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Januar zu erwarten und wird sich unter denselben bestimmt der Kaiser von Oesterreich und der König von Bayern befinden. — Ein kaiserlicher Erlaß vom 23. v. MtS. genehmigt neue Helme für Infanterie, Artillerie und Pioniere, Mantelkragen mit Capotte für sämmtliche Truppentheile, Tuchhosen, und eS sollen diese neuen BekleidungS- und Ausrüstungsstücke bei künftigen Neube schaffungen zu Grunde gelegt werden. Zugleich ist bestimmt worden, daß die bisherigen Capotten, so wie die Ohrenklappen, welche nach Einführung des neuen Mantelkragens entbehrlich werden, in Weg fall kommen. — Das Eisenbahnbataillon ist setzt gebildet und besteht aus vier gleichartigen Compagnien, so daß man von einer Unterscheidung der letzteren, wie diese bei den Pionieren üblich, «^gekommen ist. Dem Eisenbahnbataillon liegt der Bau und Betrieb von Eisen bahnen ob, zu welchem Zwecke die Uebungen nach dieser Seite hin »-'^.werden. Wahrscheinlich ist deshalb auch die Erwerbung einer eigene» -^strecke. Köln, 26. Dec. Heute saue, „ine Arbeiter-Versammlung statt, in welcher das Streben des Herrn F Menve in V-rbindung mit der Gräfin Hatzfeld, die hiesigen Socialdemokraten zum Eintritt in den allgemeinen deutschen (den Schweizer'schen) Arbeiter-Berein, resp. zur Gründung eines neuen Vereins zu gewinnen, entschieden abgewiesen wurde. Die Ausdrücke, welche gegen die beiden ge nannten Personen fielen, waren wenig schmeichelhaft. Dir Pariser Commune wurde in Schutz genommen, und ein Redner erklärte unter großem Beifall, die anwesenden Socialdemokraten ständen auf demselben Standpunkte, wie die Commune; jedoch reservirte er sich, indem er ausführte, man wolle nur mit dem Petroleum des Geistes arbeiten, um den Arbeitern den Weg zu erleuchten. Aus dem Elsatz, 25. December. Mehr noch als die Turcos und Zuaven im Kriege zeigen sich jetzt unsere Damen als die Schreck lichsten der Schrecken gegen Deutschland. Während der männliche Theil der Bevölkerung sich nach und nach der eisernen Nothwendig keit des Nachgebens zu fügen beginnt, manche derselben sich die ge botenen Vortheile sogar schon zu Nutze machen, beharrt das schöne Geschlecht, insbesondere die Gebildeteren derselben mit einer an Hals starrigkeit grenzenden Zähigkeit darauf, Französinnen zu bleiben. Wir haben zwar keine Gelegenheit, den verschiedenen Thee- und anderen Gesellschaften derselben anzuwohnen, aber aus dem, was aus denselben verlautet, läßt sich auf die dort gepflogene Unter haltung schließen. Bei der nächsten Necrutenaushebung wird mancher i Jüngling fehlen, den nicht sein eigen Herz, sondern den die Dame , seines Herzens in die Fremde getrieben. Konnte er denn den Vor stellungen seiner Anacbeteten widerstehen, die ihm mit ihrer Ungnade drohte, wenn er seinem Vaterlande, d. h. Frankreich, nicht treu ' bliebe? In keinem einzigen Gesellschafts-Kreise von Deutschen er- ! scheint eine sogenannte französische Dame; wollten vielleicht einige l von ihnen eine Ausnahme hiervon machen, so wäre chnen dies gänzlich , unmöglich; denn sie würden von ihren eigenen Kreisen ausgestoßen fortan ohne Gnade. Stuttgart, 28. December. In Bezug auf die von verschie denen Blättern gebrachte Mittheilung, die württembergische Regie rung beabsichtige einen Geschäftsträger in Paris zu ernennen, ver- - weist der „Schwäbische Mercur" auf das von der Regierung vor gelegte Budget, in welchem dieser GesandlschaftSposten gestrichen - worden sei. Das genannte Blatt fügt hinzu, daß eine Aenderung feiten der Stände in dieser Beziehung nicht zu besorgen sei. Wien, 28. December. Die gestern gehaltene Thronrede wurde sehr oft durch lebhaft Beifallsrufe unterbrochen, insbesondere bei der Stelle, „daß die östreichischen Völker, des staatsrechtlichen Haders »müde, nach Frieden und Ordnung verlangen." Der Kaiser hatte ' die Thronrede persönlich verlesen, obwohl er seit gestern von einer ziemlich heftigen Heiserkeit befallen ist. — Die polnische Nationalpartei in Galizien hat beschlossen, i zur Erinnerung an das Unglücksjahr 1772 (erste Theilunz Polens) zwar keine allgemeine Natwnaltrauer zu veranstalten, aber darauf , zu achten, daß alle Patrioten sich der CarnevalS-Vergnügungen iu . den nächsten Monaten enthalten. Linz, 27. December. Ein Priester des Carmeliterklosters ill . Linz verübte an einem jungen Mädchen bei der Generalbeichte eia Verbrechen gegen die Sittlichkeit. Die Mutter des unglückliche» Mädchens, welches wahnsinnig geworden, veröffentlicht