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Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt : 16.06.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id38343789X-188706162
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id38343789X-18870616
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-38343789X-18870616
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-06
- Tag 1887-06-16
-
Monat
1887-06
-
Jahr
1887
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chreibsr in den m. leit für er aber trvl 6s8lv^> sanften 1 Vatens, kiitzäl vas tksi! kannten n 6N088 I«r« r Vie Leer 4 vkr von ILr Vie Le mittag '/ Nr. 7V. Grohe»hainer Unterhaltung-« und Auzeigeblatt. Seite 2 Jordan in s leit für die bestraft. K. Priestewitz, 15. Juni. Ihre Majestäten der König und die Königin fuhren heute Nachmittag, mit Extrazug von Strehlen kommend, 1 Uhr 35 Mm. hier durch nach Leipzig und kehrten um 8 Uhr 36 Min. dahin zurück. — Allen Anzeichen nach werden die seiner Zeit mit vielen Hoffnungen von Langenberg und Umgegend begleiteten Bauten von den Herren Mey und Edlich aus Leipzig in Grödel bei Langenberg gar nicht zur Ausführung gelangen, da, wie man von verschiedenen Seiten hört, größere Schwierigkeiten diesem Unternehmen entgegen stehen und die genannten Herren auch bereits dicht bei der Borstadt Kültzschau unterhalb der Stadt Eilenburg, an der Mulde gelegeu, eilten Wiesenplan von 11 Morgen zum Preise von je 6Ü0 Bi. zu einer Lidhoidfabnk — eine Fabrik, in welcher Gummikragen gefertigt werden — käuflich erworben haben. — Ponickau. Es wird hierdurch nochmals daraus hingewiesen, daß nach der erlassenen öffentlichen Bekanntmachung Mittwoch am 29. d. BL. von früh 8 Uhr an vom König!. Amtsgericht Großen hain hier em Gerichtstag für Ponickau und die benachbarten Ort schaften abgehalten wird und daß die vorherige Anmeldung der zu expedirenden Sachen beim Königl. Amtsgericht in Großenhain erwünscht ist. Der nächste Gerichtstag ist nun erst im Monat September d. I. Dresden, 14. Juni. Das Königspaar begiebt sich morgen nach Leipzig zur Theilnahme an dem Gartenfeste des dortigen Albertverems, wobei die Ankunft Nachmittags 3 Uhr, die Abfahrt per Extrazug aber bereits Abends 7 Uhr bis Niedersedlitz erfolgt, von wo ans dann die Majestäten das Sommcr-Hoflager in Pillnitz beziehen. Der Aufenthalt dortselbs! ist aber nur ein ganz kurzer, da schon am Donnerstag der König in Begleitung des General- adjutanten Generallieutenant v. Carlotvitz, des Flügeladjutanten Müller v. Berneck und des Kammerherrn Graten Vitzthum v. Eckstädt die Reise nach London antritt, während die Königin das schöne Kärnthen aussucht, um der Erzherzogin Mana Josepha in der Stunde der bevorstehenden Entbindung nahe zu sein. Die von der Monarchin für den Gebrauch des erwarteten Jürstenkindes und zur Zeit im Residenzschlosse ausgestellte Wäsche - Ausstattung ist wahrhaft großartig zu nennen, da in jeder Beziehung dis um fassendsten Cvllectionen disponibel sind. Die Fürsorge der Königin erweist sich dabei abermals in glänzendster Weise. — Wie ver lautet, liegt es in der Absicht des Königs, nach Beendigung der prunkvollen Londoner Jubiläums-Festlichkeiten noch einen Ausflug nach den schottischen