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RmtMatt /ür die liönig^len und ^ääii^en «6e^ördm zu Ero^en^ain Erschemen: ^nttag, Donnerstag, tzonnabend. Bitrttlzahrige- Abonnement: am bckalter 1 M.. durch den Boten ins Haus 1 M. 25 Pf., durch die Post 1 M. 2b Pf„ durch die Post stet ins Haus 1 M. LV Pf. H Inserate . für die am Abend vorher auszugebenve Nummer werden bis früh 9 Uhr angenommen und Gebühren für solche von auswärts, wenn bie der Einsender nicht anders bestimmt, durch Post- Nachnahme erhoben. o GrchnhMtr MMUMMNMM Druck und Verlag von Herrmann Starke (Plasnick L Starke) in Großenhain. Für die Redaction verantwortlich: Herrmann Richard Starke. Rr. 54. Sonnabend, de« 7. Mai 1887. 75. Jahrgang. Konkursverfahren. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Schieferdeckermeisters Christian Alexander Grüner in Großenhain wird, nachdem der in dem Vergleichstermine vom 28. März 1887 angenommene Zwangsvergleich durch rechtskräftigen Beschluß vom 16. April 1887 bestätigt ist, hierdurch aufgehoben. Großenhain, am 4. Mai 1887. Königliches Amtsgericht. Scheuffler. Hch. Zwangsversteigerung Die im Grundbuche auf den Namen Johann Eduard Teubels eingetragenen Grund stücke, als: a) Wohnhaus mit Garten, Folium 30 des Grundbuchs, Nr. 8L des Brand- catasters und Nr. 20 des Flurbuchs für Altleis, geschätzt auf 2540 M. — Pf., d) Feld, Folium 37 des Grundbuchs und Nr. 1316 des Flurbuchs für Altleis, ge schätzt auf 1624 M. — Pf., e) Wiese, Folium 42 des Grundbuchs und Nr. 53 des Flurbucks für Altleis, ge schätzt auf 690 M. — Pf., sollen an hiesiger Amtsgerichtsstelle zwangsweise versteigert werden und ist der 20. Mai 1887 Vormittags 10 Uhr als BersteigerungStermi«, sowie der 2. Juni 1887 Vormittags 10 Uhr als Termin zu Verkündung des Vertheilungsplans anberaumt worden. Eine Uebersicht der auf den Grundstücken lastenden Ansprüche und ihres Rangverhält nisses kann in der GerichtSschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Großenhain, den 24. März 1887. Königliches Amtsgericht. Scheuffler. Hch. Freiwillige Versteigerung. Erbtheilungshalber sollen auf Antrag der Erben von dem unterzeichneten Königlichen Amtsgericht die zum Nachlaß des Gutsbesitzers Carl Gottlieb Schade in Uebiga« ge hörigen Grundstücke, Fol. 9 des Grundbuchs für Uebigau, bestehend in Gebäuden, Garten-, Feld-, Wiesen- und Waldgrundstücken, welche ein Areal von ca. 25 Hect. 18 Ar ----- 45'^ Ack. umfassen und mit 356,32 Steuer-Einheiten belegt sind, nebst dem vorhandenen lebenden und tobten Inventar, insgesammt ortsgerichtlich auf 25,008 M. 50 Pf. geschätzt, Donnerstag, am 26. Mai 1887, Vorm. 11 Uhr im Schade'scherr Nachlastgute Cat.-Nr. 1« i« Heb!?»« unter den im Termine be kannt zu machenden Bedingungen, die auch vorher schon an Gerichtsstelle auf Anfrage mit- getheilt werden, versteigert werden. Großenhain, am 30. April 1887. Das Königliche Amtsgericht. — Estler, AR. Hpfr. Bekanntmachung, Nattenvergistung tetr. Am 9. 10. und 11. dieses Monats soll in allen öffentlichen Schleußen der Stadt Gift zur Vertilgung der Ratten ausgelegt werden. Alle Besitzer und Vertreter von Häusern, aus denen Beischleußen nach den Hauptschleußen führen, werden aufgefordert, während dieser Zeit in ihren Beischleußen ebenfalls Gift und zwar Phosphorlatwerge, welche aus hiesiger Apotheke bezogen werden kann, auszulegen. Großenhain, am 6. Mai 1887. Dtr Stadlrat h. Herrmanu. Im vormals HUlrslii» V«x«^schen in Quersa kommen Dienstag, den 10. Mai 1887, Mittags 12 Uhr e». 