in der „Ta gespost" den scandalösen Vorfall als Warnung für Eltern. i Innsbruck, 27. Dec. Die Marianische JesuitencongregatioU am hiesigen Gymnasium wurde aufgehoben; darob großes Zeterge- ' schrei der Ultramontanen. Die „Tiroler Stimmen" stellen deswegen Petitionen in Aussicht. Paris, 29. Dec. Der „Patrie" zufolge beabsichtigen mehrere Mitglieder der Rechten und d:S rechten Centrums einen Antrag Tagesgeschichte. Berlin. Der Reichskanzler hat dem Bundesrath einen Gesetz entwurf vorgelegt, nach welchem in dem Gebiete von Elsaß-Loth- ringen außerdeutsches Papiergeld, ohne Beschränkung des Münz fußes und des Betrages der einzelnen Stücke, nicht in Zahlung genommen werden darf; außerdeutsche Banknoten oder auf den In haber lautende Papiere von Gesellschaften oder Privaten werden dem außerdeutschen Papiergelde gleichgestellt. Zulässig sind nur die Noten der französischen Bank in Höhe von 50 Frcs. und mehr. Damit werden also die von der französischen Bank ausgegebencn kleineren Scheine sowie die an deren Stelle in Frankreich cursiren- den Noten der neuen Societs generale in Paris von dem Verkehr im Reichslande ausgeschlossen und der Ueberfluthung dieser Gebiete mit kleinem Papiergeld ein weiterer Damm entgegengesetzt. Der erste Schritt war die Aufhebung des Zwangscurscs der französischen Banknoten. Man glaubt, daß das Plenum des Bundcsraths sich bereits in den nächsten Tagen mit diesem dringlichen Gesetzentwürfe beschäftigen werde. — Für die ersten Ausgaben der zu gründenden Straßburger Universität ist, wie der „Niederrh. Curier" hört, die Summe von 200,000 Thalern bewilligt. — In den Zeitungen wurde kürzlich mitgetheilt, daß in dem nächsten Jahre am diesseitigen Hofe hohe fürstliche Personen als Gäste erwartet würden, und es wurden hierbei neben einer Anzahl fürstlicher Personen aus den Mittelstaaten auch der Kaiser von Oesterreich und der König von Bayern erwähnt. Wie der „D. R.-C." jetzt von sonst gut unterrichteter Seite mitgetheilt wird, steht das Eintreffen dieser hohen Gäste mit Ende deS Monats Ursache, Jemand zu bedrohen, noch Jemands Feindschaft zu fürchten. - Nachdem eS sich den gebührenden Platz unter den nationalen Staaten im letzten Kampfe errungen hat, kehrt eS zu seiner friedlichen Natur zurück. Ruhig kann es die Wuthausbrüche des Franzosen thums mit ansehen, welches von jeher in der Welt Lärm zu machen liebte, und jetzt nichts Bessere« weiß, als sich ungeberdig über die gerechte Züchtigung durch das von ihm angefallene Volk zu zeigen. ES wird toben, bi« eS erschöpft einem neuen oder alten Abenteurer fallt. Aber Deutschland braucht nicht wie sonst vor dem ist dem -i»r «„such, b-id-r Reich. s°r,M Grimd M DaS alte, unleidlich gewordene Compagniegeschäft, wurde auf gelöst und jeder Theil arbeitet nun für sich und steht sich dabei besser. Ebenso lebt Deutschland mit dem anderen mächtigen Nachbar, mit Rußland, in freundschaftlichen Verhältnissen, deren Werth nickt in der zufälligen Verwandtschaft und Zuneigung der beiden Mo narchen liegt, sondern in der Macht der wirklichen Dinge. Zwi schen Deutschland und Rußland bestehen keinerlei Streitpunkte, weder neue, noch verschleppte, auch giebt es keine ernstlichen Gründe, . diese beiden Staaten, von denen jeder seine eigene Machtsphäre hat, in Feindseligkeiten mit einander zu verwickeln. Jeder verfolgt sein eigenes Ziel und schwerlich dürfte es sich ereignen, daß beide einmal ein gemeinschaftliches hätten. Freilich, fehlt es nicht an Menschen, welche an einen Krieg mit Rußland in den nächsten Jahren glauben und auch gern davon sprechen. Sind es nicht unwissende Schwätzer, so spricht aus ihnen ein verdächtiger Patriotismus, ein böses Gelüst, welches leider wie eine geistige Pest als Folge siegreicher Kriege sich auszubreiten liebt. Der phantastische Grund dieser Menschen für ihren wohlfeilen, aber schädlichen Glauben, verdeckt denselben Wahnsinn, mit dem Deutschland eben Abrechnung in Frankreich gehalten. Vor solchen Leuten muß man warnen; vor diesem Geist möge uns der Himmel bewahren. Das ist jetzt daS Einzige, was wir unS wünschen müssen, nicht in den Chauvinismus und den kriegsuchenden Bramar- baston zu verfallen und die Affen dieses abgefertigten Franzosen thums zu werden. Wer frei und einsichtsvoll, ohne Schwarzseherei, ohne Raufsucht, im Stolz auf das Errungene und von der Höhe deutschen Geistes den Aufgang des neuen Jahres begrüßt, der kann ihm nur ein frohes Willkommen, ein freudiges „Glückauf!" zu rufen.