Hochlanden zu unternehmen, so daß also die Abwesenheit des Monarchen sich auf eiuige Wochen erstrecken wird. Bei der Hinreise erfolgt in Messingen wahrscheinlich Uebernachtung aus dem Dampier, und ist dann die Ankunft m der Themse- Metropole sür Sonnabend den 18. d. M. disponirt. — Mit der Ueberführung der zahlreichen Objecte der Königl. Haushaltung nach dem Lustichlosse Pillnitz war man bereits von gestern früh au beschäftigt. Ein solcher Umzug setzt stets gar viele Hände in Tbätig- keit. — Gestern Nachmittag erschien der König m der Kunstge- werbehalle aus der Pragerstraßc, woselbst zur Besichtigung des Böckliu'schen Gemäldes der „Beweinung des Leichnams Christl" re. ein längerer Aufenthalt stattfand. — Dem trostlosen Regcngepantsch der letzten Tage folgte gestern und heute erguickender Sonnenschein, so daß man endlich wieder m die mörderliche Ium-Stimmung zu kommen vermochte. Prächtig war besonders der gestrige Abend. Der Kreisturnrath des XIV. Turnkreises (das Königreich Sachsen umfassend) hat, nachdem die Städte Leipzig, Zwickau und Plauen i. V. die Uebernahme des für das Jahr 1888 in Aussicht genommenenen sächsischen Turnfestes abgelehnt haben, nach genauer Erwägung aller einschlägigen Verhältnisse den Beschluß gefaßt, an Stelle des Kreisturnfestes eine gemein same eintägige Turnfahrt nach vier verschiedenen Zielen an einem Tage und in einfachster Form ohne festliches Beiwert im Jahre 1888 einrichten und ausführen zu lassen. Dieser Beschluß bedarf indeß noch der Genehmigung des zu Ostern nächsten Jahres in Waldheim zusammentretenden sächsischen Turntages, an welcher indeß nicht zu zweifeln ist. Am 4. Juli beginnt vor dem Reichsgerichtshof zu Leip zig die Verhandlung gegen Klein und Genossen wegen landes- verrätherischer Umtriebe, begangen auf Anstiftung des fran zösischen PolizeicommissarS Schnäbele. Beim „Rehbock" oberhalb Meißen gelang eS am 11. d. dem Fischermeister E. Mergner, kurz hintereinander einen Stör und einen Wels zu fangen. Ersterer hatte eine Länge von 250 cm und ein Gewicht von ungefähr 150 Pfund; seine Bewältigung war nicht leicht, da er mit der scharfen Schilder reih? seines Rückens seinen Angreifern viele Wunden beibracble. Der Wels hatte die ansehnliche Größe von 150 ein und wog etwa 50 Pfund. Seit circa fünf Jahren sind derartig große Elbfische in Meißen nicht gefangen worden. In Pirna wird beabsichtigt, den Ricolaikirchhof nach und nach in einen Stadtpark umzuwandeln. Das Programm für die am 3. Juli d. I. zu Zwickau stattfindende Jahresversammlung des „Sachs. Stenographen- Bundes" ist jetzt zur Ausgabe gelangt. Hiernach wird mit der Versammlung auch ein Preis- und Wettschreiben ver bunden, das in drei Avtheilungen zerfällt, welche je fünf Minuten lang zu gleicher Zeit arbeiten. In der ersten Ab- theilung werden bis zu 220 Silben pro Minute geschrieben. Ueber den gefallenen Regen während der Wasserkatastrophe in der südöstlichen Lausitz giebt Prof. Or. Friedrich in Ztttau folgende Berechnung: Rach den Beobachtungen der Zittauer meteorologischen Station war daselbst die Menge des am 17. Mai gefallenen Regens 70,2 mm oder rund 7 cm, d. h. wenn das Wasser allenthalben stehen geblieben wäre, so würde es eine 7 em hohe