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Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt : 30.06.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id38343789X-188706302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id38343789X-18870630
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-38343789X-18870630
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-06
- Tag 1887-06-30
-
Monat
1887-06
-
Jahr
1887
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Nr. ?6. Grosterchainer Uut-rhalinngS - «rrd Avzelaeblatt. Seite 2. aus ., Rvvctl der Temel", m welcher Herr StabStrouweter Hrerle das Pistonwlo mit großer Bravour vortrug, lvurde der Beifall so mächtig, daß der Dirigent sich zu einer Extragübe veranlaßt fühlte und den „Hohenfriedberger Marsch" einlegte. Eine zweite und dritte Zugabe am Schluß der beiden Abtheilungen des Programms mögen als weiterer Maßstab für die sehr beifällige Aufnahme der Capelle seitens des Publikums gelten. Von besonderem Interesse war noch der Marsch aus „Awa", bei welchem die in der Oper vorgeschriebenen sehr langen und schwierig zu handhabenden Original- trompetekl verwendet wurden. — Das hier Gesagte, im Verein mit der Anziehungskraft, die ja alles Fremde immer wieder auf uns ausübt, dürste genügen, den schönen Kconengarten nächsten Diens tag Abend mit einem zahlreichen Auditorium zu füllen. —* Vergangenen Sonntag wurde der im „Sckillerschlößcken" zu Mülbitz Schaukhausdienst habende Unteroffizier des hiesigen Regiments von Civilpersonen thätlich mißhandelt und außerdem durch einen Messerstich in den Kopf verletzt. Als Ursache wird die Entfernung eines notorischen Unruhestifters vom Tanzsaale angegeben, der sich mit gleichgesinnten Genossen in der oben an gegebenen Weise Rache suchte. Hoffentlich legt die Staatsanwalt schaft den rohen Patronen das Geschält gründlich, indem sie ihnen genügende Zeit zum Nachdenken giebt. —* Im Interesse der Herren Industriellen, Gewerbtreibenden, Landwirthe re. soll nicht unterlassen werden, darauf aufmerksam zu machen, daß die königlich sächsische Landes-Brandversicherungs- Anstalt auch die Versicherung gewerblicher, land- oder sonstiger wirthschaitlicher Maschinen, Apparate und Geräthschasten über nimmt. Der Antrag ist schriftlich bei der Verwaltungs-Behörde erster Instanz (Amtshanpunannschaft, Stadtrath oder Bürgermeister) unter Beifügung eines in doppelten Exemplaren auszufertigendcn speciellen Verzeichnisses der Gegenstände zu stellen. Die Formulare hierzu werden von den genannten Behörden und den technischen Bezirksbeamten der Landesanstalt unentgeldlich abgegeben, auch ist an denselben Stellen ein Schriitchen kostenfrei zu erlangen, welches bezüglich der freiwilligen Versicherung von Betriebsgegen ständen bei der Landesanstalt die nöthigen Aufklärungen giebt und die Vortheile dieser Versicherung darlegt. — * Sächsischer Innungs-Verband. Seitens des gesckätts- führenden Vorstandes ist das Verbands-Statut dem königl. Mini sterium des Innern zur Genehmigung unterbreitet und an sämmt- liche Innungen Sachsens ein Aufruf erlassen worden, worin die selben ansgeiordert werden, baldigst in außerordentlicher oder in der nächsten, innerhalb vier Wochen stattfindendcn ordentlichen Versammlung über den Beitritt zum Jnnungs-Verbande und über das Verbands-Statut Beschluß zu fassen. Beitritts-Erklärungen sind schon zahlreich erfolgt; dieselben sind zu richten an den Vor sitzenden des geschästssührenden