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16 Zweiter Hauptabschnitt: Unterrichtslehre. » Anmerk. 1. Man vergleiche hier, was bereits in der Erziehungslehre über die Übungen der verschiedenen Erkenntniskräfte gesagt ist. (I- Teil 8 43 fs.) Die nähere Anwendung der in diesem 8 gegebenen Regeln wird übrigens in der speziellen Methodik Vorkommen. 2. Die tabellarische und Littcralmethode, welche man auch zuweilen die Hähn'sche oder die Felbiger'sche nennt, und deren nähere Beschreibung in Hähn's Abhandlung von der Littcralmethode, (Berlin 1777) so wie eine sehr gründliche Kritik in der freimütigen Beurteilung der österr. Normalschulen fBerl. 1783) nachzusehen ist, machte eine kurze Zeit großes Aufsehen in Deutsch land und schien manchen das Arkanum aller Lehrweisheit zu enthalten. In den kleinsten Dorfschulen sah man lange Tabellen mit einzelnen Anfangsbuchstaben ungeschrieben. Durch diese sollte sich die Erinnerung an das Wort und dadurch -an den Begriff knüpfen. Einiges philosophische Nachdenken über den EntwickelungS- gang der jugendlichen Seele, die nicht vom Allgemeinen zu dem Einzelnen, son dern umgekehrt fortschreitet, so wie die Beobachtung, daß die Kinder fast nichts als Worte in den Kopf bekamen, hätte noch früher davon zurückbringen sollen. Recht gebraucht sind Tabellen vortreffliche Hilfsmittel des Lernens. Sic bringen, was fo wichtig ist, Ordnung in den Kopf; sie geben eine allgemeine Übersicht und lassen mit einem Blick das zurückgelegte Feld überschauen. Bei Jünglingen wird man sich ihrer daher mit großem Nutzen bedienen können, z. B. bei der Naturgeschichte, der Weltgeschichte, um den Synchronismus, Familien verhältnisse u. s. w. anschaulich zu machen. Der Lehrer selbst wird auch sehr wohl thun, wenn er seinen Bortrag bei der Vorbereitung tabellarisch ordnet, wo cs der Gegenstand zuläßt. 15. Der Unterricht erwecke Teilnahme. Kein Unterricht frommt, der den Lehrling gleichgültig läßt. Auch das Schwierigste wird leicht und angenehm, wenn der Lehrer die Teilnahme (Interesse) an den Lehrgegenständen zu wecken und zu unterhalten versteht. Nur dadurch wird er die Aufmerk samkeit des Lehrlings festhalten, ohne welche kein Lehren gedeihen kann. Langweilig zu sein — Hal man sehr wahr gesagt — ist die ärgste Sünde des Unterrichts. So lange sich der Lehrling in dem Zu stande einer innern, auf das Lehrobjekt gerichteten Thätigkeit befindet und die natürliche fast instinktartige Wißbegier befriedigt wird; er selbst wahrnimmt, daß ihm das Bemühen, zu fassen, was man ihn gelehrt hat, gelingt; jede ihm gegebene Aufgabe den Trieb weckt, sie zu lösen, — so lange kann man jener Teilnahme gewiß sein. Durch Zwang, Un willen, Ungeduld des Lehrers wird sie vernichtet. Jeder Anstren gung der Kraft einen Lohn verheißen, ist eben so verkehrt. Nicht von Furcht, nicht von Hoffnung, von dem Gegenstände selbst und dem Gefühl der zunehmenden Kraft und Geschicktheit muß das Interesse ausgehcu. Je mehr sich dies aber in dem Lehrer selbst zeigt,