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Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt : 26.05.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id38343789X-188705262
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id38343789X-18870526
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-38343789X-18870526
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-05
- Tag 1887-05-26
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Monat
1887-05
-
Jahr
1887
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Nr. 62. Grofte«hai«er UuterhaltAngS« und Auzeigeblatt. Seite 2. auch in Paris und Petersburg lebhaft zum Bewußtsein kommen, und wenn die europäische Lage heute schon nicht mehr ganz das bedrohliche Aussehen zeigt, wie vor einigen Monaten, so trägt dazu gewiß der in den neuesten militärischen Bewilligungen zu Tage getretene patriotische Ernst des deutschen Volks und Reichstags mächtig bei." Der Proceß gegen die reichsländischen Mitglieder der französischen Patriotenliga wird wahrscheinlich Anfang Juni vor dem Reichsgerichte zur Verhandlung kommen. Oesterreich «Ungar»». Die schon erwähnten Erklärungen des Ministerpräsidenten Tisza, welche dieser im ungarischen Abgeordnetenhaus über die österreichisch-ungarische Orientpolik abgegeben hat, sind eine neue Niederlage Katkow's und des gesammten panslavistischen Preßchorus. Klipp und klar er klärte Tisza, daß auf dem Berliner Congresse der russische Delegirte den englischen Antrag, Oesterreich-Ungarn das Mandat zur Occupation Bosniens und der Herzegowina zu übertragen, auch mündlich unterstützt habe. Von einer der artigen Haltung des Vertreters Rußlands wollte bekanntlich die „Mosk. Ztg." gegenüber den Mittheilungen der „Nordd. Allg. Ztg." nichts wissen, worauf sich dann die lebhafte osfi- ciöse Preßpolemik über die Vorgeschichte der bosnischen Occu pation entwickelte. Die Tisza'schen Erklärungen fußen auf dem betreffenden Actenmaterial des Berliner Congresses — wird auch jetzt noch der Moskauer Panslavistenhäuptling die Unverfrorenheit besitzen, die Fabel von der Ueberrumpelung Rußlands durch die Orientaction Oesterreich-Ungarns aufrecht zu erhalten? — Am Montag wies Ministerpräsident TiSza in Beantwortung der Interpellation Helfy's wegen Beschickung der Pariser Weltausstellung auf die durch ihre Häufigkeit ver minderte Wichtigkeit der Ausstellungen und die Kostspieligkeit für die Betheiligung der Staaten hin; die Regierung habe deshalb beschlossen, sich an der Pariser Ausstellung ihrerseits nicht zu betheiligen, wovon die französische Regierung freund schaftlich verständigt worden sei. Einzelnen Unternehmern stehe eine Betheiligung frei, und dieselben würden, soweit dies ohne materielle Opfer möglich, die Protection der Regierung genießen. Frankreich. Der Präsident Grövh empfing am 23. Mai Floquet und Rouvier, welche sich dann zu Freycinet begeben und denselben ersuchen sollten, seinen Entschluß, die Cabinets- bildung nicht zu übernehmen, aufzugeben. Indessen schrieb Floquet später an Grsvh, er halte es nach reiflicher Ueber- legung für unmöglich, auf Freycinet einzuwirken, obwohl auch er die Bildung eines versöhnlichen Cabinets unter Freycinet mit Beibehaltung mehrerer früheren Minister lebhaft wünsche. Floquet fügte hinzu, er habe geglaubt, in schon begonnene Verhandlungen nicht eingreifen zu dürfen. Da der Staatsrath die Berufung der Prinzen v. Orleans gegen den Erlaß des Kriegsministers verworfen, so gehören diese Prinzen nicht mehr zur