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ir ehemalige Deputier« her Bergpartei und zwar: Marc-Dusraiffe, Greppo, Miot, Math« und Ri« chardet zur Transportation nach Hem französischen Guyana bestimmt. Letztere sind so gut wie zum Tode verurtheilt, denn das tödtliche gelbe Fieber auf Guyana wird sie schwerlich lauge verschonen. Die Verbannten sind vor kein Gericht gestellt, von keiner Justizbehörde verurtheilt worden: da« Ermessen Louis Napoleon'S und seiner Minister ist bei den getoffenen Verfügungen allein maßge bend, e» entscheidet über da» Schicksal von 89 Männer», unter denen nicht Wenige durch Was« fenthaten, Kunst, Wissenschaft und Gewerbe sich die Achtung des französischen Volkes erworben haben. Das ist die Gerechtigkeit der französischen Republik! — Allgemein ist man erstaunt, daß General Lavaignac, sowie einige bedeutende Mit glieder der Bergpartei, wie Michel de Bourges und Peter Leroux, nicht auf der VerbanuungSltste stehen. Allein rineStheil« wird behauptet, wie man dadurch, daß man diese Männer im Lande lasse, sie als dem gegenwärtigen Systeme geneigt dar stellen und so ihren Einfluß im Volke im Voraus schwächen wolle; anderentheils wird versichert, daß die Liste der Verbannten noch lange nicht geschlossen sei, und in der Thal wird aus dem Departements gemeldet, daß unter den Huuder« ten, welche zur Deportation nach den Hafen städten. gebracht werden,Uch noch mehre ehemalige Repräsentanten befinden. Auch fällt es aus, daß die nach dem französischen Guyana (Cayenne) be stimmten Deputirten (s. oben) in dem amtlichen Erlasse nicht al- Exdeputirte bezeichnet sind, und daß allen öffentlichen Blättern untersagt ist, die frühere Eigenschaft der Verbannten als Mitglieder der Nationalversammlung zu erwähnen. In der Nacht vom 9. zum 10. Jan. wurden 500 Ge fangene, welche wegen Betheiligung am Aufstaude im Fort Jvry saßen und durch die Kriegsgerichte, welche bei geschlossenen Thüren und nach den Ac ten aburtheilten, ohne daß man die Angeklagten vorführte, zur Deportation verurtheilt worden wa ren, zwei und zwei gefesselt unter Bedeckung der mobilen Gensd'armerie, eines Bataillons Jäger von Vincennes, da» vor ihre» Augen geladen hatte, und einer Schwadron LancierS über die Boulevards von Paris nach dem Bahnhofe ge führt. Fünfzig Polizeiagenten werden diese Un glücklichen, unter denen sich auch zwei Frauen be finden sollen, nach Cayenne begleiten, wo man sie im Lande vertheilen und zu öffentlichen Arbei ten verwenden wird. Es sind Befehle crtheilt, um für die massenhaften Ankömmlinge in Cayenne Platz zu machen; da eS augenblicklich für so Biese an Platz gebricht, sollen die Unglücklichen einstweilen auf einer Insel der Antillengruppe nntergebracht werden. Auch ist für diesen Zweck die Summe von 4L72,000 Fr. angewiesen wor den. Die neuesten Nachrichten bringe» eine Menge von Gerüchten, die unglaublich erscheinen, deren Bestätigung aber unter den gegenwärtigen Um ständen immerhin möglich wird. Nach diesen Gerüchte» würde die Zahl der au» den Departe ments zu Deportirenden eine außerordentlich hohe sein. Auch wird versichert, daß man über hun- dext Zeitungsschreibern die Reise nach Cayenne zugedacht habe. Unter diesen Umständen ist eS erklärlich, das Viele flüchtigen Fußes ihrem Va terland« den Rücken kehren. Der Eindruck, den diese Maßregeln im Publi kum hervorgebracht hat, ist ein gewaltiger, und man scheint selbst im Elisve darüber betroffen zu sein. Die öffentlichen Blätter mußten am ersten Tage die Regierungöhandlung, wie alle anderen, gebührend lobe»; heute lassen sie davon ab und fangen an, dieselbe zu entschuldige». I» den SalonS, wie in der Arbeiterstube, bei der Han delswelt wie bei dem Militär ist nur eine Stimme der Mißstimmung über die Verbannuugsdecrete deren Wirkungen in Tausende von Familien, die mit den Verbannten verwandt, oder befreundet sind, getragen werden. Die Deportation nennt man „die trockene Guillotine// und der Umstand daß man Männer, di« eine hervorragende politische Stellung eingenommen, ohne Urtel und Recht in eine Kategorie mit gemeinen Verbrechern wirft, hat in allen Klassen der Gesellschaft böses Blut gemacht. Diese Stimmung aber wird noch durch den Umstand vermehrt, baß die Umgebung de« Elysee bei Verhängung jener Maßregel persön lichen Antipathien gefolgt sein soll. So wird z. B. der Exdeputirte Martin (du Löiret), ein rei cher Banquier aus Orleans, unter Denjenigen, welche zur Deportation nach Havre gebracht wor den, genannt, ohne daß man weiß, durch welche» Vergehen dieser Mann eine solche außerordentlich barte Strafe verwirkt hat. Die Verhaftungen dauern übrigens ununterbrochen fort, und nachdem einmal, dieser Weg der außerordentlichen Gewalt betreten ist, kann und wird die Regierung nicht auf halbem Wege stehen bleiben. Sie wird von einer Gewaltmaßregel zur anderen fortgeriffen werden. Wohin dies aber führen soll, weiß Gott. Unter den neuesten Regierungshandlungen find noch folgende besonders Hervorzuhebe». Der Prä sident hat durch die Ueberlaffung von Eisenbahn unternehmungen an die Bankiers die leeren Staats kassen zu füllen gesucht; für den Augenblick mag die» genügen, allein man berechnet, daß durch die sen Handel dem Nationalvermögen sehr beträcht liche Summen entzogen werden. — Durch «in Decrct vom 12. Jan. sind die Natioualgarden des ganzen Lande» aufgehoben worden; di« Re gierung behält sich zwar deren teilweise Reorga nisation vor, allein man glaubt, daß cs bei der gänzliche» Unterdrückung dieses Instituts fein Be wenden haben «erde. — Ferner hat die Regier ung verfügt, daß die drei Worte: „Freiheit, Gleich»