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Hauptmarkt, woselbst die Hauptfeierlichkeit stattfand Auf diesem ganzen Wege wurden sie von dem Publikum in begeistertster Weise empfangen. Die auf dem Hauptmarkte stattfindende steter, zu der sich das RatHS- und Stadtverordnetencollegium, die Offizicrödamen, Ehrenjungsrauen und die hier weilenden Invaliden auf besonders zu diesem Zwecke errichteten Tribünen eingesunden hatten und bei der Herr Bürgermeister Müller die Festrede hielt, machte auf alle Festgenossen den erhebendsten Eindruck. Rach der Rede überreichten Fefljungfraueu unter entsprechenden Ansprachen dem Hrn. Oberst v. Abendroch und dem Herrn Oberst v. Schimpfs Lorbeerkränze, während zwei andere Feftjungfrauen die Fahnen bekränzten. Hierbei ereig nete sich folgender erhebender Moment, der cs wohl verdient, auch in weiteren Kreisen bekannt zu werden. Als Herr Oberst v. Abend roth den Lorbeerkranz entgegengenommen hatte, ging er auf die Tribüne zu, auf der die Invaliden saßen und überreichte jedem derselben ein Blatt aus seinem Kranze, indem er die Worte sprach: „Durch Euch erwarb ich ihnl" Es war dies ein schöner, tiefer greifender Augenblick und in manches Kriegers Auge zitterte eine Zähre. Nach beendigter Festfeier marschirten die zwei Bataillone nach der Kaserne, woselbst jedes derselben aus Stadtmittcln ein Ehrengeschenk von 500 Thalern und jeder Invalid ebenfalls aus Stadimitteln ein Ehrengeschenk von 2 Thlrn. erhielt. DaS Co- mitä zur Pflege im Felde verwundeter oder erkrankter Krieger speiste überdies noch die 75 anwesenden Invaliden am Nachmittage in einem Gasthause. Viele der heimgekehrten Krieger wurden von Vereinen sowie von einzelnen Privatpersonen zur Mittagstafel ge laden. Am Abende war die Stadt zum Theile illumiairt. Gewiß, der Festtag wird bei allen Fcstgenossen in lange andauernder freund licher Erinnerung fortleben. Dresden, 2. Novbr. Ihre königlichen Hoheiten der Kron prinz und Prinz Georg haben sich gestern Abend nach Leipzig be geben, um an dem heute daselbst stattfindenden Truppeneinzuge Theil zu nehmen, und werden heute Abend hier wieder zurückerwartet. Leipzig, 2. November. Der Einzug der hiesigen Garnison hat unter Führung des Kronprinzen Aldert und des Prinzen Georg heute Mittag in glänzendster Weise stattgesunden. — Nach dem RechenschastSberichte, welchen der abtretende Itec- tor mnxuiüeu, Prof. Or. Zarncke vor Uebergabe seines Amtes an seinen Nachsolgcr, Geh. Medizinalrath Prof. Nr. Wunderlich, er stattete, beläuft sich die Anzahl der bis 30. October bei der Leip ziger Universität Jnscribirten auf 2095. Stollberg, 1. Nov. Morgens 3 Uhr. (Eh. Tgbl.) Bald nach I Uhr erscholl Feuerruf uno die ganze Slaot war erleuchtet. Noch brennt es hell, doch scheint tas Feuer seine Grenze erreicht zu haben. 