französischen Armee, während die Prinzen Murat, da ihre Berufung zugelassen wurde, weil sie keiner Familie angehören, die über Frankreich geherrscht hat, wieder in ihren Rang in der Armee eingestellt werden. Der am 23. Mai beendete Verkauf der Krondiamanten hat im Ganzen einen Erlös von 6864000 Francs ergeben. Belgien. Die Arbeiterbewegung ist noch immer im Steigen begriffen. Außer im Bassin du Centre wird jetzt auch im Borinage und in Mariemont, wo sich die bedeutend sten Kohlengruben des Landes befinden, gestrikt. Immer deutlicher tritt es hervor, daß neben der wirthschastlichen Be drängniß auch die politische Unmündigkeit des Arbeiters einen Hauptgrund für die Bewegung und die Beseitigung derselben ein wesentlich mit anzuerstrebendes Ziel ist. In Mariemont sagten es die Arbeiter frei heraus, daß sie die Arbeit nicht wegen ungenügender Löhnung einstellten, sondern weil sie ihre bekannten politischen Forderungen: das allgemeine Stimmrecht, Amnestie der vorjährigen Aufrührer, Aufhebung der Korn- und Viehzölle u. A. m., endlich durchsetzen wollten. Gewaltthätige Acte werden aus La Louvivre berichtet. In das Erdgeschoß des „Hotel du Commerce" wurde dieser Tage eine Dynamitpatrone geschleudert, welche einen Oberstlieutenant und einen Arzt verwundete und außerdem beträchtlichen Schaden anrichtete. Auch bedrohten daselbst drei Männer die Schild wache am Telegraphenbureau mit Tätlichkeiten, so daß der Soldat Feuer geben mußte und dadurch einen der Angreifer getödtet hat. England. Lord Salisbury erklärte am Montag auf eine Anfrage im Oberhause, er sei außer Stande, schon jetzt über die Convention zwischen England und der Pforte bezüglich Egyptens eingehendere Auskunft zu ertheilen. Die Differenzen seien durch das getroffene Abkommen zum großen Theil be seitigt und hoffe er, nach den Pfingstferien weitere Auskunft geben zu können. Das Haus nahm darauf die Novelle zum schottischen Kleinbauergesetz in dritter Lesung an und vertagte sich bis zum 9. Juni. — Bei der im Unterhause fortgesetzten Berathung des zweiten Artikels der irischen Strafrechtsbill kündigte der erste Lord des Schatzes, Smith, an, die Re gierung acceptire das Amendement, nach welchem Verbrechen, die unter das Gesetz gegen die irischen Whiteboys fallen, von der summarischen Jurisdiction ausgeschlossen werden sollen. Rußland. Das Kaiserpaar ist mit den Großfürsten Alexander und Georg von der Reise nach Südrußland am Sonntag Abend wohlbehalten wieder in Gatschina eingetroffen. Die ausgedehnten Sicherheitsmaßregeln, welche zur Sicherung des kaiserlichen Zuges getroffen waren, haben etwaige nihi listische Anschläge also ferngehalten. Türkei. Wie bereits angekündigt, hat die Pforte nun mehr ihre Vertreter bei den auswärtigen Mächten in einem Rundschreiben beauftragt, den Regierungen, bei denen sie be glaubigt sind, den gegenwärtigen Stand der bulgarischen Frage zur Würdigung darzulegen und die ernste Aufmerksamkeit der selben auf die Nothwendigkeit eines Meinungsaustausches über die Mittel zur Beseitigung der Schwierigkeiten zu lenken. Als ein solches Mittel wird bezeichnet, daß die Mächte den Bul garen einen oder zwei Throncandidaten verschlagen möchten, damit den unausgesetzten Forderungen der Regentschaft endlich Rechnung getragen werde. Neueste Nachrichten. Berlin, 24. Mai. Fürst Bismarck hat, dem „Hamb. Corresp." zufolge, auf die Einladung des Senats, bei Gelegen heit der Eröffnung des Baues des Nord - Ostsee - Canals auf dem Rückwege Hamburg zu besuchen, in einem überaus ver