Vorstandes, Buchdruckereibesitzer A. Schröer, in Dresden. Die für den gesammten sächsischen Hand werkerstand und speciell für alle Innungen hochwichtige Bedeutung des Verbandes läßt erwarten, daß sich demselben in kurzer Zeit die meisten der in Sachsen bestehenden Innungen anschließen, und daß dieselben dadurch von den Rechten Gebrauch machen, welche Reichs-Gewerbe-Ordnung durch die 88 104a und flg. den Wknungen zuerkennt. —* Weißig b. Sc., 27. Juni. Am vorgestrigen Tage feierte das Augnst Starke'sche Ehepaar hier im Kreise von Kindern, Enkeln und Bekannten sein 50 jähriges Ehejubiläum, an welchem nicht allein die ganze Gemeinde, sondern auch viele Glieder von Nachbargemeinden trendigen Antheil nahmen, denn das Jubelpaar erfreut sich allgemeiner Beliebtheit. Zur Einsegnung war die Kirche zu Scassa in wahrhaft prachtvoller Weise geschmückt. Se. Majestät der König verehrte dem Jubelpaar ein Portrait, das Königspaar darstellend, welches zu überreichen Herr Pastor Bahmann beauftragt war. Aus den Kreisen der Verwandtschaft wurden viele und reiche Geschenke überreicht, die Gemeinde aber ehrte den Jubilar durch Ernennung desselben zum Ehrenmitglied des Gememderaths unter Einhändigung eines diesbezüglichen Diploms. An der Festtafel nahmen über 100 Personen theil und hat das hochbetagte, aber noch sehr rüstige Jubelpaar Starke sich am nachfolgenden Tanz wacker bethelligt. Rüstig, heiter, Gott Hilst weiter! —* Am Montag zwischen 12 und 1 Uhr Mittags entstand im königl. Gohrisch Walde ein Brand, der den Holzbestand von circa 1 Acker Fläche vernichtete. Dresden, 28. Juni. Den weiteren Londoner Meldungen zufolge läßt es der Prinz von Wales wahrhaft nicht daran fehlen, dem königl. Gaste aus Sachsen den Aufenthalt in der Themse- Metropole so angenehm als möglich zu machen. Täglich wurden jetzt unter der Führung des Prinzen Besichtigungen vorgenommen, wie ferner auch der König mehrfach den Einladungen von Groß- Würdenträgern zur Tafel entsprach. — Die Königin weilt nun mehr in Klagenfurt, wo die Begrüßung durch die Erzherzogin Maria Josepha die denkbar herzlichste gewesen sein soll. — Nach der Rückkehr der Majestäten in das Hollager zu Pillnitz trifft dortselbst dann der Großherzog von Toskana, der Schwager Sr. Majestät des Königs, zu längerem Aufenthalt ein. — Ein Hohenzvllern-Gaft weilt gegenwärtig im Hotel Bellevue hierielbst. Es ist dies der Prinz Alexander von Preußen, der auf der Rück kehr von Marienbad hier auf einige Tage Aufenthalt nahm, um verschiedenen Dresdner Sehenswürdigkeiten nähere Aufmerksamkeit zu schenken. — Auf dem prächtigen Albrechtsschlosse traf gestern Nachmittag, von Schloß Kamenz in Schlesien kommend, der Herzog Ernst von Altenburg ein; heute früh erfolgte bereits aber wieder die Abreise Se. Hoheit nach Thüringen. — Der Generalintendant unserer Hosbühne, Ncichsgraf v. Platen-Hallermund, verbringt die Zeit der Theaterferien diesmal in Schweden, Norwegen und Dänemark. Im Holsteinischen hat der Graf bekanntlich Besitzungen, die dann wohl auch noch besucht werden. — Vom Landesausschusse der sächsischen Feuerwehren ist an den König als den allerhöchsten Protector des sächsischen Feuerwehrwesens ehrfurchtsvolle Ein ladung zur Theilnahme am Feuerwehrtage in Pirna ergangen; da nun aber eine Anwesenheit Sr. Majestät der Reise nach Eng land halber nicht möglich wird, so hofft man, daß Se. königl. Hoheit Prinz Georg in Vertretung des Monarchen aus dem Feuer wehrtage erscheinen