3m untern Theile der Stadt sind bis jetzt die vier Gebäude der Schiefermühle, sowie zwei gegenübersteyenve Häuser theilS niedergebrannt, theils eingerissen. Gerettet konnte wenig werden, doch bewährt sich unsere Feuerwehr auf daS Trefflichste. Zittau, 31. Oct. Die 52 Zahre alte Tagelöhnerin Therese Korcineck aus Iitichm in Böhmen war am 26. d. M. im Gasthofe zur „Stadt Rumburg" hier eingekehrt und hatte die Nacht üoer nebst noch anderen Personen, unter denen sich auch ein junger Mensch befand, im Stulle erwähnten Gasthofes geschlafen. Früh gegen 6 Uhr hat nun plötzlich der Letztere die Korcineck am Halse gesaßt, sie gewürgt, ihr mehrere Schläge über den Kopf versetzt und dann, nachdem er ihr 14 Gulden geraubt, die Flucht ergriffen. Die Korcineck, welche nach einer Stunde wieder zur Besinnung kam, soll nicht lebensgefährlich verletzt sein. Der Lhäter wurde TagS darauf in der Person eines 19 Jahre alten Bäckergesellen, NamenS Anton Preoiger, ermittelt und zur Hast gebracht. Zur Münzfrage. 3m „Deutschen Handelsblatt" tst eine interessante Uebersicht über die Stellung veröffentlicht, welche die deutschen Handelskammern zur Münzfrage eingenommen haben. AuS dieser Uebersicht ergiebt sich Folgende«: Die HandeSkammer zu Köln hat sich dahin ausgesprochen, daß sie sich mit der vom VolkSwirthschaftlichen Congreß zu Lübeck am 31. Aug e. gefaßten Resolution im vollsten Einverständnisse befinde, und daß sie jede wesentliche Abweichung von derselben als einen schweren Mißgriff tief beklagen würde. Dieser Erklärung haben sich angeschlossen die Handelsvorstände zu Augsburg, Barmen, Bingen, CarlShafen, Coblenz, Danzig, Darmstadt, Dresden, Hanau, Heidelberg, Lübeck, Mainz, München und Worms. Alle diese Handelsvorstände haben sich mehr oder weniger ausdrücklich gegen die Annahme der Mark als Rechnungseinheit erklärt. Andere HaudelSvorstände haben gleichfalls ihre Zustimmung zu den Be schlüssen des volkSwirthschaftlichen CongresseS erklärt, ohne indessen über die Frage der Rechnungseinheit sich specieü zu äußern. LS find dies die Vertretungen der Plätze Hirschberg, Neuß, Swine« Münde und Wesel. Die Hanbelvorstänbe von Bahreuth, Erefeld, Emden, Megen,' Hamburg, Hannover, Königsberg, Magdeburg, Mannheim, Münster, Oldenburg, Rostock, Schweinfurt und Stettin haben sich zwar im Uebrigen für die Beschlüsse deS volkSwirthschaftlichen CongresseS ausgesprochen, indessen hinzugefügt, daß sie gegen die Wahl der Mark kein, oder kein erhebliches Bedenken erheben. Die Handels kammern für Duisburg und für Mühlhausen (Provinz Sachsen), geben der Mark vor jeder anderen Rechnungseinheit den Vorzug, und die Handelsvorstäude von Bielefeld, Braunschweig, Elberfeld, Elbing» Erfurt, 3serlohn und Sorau erklärten sich gleichfalls für dieselbe ohne Vorbehalt.- Eine gänzlich abweichende Stellung nimmt die Handels- und Gewerbekammer zu Plauen ein, welche den Gulden als RechnungS-» einhett auf daS Entschiedenste verwirft und in erster Linie den Frank gewählt zu sehen wünscht, während sie die Mark, den Thaler und vaS Goldgramm dem Gulden vorziehen würde. Auch die Handelskammer zu Frankfurt a. M. erklärt sich in erster Linie mit Entschiedenheit für die Adoption des FranksystemS, durch welches allein man zu einem internationalen Münzjystem gelangen könne, schließt sich aber event. dem von Köln angenommenen Standpunkt an. Gegen die Ausprägung von Stücken von 15 und 30 Mark haben sich eine Reihe von Handelsvorständen ausdrücklich erklärt, so diejenigen von Barmen, Danzig, Darmstadt, Duisburg, Elbing, Emden, Frankfurt a. M., Hanau, Heidelberg, 3serlohn, Lübeck, Mannheim und Plauen, und haben dafür als Motiv theils den Wunsch angeführt, daS Decimalshstem