Schicht gebildet haben. Dies scheint wenig, aber man urtheilt anders, wenn man bedenkt, daß bei dieser Regenmenge auf das Quadratmeter 70 l, auf das Ar 70 tü, auf das Hektar 7000 ltt und auf das Quadrat-Kilometer 700 000 UI Wasser gefallen sind. Die Wassermenge würde eincn Teich füllen, der 1 Hektar Fläche einnähme und 7 m tief wäre. — Die für Zittau erwählte Commission zur Ab schätzung der Wasserschäden an Privateig-nthum hat vorläufig eine Summe von über 77000 Mark festgesteUt; durch die in nächster Zeit erfolgende Rachrevlsion dürste die Summe aber noch erhöht werden. Auf drM Gemeindeamts zu Ebersbach ging dieser Tage ein Brief aus London mit 5 Maik in deutschen Briefmarken Kampf hin? Pr.: Auf der 187071" und bildliche Hoß Frankreich. Zeuge Ät suchung gem statiat die E der Liga, d. wesen ist un thätig gewes, Angeklagi liga gewesen gezeigte Kar zahlt? Ang. der Karte, meiubro tonst auch auf die 20 Franken i will er nicht kam das? ' da habe ich von dem Zu schon vorher davon? Am und den Pat Vereinen Hel Anarchisten Ihrer Ansick Wege an F Ang.: Dur? den Zweck, Haben Sie t'l Lu>^i8L^ ge (Anmerkung in seiner Fl Organ Gam Gambetta? gesammelt? Denkmal an dazu. Der Vater in Ns gambettistisct Blech wollte von der frai Mann von! ist doch schw> liga thatsäch fchäftigt, am dem Zweck l er nichts vo gegenüber n erhalten, sm den Deutsche jungen Dew wesenden) I schlägt, „da wenn eine ( als Mitglied den Eid der Patriotenlig Aus dem hervor, daß Banner ma< Beitritt zur für die Mitg der Passus Jordan süh einen Theil der Deckadrc Grenze gelc l-isde kisrmit Hbanü vruöen naok k! V6p80Kil Landesvcrraths-Hroceß gegen die acht Elsässer. II. Leipzig, 13. Juni. Um 9 Uhr früh beginnen der Verhand lungen. Schon am ersten Tage machte sich ein nicht unbedeutender Andrang in den Gerichtssaal geltend. Nach 8 Uhr erscheinen die ersten Berichterstatter, das Publikum stellt sich ein und füllt all mählich Saal und Tribünen; letztere find namentlich von Damen besetzt. Die Angeklagten werden eingeführt und nehmen auf der Anklagebank Platz. Es sind Männer, welche theils im rüstigen Mannesalter noch stehen, theils es überschritten haben. Sie machen durchgängig einen günstigen Eindruck, nehmen sie ja ehrenwerthc Stellungen im Privatleben ein. Kurz nach 9 Uhr tritt der Gerichts hof, geführt vom Senatspräsidenten Drenkmann, ein. Der Prä sident ruit die Namen der Angeklagten, sowie die der Zeugen auf. Unter den letzteren befindet sich als Dolmetscher für französische Sprache Landgerichtssecretär Stahl aus Mühlhausen. Auf Antrag der Vertheidiger erscheinen noch als Zeugen die verehel. Reiche! und Herr Reinbold-Straßburg. Nach Vereidigung des Dolmetschers Stahl wird der Eröffnungsbeschluß verlesen. Er lautet, daß nach dem Ergebniß der Voruntersuchung die Angeklagten hinreichend verdächtig erscheinen, seit dem Jahre 1882 bez. 1887 der ligue pmnote, deren Dasein, Verfassung und Zweck vor der Neichs- regierung geheim gehalten werden soll, auzngchören, auch thatsächlich Mitglieder geworden zu sem und Beitrüge gezahlt zu haben, um mit deren Hilfe die Losreißung Elsaß-Lothringens vorzubereiten. Der Präsident fragt nun im Allgemeinen die Angeklagten, ob sie sich für schuldig erklären. Angell. Köchlin-Claudon: Ich bin nicht schuldig, ich habe nie etwas gethan, um Mitglied zu sein oder zu werden. Der Zweck der Liga ist übrigens bloß, den Patrio tismus in Frankreich zu heben, die Jugend moralischer zu machen. Der Zweck ist nicht die Losreißung Elsaß-Lothringens. Angell. Blech bekennt sich auch nicht für schuldig. Er will von der Existenz der Patriotenliga nichts gewußt haben: trotzdem er einmal einen kleinen Beitrag gegeben hatte, will er nicht Mitglied sein. Man fand bei mir zwar eine Mitgliedskarte, aber ich wußte gar nichts davon. Man sagt, ich habe politische Beziehungen zu Herbette, Gambetta und Teroulöde gehabt. Gambetta kannte ich persönlich. Ich besuchte ihn in Paris und speiste mit ihm. Herrn DorvuMde lernte ich durch eine hochachtbare Persönlichkeit kennen, näher kennen wir uns nicht. Bei den Wahlen habe ich mich nicht gegen das Interesse dcS deutschen Reiches betheiligt. Ich lag damals zu Bett. Ju mehreren Briefen fragte ich nur nach Candidaten. Auch glaube ich, meinem Eide, den ich als Mitglied des Bezirks- raths ablegte, treu geblieben zu sem. Angeklagter ist Deutscher. Angell. Schiffmacher, Deutscher und Landmehrmann, hält sich auch nicht für schuldig. Er hat allerdings bei der Gründung unterschrieben, glaubte aber, die Liga sei zur Gründung von Turn- Vereinen bestimmt. Ich erhielt die Mitgliederliste und cassirte auch Beiträge. Meine Erziehung und Ausbildung war französisch. Die Gefühle kann man nicht ersticken und die Erinnerungen nicht aus den Herzen bannen. Ängekl. Jordan, von Geburt Schweizer, erhielt eines Tages den Besuch eines jungen Mannes, dem er vier Franken bezahlte, will aber nicht den Zweck zur Mitgliedschaft an der Liga gehabt haben. Drei Wochen später erhielt er eine Mit gliedskarte. Angekl. Trapp erhielt auch eine Liste und bezahlte Beiträge; er ist französisch gesinnt, wohnte jedoch nie einer Ver sammlung der Liga bei. Angekl. Reybel ist deutscher Reservemann, er zahlte 5 Franken Beitrag. Angekl. Freund erzählte sehr weit schweifig, daß er sich nie mit Politik befasse und nicht Mitglied der Liga sei. Angekl. Humbert, durch den Dolmetscher gefragt, ist 1883 in Paris gewesen, hat 20 Franken Beitrag zur Liga ge zahlt, ohne den Zweck derselben gekannt zu haben. Im Jahre 1885 wurde ihm die Mitgliedschaft unangenehm, er ließ sich aus der Liste streichen, zahlte aber trotzdem noch 20 Franken. Bei der Haussuchung wurde nichts Gravireudes bei ihm gefunden. Die Angeklagten bekennen sich somit nicht für schuldig. Der Präsident läßt nunmehr aus der französischen Zeitung „le Drapeau" einen Artikel über die assoelmiou üos soeietes üe gxiu- uasttgue üo lu Lowe, deren Präsident Sausboeuf ist, verlesen. Aus der Vereinigung dieser 40 Gesellschaften ist nämlich die ligue Mriow bervorgegangen. Die Liga, deren Zweck die Losreißung Elsaß- Lothringens von Frankreich ist, wurde im Mai 1882 von Sausboeuf, Paul Lesser und Döroulöde begründet. Sie will durch das Band des Patriotismus alle Turn-, Schützen-, Gesang- und Musikvereine unter sich vereinigen. „So will sie diese Tausende von Vereinen gleich Bächlein zu einem starken Gefälle und Fluß vereinigen, und wenn das Wasser des Flusses hoch und stark genug ist, wird es von selbst das Schiff des