werde. — Der gedachte Landesausschuß ließ ferner noch an den Staatsminister des Innern, sowie den Kreis- Hauptmann und mehrere Räthe des Ministeriums besondere Einladung ergehen. — Für die Tage des 25. bis 27- September steht hier der Eongrcß der deutschen Gkwerbeichulmänner bevor, womit zugleich cme Ausstellung von Schülerarbeiten aus gewerb lichen Schulen verbunden ist. Da dem Gewerbeichulwesen hier bekanntlich eine ganz besondere Beachtung geschenkt wird, dürfte es an entsprechender Anregung gewiß nicht fehlen. — Heute war wieder ein Tag der fatalen ,/Niederschläge", die dabei einen sehr ausgiebigen Charakter trugen. Von dem entzückenden Himmelsblau der letzten Tage war auch nicht mehr das winzigste Fleckchen zu sehen. Ub. Dresden, den 20. Juni. Nach einer ca. 12 stündigen Sitzung wurde gestern Abend der jüngste und gefährlichste Ein brecher Dresdens, Julius Edmund Kleinstück, von der III. Straf kammer des kgl. Landgerichts zu 7 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrenrechtsverlust verurtheilt. Eine wahre Galgen- Phhswgnomie grinste dem Gerichtshof und Auditorium entgegen, als der getesselte Verbrecher Vormittags 9 Uhr den Vcrhandlungs- saal betrat. Kaum 23 Jahr alt, hat Kleinstück bereits eine Reibe von Gefängnißstraien, zuletzt 4 Jahre m Sachsenburg, verbüßt. Er war s. Z. unter Mitnahme eines geladenen Revolvers und Munition als Einbrecher in Leipzig dingfest gemacht worden. Schon in der Strafanstalt, später in der hiesigen Arbeüsanstalt, unternahm K. unter Verwerthung seiner Kenntnisse als Schlosser ebenso kühne als freche Ausbruchsversuche und die Anfertigung von Brechwerkzcugen und ein kleines Arsenal von Dietrichen, Nachschlüsseln n. s. w. lllustrirt neben großen Hocken gestohlener Sachen seine Thätigkeit als Einbrecher m der Zeit vom 5. bis 24. December 1880 in Dresden. Der Werth der Diebesbeute von drei Einbrüchen bezifiert sich auf ca. 1500 Ak. an Kleidung?- und Wäschestücken, sowie L-chmucksachen, und als der gefährliche Mensch am Morgen des 24. Dccembcr unmittelbar nach dem letzten Ein bruch aut dem städtischen Leihhause überrumpelt wurde, fand man in seiner Rocktasche einen geladenen Revolver, sowie eine Menge Bleimunition. Zweifellos hat er seine neuesten Einbrüche stets unter Mitnahme geladener Waffen ausgesührt. Auch ein „Album gefährlicher Verbrecher" war schon früher im Besitz K.'s vor gefunden. Der Vater des Angeklagten sitzt gegenwärtig als rück fälliger Betrüger im Gefängniß; die Mutter Kleinstück's saß gestern an der Seite ihres Sohnes und wurde als Hehlerin be straft, während ein schon oft bestrafter Bruder K.'s von vornherein auch mit in die Untersuchung verwickelt war. Bei seiner Abends in der 9. Stunde erfolgten Wiedereinlieferung in die Geiangen- anstalt spie der Verbrecher, dessen Unterbringung in einer Jwlir- zelle erfolgte, in ohnmächtiger Wuth um sich. — Vor einigen Tagen wurde hier der Herausgeber eines nur wenig bekannt ge wordenen und vollständig überflüssigen Preßorgans, genannt „Sächsische Vereinszeltung" wegen Betrugs bez. Unterschlagung in Haft genommen. Der Verhaftete heißt oder nennt sich viel mehr Neumann — Nereschko und ist seit October v. I. an eine Dame verheirathet, die früher in Paris als Correspondentin thätig war und in Dresden durch ihr extravagantes Verhalten sehr schnell bekannt geworden ist. Der jugendliche Ehemann gab früher eine „Sächsische Correspondenz" heraus, die eigentlich nur dem Namen nach existirte, und