bindlichen Schreiben erwidert, daß er fick besonders freuen würde, einmal einen Tag mit seinen Hamburger „Mitbürgern" zu verleben (der Fürst ist bekanntlich Hamburger Ehrenbürger), jedoch sei es noch zweifelhaft, ob seine Gesundheit ihm gestatten werde, der Feier in Kiel beizuwohnen, und er behalte sich deshalb seine schließliche Antwort vor. Bern, 24. Mai. Die Bundesversammlung ist zum 6. Juni einberufen worden. Der BundeSrath sucht um einen Credit von 840000 Franss nach zur Anschaffung einer größeren Anzahl von 8,4 Centimeter-Ringgejchützen. Paris, 24 Mai. Der Präsident Grevy ließ heute Vor mittag Floquet zu sich rufen und theilte demselben mit, daß alle Versuche zur Bildung eines Cabinets, die ihm möglich erschienen, vergeblich gewesen seien. Er wende sich unter diesen Umständen an ihn und erwarte von seiner persönlichen Hingebung, daß er die Bildung des neuen Cabinets übernehme. Floquet bat sich eine vierundzwanzigstündige Bedenkzeit aus. Charleroi, 24. Mai. Die Arbeitseinstellung hat sich heute Vormittag auf mehrere andere Kohlengruben ausgedehnt. — Banden von 300 bis 400 sinkenden Arbeitern, welche rothe Fahnen mit sich führten, durchzogen verschiedene Com- munen und mußten von den Truppen und der Gendarmerie zerstreut werden. Gegenwärtig ist die Ruhe überall wieder hergestellt. — In Levant-Flenu haben 300 Arbeiter die Arbeit wieder ausgenommen. London, 2-t. Mai. Das Unterhaus hat den zweiten Artikel der irischen Strafrechtsbill, über welchen die Berathung bis heute früh 5 Uhr fortgesetzt wurde, mit großer Mehrheit angenommen, nachdem die Negierung sich damit einverstanden erklärt hatte, daß die Berathung des fünften Abschnitts bis zur Berathung über den Bericht vertagt werde. — Das Unter haus hat sich bis zum 6. Juni vertagt. Petersburg, 24. Mai. Das „ Journal de St. Peters- bourg" sagt anläßlich der Rede Tisza's im ungarischen Reichs tage: TiSza sei bei seinen Erklärungen nicht aus der Reserve herausgetreten; es sei jedoch zu bedauern, daß Tisza, obwohl ihm selbst nickt der Augenblick gekommen schien, um ein Urtheil über die verschiedenen Phasen der Unterhandlungen abzugeben, doch aus parlamentarischen oder Wahlrücksichten Erklärungen abgab, die nothwendiger Weise unvollständig und lückenhaft auösielen. Das Blatt will Tisza auf diesem Wege nicht folgen, zieht eö vielmehr vor, von Neuem die Hoffnung aus zusprechen, daß die europäischen Cabinete festen Blickes den Weg verfolgen werden, auf den das allgemeine Bedürfniß nach Einmüthigkeit und Frieden hinweist. Moskau, 24. Mai. Katkow erklärt in seinem Journal, daß Oesterreich auf eine Nachgiebigken Rußlands bezüglich südslaoischer Fragen fernerhin nicht mehr rechnen dürfe und daß Rußland die geringste Bewegung Oesterreich-Ungarns auf der Balkanhalbinsel als cv8U8 belli betrachten werde. Mak, siWsche rr. Nachrichten. Großenhain, 25. Mai 1887. — H,. Am Vorabend des Geburtstages Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich August, Herzog zu Sachsen, wurde dem selben durch den Gesangverein „Liedertafel" eine Serenade dar aebracht. Unter Vorantritt des Stadtmusikchores und unter dem Scheine von 100 bunten Lampions bewegten sich die Sänger im geordneten Zuge vom Rathhause über Hauptmarkt und Kirchplatz durch Naundorserstraßc, Steinweg, Elsterwerdaer- und Albert straße nach den vor dem Offiziers-Casino gelegenen Parkanlagen und brachten hier „Gott grüße Dich" von Franz Abt, „Das treue deutsche Herz" von Julius Otto und „Abend wird es wieder" von Ferd. Adam zum