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Lior — Heber des Lebev-gang de- neues sächsisches Eulta-miMer- v. Gerber stades wir im „Lirchlichen Gemeisdeblatt" folgende Notizen: Gerber ist am 11. April 1823 zu Ebeleben im Fürsten thum Schwarzburg - Sondershausen geboren. 'S-ine Schulbildung empfing er aus dem Gymnasium in SonderShauien. Sein Vater war längere Zeit Director dieser Anstalt und hat sich durch kleinere Abhandlungen um die Erklärungen der Dichtungen des HoratiuS Verdienste erworben. Im Frühjahre 1840 b zog Gerber die Uni versität Leipzig, um sich zuerst den philologischen Studien ,u widmen; doch bald wandte er sich der Jurisprudenz zu. Hänel, Puchta und Albrecht waren in dieser Wissenschaft vorzugsweise seine Führer. Mau kann in den Schriften Gerber'S den Einfluß Puchta'S und Albrecht'- nicht verkennen. Michaelis 1841 bezog er die Universität Heidelberg, wo er mit besonderm Interesse den berühmten Pandek tisten v. Baugerow und Mittermaier hörte. Nachdem er am 2. Februar 1843 die juristische Doctorwürde erhalten hatte, kehrte er nach Sondershausen zurück, um auck die praktische Seite der Rechtswissenschaft kennen zu lernen Ostern 1844 fiedelte er nach Jena über und habilitirte sich als Privatdocent. Er las über deutsches Privat- und Lehnrecht, über deutsche Staats- unv Rechts geschichte, über Encyklopädie der Rechtswissenschaften rc. Schon im August 1846 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt. Im Januar 1846 erhielt er einen Ruf als Professor an die Uni versität Königsberg, den er ablehnte. Er lenkte damals durch eine kleine geistvolle Schrift: „Das wissenschaftliche Princip des deutschen Privatrechts" (Jena 1846), die Aufmerksamkeit der Juristen auf sich. Schon 1847 giug er als Nachfolger Laspehre's nach Erlangen, um die Professur des deutschen Rechtes zu übernehmen. Im Jahre 1849 an Thöl's Stelle nach Rostock berufen, zog er es vor, in Erlangen zu bleiben; doch sckcn im Sommer 1851 warben wieder zwei Hochschulen, Gießen und Tübingen, um den anerkannten Gelehrten. Gerber ging nach Tübingen, wo er 1855 zum Kanzler der Universität ernannt wurde. Von Tübingen wurde er dann wieder an die Universität Jena berufen, die er jedoch bald darauf mit der Leipziger Hochschule vertauschte, an Welcker er sein Wissen uud seine seltene Docentengabe in viel umfassenderer Weise ver- wertben konnte. Sein „System des deutschen Privatreckts" ist in sehr vielen Auflagen verbreitet, ein vortreffliches Hilfsmittel für das Studium des deutschen Rechtes geworden. Auck die anderen Schriften Gerber'S haben verdiente Anerkennung gefunden. —4t. Cbemnitz, 6. Nov. Noch immer bildet hier, wie leicht erklärlich, der Strike der hiesigen Maschinenbauer das Tagesge spräch. Bezüglich deS StrikeS ist eine Aenderung nur insofern ein getreten, als einige Fabrikanten erklärt haben, alle Arbeiter, die nicht ungesäumt die Arbeit wieder aufnehmen, als abgegangen zu betrachten. Diese Maßnahme hat viele Arbeiter veranlaßt, zu ihrer Arbeit zurückzukehren. Trotzdem ist die Zahl der Arbeitenden eine nur geringe zu nennen, denn dieselbe verhält sich zu der der Striken- den ungefähr wie 1 zu 10. Welches Ende der Strike noch nehmen wird, läßt sich zur Zeit noch nicht absehen, da einestheilS die Ar beiter auf ihren gestellten Forderungen, anderentheilS aber auch die Fabrikanten auf ihren gefaßten Beschlüssen beharren. Die bis jetzt eingetroffenen Unterstützungsgelder für die sinkenden Arbeiter be tragen gegenüber der großen Zahl von der Unterstützung Bedürftigen eine kaum nennenSwerthe Summe. Das Central-Comite quittirt in Nummer 229 der „Chemnitzer freien Presse" über den Eingang von 355 Thaler 17 Rgr. 6 Pf. — Mit einem am vergangenen Freitage stattgefundenen Festmahle, welches die Stadt Chemnitz dem Offiziercorps des 106. Regiments in den zu diesem Zwecke über lassenen Localitäten der Gesellschaft „Eintracht" gab, zu dem auch die Bürger und Einwohnerschaft unserer Stadt zur Betheiliguug eingeladen waren, erreichten die Festlichkeiten ihren Abschluß, welche die hiesige Stadtgemeinde der wieder eingezogenen Garnison zu Ehren veranstaltet hatte. Bei diesem Feste, an dem sich erfreulicher weise eine große Anzahl der hiesigen Bürgerschaft betheiligte, herrschte von Anfang bis zu Ende der ungezwungenste Ton und allgemeiner Frohsinn und eS war dasselbe so recht geeignet, das gute Einver nehmen, in welchem die hiesige Einwohnerschaft mit der Garnison früher lebte, auch für die Zukunft zu sichern. — Dom herrlichsten Wetter begünstigt, hat mit dem heutigen Tage der diesjährige Herbstmarkt begonnen. ES steht zu befürchten, daß die zu dem selben hier