engagirte neuerdings mehrere „Cassenboten", deren Caution er zum Lebensunterhalt verwendete. Mit seiner Verhaftung wurde auch die luxuriös ausgeslattete Wohnung von den zahlreichen Gläubigern N.'s geleert, nachdem sich herausgestellt hatte, daß auch nicht eine Stecknadel Eigenthum des Ehepaares war. — Wegen Tödtung ihres 9 Tage alten Kindes mittelst Phosphor wurde die ca. 24 Jahr alte in Pirna zuletzt aufhältliche Dienstperson Mane Kurzweil aus Jarcpyn in Russisch-Polen gestern voin Schwurgericht zu 6 Jahren Zuchthaus verurtheilt. In der letzten Sitzung der Stadtverordneten zu Riesa ist der Kaufvertrag zwischen der Stadtgemeinde und einer auswärtigen Firma genehmigt worden, wonach diese eine große Dampfmühle errichtet. Letztere s^u so umfangreich sein, daß täglich 1000 Ctr. Mehl fertig gestellt werken können. Durch einen ganz ungewöhnlichen Umstanv erlitt in der vergangenen Woche ein Meißner Zug auf der Station Cos wig einen kürzeren Aufenthalt. Beim Umladen war ein Faß mit lebenden Fischen auseinandergeplatzt und der ganze Inhalt vor die Räder der Eisenbahnwagen gefallen. Alle verfügbaren Mannschaften mußten Hand antcgen, um die Schienen wieder frei zu machen. Leipzig. Wie schon früher erwähnt, beginnt am 4. Juli vor rem Reichsgericht ein neuer HochverrathSproceß gegen die Mitschuldigen des französischen Potizeicommissars Schnäbele. Die Angeklagten sind: 1) der Agent Tobias Klein in Straß burg, 2) der Wirth Johann Friedrich Erhart ebenda, 3) der Fabrikant Martin Grebert in LrLiltigheim. Klein und Grebert werden beschuldigt, von Straßburg aus F-stungdpläne, von denen sie wußten, daß deren Geheimhaltung der französischen Regierung gegenüber für das Wohl des deutschen Reiches er forderlich war, dieser Regierung mitgetheilt zu haben. Erhart ist angeklagt, den beiden Anderen, namentlich dem Klein, um ihm die Bortheile seiner Handlungen zu sichern und ihn der Bestrafung zu entziehen, wissentlich Hilfe geleistet zu haben. Es handelt sich also um das Verbrechen des Landeöverrathes und Beihilfe bez. Begünstigung hierzu. Die Verhandlungen, welche voraussichtlich unter Ausschluß der Oeffentltchkeit statt finden, dürften längere Zeit in Anspruch nehmen. — Der Besuch der Universität Leipzig beträgt im laufenden Semester 3054 eingeschriebene Studenten und hat sich seit ungefähr zehn Jahren auf der gleichen Höhe gehalten. In manchen Kreisen sieht man diesen Stillstand mit Bedauern und glaubt, daß er einem Rückschritte gleich zu achten sei. Dem ist jedoch nicht so; die Universität war so schnell gewachsen, daß ein weiteres Wachsthum in gleichem Maße entschieden ungesunde Zustände hervorgerufen haben würde. Nun hat Leipzig Zeit, sich äußer lich und innerlich nach den neuen Verhältnissen umzugestalten. Irgendwelche in der Universität selbst liegende Gründe hat der Stillstand durchaus nicht; Leipzig ist, wie vor zehn Jahren, auch heute noch eine der bedeutendsten deutschen Universitäten. Vor Kurzem fand zu Brand bei Freiberg in Anwesen heit der Vertreter verschiedener Behörden, sowie Industrieller und sonstiger Theilnehmer die feierliche Eröffnung der neu begründeten Spitzenklöppelschule mit 48 Schülern, 12 Knaben und 36 Mädchen, statt. Die dazu gemiethete Räumlichkeit ist mit Schränken, Tischen, Kommoden und den erforderlichen Klöppelstöcken ausgerüstet worden. Nachdem der Bau des neuen Rathharrses zu Stollberg fertiggestellt, fand am Sonnabend Abend unter Theilnahme der Behörden, Schulcollegien rc. der