Vortrag. Se- Königliche Hoheit, der sich im Kreise einer zahlreichen zu der von dem Offiziers-Corps veran stalteten Vorfeier vereinten gewählten Gesellschaft im Offiziers- Casino befand, hielt sich während des Gesangsvortrages mit den Festtheilnehmern auf dem Balkon des Casinogebäudes auf, ließ sich durch Herrn Bürgermeister Herrmann den Gesangs-Dirigen ten, Herrn Cantor Lösche, sowie die beiden Veremsvorsteher, Herren Seilcrmeister Herrmann Jahn und Krankeneassen-Cassirer Richard Mann, vorstellen und sprach seinen Dank für die ihm ge wordene Ovation aus. Heute, am Geburtstage selbst, wurde ihm vom Trompeterchor eine Morgenmusik dargebracht; die öffentlichen Gebäude, sowie eine größere Anzahl Privatgebäude der Stadt prangten im Flaggenschmuck. Im Laufe des Vormittags nahm Se. Königliche Hoheit die Beglückwünschung der Stadtgemeinde- Vertretung durch die Herren Bürgermeister Herrmann und Stadt verordneten-Vorsteher Rechtsanwalt Keyßelitz entgegen. — e. Das am Dienstag abgehaltene Frühjahrsrennen auf dem großen Exercirplatze bei Nasseböhla ging bei ziemlich günstigem Wetter ohne jeden Unfall von statten und hatte Zuschauer in großer Zahl herangezogen. Ausführlichen Bericht hierüber behalten wir uns für die nächste Nr. d. Bl. vor. —* Unserer heutigen Nummer liegt der vom 1. Juni ab giltige Sommerfahrplan der Kgl. Sächs. Staatsbahnen bei, woraus wir unsere Leser hierdurch noch besonders aufmerksam machen. Dresden, 21. Mai. Wie ich aus Sibyllenort vernehme' statteten die Majestäten bereits den Besitzern verschiedener benach barter Gutsherrschaften Besuche ab. Größere Ausflüge waren bis jetzt aber nur sehr wenig vom Wetter begünstigt. — Die Congresse und ähnliche Zusammenkünfte folgen sich in ununterbrochener Reihe, so daß das Hotelgeichäst hierselbst m voller Blüthe steht. So wird am 7., 8. und 9. Juni wieder der internationale Verein der Gast hofbesitzer seine 17. Generalversammlung hier abhalten, worauf dann Ende Juni wieder der 15. deutsche Aerztetag folgt. In beiden Füllen ist nach den bereits vorliegenden Anmeldungen auf sehr rege Frequenz zu rechnen. — Aus dem Pserdeausstellungsplatze herrschte auch gestern wieder das lebhafteste Treiben. Besonders intereffirte die erwlgte Versteigerung von Pferden des sächsischen Fohlen aufzuchtvereins, wobei man mit dem erzielten Resultat im All gemeinen zufrieden sein kann. Der Erlös aus den versteigerten 19 Stück stellte sich auf 16,500 Mark. In Bezug auf spätere Aus stellungen darf wohl erwartet werden, daß das Comits Vorsorge trifft, um auch für den Fall erneuter Wetterungunst die Passage auf deni Platze zu einer leidlichen zu gestalten. Diesmal wäre es wirklich nöthia gewesen, zu Stelzen Zuflucht zu nehmen, um über die ringsum sich zeigenden Tümpel hinwegzukommen. — In höchst solenner Weise vollzog sich heute Vormittag die Glockenweihe für die Martin-Luther-Kirche, wobei die Ueberführung des prächtigen Geläutes von der Bierling'schen Gießerei aus im feierlichen Fest zuge erfolgte. Nach der Weiherede des Herrn Pastor Sturm schritt man zum Aufziehen der Glocken, was glücklich von Statten ging, worauf dann um 3 Uhr Nachmittag der erste eherne Gruß vom Glockenstuhle herab ertönte. Die Weihe des genannten Gottes hauses selbst soll sich im September vollziehen. — Die Verkündigung der Resultate , des am vergangenen Sonnabend hier stattgefundenen „Scat-Turniers" steht in etwa 10 Tagen zu erwarten, und soll sich dann mit der Publication ein großer „Scat-Commers" verbinden. Unsere Wenzelbrüder sind