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Merger Anzeiger und Tageblatt. Amtsblatt deS Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträche zu Freiberg u. Brand. .H- 237. Erscheint l. Freiberg ie». Wochen!. Ad. 8 U, für den and. Tag. Jnser. werden bi« B. 11 U. für nächste Nr. angen. Sonnabend, den 4. November Pret« viertel jährt. 28 Ngr, Jnser-e« werden die gespaltene Zeile oder deren Raum Mit 8 Pf. berechnet. l87t. 4- Freiberg, den 3. November. Di» Arbeitseinstellungen find jetzt mehr wie je an der Tages ordnung. Man ersieht daraus, daß unsere Socialdemokraten auS dem Schicksal der Pariser Commune, dieser würdigen Tochter der Internationale, nichts gelernt haben, denn ihre Führer streben nach wie vor nach Erlangung der politischen Macht, um das in Part niedergeworfene Werk in irgend einem anderen Staate Europa- sortzusetzen. Daß sie ihre Thätigkeit durchaus nicht eingestellt haben, zeigt sich eben am deutlichsten in den vielen Arbeitseinstellungen, die in Deutschland, Belgien und England förmlich epidemisch ge worden zu sein scheinen und die stets von Agenten der Commune inö Leben gerufen werden. Diese StrikeS schaden dem öffentlichen Wohlstände, den Arbeitgebern, aber am allermeisten den Arbeitern selbst. Ein sehr trefflicher Artikel der Deutschen Allgemeinen Zeitung, welcher die allseitigste Beachtung verdient, spricht sich über diese Angelegenheit folgendermaßen auS: Je mehr Unheil durch die StrikeS veranlaßt wird, um desto mehr ist eS Pflicht eines Jeden, der e- mit der Menschheit und den Arbeitern wohl meint, und ebenso der „TageSpresse," Mittel aufzusuchen, um die Arbeitsein stellungen wenigstens zu seltenen Erscheinungen zn machen. Die Aufgabe ist schwierig, muß aber doch gelöst werden, wofern die Menschheit sich nicht großen Erschütterungen ausgesetzt sehen will. Am meisten können zur Lösung dieser Frage die Arbeitgeber und die Arbeitnehmer selbst beitragen, die ersten, indem sie berechtigte Forderungen der Arbeiter bewilligen, ohne sie sich abtrotzeu zu lasse», und angelegentlich dafür sorgen, die Lage ihrer Arbeiter so zu ge stalten, daß sie mit derselben zufrieden und für die Wühlereien der Agenten der Internationale taub sind. Je mehr die Arbeiter zur Einsicht gelangen, daß die Führer der Internationale nur aus Kosten der Arbeiter ein bequemes Leben führen wollen und sich der Arbeiter als blinde Werkzeuge für die Erreichung ihrer verderb licher Zwecke — Beseitigung der Religion, der Familie, deS Eigen thums, der drei Grundlagen unserer ganzer Civilisation — be dienen, um desto weniger werden sie sich durch dieselbe zu einem Strike bestimmen lassen. Kommt eS aber doch zu einem solchen, dann ist eS rathsam, daß die Streitfrage einem zu gleichen Theilen au- Arbeitgebern und Arbeitnehmern zusammengesetzten Schieds gerichte zur Entscheidung vorgelegt wird. Ist aber dem Strike auch auf diesem Wege nicht vorzubeugen, dann gebietet die Klug heit den Arbeitgebern, ebenso compact zusammenzustehen wie die Arbeiter, um unberechtigte Forderungen derselben zurückzuweise», und thun sie das, so wird der Sieg doch zuletzt auf ihrer Teste sein, und die Arbeiter werden hinterher bedauern, sich wochenlang um ihren Verdinst gebracht zu haben, weil sie sich von der Inter nationale verführen ließen, ihre Arbeit einzustellen und alle Vor schläge zur Versöhnung zurückzuweisen. ES würde ein großer Mißgriff sein, wenn eine Regierung de« Arbeitern das Recht, sich zu versammeln und einen Strikt zu machen, entziehen wollte, aber die Arbeitgeber haben