übliche Hebeschmauß im Hotel zum „weißen Noß" statt. Durch ein Feuer, welches kürzlich in Burgstädt früh ausbrach und zwei Häuser beschädigte, wurde indirect der Too einer 70 Jahre alten Frau veranlaßt. Dieselbe bemerkte vom Nachbarhause aus den Brand und verließ schnell das Bett, um, noch barfuß, auf die Straße zu eilen und Lärm zu machen. Der Schreck und die plötzliche Erkältung wrrkten so auf sie ein, daß sie eine Stunde später starb. Vermischtes. Ein werthvoller Münzsund ist kürzlich in Mainz, bei einer Erdbewegung zum Zwecke eines Baues unfern dem Eentral-Bahn- bofe, zu Tage gekommen. Die Arbeiter entdeckten eine irdene Urne, die nicht weniger als 3220 römische Münzen enthielt. Aus welcher Zeit dieselben stammten, ist noch nicht bekannt geworden. Es scheint jedoch, daß sie dem 4. Jahrhundert nach Christus an- gehören. Es mag damals ein Römer diesen seinen Schatz in der Erde verborgen haben, ohne daß er später desselben wieder habhaft werden konnte. Im Dörte Ober-Mörlen, ungefähr '.7 Stunden von Bad Nauheim entfernt, liegt die Frau emes kleineren Bauer schon 30 brs 37 Wochen, ohne Speise oder Trank zu sich zu nehmen, in einem den Aerztcn unbekannten Krankheitszustande darnieder. Die Frau liegt in einer sauberen für jedermann zugänglichen Stube im Bette, und zwar mit hochgerichtetem Kopfe und hochgestellten angezogenen Knien. Kopf und Kniee schaukeln gleich dem Pendel einer Uhr in kurzen gleichmäßigen Zeiträumen hin und her; wäh rend der Kopf sich nach rechts bewegte, nahmen die Knie die Be wegung nach links an. Die Augen sind geschlossen; bis jetzt sind alle Versuche der Aerzte, dieselben zu öffnen, erfolglos gewesen. Der hiesige KrelSverem der Aerzte war zusammengetreten, um die Frau auf seine Kosten nach Gießen schaffen zu lassen. Die Angehörigen der Kranken haben eS jedoch nicht zugegeben, da sie befürchten, daß man an der Frau Operationen vornehmen könnte Zu bemerken ist, schreibt die „Magdb. Ztg." hierzu, daß Ober- Mörlen ganz und gar katholisch ist. Am Montag früh entgleiste bei Mülheim a. Nh. der Berliner Courierzug. Derselbe bestand aus vier Personenwagen, einem Schlafwagen, einem Gepäckwagen, einem Kolliwagen und einem Postivagen. Getödtet wurde bei dem Unfall Niemand. Schwerer verletzt wurden zwei Damen aus Berlin, Mutter und Tochter, die Uebrigen, etwa 15 bis 20, sind leicht verletzt; dieselben wurden auf der Unglücksstütte verbunden und sind daun sofort weitergereist. Bei Kleinbadern wurden, wie aus München geschrieben wird, von einem Jagdgehilien des Barons v. Hirsch zwei Mannsperfonen beim Wildern betroffen. Dem Verlangen, die Schießwaffen ab zulegen, leisteten die Beiden keine Folge, sie schlugen vielmehr auf den Forstmann an. Eine Kugel des Jagdgehilfen streckte hierauf einen der Wilderer todt nieder, während der andere die Flucht ergriff. Ein Seehund in der Oder, 20 Meilen von der Ostsee entfernt, wird Vielen als etwas Unglaubliches erscheinen, und dennoch liegt ein solcher Fall vor. In dem Dorke Lunow bei Oderberg in der Mark hat der Fischereibesitzer Wilhelm Lücke in dem an Lunow vorüberfließenden Abzugskanal, welcher, neben dem Oderstrom her- lautend, das Wasser der alten Oder und des Oderbruchs oberhalb Schwedt in die neue Oder führt, einen ausgewachsenen Seehund in dem Augenblicke, als derselbe den Kopf aus dem Wasser heraus steckte, durch einen Schuß getödtet. Schon Tage lang hatte das Thier durch sein Treiben Aufmerksamkeit erregt. Dasselbe ist 3—4 Fuß