Volltext Seite (XML)
bindung mit den Jesuiten in Genf stehen und daß sie von dieser Seite große Geldsummen beziehen. (Die rothe und schwarze Inter nationale würde also gemeinsam operireu.) Offenbach. 31. October. Dem „Franks. Journal" schreibt man: Heute haben unsere Maschinenfabrikanten Sinke gemacht. Schon seit einiger Zeit lagen Anzeichen vor, daß von Seiten der hiesigen Maschinenbauer, die einen Zweig deS deutschen Maschine»' bauerverbandeS bilden, weitere Forderungen bezüglich der Löhne und Arbeitszeit gestellt und dieselben durch theilweise StrikeS, eine Fabrik nach der andern, unterstützt werden sollten. Für diesen vorgesehenen Fall hatten sich aber"die hiesigen Fabrikanten bereit- dahin coalirt, sich solchem Vorgehen der Arbeiter in einer oder mehreren Fabriken gegenüber für solidarisch zu erklären, und als uun gestern die Arbeiter der Gebrüder Heim'schen Maschinenfabrik die Arbeit einstellten. erklärten sämmtliche andere hiesige Maschinen- Fabriken (Collet und Engelhardt, Gebrüder Schmaltz, Flinsch u. Comp., Seebaß, Klein) ihrem Arbeitspersonal sofort, daß es ihnen, so lange der Conflikt in der Heim'schen Fabrik nicht beigelegt sei, ebenfalls uicht convenire, ihrerseits weiterarbeiten zu lasten, worauf diese sämmtliche« Fabriken auch schlossen. Dieser unerwartete Coup kam den Arbeitern nun sehr ungelegen, da so viel Feiernde weit schwerer zu unterstützen sind. Harte Drohungen, in Folge dieser Vorgänge gegen Hrn. Heim auSgestoßeo, machten nothwendig, daß besten Haus- und FabrikS Localitäten unter bewaffneten Schutz ge stellt wurden. Die heutige „Offenbacher Zeitung" wird eine ge meinschaftliche Erklärung der Maschinenfabrikanten bringen. Stuttgart, 1. November. Der in der Versammlung der württembergischen Eattun - Manufacturisten vorgelesene DirectionS- bericht hebt u. A. hervor, daß die Concurrenz der elsässischen Fabriken keineswegs eine erdrückende sei. Da dieselben ihre bis herige Fabrikationsweise beibehalten werden, um den ersten Rang auf den Wollmärkten zu behaupten, so werden sie wohl nicht durch Erzeugung billiger Fabrikate sich um den weniger lukrativen deut schen Markt bemühen. Auch bliebe den elsässischen Fabrikaten noch für lange Zeit der Absatz in Frankreich sicher, weil daselbst keine ähnliche Fabrikation bestünde und eine solche nur langsam die Höhe der elsässischen Industrie erreichen könnte. Paris, 30. October. LS verdient unter den Schandflecken deS KaiserthumS aufgeführt zu werden, daß in der Periode, wo Hauß mann in Paris das Geld mit vollen Händen für Luxusunterneh mungen auSstreute, in der Hauptstadt 67,000 Kinder des Elementar unterrichts entbehrten, weil die Schulgebäude zur Aufnahme fehlten. Dies ist daS Ergebniß der Commission, welche den Zustand des VolksschuswesenS in Paris zu prüfen beauftragt war. Der jetzige Seine-Präfect, Leon Sah, ist nun mit den Gemeindevorstänven am Werke, diesen grauenhaften Zuständen zu steuern. — 2. November. Bon unterrichteter Seite wird bestätigt, daß alle Meldungen über eine beabsichtigte Kündigung des englisch- französischen Handelsvertrages unbegründet sind, doch würden einige Modifikationen stattfinden, wofür die Grundlagen theilweise bereits feststehen. Die Meldung der Blätter, die Regierung beabsichtige eine Beschränkung deS allgemeinen Wahlrechts, ist unbegründet. London, 31. October. Der jüngste Krieg hat in der Auflage unserer bedeutenderen Tagesblätter eine große Veränderung hervor- gebracht. Der Daily Telegraph legt jetzt täglich 170,000 Exempl. aus, der Standard 140,000, Daily NewS 90,000, Times 70,000, Morning Advertiser 6000 und die Morning-Post 3500. Hiermit ist die Zahl derjenigen Blätter, welche eine aroße Verbreitung haben, keineswegs erschöpft; so setzt Lloyd's Wecklh News, ein Wochenblatt, daS seine Neuigkeiten ausschließlich aus den TageS- dlättern zusammenstoppelt, jede Woche mehr als eine halbe Million Exemplare unter den unteren Klassen ab. Der Eigenthümer des genannten Blattes hat eine eigene Papiermühle angelegt, und außerdem besitzt er große Länderstrecken in Algier zum Anbau von SpartograS, welches er mit seinen eigenen Schiffen nach England einführt, an seinen eigenen Wersten landet, um dasselbe hier in Papier zu verarbeiten. — 1. November. Das „Amtsblatt" veröffentlicht einen Er- laß der Königin, welcher die nach Abschaffung des Stellenkaufs zur Anwendung kommenden Bestimmungen über den Eintritt in den Offizierstand und über die Beförderung der Offiziere enthält. — Das Befinden der Königin hat sich bedeutend gebessert. Rom, 31. October. Der Bruch zwischen dem Vatican und dem bayerschen Hofe ist nun officiell. Graf Tauffkirchen ist nach München zurückberufen. Madrid, 31. October. 3n Barcelona wurde eine von Mit gliedern der Internationale angezettelte Verschwörung entdeckt. 