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Nr. 10. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 24. Januar 1911. Seite 2. Gffäng?^ Ansprachen, Vorträge und musikalische Unter- yaltungen, welche in vortrefflicher Weise von den Losch- witzer Turnern zu Gehör gebracht wurden, wurden sämt liche Anwesenden in eine fröhliche Stimmung versetzt. Nur zu früh nahte die Abschiedsstunde, denn schon »^lO UHr verließen die wackeren Wandersleute unsere Stadr wieder. Noch lange wird den lieben Turnbrüdern das fröhliche Beisammensein in der Mitte der hiesigen Turner in Er innerung bleiben. Möchte auch ein gleicher Sinn unsere Turner leiten, derartige Wanderungen zu unternehmen, um in Gottes freier Natur die gesunde und frische Luft genießen zu können. Hoffentlich findet dir vom hiesigen Turnverein für nächsten Sonntag geplante Fußpartie nach Radeberg (Abgang punkt 2 Uhr vom Herrnhaus) ebenfalls recht zahlreiche Beteiligung und mögen auch an diesem Tage die Stunden in einer so frohen Stimmung vergehen. Gut Heil! Pulsnitz. (Maskenball im SchützenhauS.) Wie im Inseratenteil ersichtlich, veranstaltet Herr Ploner am 1. Februar ein großes MaSkenfest. Nach den uns zugegangenen Mitteilungen wird die Veranstaltung „Ein Ros enfest im Orient" in allen ihren Teilen an Groß- artigkeit nichts zu wünschen übrig lasten. Die künstlerisch ausgeführte Dekoration in rein orientalischem Style mit Landschaften von Kairo dürften schon ein ganz besonde rer Anziehungspunkt sein, da eine derartige eigenartig schöne Dekoration hier noch nicht geboten worden ist. — Montag, den 30. Januar 1911, vorm. r/zl2 Uhr findet öffentlicher Bezirkstag statt. Die Tages ordnung hängt in der Amtshauptmannschaft Kamenz aus. — Ein denkwürdiger Tag war in doppelter Hinsicht der gestrige, denn gestern vor 40 Jahren am 23. Januar 1871 erließ Kaiser Wilhelm I seine erste Verfügung als Oberhaupt des deutschen Volkes. Die selbe betraf die Wahlen zum ersten deutschen Reichstage, die auf den 3. März an gesetzt wurden. Und gestern vor 40 Jahren geriet die einzige deutsche Fahne in den Be sitz des Feindes, die Fahne des 2. Bataillons des 8. pom- merschen Infanterieregimentes No 61. Es geschah dies beim Kampfe um den Besitz von Schloß und Dorf Pouilly in der Nähe von Dijon. Am 23. Januar war General von Kettler bis nahe an Dijon vorgedrungen. Dfi Franzosen setzten sich energisch zur Wehr, denn noch dis ganze feindliche Macht hielt Dijon. Bis in die Dunkelheit hinein wurde gekämpft. Besonders die 61er kämpften einen Heldenkampf. Als der Ordre gemäß in die bisherige Position zurückgekehrt war, da stellte sich heraus, daß die Fahne des 2. Bataillons der 81er nicht zurückgekehrt war. Sofort meldeten sich zahlreiche Frei willige, um sie wieder zu erlangen. Trotz eines furcht baren Feuers des Feindes drangen die Freiwilligen vor, aber ihr Heldenmut war nicht von Erfolg. Sie blieben alle mit Ausnahme eines einzigen auf dem Felde der Ehre, ohne die Fahne wieder erlangt zu haben. Am nächsten Tage wurde die Fahne vom Feinde gefunden und zwar zerschossen, in einer Blutlache liegend, von Leichen bedeckt, ein Zeichen, daß sie nicht unrühmlich ver- loren ging, daß sie vielmehr verteidigt worden war bis zum letzten Atemzuge. — (Ungültig gewordene Frachtbrieffor mulare.) Die Frist für den Aufbrauch der veralteten, in der Eisenbahnverkehrsordnung vom 26. Oktober 1899 vorgesehenen Frachtbriefmuster ist abgelaufen. Es dür- sen nunmehr nur die neuen