Vaterlandes über die Grenzen der Vogesen hinaustragen." Deutschland wird der „Kain" genannt, der das Genommene zurückgeben muß. Die Liga will dies namentlich durch Propaganda und Entwickelung der militärischen Erziehung erreichen, benutzt aber ganz besonders die Presse sür ihre Zwecke. So erwarb sie schon 1882 den „Drapeau" und erließ auf der Rückseite der von der Liga herausgegebenen Karte von Deutsch land einen Aufruf zum Beitritt an dem Werke der nationalen Einigung. Der Kampf jenseits der Vogesen wird der nahe Tag, wo wir, die Waffen in der Hand, die Aufhebung des Frankfurter Friedens verlangen werden, genannt. Wer einmal 200 Franken oder einen jährlichen Beitrag von 40 Franken zahlt, wird „Tirec- torlal-Mitglied", wer einmal 100 oder 20 Franken pro Jahr zahlt, ist „Gründer", wer einmal 50 oder jährlich 20 Franken zahlt, ist „zugeselltes Mitglied", wer 1 — 10 Franken pro Jahr zahlt, „bei getretenes Mitglied." Auch Deutsche werden als Mitglieder aus genommen. Die Mitglieder erhalten Medaillen. Aus der Verlesung mehrerer Artikel des „Drapeau" geht hervor, daß die Liga zweifache Statuten besitzt. In der ersten Fassung ist der Passus „Revision des Frankfurter Vertrags und Rückgabe von Eliaß-Lothringen" enthalten, während er in der revidirten Form fehlt. Der erste Präsident der Uxue Mi-iow war Henry Martin; ein Jahr nach seinem Tode wurde Anatole de la Forge an seine Stelle gesetzt und unter dem Präsidium Deroulede wurden die Statuten revidirt. Nach einer halbstündigen Pause werden einige Artikel über das Reglement der Liga vorgelesen und die Beschreibung der Medaille, welche die Mitglieder derselben tragen. Auf der einen Seite zeigt sie zwischen Metz und Straßburg die französische Fahne mit der Umschrift: „Oui vü'e! Trance!-, auf der andern Seite eine Elsässerin, wie sie, einen sterbenden Soldaten im Arm, sein Gewehr ergreift und dasselbe Frankreich reicht. Daneben stehen die Jahres zahlen und die Worte: .,Harnst möme". (Ueber die Medaille urtheilt der „Drapeau": „die sagt über ihren Zweck mehr als viele öffent liche Erklärungen.") Einige Artikel aus dem „ Alcacien-Lorraine" illustriren die Organisation und Thäligteit der Liga noch besser; u. A. heißt es da: „Am Tage, wenn die Deutschen ruhig schlafen könnten, wären wir zum unverbesserlichen Verluste verurtheilt, wir hätten ewige Schande verdient, wenn je auf die Pfosten der Vogeien geschrieben werden sollte: „Endgültige deutsch-französische Grenze". Ueber den Zweck und die Bedeutung der Turn- und Schießvereine sprechen sich mehrere Artikel des „Drapeau" aus, dre von Haß gegen die Deutschen glühen und deren Schluß die Aufforderung zur Revanche enthält — Die Verhandlungen sind, um es noch einmal zu erwähnen, öffentlich. fünfziger Jahren bei großem Schnee durch Ebersbach und Eibau gewandert ser, allwo er brav gefochten Habs. In mehreren Häusern Haos er außer dem Zehrpsennig, welcher ihm fast nirgends vorenthalten worden sei, warmen Kaffes erhalten, der ihm, dem armen Burschen, recht wohl gethan habe. Run habe er zu London in einer d-mscheu Zeitung die Oberlausitzer Ueberschwemmungsbenchie gelesen und, obwohl er nicht gerade wohlhabend sei, fühle er sich gedrungen, ein Scherflein sür die Wasserbeschädigien