natürlich Feuer und Flammen für diese Scat-Congresse w.; im Uebrigen fehlt es aber auch keineswegs an Solchen, welchen eine etwas weniger ernste Behandlung dicker Angelegenheit, auch in der Tagespresse, sehr erwünscht wäre. — Ueber den Wagner-Opern schwebt jetzt ein Unstern, da auch die für heute angesetzt gewesene Aufführung der „Götter-Dämmerung" wieder abgesagt werden mußte wegen der anhaltenden Heiserkeit des Herrn Gudehus. Es ist dies umsomehr zu bedauern, als gerade jetzt zahlreiche Fremde in unserer Stadt weilen und der Besuch daher ein glänzender geworden wäre. — Auf dem Elbstrom üben sich jetzt trotz der Trübsal der Witterung jugendliche Ruderer aus Stettin, die an der Pfingstregatta theilnehmen wollen, in emsigster Weise, um dabei die Stromverhältnisse kennen zu lernen. — * Die Dresdner Kunstgenossenschaft beabsichtigt in diesem Jahre, vom 14. August bis 25. September, eine große Ausstellung von Aquarellen, Pastellgemälden und Handzeichnungen zu veran stalten. Se. Majestät der König Albert von Sachsen hat diesem Unternehmen seinen Schutz zugesagt. Soeben sind an die hervor ragendsten Künstler aller Culturstaaten Einladungen erlassen, sich an dieser Ausstellung zu betheiligen, die in großem Rahmen und in möglichst vollkommener Weise ein Bild von dem gegenwärtigen Stande der genannten Zweige der bildenden Kunst geben soll. Die hervorragendsten Werke der Ausstellung sollen Auszeichnungen er halten; das Preisgericht, welches sie zuertheilt, wird bestehen aus den Herren Prof. Ur. Adolph Menzel und Prof. Anton v. Werner in Berlin, Hubert Herkomer in London, Hofrath Prof. Ferdinand Muwels, Prof. Erwin Oehme und Pros. Julius Scholtz in Dresden. Das Unternehmen muß als ein sehr glückliches bezeichnet werden. Einestheils werden Aquarellen, Pastelle und Handzeichnungen bei den großen Ausstellungen aus Mangel an Platz nicht immer in gehöriger Weise aufgestellt, daher von den Besuchern nur als eine untergeordnete Zugabe betrachtet, die sie gewöhnlich zuletzt in großer Ermüdung betrachten. Eine besondere Ausstellung dürfte daher dielen Kunstwerken die ihnen gebührende Achtung am aller ersten verschaffen. Dazu kommt, daß wegen des Neubaues eines Ausstellungsgebäudes in Dresden in diesem Jahre keine akademische Ausstellung stattfindet; es ist daher nur anzuerkennen, daß die Kunstgenoffenschaft diesem Mangel abhelfen will. Wie bekannt, ist Dresden gerade in den Monaten August und September der Sammelpunkt vieler Tausender von Reisenden aus aller Herren Länder, und die Ausstellung dürfte ein Hauptanziehungspunkt für sie werden. Zu dieser Ausstellung sind eine Anzahl Räume im kgl. Polytechnikum zur Verfügung gestellt worden, die Dresdner Kunstgenoffenschaft aber sorgt schon jetzt dafür, daß die Ausstellung möglichst glänzend werde und die Theilnahme der weitesten Kreise erringe. Menzel, Werner, Passim, Corelli und andere große Meister haben ihre Betheiligung versprochen, die Nationalgalerie zu Berlin wird aus ihren Schätzen Handzeichnungen zur Verfügung stellen, und so läßt sich dem Unternehmen wohl ein glänzender Er folg in Aussicht stellen. Auswärtige Künstler müssen ihre Werke in der Zeit vom 1. bis 20. Juli an das Ausstellungs-Bureau im kgl. Polytechnikum am Bismarckplatz in Dresden einsenden. Sammelstellen sind in Berlin bei Phaland und Dietrich, Oranien burgerstr., in München bei Gebr. Wetsch, ferner auch in Rom, Madrid, London, Petersburg u. a. O- errichtet. Wegen näherer Auskunft wende man sich schriftlich an den Vorstand der