consequent durchgesührt zu sehen, theils die Besorgniß, daß diese Anlehnung an daS Thaler system den Ucbergang zu dem neuen Münzsystem erschweren werde. Für die Ausprägung von 15- und 30 Markftücken haben sich nur die Handelskammern von Bielefeld, Braunschweig und Sorau aus gesprochen. Die Stellung, welche die zweite Kategorie der Handelskammern eingenommen hat (Bayreuth, Crefeld u. s. w.) scheint die correcteste zu sein, weniger verstehen wir die Stellung der Handelskammern der ersten Kategorie (Köln u. s. w.). Denn daS Princip des Volks« . wtrthschastlichen CongresseS zu Lübeck liegt doch, wie auch die „Schles. Ztg." hervoryebt, in dem Gevanken, daß die neue RechnungS« einhcit in einem leicht berechenbaren Verhältnisse zur Thalerwährung stehen, müsse. Nun behaupten wir ganz entjchieven, daß daS Ein markstück in dieser Beziehung das Möglichste leistet und daß das Zweimarkstück (20 Sgr.) unmöglich mehr leisten kann, weil dasselbe eben nichts anderes ist, als die Verdoppelung des Einmarkstücks. Steht daS Doppelmarkstück in dieser Beziehung auf keinen Fall besser als das Einmarkstück, so steht eS in anderer Beziehung ent schieden schlechter. Dies ist auch die Meinung der „Schles. Ztg.", welche schreibt: „Der Gulden zu 20 Sgr., eingetheilt in 100 Kreuzer, giebt minder günstige Proportionen für den Kleinverkehr, weil sein Zehntel, das 2 Silbergroschenstück, in dem größten Theile von Norvdemschland bts dahin nicht gebräuchlich war und sein Hundertel, das sächsische Zweipsennigstück, zu groß ist, um ohne Viertelung oder Haldirung ausgeprägt zu werden. Die Mark verdient vor dem Gulden ganz entschieden den Vorzug." Auch die Annayme des FrantensyflemS wird von der „Schles. Ztg." entjchieven bekämpft, und das Blatt führt noch folgende technische Erwähnung in's Feld: „Unsere Silberwährung ist nämlich um 1^ Procent geringer im Feingehalt, als die französische. 2z Franken französischer Wäh rung sind nicht, wie man gewöhnlich glaubt, gleich 20 Sgr., son dern 20z Sgr. französische Währung. Wir müßten, um einen direkten Anschluß an die französischen Münzen zu gewinnen, unsere 10-Silbergroschen-Stücke um 1z preußische Pfennige und unsere 20>Silbergroschen stücke um 3 preußische Pfennige schwerer auS- münzen. Diese schwierige Arbeit müßte auch dann dem Reform werke vorausgehen, wenn der andere Vorschlag, das goldene 20-Mark- oder 10-Guldenstück genau gleich 25 Franken auszuprägen, die Theilung aber dem bisherigen Münzsyftem Norddeutschlands an- zupassen, die Zustimmung des Reichstags fände. Da eine solche Aufgabe für 3eden, der ein Einsehen iu Münzsachen besitzt, überaus abschreckend sein muß, so glauben wir, daß es nur der richtigen Be leuchtung diese« Antrages durch geeignete Fachleute im Reichstage bedarf, um auch ihn zu Falle zu bringen." Stadt-Theater. Die am Dienstag vorgeführte Poffe: „Wir Barbaren," wem« sie auch mit „bewegte Zeiten" sehr verwandt ist, hat ihren Zweck, die Gemüther zu erheitern, fast durchgehends erreicht. DaS sehr zahlreiche Publikum ergötzte sich zunächst an dem Spiel deS hier gefeierten GasteS, Herrn Neßmüller. Die trockene Komik, Mit welcher er seinen MusikuS Häwelke auSstattete, zündete allgemein. Fräulein Brandes (Caroline), Herr Salld (Fritz), Herr Heyffery