zu senden. Das ist gewiß ein schöner Zug von dem Manne; sein Name ist Haberstock. Beim Bäumefällen im herrschaftlichen Walte zu Pfaff roda bei Sayda wurde vor einigen Tagen der Walearbeiter Magnus Glöckner von einem unerwartet fallenden Baume derart getroffen, daß er in der folgenden Nacht an den er haltenen inneren Verletzungen verstorben ist. In Weißbach bei Wiesendurg wurden am Montag früh die Ehefrau des Gutsbesitzers Gerber und der bei diesem dienende Wendisch in der Schlaskammer erstochen aufgefunden. Man glaubt, daß Mord mit nachfolgendem Selbstmord vorliegt. Locale, sWsche rc. Nachrichten. Großenhain, 15. Juni 1887. -un. Der Großenhainer Zweigverein der Gustav- Adolph-Stiftung beging am 12. Juni sein Jahresfest zu Bärns dorf bei Moritzburg. Nachmittags 3 Uhr fand in der dasigen sehr schönen und überdies zu Ehren des Tages noch reich geschmückten Kirche ein trotz der üblen Witterung sehr zahlreich besuchter Fest- gottesdienst statt, bei dem nicht nur von dem Kirchenchore zu Bärnsdorf, sondern auch von dem Fräulein R. aus Medingen er hebende und wohlgelungene Festgesänge ausgeführt wurden. Der übliche Festzug durch den geschmückten Ort nuch der Kirche mußte leider bei der überaus üblen Witterung unterbleiben. Die höchst erbauliche und geistvolle Festpredigt hielt Herr Diaconus v. Feitltzsch von hier, und legte derselbe der Versammlung an das Herz, wie es die Pflicht jedes Einzelnen sei, ein thätiges Mitglied des Gustav- Adolph-Vereins zu werden und wie dazu 1) die große Noth der bedrängten Glaubensgenossen, 2) das Gebot Christi und 3) der verheißene Lohn ermuntern müsse. Dem erhebenden Festgottes dienste folgte eine überaus zahlreich besuchte Nachversammlung in dem Saale des Gasthofes unter Vorsitz des Herrn Superintendent v. Harig. Nach den Begrüßungsworten des Herrn Vorsitzenden erstattete Herr Realschuloberlehrer Gehre von hier sehr ein gehenden und trefflichen Bericht über das Wesen, die Geschichte und die reiche Wirksamkeit des Gustav-Adolph-Vereins überhaupt, und sodann trug der Cassirer des Zweigvereins, Herr Bürger schullehrer Lösche II von hier, die Jahresrechnung des Zweigvereins vor, wonach die Einnahme 1885 bis 1880 in Summa 1662 M. 5 Pf., die Ausgabe aber 1012 M. 65 Pf. betragen hatte. Es wurde hierauf über die Verwendung der zur Vertheilung kommenden Summe berathen und bestimmt, daß das 1. Drittel, worüber dem Zweigvereine freie Verfügung zusieht, der Gemeinde Semautz in Böhmen zugewendet, das 2. Drittel statutengemäß dem Haupt vereine zu Dresden zur Verfügung gestellt, dieser aber um die Uebermittelung an die Gemeinde Reichshein in Galizien gebeten, und das 3. Drittel dem Centralverein der Stiftung zur sofortigen Verwendung gesendet werden soll. Die reiche Festcollecte, an den Thüren des Gotteshauses gesammelt, betrug 66 M. 20 Pf., da je doch während der Nachversammlung aus der Mitte der Anwesenden der Antrag einqing, daß dieselbe durch Aufstellung eines Beckens für weitere Gaben vermehrt werden möchte, so erhöhte sich der Betrag auf 77 M. 60 Pf. Dieser wurde der bedrängten evangel. Gemeinde zu Znaim m Mähren verwilligt. Nach Erledigung dieser Geschäfte wurde bekannt gegeben, daß der Dresdner Haupt verein der