Dresdner Kunstgenoffenschaft. Am Sonntag Nachmittag 2 Uhr fand in Meißen die feierliche Eröffnung der Tischler-Fachschule in Gegenwart des SchuldirectorS Ur. Kirchner, sowie einer Anzahl Jnnungs- meister statt. Dieselbe wird von 37 Schülern besucht und ist für die von Ostern ad aufzunehmenden Lehrlinge obligatorisch. Für die fortgeschritteneren Schüler soll später eine besondere Klasse errichtet werden. Leipzig. Die königl. sächs. Lotterievirection soll beab sichtigen, die Anzahl der Loose zu reduciren und wieder H4- und V«-Loose emzuführen.— Das „Leipziger Tageblatt" erhielt folgende bemerkenswerthe Zuschrift: „Die sächsische Presse" bringt in den letzten Tagen eine verhältnißmäßig kleine Liste socialistischer Candidaten für die bevorstehenden Land- tagöwahlen. Dem gegenüber halte ich die Ihnen seinerzeit gemachte Mittheilung, daß die Socialdemokraten in allen vacant werdenden Kreisen Candidaten aufstellen werden, nach genauester Information aufrecht! Die kleine Liste hat weiter keinen Zweck, als die OrdnungSparteien einzuschläfern, um sie dann tmt um so größerem Erfolge überrumpeln zu können. Im Interesse der guten Sache werden Sie sich ein großes Verdienst erwerben, wenn Sie diese Sachlage unausgesetzt betonen und zur größten Vorsicht und Wahlbeiheiligung er mahnen." Drei Arbeiter aus Eilenburg, welche in Taucha, be ziehentlich im Steinbruche um Beschäftigung nachsuchten, hatten geistigen Getränken ziemlich stark zugesprochen, so daß zwei in einem Strohfeimen nächtigen mußten, während der dritte am nächsten Morgen im Straßengraben liegend todt aufgefunden wurde. Die gerichtliche Untersuchung wird er geben. ob der Mann in Folge des übermäßigen Genusses von Spirituosen verstorben ist oder ob eine andere Todesursache vorliegt. In der Nacht zum 17. d. M. verunglückte auf dem Davidsschachte bei Freiberg der Bergarbeiter Theodor Walther aus Halsbach durch zufälliges Anbohren eines alten Schusses. Der an beiden Armen schwer Verletzte wurde im Siechkorbe nach dem Bergstift geschafft, wo er Nachts 2 Uhr Aufnahme fand und ihm am anderen Tage beide Arme, dec eine am oberen Ellenbogen, der andere am unteren, abgenommen wurden. Sicherem Vernehmen nach wird den Theilnehmern am Feuerwehrtag in Pirna von der königl. General-Direction der sächs. Staatseisenbahnen eine Fahrpreisermäßigung gewährt werden, dergestalt, daß für den Preis eines Tourbillets ein Tagesbillet mit verlängerter Giltigkeit zur Ausgabe gelangen wird. Diese Mittheilung, die jedenfalls in allernächster Zeit officielle Bestätigung finden wird, wird gewiß noch Manchen zur Theilnahme am Feste veranlassen. In dem oberhalb der Bahnstation Schöna gelegenen Steinbruch Nr. 509 verunglückte gestern früh bei Arbeits beginn der Steinbrecher E. Müller aus Schöna dadurch, daß er beim Abzwacken einer Schalenhorzel ca. 12 Meter in die Tiefe stürzte und einen Schädelbruch erlitt, der dann in der vergangenen Nacht den Tod des Genannten zur Folge hatte. Müller, welcher im 30. Lebensjahre stand, hinterläßt eine Frau mit drei kleinen Kindern. Das Nahrungsmittelgesetz hat strenge Paragraphen. Eine Hausfrau in Bautzen kaufte in einem Materialwaarenladen ein Pfund klaren Zucker. Da ihr derselbe nicht besonders süß schmeckte und er außerdem mehr wie Mehl als wie klarer Zucker aussah, so ging sie mit ihm auf die Polizei. Diese veranlaßte die Untersuchung des Zuckers, er wurde als mit irgend welcher Substanz vermischt befunden, und nun ist der
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