40 Hvntnvr Sv« gegen Baarzahlung zur Versteigerung. Großenhain, am 30. April 1887. Der Gerichts-Vollzieher. Höpfner. Submission. Die Erneuerung von 158 lfd. Meter Zaun von rauhen Stangen rc. des hiesigen Garnison-Lazareths (Bobersberg) soll im Wege der Submission vergeben werden. Bewerber wollen ihre Offerten schriftlich und versiegelt mit der Aufschrift „Xsun-Lr- neuerunx" versehen bis 11. Mai 1887 Vorm. 9 Uhr im Geschäftszimmer gedachten Lazareths abgeben, woselbst auch die Bedingungen zur Einsicht ausliegen. Großenhain, den 6. Mai 1887. KönigticHes Garnison - LcrZcrveLH. Städtische Feuerwehr. Dis Mannschaften der Spritze Nr. 3 haben Dienstag den 10. Mai Abends Uhr zu einer Hvb«nx auf dem Turnplätze pünktlich zu erscheinen. Großenhain, den 6. Mai 1887. Ur. Llaavv, Zugführer. Srutschlan-s Geduld. Wenn schon der Ausgang des Carolinen-Conflicts der Friedensliebe der deutschen Reichsregierung ein unwiderlegliches Zeugniß ausstellte, so hat doch die jetzige Freilassung des in den Reichslanden Verräther anwerbenden Polizeibeamten Schnäbele einen noch auffallenderen Beweis für die deutsche Langmuth und den Widerwillen gegen neues Blutvergießen gegeben. So dankbar die Welt dafür ist, daß auf diese Weise ein schwerer Kampf vermieden wird, der vielleicht ganz Europa erschüttert hätte, kann man sich doch der Besorgniß nicht entschlagen, daß die Friedensliebe Deutschlands, die schon in dem ersterwähnten Falle von den Spaniern keines wegs in verdienter Weise voll gewürdigt wurde, von den Franzosen jetzt erst recht mißverstanden und mit Undank be lohnt werden wird. Wenn der so großmüthig freigelassene französische Beamte auf seiner Fahrt nach Paris bereits Gegenstand unsinnniger Huldigungen war, wenn die „France" eine Sammlung zu einem glänzenden Ehrengeschenk veran staltete, wenn die radicalen Pariser Blätter seine Befreiung als einen Sieg Frankreichs über die Politik des Fürsten Bismarck darstellen, so ist das noch lange nicht so gefährlich, wie die an der Seine verbreitete Ueberzeugung, daß Deutsch lands nachgiebige Geduld nur eine Folge der Furcht vor Rußland sei, daß auch hierbei wiederholt seine Sympathien für Frankreich bekundet habe. Für den unbefangenen Be- urtheiler freilich ist es klar, daß die deutsche Regierung aus keinem anderen Grunde den entschieden strafbaren und auf deutschem Boden verhafteten Schnäbele wieder freigab, als weil derselbe sich, arglos einer Einladung des Polizeicom- miffars Gautsch folgend, über die Grenze begeben hatte, also auf freies Geleit rechnen durfte. Wenn die Festnahme Schnäbele's auch sich kaum vergleichen läßt mit dem Ver fahren Napoleons I., der den Herzog von Enghin auf tückische Weise in seine Gewalt zu bekommen wußte und denselben er schießen ließ, so würde es doch des Deutschen Namens würdig gewesen sein, wenn sich aus der immer leicht zu mißdeuten den Verhaftung des vertrauensvoll nach Deutschland ge gangenen Eommissars von Pagny ein schwerer Krieg ent wickelt hätte. So faßt man die Sache aber in Paris nicht auf und selbst in denjenigen dortigen Kreisen, die sich herzlich freuen, die ernste Kriegsgefahr zunächst wieder verschwunden zu sehen, ist dazu die Eitelkeit viel zu rege, welche der Ge danke unendlich schmeichelt, Deutschland vor Frankreich einmal zurückweichen zu sehen. Darin liegt aber wieder eine neue Gefahr, denn statt aus dem Zwischenfall die frohe Ueberzeugung zu schöpfen, daß die Behauptung, Deutschland suche nur nach einem Vor wande zu einem neuen Kriege mit Frankreich, eine schändliche Verleumdung war, kamen nun viele Franzosen auf den Ge danken, Deutschlands sprichwörtliche Geduld werde noch weiter gehen und es bedürfe nur eines energischen Auftretens der französischen Regierung, um sogar die Zurückgabe von Elsaß- Lothringen zu erlangen. Wenn der Starke muthig einen Schritt zurückweicht, wird der Zaghafte niemals dies als Großmuth anerkennen, sondern dadurch nur so kühn gemacht werden, selbst einen Schritt weiter vorwärts zu thun. Die in Deutschland vorhandene Freude über die Freilassung Schnäbele's ist deshalb eine verfrühte, weil jede Bürgschaft dafür fehlt, daß, nachdem dieser verhängnißvolle Zwischenfall abgethan ist, sich nicht morgen ein noch weit bedenklicherer an den Grenzen des Reichslandes ereignet. Es ist ja denk bar, daß das friedfertige Cabinet Goblet sich zu dem Entschluß ermannt, die ungezogenen Ovationen für den freigelaffenen Spion Schnäbele zu verbieten und den letzteren in den wohl verdienten Ruhestand zu versetzen, das erwartet