Gustav-Adolph-Stiftung sein Jahresfest am 16. und 17. August zu Kötzschenbroda zu begehen gedenke und wurden für dieses Fest Herr Pastor Hammer zu Bärnsdorf, Herr Superinten dent O. Harig hier und Herr Rittmeister v. Spörcken auf Berbis dorf zu Deputirten des Zweigverems ernannt. — Das ganze Fest war trotz der Ungunst der Witterung ein durchaus wohlgelungenes und gebührt der Gemeinde Bärnsdorf mit ihrem Pfarrer für alles Entgegenkommen und ihre Opferireudigkeit inniger Dank. — * Die Reichs-Telegraphenlinien sind häufig vorsätzlichen oder fahrlässigen Beschädigungen, namentlich durch Zertrümmerung der Isolatoren mittelst Steinwürse pp., ausgesetzt. Da durch diesen Unfug die Benutzung der Telegraphenanstalten verhindert oder ge stört wird, so wird hierdurch auf die durch das Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich festgesetzten Strafen wegen dergleichen Be schädigungen aufmerksam gemacht. Gleichzeitig wird bemerkt, daß Demjenigen, welcher die Thäter vorsätzlicher oder fahrlässiger Be schädigungen der Telegraphenaulagen derart ermittelt und zur An zeige bringt, daß dieselben zum Ersatz und zur Strafe gezogen werden können, Belohnungen bis zur Höhe von fünfzehn Mark in jedem einzelnen Falle aus den Fonds der Reichs-Post- und Tele- graphenverwaltung werden gezahlt werden. Diese Belohnungen werden auch dann gezahlt werden, wenn die Schuldigen wegen jugendlichen Alters oder wegen sonstiger persönlicher Gründe nicht geietzlick bestraft oder zum Ersätze herangezogen werden können; desgleichen, wenn die Beschädigung noch nicht wirklich ausgesührt, sondern durch rechtzeitiges Einschreiten der zu belohnenden Person verhindert worden ist, der gegen die Telegraphenanlage verübte Unfug aber soweit feftsteht, daß die Bestrafung des Schuldigen erfolgen kann. Die Bestimmungen des Strafgesetzbuchs für das Deutsche Reich lauten: 8 317. Wer gegen eine zu öffentlichen Zwecken dienende Telegraphenanstalt vorsätzlich Handlungen begeht, welche die Benutzung dieser Anstalt verhindern oder stören, wird mit Getängniß von einem Monat bis zu drei Jahren bestraft. 8 318. Wer gegen eine zu öffentlichen Zwecken dienende Tele graphenanstalt fahrlässiger Weise Handlungen begeht, welche die Benutzung dieser Anstalt verhindern oder stören, wird nnKGefängniß bis zu einem Jahre oder mit Geldstrafe bis zu neunhundert Mark Ul. Leipzig, 14. Juni. Die heutige Verhandlung eröffnet das Sondcrverhör der einzelnen Angeklagten. Zunächst Angeklagter Köchlin-Claudon: Ich wohnte bis zum Jahre 1884 in Frankreich und ging Ende des Jahres nach Mühlhausen. Ich habe im franz. Heere gedient und tun Offizier der Territorial - Armee. Den „Drapeau" habe ich seit seinem Erscheinen gehalten. Pr.: Die Jahrgänge 1882—86 sind bei Ihnen gesunden worden. Angekl.: Ja. Pr.: Sie hielten das Blatt also, trotzdem es in Elsaß-Loth- ringen verboten war. Angekl.: Ja, ich habe das Blatt gelesen. Pr.: In Veranlassung des Abonnements sind Sie dann auf das Bureau der Liga gegangen und man hat Sie gefragt, wollen Sie abonniren? Angekl.: Ja. Pr.: Sie haben also auch eine Mitgliedskarte der Liga erhalten und im Jahre 1883 20 Fres., 1881 5 Fres., 1885 5 Fres, gezahlt. Es ist auch bei Ihnen die Mitgliedsmedaille, sowie ein