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werden; Jünglinge werden es selbst unter ihren Jahren finden, wenn man, statt sie ernsthaft zu belehren, mit ihnen spielen will, da sie sogar schon als Kinder den ernsten Lehrer mehr als den spielenden zu achten pflegen. An merk. Man hat bekanntlich vielen neuen Pädagogen den Vorwurf ge macht, daß sie das spielende Lernen beim Unterricht zu sehr auf Unkosten der Gründlichkeit begünstigten. Dies mögen einige neuere, fo wie auch einige ältere, wirklich gethan haben. Die Philanthropine begünstigten anfangs offenbar die Arbeitsscheu viel zu sehr und bildeten eben darum so wenig Men schen, die für ernstes Geschäftsleben taugten. Aber im eigentlichen Kindes alter bleibt es doch wohl die allernatürlichste Art, mehr unbemerkt, „wmguam aUuä nAsnäo," Kenntnisse beizubringen, die in jeder wissenschaftlichen Form etwas Abschreckendes haben würden; dabei Arbeit mit Erholung, Bewegung mit Stillsitzen oft abwechseln zu lassen. Dies ist von jeher die Meinung aller alten und neuen erfahrenen Schulmänner gewesen. Man vergleiche ihre Äußerungen da rüber unter andern im Nev. Werk VIII, 95 ff. 127. Gaben doch selbst die strengen Römer ihren Schulen den Namen luäus. (Imäum axsriro. I-uäi blaAistsr.) 11. Planmässige Succession und Kontinuität des Unterrichts. Jedem Unterricht muß ein wohlüberdachter Plan zum Grunde liegen. Er wird teils durch das Lehrobjekt, teils durch die Zeit, die gegeben ist, teils durch die Lehrlinge selbst bestimmt und be dangt. In jedem Falle schreite er vom Leichteren zum Schwereren, von den Grundkenntnissen zu den höheren Kenntnissen fort, damit eins aus dem anderen hervorgehe und das Spätere in dem Früheren festen Grund und Boden finde. — Zwar sind Leicht und Schwer relative Begriffe: dock lehrt die Natur der Sache wie die Erfahrung, daß I. alles Sinnliche leichter zu fassen ist, als das Abstrakte; daß alle Kenntnis vom Einzelnen anfängt und zum Allgemeinen übergeht, folglich auch im ersten Unterricht alle abstrakten Begriffe so lange vermieden werden müssen, bis sie gefaßt werden können, l) Sie lehrt ferner 2., daß alles, was innerhalb des Gesichts kreises der Kinder liegt, was mit ihren vorrätigen Jdeeen eine Ähnlichkeit hat und sich an ihre Empfindungen anschließt, weit leichter gefaßt und behalten wird, als das Gegenteil. Hierin liegt oft der einzige Grund, warum man gewisse Worte einer Sprache schwerer als andere nennt, und warum ein Buch leichter, ein anderes wieder schwerer ist. 2) Endlich ist auch 3. das leickter, was eine geringe Anzahl von Vorkenntnissen und weniger anderweitige Übung voraussetzt. Die Schwierigkeit wächst, je mehr beides notwendig ist. Anmerk. 1. Wer im Elementarunterricht mit abstrakten Begriffen, Definitionen und allgemeinen Regeln anfängt, richtet wenig ans. Man muß z. B. Kindern nicht definieren, was Tugend, was Großmut, was Edelmut sei, sondern an dem Bilde des Tugendhaften, Groß-