aber wohl Niemand, daß nun auch die übrigen an den Grenzen Elsaß- Lothringens thätigen Kundschafter Frankreichs entlassen werden, daß die organisirte Spionage des Pariser „Bureau des Renseignements" aufgehoben wird, daß die Umtriebe der Patrioten-Liga nun ein Ende nehmen müssen. Den Schnäbele und den Dsroulede sind wir los; der nach den Vogesen schielende französische Kriegsminister Boulanger und seine zahllosen Helfershelfer sind geblieben. Der Affaire Schnäbele kann um so rascher eine andere nicht so glatt verlaufende Angelegenheit folgen, als dem strafbaren Werkzeug der Re vanchelustigen in Frankreich kein Haar gekrümmt worden und wenn auch nicht der laute, so doch der stille Dank aller Feinde Deutschlands gesichert ist. Ein solches Beispiel schreckt wahrlich nicht ab; es ermuntert voraussichtlich zur Nach achtung , die von den nach Frankreich gewanderten Landsleuten Schnäbele's um so eher zu erwarten ist, als die deutsche Regierung weder im Stande ist noch dis Neigung empfindet, die widerwilligen Elsaß-Lothringer auch künftig nach Man- teuffel'scher Art mit Glacehandschuhen anzufassen. Die von Frankreich unterstützten und durch den Schnäbele-Fall klar gelegten staatsgefährlichen Umtriebe der Französlinge in Metz und Straßburg lassen die Verhängung des Belagerungs zustandes in den Reichslanden als keine Unmöglichkeit mehr erscheinen. Von einem dauernden Frieden zwischen Frankreich und Deutschland und von einer milden Behandlung der viel zu spät wiedereroberten Reichslande könnte erst dann die Rede sein, wenn es ein leitender französischer Staatsmann wagen dürfte, öffentlich zu erklären, Frankreich verzichte endgiltig auf den Besitz von Elsaß-Lothringen, und wenn dieser Verzicht von der Volksvertretung, der Presse und der öffentlichen Meinung Frankreichs ruhig hingenommen würde. Daran ist heute ebensowenig zu denken, als an die Möglichkeit, daß Deutschland um des lieben Friedens willen das mit blutigen Opfern zurückerkaufte Land wieder an Frankreich abtreten sollte. Die Beziehungen zwischen beiden Ländern sind durch den jetzt glücklich beseitigten ärgerlichen Zwischenfall weder besser noch schlechter geworden; derselbe hat nur klar gezeigt, wie zerbrechlich diese Beziehungen sind und daß dieselben durch die jetzt nothwendige Strenge in Elsaß - Lothringen noch weit mehr gefährdet werden können. Der Pariser Correspondent des Londoner „Standard" schreibt wörtlich: „Die Politik des Fürsten Hohenlohe, deren Ziel es ist, den Franzosen freunden in den Reichslanden klar zu machen, daß sie von Frankreich nichts zu hoffen haben, erregt großes Aergerniß und in der Anmaßlichkeit der deutschen Regierung, französische Beamte in deren Abwesenheit wegen Verraths an Deutschland zu verurtheilen, erkennt man nur ein Mittel, die herrschende Spannung zu erhöhen. Der Fall Schnäbele entsprach diesem neuen, vom Statthalter aufgenommenen System, und wer weiß, wie rasch ein zweiter solcher Fall sich erhebt." Wenn die Franzosen so denken, muß man auf jede Hoffnung ver zichten, etwas Anderes zu erreichen, als einen Aufschub des welterschütternden Zusammenstoßes. Zunächst wird der Frieden Europas nur dadurch gesichert, daß keiner der beiden Staaten die ungeheure Verantwortung für eine Kriegserklärung auf sich nehmen möchte. Von deut scher Seite tritt noch als weitere Friedensbürgschaft hinzu, daß kein Interesse vorhanden ist, Frankreich durch Waffen gewalt etwas abzugewinnen. Nach einem abermaligen Kriege würden wir nur eine sehr hohe Kriegsentschädigung, aber keine Gebietsabtretungen verlangen können, um nickt durch den Zutritt kernfranzösischer Ortschaften den nationalen Charakter des veutschen Reiches zu beeinträchtigen. Für Frankreich liegt die Sache ander«; es kann den Verlust Elsaß - Lothringens ebensowenig verschmerzen, als den des kriegerischen Ansehens in Europa. Die Hoffnung, daß die krankhafte Sehnsucht nach dem Unwiederbringlichen aufhören könne, ein Element der populären, wie der officiellen Politik Frankreichs zu sein,