lang und 37 Pfund schwer. sDie Katastrophe von Paks.) Nach den nunmehr vollendeten amtlichen Aufnahmen über die Palier Katastrophe wurde consta- tirt, daß aus der verunglückten Plätte 372 Personen, 2 Fiakerpferde und ein Zugpferd sich befanden. Es haben sich 176 Menschen ge rettet; 151 Personen wurden als Leichen aus den Wellen gezogen, 45 Personen werden vermißt, die gewiß gleichfalls den Tod in den Wellen gefunden haben, so daß die Zahl der Opfer sich auf 196 beläuft. Die bisher vermißten Leichen dürsten nicht so bald und nicht so leicht zum Vorschein kommen, da sich leider so verbrecherische Menschen sanden, welche die Leichen erst beraubten, dann sort- schwimmen ließen oder gar versenkten. Von den umgekommenen Dorogher Marktsahrern, die beträchtliche Geldsummen mit sich führten, wurde bisher kein einziger ausgefundcn. Der Gendarmerie gelang es, drei dieser Leichenräuber dingfest zu machen, nach einem vierten wird jetzt gefahndet. Es wurde amtlick festgestellt, daß die Plätte höchstens eine Tragfähigkeit für 250 Personen besaß. 57 Fa milien verloren ihre Ernäher und 134 Kinder wurden zu Waisen. Vor einigen Tagen verhaftete die Polizei in Paris zwei Bettler fremder Nationalität, die sich als Krüppel verstellten, um dvs Mitleid der VorübHgebenden zu erregen. Vor dem Polizeirichter sagten die Beiden aus, daß sie im Dienste eines Spaniers Namens Nugucz ständen, der ans einem Bauplatz in der Vorstadt noch mehrere Ihresgleichen in Leiltäuzerwagen beherberge und sie jeden Morgen zur Bettelei aussihicke. Die Obrigkeit forschte nach und machte die sonderbare Entdeckung, daß Nuguez in Paris auf großem Fuße lebt, einzig und allein vom Ertrage eines Bettelunternehmens. Er importirt Krüppel und solche Leute, die sich als Krüppel zu verstellen wissen. Von der einen Art hat er jetzt zwei, von der wideren drei Untergebene, die allesammt durch schriftlichen Contract' verpflichtet sind, ihm gegen monatliches Gebalt die empfangenen Almosen — täglich 12 bi« 15 Francs pro Kopf — auszuliefern. Bringen sie nickt die bestimmte Summe, so wird ihnen der Fehl betrag am Monatsgehalte abgezogen. Der Hidalgo beschäftigt sich nur mit der Ueberwachung seiner „Beamten". Elegant gekleidet und mit Goldschmuck beladen, speist er in den modischen Restaurants und paradirt Abends aus den besten Plätzen der Theater. Die Polizei wird ihm jetzt das Geschäft legen und ihn über die Grenze schicken, doch hat er, wie verlautet, schon Vermögen genug erworben, um in seiner Hcimath von den Renten zu leben. Bericht über Schisssbcweguug der Postdampfschiffe der Ham burg-Amerikanischen Packetiahrt-Acticn-Gesellschaft: „Taormina", von Hamburg am 23. Juni in New-Bork angekommen; „Rugia", von Hamburg am 24. Juni in New-Aork angekommen; „Gothia", von Stettin am 25. Juni in New-Jork angekommen. LneskHm für Rechtsfragen u. s. w. .4. -7, Schönfeld. Hat ein Commis, welcher ohne Wissen und Willen des Chefs von dessen noch schulpflichtigen Kindern beleidigt wurde, das Recht, seine sofortige Entlassung vom Chef zu fordern und ist der Ches verpflichtet, diesem Commis Unterhalt bis zum Ablauf deS Quartals zu gewahren? Sofern nicht der Principal dadurch, daß er die Beleidigung durch die Kint er wissentlich duldet, beziehendlich, daß er unter Verletzung seiner Erziehungspsiicht es unterläßt, einzuschreiten, sich selber der Beleidigung und Ehrverletzung schuldig macht, wird die Beleidigung eineS4NndeS ein Grund zur Auflösung deS Dienstvertrags