seit dem 1. April 1909 ein- gesührten Frachtbriefformulare zur Verwendung gelan- gen. Diese .neuen Formulare können von dem Verlage des Pulsnitzer Wochenblattes bezogen werden. — (P olizeibericht.) Dem „DreSdn. Anz " ent nehmen wir: Der Fabrikarbeiter Emil Seifert aus Weißig und die Arbeiterin Lina gesch. Kaiser geb. Wappler aus Pulsnitz hatten im Jahre 1910 in Dresden qemeinschaft- schaftlich eine Anzahl Leute dadurch betrogen, daß sie glaubhaft zu machen wußten, sie hätten eine große Erb schaft zu erwarten. Als der Schwindel an den Tag kam, verschwanden sie am 3. Oktober nach Böhmen, wo sie den Betrug in gleicher Weise sortsetzten. Nunmehr ist es ge lungen, das Schwindlerpaar in Königstein sestzunehmen. Lichtenberg, 23. Januar. (Einführung.) Der bisherige 2. ständige Lehrer Herr Walther Weiß ist heute unter angemessener Feierlichkeit in das Amt des Kirch- schullehrerS eingesührt worden. Lichtenberg Als Standesbeamter für den StandesamtSbezirk Lichtenberg ist Herr Mühlenbesitzer Ernst Bernhard Leipold in Lichtenberg in Pflicht ge nommen worden. Ohorn. (Oefsentlicher U n t e r h a l t u n g S- abend.) Der Königlich Sächsische Milttärverein zu Ohorn veranstaltet am 29. Januar im Gasthof zur König Albert-Eiche dortselbst einen Unterhaltungsabend und wird das vaterländische Schauspiel „Die Lützow er" aufgeführt. Der Verein hat sich mit diesem Stück eine große Aufgabe gestellt, denn gerade dieses Stück stellt große Anforderungen, doch da die Leitung in bewährten Händen liegt, wird es dem Verein vollauf gelingen, seiner Aufgabe gerecht zu werden. Es wird uns in diesem Stück ein Bild vor Augen geführt, wie die Franzosen vor 100 Jahren in unserem Deutschland walteten und wie sich unter glühender Freiheitsliebe die Lützower bil deten, um Deutschland von dem französischen Joch zu befreien, und wie es selbst unter den Bürgern an zu gähren anfing und es endlich zum Ausbruch kam. Es werden uns ergreifende Bilder vor Augen geführt. Doch auch für den nötigen Humor ist Sorge getragen und wird außer genanntem Stück noch das Volksstück „Irrungen" vorgeführt. Auch mit diesem Stück hat der Verein einen guten Griff getan und werden die Lach- muskeln tüchtig in Anspruch genommen werden. Alles in allem hat der Verein keine Mühe gescheut, seinen Be suchern einen genußreichen Abend zu bieten. Ein guter Erfolg wäre einer solchen Mühe wohl zu gönnen und wird jeder Besucher zufriedengestellt den Saal verlassen. Bischheim. (Unfall) Am Sonnabend Nachmittag verunglückte in einem der Zohn'schen Steinbrüche ein Ar beiter dadurch, daß ihm beim Aufladen von einer Trans- portlowry ein Glied des linken Mittelfingers abgequetscht wurde. Kamenz. Nach einer Mitteilung des Landstallamtes zu Moritzburg wird im Zahre (9(( die Besetzung der hiesigen Beschälstation mit den Beschälern Konsul, Falstaff und Geier (letzterer ein edlerer Halbbluthengst, welcher besonders zur Zucht eines Militärzugpferdes geeignet ist) erfolgen. Die selben treffen am (6. Februar auf der Station «in und gehen am 30. Zuni wieder von derselben ab. Bautzen. (Zulassung von Mädchen zur Oberrealschule.) Die Stadtverordneten sind in ihrer Sitzung am Donnerstag einem RatSbeschluß beigetreten, wonach ab 1. April d. I. die Zulassung von Mädchen zur Oberrealschulr erfolgen kann. Dresden. Das Dresdener Stadtverordnetenkollegium hat in seiner letzten Sitzung einen Beschluß gefaßt, der Dresdens Rus als eine der schönsten Städte Europas noch mehr befestigen wird: „Das berühmte Dresdener „Italienische Dörfchen", das dem Brückenneubau weichen mußte, soll wiedererstehen. Es handelt sich bei dem Wiederaufbau des „Italienischen Dörfchens" um den Abschluß eines der schönsten Plätze von ganz Europa, eines Platzes, an dem Chtaveris Kirche, die man gerade zu als eine Symphonie vom Himmel bezeichnen muß, steht und der Sempers Meisterwerk, das Museum und seinen Theaterbau, aufweist. Aber mit schweren Opfern muß Dresden diese Verschönerung erkaufen. Nach der vom Stadtverordnetenkollegium genehmigten Planung für die Umgestaltung des Theaterplatzes in der Längen- Entwicklung von der neuen Friedrich August-Brücke bis zum Hotel Bellevue find im ganzen 1648610 M erfor derlich, rind diese enorme Summe haben die Stadtver ordneten anstandslos bewilligt, wenngleich von verschie- denen Seiten betont wurde, daß die geplanten Neubauten viel zu teuer seien. Die Einfachheit der Neubauten stehe in starkem Widerspruch zu den Kosten. Von den 10000 Kubikmetern zu umbauenden Raumes entfallen 3345 Kubikmeter auf den Unterbau, also die Keller, und 6668 Kubikmeter auf den Oberbau. Die Kosten find auf 621 623 M für das „Italienische Dörfchen" veranschlagt, und davon entfallen 555 914 M aus die Gebäude. Da nach ergibt sich für das Kubikmeter umbauten Raumes ein Einheitssatz von 55 M, ein Preis, der bisher noch nicht vorgekommen ist. Man rechnet in Dresden für monumentale städtische Wohngebäude 28 bis 40 M um bauten Raumes für das Kubikmeter. Beim neuen Rat haus, bet dem man weder in Bezug auf äußere, noch in Bezug auf innere Ausstattung gekargt hat, stellt sich der Einheitspreis auf 30 Mark. Aber trotz dieser Bedenken haben die Stadtverordneten das vom Stadtbaurat Erl- wein entworfene Projekt nebst den erforderlichen Kosten genehmigt. 8. Dresden. (Aerzteund Feuerbestattung) Die sächsischen Aerztekammern und ärztlichen BezirkSver- eine im Königreich Sachsen beschäftigen sich seit einiger Zeit eingehend mit der in Sachsen zugelassenen Feuerbe stattung und unterziehen einen vom ärztlichen Bezirks verein Zwickau den Aerztekammern zugesandten Antrag zur Beratung. Der Antrag lautet: a) Einführung der obligatorischen Leichenschau, b) Gleichstellung der Feuer bestattung mit der Erdbestattung, c) Gleichstellung der allgemeinen ärztlichen Zeugnisse mit den Zeugnissen der beamteten Aerzte. — Paragraph 6 des Gesetzes über die Feuerbestattung im Königreich Sachsen bestimmt, daß zur Einäscherung einer Leiche ein Zeugnis des behandelnden Arztes und das eines beamteten Arztes (Bezirksarztes) sowie ferner Z 7, daß, wenn kein behandelnder Arzt vor handen gewesen ist, Zeugnisse von zwei beamteten Aerzten betgebracht werden müssen. Nach Ansicht der sächsischen Aerzteschast führen diese Bestimmungen zu großen Härten, besonders in Städten, die nur einen beamteten Arzt ha ben. Da muß ein auswärts 25, 50 und mehr Kilometer entfernter Bezirksarzt herbeigeholt werden. Das wird auch verlangt bei Leichen, die aus Ländern kommen, die obligatorische Leichenschau haben, oder bei Leichen von Selbstmördern, die bereits vom Staatsanwalt zur Be stattung freigegeben sind, bei denen also die Todesursache zweifelsfrei feststeht. — Aus diesen Erwägungen heraus hat nun die Aerztekammer Bautzen in ihrer letzten Sitzung dem Anträge des Bezirksvereins Zittau gemäß beschlossen: 1., die Einführung der obligatorischen Leichenschau zu empfehlen, oder 2., die Zeugnisse zweier praktischer Aerzte als genügend gelten zu