ihrerseits dafür Sorge zu tragen, den Arbeitern keine Veranlassung zu geben, zu diesem Mittel ihre Zuflucht zu nehmen, um vollkommen berechtigte Forderungen bewilligt zu erhalten. Auch die Stückarbeit, von der allerdings die Internationale ebensowenig etwas wissen will, wie von den Ueberstundea, obgleich sie dadurch den fleißigen Arbeitern in hohem Grade schadet, kann zuweilen zur Verhütung eines Strike benutzt werden, aber sie ist nicht für jede Industrie anwendbar; dennoch muß der Arbeitgeber sich bemühen, dem fleißigen und geschickten Arbeiter die Gelegenheit zu verschaffen, mehr zu verdienen, als der träge und ungeschickte, was bei der Stückarbeit sich am besten erreichen läßt. Auch in dieser Beziehung läßt sich sür den Arbeiter noch Manches thun, während eS zugleich für den Arbeitgeber selbst von Nutzen ist. DaS sicherste Drittel, um Strike zu verhüten, ist unbedingt die Theilnahme der Arbeiter an dem jährlichen Reingewinne einer Fabrik nach bestimmten Verhältnissen und Gesetzen, wie sie bereit« in England, Frankreich und selbst in Deutschland schon hier und dort sich findet. WaS der Fabrikant in dieser Art von seinem Gewinne abgiebt, gewinnt er theilweise schon wieder, weil der Arbeiter dadurch bestimmt wird, den Rohstoff nicht nutzlos zu ver schwenden und durch seine sorgsame Arbeit zur Vergrößerung de« GcwinneS beizutragen, von dem er ja seinen Antheil selbst zu er warten hat. Der größte Gewinn aber, den der Fabrikant von dieser Einrichtung zieht, ist sicher der, daß er keine Störung seine« Geschäfts durch einen Strike zu befürchten hat. Wir halten diese« Mittel sür eine- der zweckmäßigsten, um die Arbeiter mit ihrem Loose zufrieden zu machen, ein freundliches Verhältniß zwischen dem Arbeitgeber und seinen Arbeitnehmern herzustellea und gleichzeitig den Aufhetzungen der Internationale und den Lassalleanern entgegenzuwirken, und daher hoffen wir, daß eS sich in industriellen Gegenden immer weiter ausbreiten wird. TageSaeschichle. Berlin, 2. November. Der Reichstag nahm in seiner Sitz ung in dritter Lesung das Gesetz betreffs der St. Gotthardbahy und das Gesetz, die Einführung deS Rinderpestgesetzes in Bayern und Württemberg betreffend, an; desgleichen fand ein Antrag Bü- stng'S in erster und zweiter Lesung mit 185 gegen 88 Stimmen Annahme, betreffend die Einführung der Volksvertretung in pev BuoveSstaaten. Dafür stimmten die Nationalliberalen, vie Fort schrittspartei, die liberale Reichspartei, dagegen da- Centrum, an«« genommen Reichensperger (Olpe) und Probst. Die deutsche Reichs partei stimmte getheilt. — Wie die „B. B.-Ztg." erfährt, ist jetzt die vielbesprochene Frage wegen Ernennung eine- Adlatu- des Kriegsministers zur Erledigung gelangt. Durch Cabinet-ordre ist nämlich der General v. Stosch seiner Functionen al- Director de- Militär-Oeconomie- Departement-, sowie al- Ches des Stabes der Occupationstruppen in Frankreich entbunden und dem Kriegsminister zur Unterstützung in seinem Amte zur Disposition gestellt worden. — Da- Antwortschreiben de- Kaiser- an die Bischöfe ist zu nächst an den Erzbischof von Köln gerichtet. Die amtliche Ver öffentlichung wird wohl in Kurzem erfolgen. — Da« ReichSgesctzblatt vom 1. November enthält da« Ge setz vom 28 October über da« Postwesen de« deutschen Reiche« und da« Gesetz vom 28. October über da« Posttaxwesen im Ge biete deS deutschen Reiche-. . — Verschiedenen auswärtigen Blättern wird von Berlin wie e« scheint, von osficiöser Seite geschrieben, — H Hürde al« -u-geMcht mzesihen, daßdk MM dr; tzWWGyM in Wtz