nicht sein. 8. L 8., Schönborn. Durch welche Person wird eine Landgemeinde vertreten? In welchem Falle muß eine Gemeinde die Genehmigung der ihr vorgesetzten Behörde zur Vornahme eines Rechtsgeschäfts haben? Was ist der Unterschied zwischen der politischen Gemeinde und der Altgemeindc? Die politische Landgemeinde, die aus allen Gemeindemit gliedern gebildet wird, wird an sich durch den Gemeindevorstand vertreten. Durch Schriften, in denen Rechten entsagt, oder eine bleibende Verbindlichkeit übernommen wird, wird die Gemeinde nur verpflichtet, wenn dieselben außer von dem Gemeiudevorstande noch von zwei Gemeinderathsmitgliedern unterzeichnet sind. Zur Verminderung des Stammvermögens der Gemeinde, zur Veräußerung von Gcmcinde- grundstücken, zur Uebernahme bleibender Verbindlichkeiten auf die Gemeinde ist die Genehmigung der Aufsichtsbehörde — Königl. Amts- hauptmannschast — erforderlich. Die sogenannte Altgemeinde wird gebildet auS Angesessenen, die Eigenthümer sogenannter altberechtigter Grundstücke sine? Es ist die AUgemeiude keine politische Corporation, sondern wird zusammengesetzt aus den Personen, die Eigenthümer be stimmter Grundstücke sind; eine Vertretung durch einige dieser Personen giebt'S nicht. Die Altgemeinde besitzt sehr ost Grundstücke, für die in der Regel ein besonderes Folium im Grund- und Hhpothekenbuche be steht, und auf welchem die Besitzer gewisser Grundstücke alS Eigen- thümcr eingetragen sind. 1". 0., Qucrsa. Ich will mein Gut verkaufen; auf demselben haften ein Auszug und eine Leibrente für hochbetagte Eheleute. Wie berechne ich nun wohl den Werth des Auszugs und der Leibrente beim Ver kaufe? Ist jetzt noch Quittung?- und Ccssionsstempel bei Quittungen und Sessionen zu bezahlen und wie hoch beläuft sich derselbe? Im tz 35 deS bnrgcrl. Gesetzbuchs finden Sie eine ganz specielle Tabelle der muthmaßlichen Lebensdauer bei einem bestimmten Lebens jahre lind in der Anlage zu dem Gesctzc über die Erbschaftssteuer eine Tabelle über den Wertb einer gewissen Rente oder Auszug auf eine bestimmte Anzahl von Jahren. Der Werth des AuSzugS wird zu Geld veranschlagt und ist die Berechnung dann sehr einfach. Natürlich bietet daS Resultat eine Garantie für absolute Richtigkeit nicht, da be kanntlich die Lebensdauer eines Menschen mit Bestimmtheit nicht zu berechnen ist. Der Quittung?- pp. Stempel beträgt "ß deS Betrags der Quittung pp. 0. ks, Wülknitz. In wie weit ist der Ehemann berechtigt, daS zugebrachte Vermögen seiner Frau zu besitzen, zu verwenden und zu nutznießen? Wie tst dies Recht bezüglich deS Vermögen? der un mündigen Binder gesetzlich begründet? Der Ehemann hat an dem Vermögen, welches die Ehefrau zur Zeit der Ebeschließung besitzt, oder wahrend der Ehe erwirbt, daS Recht de? Nießbrauchs und der Verwaltung. Er bastet dabei für ab sichtliche Verschuldung und für Unterlassung des Fleißes, welchen er in eigenen Angelegenheiten anzuwenden pflegt. Ebenso hat der Vater vermöge der väterlichen Gewalt an dem gesammten Vermögen seiner Kinder, mit Ausnahme der an Kindesstatt angenommenen, da? Recht der Verwaltung und des Nießbrauchs. Dieses Recht findet nicht statt an Gegenständen, welche den Kindern von einem Dritten mit der Bestimmung zugewendet worden sind, daß der Vater daran keine Rechte haben soll, sowie an dem Erbtheile, welcher den Kindern an fällt, wenn ihr Vater sich seines Erbrechts unwürdig gemacht hat, oder
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