lassen, oder endlich 3., wenigstens den Begriff „beamteter Arzt" so auszulegen, daß auch Gerichtsassistentenärzte, Polizeiärzte, Oberärzte von Kran kenhäusern u. a. zur gültigen Ausstellung der Zeugnisse befugt sind. Dresden. Lin entsetzlicher Unfall ereignete sich auf der steilabfallenden Rodelbahn in Vorstadt plaueu, auf der eine junge Beamtensfrau in höchster Geschwindigkeit hinabfuhr und unten derart an einen Pfahl anprallte, daß der Schlitten zerschellte und die Frau tatsächlich vom Unter leib bis zur Brust aufgerissen wurde. Augenblicklich bildete sich eine breite Blutlache. Die Frau starb, als man sie auf- heben wollte. Insgesamt sind in den wenigen kalten Tagen auf Rodelbahnen hier und in der weiteren Umgebung gegen (00 Personen mehr oder weniger schwer verunglückt. Dresden, 23. Zanuar. (Einsturz einer Grube.) Gestern stürzte der sogenannte Bergluftschaft (Steinkohlen- schacht) im plauenschen Grunde bei Dresden mit erdbeben artigem Getöse in sich zusammen. Die Bewohner in der Nähe eilten aus ihren Häusern und sahen mächtige Rauch wolken sich zum Himmel erheben. Die entstandene Oeffnung wurde einer Messung unterzogen und ergab eine Tiefe von (30 Metern bei 54 Metern lvasserstand. Menschen sind nicht zu Schaden gekommen. LagssgescdiÄZts. Deutsches Reich. Berlin, 21. Januar. (Deutsch lands Haltung bezüglichVlissingen.) Zu der Meldung, daß die ablehnende Haltung Deutschlands an einem internationalen Schiedsgericht teilzunehmen, das sich mit der Frage der Vlissinger Befestigungen beschäf tigen soll, in Frankreich Verstimmung hervorgerufen hat, erfährt das Hirsch'sche Telegraphen-Bureau, daß an amt licher Stelle eine solche Aufforderung bisher überhaupt nicht eingetroffen ist, so daß die deutsche Regierung gar keine Gelegenheit hatte, zu dieser Frage Stellung zu nehmen. Berlin 23. Januar. Das KrönungS-und Or densfest wurde gestern in gewohnter Weise im König!. Schloß gefeiert. Gegen 11»/s Uhr crschi nen der Kaiser und die Kaiserin, begrüßten die anwesenden Fürstlichket- ten und begaben sich dann in feierlichem Zug nach dem Rittersaal, wobei der Kaiser die Kaiserin führte. Im Rittersaal waren bereits die Ritter des SchwarzenMdler- ordenS und die aktiven Staatsminister versammelt. — Bei der folgenden Tafel erhob sich der Kaiser und trank auf daS Wohl der neuernannten und der vorigen Ritter. Nach der Tafel hielten die Majestäten Cercle und be ehrten viele der Neuausgezeichneten mit Ansprachen. Berlin, 21. Januar. (Deutschlands Beteili gung an der Weltausstellung inNew-Orle- ans.) Wie das Hirsch'sche Telegraphen-Bureau erfährt, würde man hier in maßgebenden Kreisen eine Beteiligung der deutschen Industrie an der Weltausstellung in New- OrleanS nur ungern sehen. Selbst wenn von Seiten des Reiches eine namhafte Unterstützung zugesagt wer- den sollte, würde doch für jeden einzelnen Aussteller ein so erheblicher Kostenaufwand erwachsen, daß dieser in keinem Verhältnis zu dem eventuellen Nutzen stehen würde. Man bringt d mnach im Ausstellungsprojekt hier nur wenig Sympathie entgegm. Berlin, 23. Januar. (Prof. Ehrlich beimKai- ser.) Professor Ehrlich hielt heute mittag dem Kaiser einen Vortrag über „Hata 606". Hierauf wurde der Forscher zur Frühstückstafel geladen. — (DiePrivatbeamten-Versicherung und die Reichstagsparteien.) Im allgemeinen hat, so schreibt der „NeichSbote", der Entwurf enttäuscht und man fürchtet, daß den Wünschen der Angestellten mit diesem Gesetze nicht genügend