Exemplar des ^Isacwu-Oorrnin gesunden worden. Angekl.: Ja, ich kaufte das Blatt in Paris, um die Namen der Reichstagsabgeordneten für Elsaß-Lothringen, welche in dem Blatt abgedruckt waren, zu besitzen. Pr.: Haben Sie Statuten erhalten? Angekl.: Es ist möglich. Pr.: Waren Sie von dem Zweck der Liga unterrichtet? Angekl.: Ich glaubte, die Jugend iollte dnrch Turn- und Schützengesellichaften moralisch und mili tärisch erzogen werden. Ueberhaupt sollte der Patriotismus des franz. Volkes gehoben werden. Der Zweck war aber nicht, Elsaß- Lothringen gewaltsam an Frankreich zu bringen. Pr-: Ich werde Ihnen aber beweisen, daß Sie den Zweck der Liga, die gewalt same Entreißung der Reichslaude, gewußt haben. Man spricht ja im ersten Statut von der „Ausrichtung" des Vaterlandes: man muß doch an einen Krieg gedacht haben, wenn das Statut von der Vertheilung des Fonds bei einem Ausbruch desselben spricht. Der Angeklagte will darunter nur rinen Vertheidigungskrieg ver stehen. Pr.: Was versteht man ferner unter den einzelnen Bächen, die zu einem Fluß vereinigt werden sollen, um das Schiff des Staates über die Vogesen zu tragen? Angeklagter spricht sich nicht aus. Pr.: Man muß doch den Zweck der Liga in Frankreich gekannt haben, und da Sie in Frankreich derselben beitraten, mußteil Sie ihn doch auch kennen? In einem Schreiben sagen Sie, Sie seien der Liga beigetreten, um den „Drapeau" billiger zu haben. Das kann man doch unmöglich glauben. Sie sind auch einverstanden mit der Tendenz der Liga, Elsaß-Lothringen an Frankreich zurückzuerobern, aber, wie Sie sagen, wollen Sie es auf friedlichem Wege thun. Angeklagter denkt sich nämlich die Zurückerstattung der Ncichslande so, daß Deutschland nach Kaiser Wilhelms und Bismarck's Tode möglicherweise zerfällt oder sich ui Geldverlegenheiten befindet und daß die Reicyslande entweder durch Vertrag oder durch eine entwrechcnde Summe abgetreten werden. lGelächter im Publikum.« Pr.: Ist es richtig, daß die franz. Patnotenllga ein in Elsaß-Lothringen bestehender Verein ist, dessen Dasein der deutschen Regierung geheim gehalten werden soll? Angekl.: Ich habe stets den testen Willen gehabt, nie etwas gegen Deutschland und die deutsche Gastfreundschaft, die ich bisher genossen habe, zu thun. — Präsident constatirt, daß auf jeder Nummer deS „Drapeau" vom Jahre 1885 stand: „la llgue a pour Nur bl revikwu äu trnim 4e k'luuüsoi t" ihat zum Zweck die Revision des Frankfurter Vertrags). Der Angeklagte will dies nicht gelesen haben, trotzdem der Präsident immer wieder auf die Unmöglichkeit dieser Angabe hinweist. Pr.: Was haben Sie sich unter der Medaille gedacht, aut deren eincn Seite eine Elsässerin einen sterbenden deutschen Soldaten im Arme hält und das Gelvehr abnimmt, das an Frankreich gegeben wird? Das deutet doch am Der Am Patriotenlig bedeckt, 90 spendeten F haben. Er rufe, die er sich wie die der ganzen Angeklag Patriotenlig Ohne seine« und erzählt, -eine Untern — Angekl.: - Präs.: L — Angekl.: — Angell.: Also baden geben? — s Diplome, S Waaren für gesandt. — Waaren Hai Der Geichc Köln a. Rh mann und ! suchen Patr Angeklac einem tranz chem Zweck Ja dem Bliese h.ißt es, daß der
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