BahnhofSinspektor König hat sich während seiner AmtSthätigkeit durch sein coulanteS und gerechte- Auftreten, sowohl dem reisende, Publikum als auch den Bahnbediensteten gegenüber, die grötz» Achtung und Liebe erworben, we-halb auch sein Rücktritt allgemein bedauert wird. — Wenn die Noth am größten, ist die Hilfe am nächst«. Dieser alte gute Trostspruch bewährt sich immer noch. Die Se- werkichaft zu „Unverhofft Glück ' Erbst, bei Höckendorf, welche schon vor zwölf Jahren einmal so glücklich war, ein ErzauSbringea von über Fünsziztausend Thaler zu haben, ist vorige Woche dmch einen neuen, ziemlich reichen Silbererzanbruch auf dem St. Seora- Gange erfreut worden. Dieses äußerst günstige Resultat hat die Gewerkschaft ihrer opfermuthigen Ausdauer und ihrer sparsam« und umsichtigen Verwaltung und Betriebsführung zu verdaick«. Ueber 400 Meter unter Tag hat die geringe, nur vier Mann be tragende Belegung nach 11 jährigem angestrengten Fleiße in harter Gesieinsarbeit zu ihrer großen Freude neue Eczmittel aufgefund«. Möge der höchste Bergfürst für deren lange Ausdauer ferner sein« reichen Segen geben und die Gewerkschaft für die von ihr ge brachten großen Opfer reichlich belohnen. Durch die von Zett zu Zeit erlangten Aufschlüsse bestätigt es sich immer auf- Neu«, daß die reichen, unterirdischen Silberschätze der Umgegend von Höck«- dorf, wo einst die Ritter Theeler so reichen Stlberbergbau trieb«, noch lange nicht-erschöpft sind. (Dr. Anz.) In Nickern bei Dresden ist in der Nacht vom 20 zum 21. October beim Braumeister August Rühle ein höchst frecher Einbruchs- dtebstahl in Verbindung mit böswilliger Brandstiftung verübt worden. Die Thäter find vermuthlich durch dir Braurrti in dal anstoßende Malzgebäude nach der 2 Treppen gelegenen Hopfm- kammer gelangt, haben diese mit dem hinter einem Balken auf bewahrten Schlüssel erschlossen und aus 2 darin stehenden Kleider- schränken, deren einer gewaltsam erbrochen war, sämmtliche Effekten ausgeräumt. Vor ihrem Weggang« haben die Thäter mit rasfinirter Bosheit und wahrscheinlich um den Diebstahl zu verwischen, zunächst durch eingestopftes Stroh in dem einen Schrank Feuer angezündet, sowie mehrere Brände über die Hopfensäck» gelegt und Srroh auf dem Fußboden auSgestreut. Die zufällig gegen 2 Uhr Morgens erwachende Frau des Braumeisters gewahrte des helllodernde Feuer und nur die dadurch sofort möglich schnell» Hülfe konnte noch rechtzeitig ein große-, umfangreiche- Schaden feuer verhütet werden. Wie der „Leisniger Anz." mittheilt, schoß der Werkmeister d« Aktienmühle zu Leisnig am 22. d. Abends in der Mulde ein» Lachsvorelle, welche 22 Pfund wog, 15 Elle lang, gegen 9 Zoll hoch und an der dicksten Stelle gegen 5 Zoll breit war. Man machte schon seit mehreren Wochen Jagd auf den Fisch, bis eS dm glücklichen Schützen gelang, ihn am Donnerstag zu erlegen. Wildenfels. Am 21. October wurde ein 3 jährige- Kind begraben, das an Vergiftung durch Tollkirschen verstorben war. In einem Winkel eines Nachbarhauses hat das unglückliche Kind dies» Giflfrucht gefunden und so viel davon gegessen, daß eS trotz schleu nigst angewandter ärztlicher Hilfe unter vielen Qualen starb. Leipzig, 23. October. Heute Abend hat in öffentlich« Sitzung das Stadtverordnetenkollegium über die Neugestaltung de- letzteren berathen. Nach längerer, lebhafter Debatte wurden folgend« Beschlüsse gefaßt: Die Zahl der Stadtverordneten wird auf 60 fest- gestellt; die Zusammensetzung de- Kollegiums hat der Art zu er folgen, daß 30 derselben aus der Zahl der wahlberechtigten, im Gemeindebezirk mit Wohnhäusem Ansässigen und 30 aus der Zahl der übrigen Wahlberehten gewählt werden. Die Einrichtung der Ersatzmänner kommt in Wegfall Der Wechsel der Stadtverord neten findet alljährlich statt, ihre Einführung am ersten Werkeltagt des Jahres. Die vom Rathe beschlossene totale Neuwahl des StadtverordnetenkollegiumS wurde genehmigt. Leipzig, 24 Octobrr. Auf dem Dresdner Bahnhöfe ist gestern Mittag der Frachtkasfirer Löffler auf traurige Weise umt Leben gekommen. Derselbe überstieg an der Ankunftshalle, um nach der andern Seite des Bahnhofs zu grlangen, einen dort hal tenden Zug, wurde aber, als er von letzterem herabsprang, von einer leer dahrrkommendrn Maschine erfaßt, ein Stück fortgeschleist und sofort gelobtet Der Verunglückte hinterläßt eine Frau und vier Kinder.