entgegengekommen wird. Zunächst wird die unklare Fassung des Z 1 getadelt, aus dem nicht klar hervorgehe, welche Angestellten unter das Gesetz fallen. Ferner sind die Beitragsleistungen für die Minderbemittelten viel zu hoch bemessen und die Renten erreichen nicht diejenige Höhe, auf die man in den Krei sen der Angestellten gerechnet hatte, im Durchschnitt be- tragen sie nur 30 Prozent des DurchschnittSgehalteS, dazu kommt, daß die Altersgrenze mit 65 Jahren zu hoch gegriffen ist. Nimmt man an, daß ein Angestellter mit 1 50V Mk. Gehalt seine Laufbahn beginnt und all mählich ein Höchstgehalt von 3 600 Mk. erreicht, so zahlt er in den ersten Jahren pro Jahr 57 Mk, später bet Gehaltssteigerungen 70 bis 80 Mk., in älteren Semestern 100 bis 120 Mk. Durchschnittlich wird er in 40 Jahren 3 500 Mk. gezahlt haben, die gleiche Summe seine Chefs. Hierfür erhält er eine Rente von rund 900 bis 1000 Mk. pro Jahr nach Erreichung des 65. Lebensjahres, das selten nur noch erreicht wird. Seine Witwe wird selten mehr als 600 Mk. pro Jahr erhalten können, meistens bedeutend weniger. Die Beiträge sind für viele zu be lastend, die Renten dafür zu klein. Bedenken erregt auch die hohe Belastung der Arbeitgeber, die 50 Prozent zu- steuern müssen. — Die Abgrenzung von Fabrik und Handwerk, die für kleinere Betriebe so wichtig ist, wird ihrer Lösung durch die Bemühungen des Zentral verbandes deutscher Industrieller näher gebracht. Der Zentralverband hat durch eine Umfrage sich die Wünsche seiner Mitglieder mitteilen lassen. Das Ergebnis der Umfrage soll als Unterlage für eine spätere Konferenz dienen, die den beteiligten Jnteressentengruppen die Mög lichkeit geben soll, ihre Meinungen an amtlicher Stelle vorzutragen. — Ueber die Stellung der Sozialdemo kratie zurKolonial-Politik spricht der revisionis tische Sozialdemokrat G. Hildebrand im Januarheft 1911 der „Kolonialen Rundschau" (Verlag von Dietrich Reimer (Ernst Vohsenj in Berlin). Er lehnt die orthodoxe marxis tische Lehre, nach der die Kolonien nichts als ein neues Mittel zur Stärkung des Kapitalismus und zur Nieder haltung des Proletariats sind, grundsätzlich ab und for dert eine Teilnahme der Sozialdemokratie an den kolo- nialen Bestrebungen, weil diese durch Schaffung von Rohstoffen für die Industrie auch das Interesse des Ar beiters beanspruchen müssen. Kiel, 23. Januar. (Die Ursache des Unter seeboot u n g l ü ckS.) Die Katastrophe des Untersee- bootes „O 3" ist, wie gleich nach dem Unfall schon ver- mutet wurde, tatsächlich durch den Ventilationsschieber am Hinteren Mast verursacht worden. Wie die Besich tigung des eLngedockten Unglücksschiffes ergab, ist der Schieber nicht ganz geschlossen gewesen. Ein Bedienungs fehler liegt aber nicht vor. Hannover, 23. Januar. (Studenten streik an derTierärztlichen Hochschule.) Zum Studenten streik an der Tierärztlichen Hochschule ist mitzuteilen, daß der Direktor Geheimrat Dammann in seiner Audienz beim Landwirtschaftsminister keine Zugeständnisse erhal ten hat. Die Studentenschaft hat daraufhin beschlossen, ihrerseits nochmals beim Landwirtschaftsminister vor stellig zu werden. Zwei Mitglieder des studentischen Ausschusses sind heute nach Berlin gereift, um heute eine Audienz beim Minister nachzusuchen und den hannover schen Landtagsabgeordneten vr. Arning und Fink die Bitte auszusprechen, ihre Forderung beim Landtage zu unterstützen. Ebenso soll die Vermittlung der Stadtver waltung in Anspruch genommen werden.