eingetroffenen Händler nur wenig Geschäfte machen wer den, da der hier herrschende Strike nicht ohne nachtheiligen Einfluß bleiben wird. Leipzig, 5. November. DaS hiesige „Tageblatt" meldet: Zuverlässiger Mittheilung zufolge, ist der Concurs gegen die säch sische Hypothekenbank eröffnet worden; zu Rechts- beziehungsweise Gütervcrtretern sind die Advocates Konrad Hoffmann und vr. Tröndlin bestellt worden. Die Passiva sollen sich aus 7,800,000 Thlr. belaufen. Man hofft, daß bei Ausschüttung der Masse noch 38 Pro- cent gerettet werden. Meerane, 4. November. (M. Wchbl.) Gestern Abend a der 8 Stunde verunglückte die Frau de- Rentier- Daniel Rudolph, indem dieselbe in einen, auf der Zimmerftraße befindlichen, seuzu- grabenden Brunnen stürzte. Derselbe war nickt verdeckt uud auch mit keiner Laterne versehen. Die Unglückliche, welche längere Zeit, ehe ihr Wimmern gehört worden war. in dem über 20 Ellen tiefen Brunnen gelegen und bei dem Hinabstürzeu mehrere Rippen ge- brocken batte gab kurze Zeit, nackdem sie von einigen Männern mittelst eines Hinabgelaffenen Korbes herausgebracht worden war, ihren Geist ausi Königstein. Am 1. November wurde der einzige, noch auf unserer Festung im HoSpital befindliche frauzöfische Soldat zur Erd« bestattet. ES war d-eS derselbe, Welcker einen Fluchtversuch mackte, indem er sich mittelst eines Hakens und daran befestigten Leinen berabzulasien gedachte, der Haken jedock abrutschte und der Flücht ling aus bedeutender Höbe herabstürzte und sick bedeutend« innere Verletzungen zuzog, so daß er nickt transportabel war Obschon man bereits ''eit Docken seiner Auflösung entgegen sah, so trug er sich dock immer nock mit der Hoffnung, daß er sein Vaterland Wieder sehen würde. Sein Paradebett hatte man überreich mit Blume« geschmückt, wie auch beim Begräbuiß sich zahlreiche Theilnahme zeigte. Auch das Ossizier Corps war vertreten. Auch seinen Hügel wird ein hölzernes Kreuz mit NamenSinschrist schmücken. Zwilchen Sedlitz und Mügeln lauf der böhmischen Staats- babn) warf sich am Sonnabend ein Mann auf die Sckienen und wurde von dem 2 Ubr-Zuge überfahren, dessen Führer nicht im Stande war, den Zug zu hemmen, da der Mann Plötzlich aus der Babnbösckung austauchte. Die Untersuchung des Leichnams und die in den Kleidern gefundenen Papiere ergeben, daß der Getödtete ein Colporteur aus Dessau war. Das neue Maß- und Gewichts-System, wie es von den Hausfrauen zu handhaben sein wird. Je näher der Zeitpunkt heranrückt, wo das neue Matz- und Gewichts-System in Anwendung kommen soll, desto ängstlicher werden besonders untere Hausfrauen, die Mar vorzüglich zu rechnen verstehen, aber eine übermäßige Scheu vor Neuerungen haben. Gelänge es auch, sie von der Vortrefflichkeit der ins Leben treten den Einrichtung zu überzeugen, so bliebe immer noch die Schwierig keit bestehen, sich in die neue Rechnung einzuarbeiten, und diese Schwierigkeit muh dem Uneingeweihten nicht gering erscheinen, wenn er hört, wie massenhafte und zum Theil umfangreiche Schriften zur Erläuterung des genannten Matz- und Gewichts- Svstems bereits erschienen sind. Wenn man im Nachfolgenden versucht, auf einem bis jetzt noch nicht betretenen Wege zur Lötung dieser Frage einen Beitrag zu liefern, so hofft man, den freundlichen Leserinnen einen wesent lichen Dienst zu leisten, indem ich sie der Mühe überhebe, weit läufige Studien auf diesem Gebiete zu machen und sie doch in den Stand zu setzen denke, sich bei allen Vorkommnissen mit Leich tigkeit zurecht zu finden. Vor Allem wollen sie jedoch bedenken, datz, sobald einmal die neuen Maße in Anwendung gekommen sein werden, sie auch in wenigen Wochen oder Monaten sich eingebürgert haben, und daß wir uns an die den veränderten Maßen entsprechenden veränderten Preise ebenso schnell gewöhnt haben werden. Es wird sich also wesent lich nur darum handeln, für die allererste, die Uebergangszeit, eine Handhabe zu gewinnen, um den Händler controliren zu können, ob er für das größere Maß nicht den Preis uuverhält- nißmäßig erhöht oder für das kleinere Maß nicht ungenügend herabsetzt. Wißen wir z. B., daß 1 Meter — 1 Elle 18 Zoll 4,^ Linien, 1 Elle —0,zov38 Mir. — OM 56 E/M 6,g,M/M (1 Centimeter — ^M.; 1 Millimeter -- M), 1 Kanne — O,^ Liter, 1 Liter — 1,«^ Kannen, 1 altes Loth — I Decagramm 6,^ Grammen (I Decagr. — 10 Gramm), 1 neues Loth — 0,ß alte Loth, 1 Metze (sächs. M.) — 6,^g Liter, 1 Liter --- 0,.^ Metze (s. M.), 1 Scheffel (s. M.) — 1 Hektoliter 3,^ Liter — 103,^ Kannen (1 Hectol. — 100 Liter), 1 Hectoliter - 15,,^ Metzen (s. M.), 1 Neu-Scheffel --- 50 Liter, so ist nachstehende Preis-Reductiorls-Tadelle leicht W verstehen.