3 Brandbomben wurden gefunden. Konstantinopel, 1. November. Anläßlich des gestrigen Ge- hurtStages des Sultans wurde eine Amnestie für die wegen poli tischer Vergehe« Verbannten erlassen. Ausgenommen von derselben find die während der Regierung de- jetzigen Sultan- Exilirteu. Athen, 31. October. Der König hat heute die Kammer in Person eröffnet Die Thronrede spricht die königliche Billigung der vom Ministerium KomunduroS befolgten Politik und seiner bis herigen Verwaltung, sowie die Zustimmung zu dem vom Mini sterium aufgestellten Programme aus. Mit besonderer Befriedigung gedenkt die Thronrede der Ausrottung des Brigantenunwesens und verheißt die gänzliche Beilegung der Laurionfrage, die Aufhebung deS Zehnten und die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht. Sachsen. Freiberg, 2 November. Heute Abend brachten die hiesigen Akademiker Herrn Geh. Bergrath Or. Zeuner durch einen Fackelmg ihre Hulcigung dar. Vom Petersthore aus bewegte sich der Zug, geführt von zwei MustkchLren, durch die Petersstraße über den Markt, durch die Burgsiraße vor daS Akademie-Gebäude. Nachdem die BegrüßungS-Devutation zurückgekehrt, hielt der Gefeierte von seiner Wohnung aus eine Ansprache, in welcher er hervorhob, daß er es wohl und reiflich erwogen, ehe er dem Rufe der Re gierung Folge geleistet, daß jedoch endlich außer der Liebe zur Heimatb, der Wunsch, dem ehrenden Vertrauen, welches die Re gierung in seine Wirksamkeit gesetzt, zu entsprechen, den Sieg da von getragen habe. Neben dem Vertrauen der Regierung stehe aber auch die Hoffnung, welche die Stadt Freiberg in Rücksicht ihrer Akademie hege und die Hoffnung der Herren Studirenden. Dieser dreifachen Erwartung mit aller Kraft nachmkommen, sei seine ernsteste Pflicht; doch hoffe auch er, daß eS gelingen werde, der Anstalt alten Ruhm neu begründet und neu wieder emporblühen zu sehen ; möchten nur die Studirenden in diesem Streben ihn freundlich unterstützen. 3m Vertrauen, daß sich der allseitige Wunsch erfülle, bringe er dem Aufblühen der Akademie ein „Hoch!" Als dasselbe unter Fackelschwenken und Musik sich dreimal wiederholt, schied man mit einem abermaligen dreifachen „Hoch!" auf den ge ehrten Herrn Akademie-Director vr. Zeuner. Jetzt bewegte sich der Zug durch die Ronnengasse, Neugasse, Burgstraße nach dem Obermarkte, wo bei üblichem Gesänge die Fackeln verbrannt wurden. Freiberg. Die dem regen Vereinsleben günstige Zeit mit ihren langen Abenden ist nun wieder gekommen und mit ihr be findet sich auch unser Naturhistorischer Verein aufs Neue in voller Thätigkeit durch seine jetzt jeden Freitag Abend in einem besonderen Zimmer deS Teichmann'schen Bier-TunnelS abge haltenen freien Versammlungen. In denselben wird durch die ver schiedensten Mittheilungen, Discussionen und Ausstellungen reiche Abwechslung geboten. Unter diesen heben wir aus der letzten Versammlung besonders hervor: interessante mikroskopische Dar stellungen von Moosen und ferner einen, wohl 7 Fuß langen, vor züglich erhaltenen Stör (den bekannten Lieferanten deS Caviars), ein werthvolles Geschenk des Herrn Oekonomie - ObercommissarS Münzner an den Verein. 6. — Die nach der Demobilmachung der 2. kgl. sächs. Division Nr. 24 entbehrlichen Reit- und Zugpferde sollen in Dresden den 6., 7, 8., 9., 10., 11., 13 , 15., 16., 17. und 18. November, in Zwickau den 6., in Plauen den 7., in Schneeberg den 7., in Chemnitz den 4., in Marienberg den 6., in Leipzig den 6., in Wurzen den 6., in Grimma den 7., in Lausigk den 8., in Freiberg den 4., 6., 7., 8. und 9. November von Vor mittags 10 Uhr an öffentlich gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. üt. Chemnitz, 2. November. Der gestrige Tag war für die hiesige Stadt ein Festtag, denn an ihm kehrte unsere aus Frank reich kommende Garnison zu uns zurück. Hatte die Stadt CHSin- nitz während deS nunmehr beendeten Krieges zahlreiche sprechende Beweise ihres patriotischen Sinnes an den Tag gelegt, so stand wohl mit Recht zu erwarten, daß sowohl die städtischen Vertreter, als auch die Einwohnerschaft unserer Stadt mit vereinten Kräften bemüht sein würden, den Tag. an^welchem die vor fast 15 Monaten in den Kampf gezogene Garnison zurückkehrte und ihren Einzug in die Stadt halten würde, in würdigster Weise zu feiern; und in Wahrheit, diese Erwartungen haben sich am gestrigen Tage auch auf das Glänzendste verwirklicht. Schon Tags zuvor begann man mit der Schmückung der Häuser und mit der Erbauung von Ehren pforten und Triumphbogen, und am gestrigen Tage war die Stadt mit Laubgewinde, Flaggen und sonstigen Decorationen auf daS Reichste geschmückt. Gegen 11 Uhr langten die hier garnisonirendea Bataillone deS Infanterie-Regiments Nr. 106 am Stadtweichbilde an, woselbst sie von Herrn Viccbürgermcisier Vetters in herzlichster Weise begrüßt wurden. Hierauf setzten sie unter dem Geläute aller Glocken der Stadt ihren Weg fort durch die Zwickauer Straße, Über dir Nicolaibrücke, über drn Holz- und Roßmqrkt bis aus dry