Volltext Seite (XML)
1986 selbe war gezwungen, von den Waffen Gebrauch zu machen, und wurden Militärpatrouillen zur Aufrechthaltung der Ordnung re« quirirt. Straßburg. ES ist jetzt definitiv beschlossen, nördlich der Stadt, bei Mundelsheim und Hausbergen, zwischen der Straße und der Eisenbahn, ein neues großes Fort zu errichten, da« eine even tuelle Beschießung der Stadt von jener Seite völlig verhindert. Augenblicklich beschäftigt man sich damit, das Terrain an der er wähnten Stelle zu sondiren; mit dem Bau dürfte dann wahrschein lich noch im Laufe des Winters begonnen werden. — In Gebwei- ler wurde vor Kurzem in der Nacht auf eine Militärpatrouille ge schossen; der Thäter ist nicht entdeckt. — Das Straßburger deutsche Lyceum geht rüstig seinen Gang; eS ist schon jetzt von mehr al« 170 Schülern, darunter 40 bis 45 Elsässer, besucht. München, 18. Oct. Die Kammern sind vertagt, und die „Patrioten" sind heimgegangen, ohne zu einem Entschluß gekommen zu sein, ob und wie sie der Regierung von wegen der Erklärung vom 14. d. zu Leibe rücken wollen. Ob ihnen während der sechs Wochen der Vertagung der heilige Geist etwas eingiebt, bleibt ab zuwarten ; einiger müßten sie jedenfalls wieder kommen, als sie ge gangen sind, wenn sie etwas ausrichten wollten. — Zu dem Aerger über die Lutz'sche Abfertigung kommt den Ultramontanen nun auch noch die Nachricht, daß die altkatholische Bewegung in Deutschland um sich greift; in Baden soll nächsten Monat eine altkatholische Landesversammlung abgehalten werden, demnächst auch eine solche in Neustadt a. H. (Pfalz). Auch in Württemberg findet vie Sache der Reform immer mehr Anklang, und wiederholt wird versichert, , daß es beim Bischof Hefele, welchem die ihm durch das Unfehlbar keitsdogma bereitete Stellung schon längst sehr verleidet ist, nur eines geringen Anstoßes bedarf, um seinen schon mehrfach geäußer ten Wunsch, sich von seinem Amt zurückzuziehen, zur Reife zu bringen. Stuttgart, 18. October. Der König hat dem Grafen Beust daS Großkreuz des Ordens der württembergischen Krone verliehen. Wien, 18. October. Die halbamtliche „Wiener Abendpost" hebt hervor, daß die warmen Worte in der Thronrede zur Eröff nung deS deutschen Reichstags, betreffend die eminenten Friedens aufgaben Deutschlands, in Wien besonders lebhaften und freudigen Wiederhall finden müßten. Die Befriedigung Deutschlands, daß die Trübungen der deutsch-österreichischen Beziehungen für immer beseitigt seien, könne nur die gleich aufrichtige und unbedingte Be friedigung aller denkenden patriotischen Kreise Oesterreichs finden. — Der entscheidende Ministerrath hat auch heute nicht stattgefun den. Von verschiedenen Seiten wird behauptet, Reichskanzler Beust mache sein Verbleiben von der Herstellung der vollen Verfassungs mäßigkeit abhängig. — Der officielle Anzeiger des erzbischöflichen Ordinariats in Wien meldet, daß der Cardinal-Fürsterzbischof, da dem Weltpriester der Linzer Diöcese. Alois Anton, welcher „in der Erzdiöcese niemals zur Vornahme geistlicher Verrichtungen ermächtigt" worden, „durch eine rechtlose Gewaltthat die St. Salvatorcapelle zu dem Zwecke eingeräumt worden, um dort für die angeblichen Altkatholiken Gottes dienst zu halten", sich genöthigt gesehen hat, diese öffentliche Kapelle mit dem Jnterdict zu belegen. Pfarrer Anton hat, an ihn ergan genen Einladungen folgend, eine Missionsreise nach Mähren und Böhmen angetreten. Prag, 18. October. Die Czechenblätter zeigen wieder neue Siegeszuversicht, weisen jede Concession an die Verfassungspartei zurück, und erklären, ihr letztes Wort gesprochen zu haben Die Einberufung des Reichsraths steht bevor. Paris, 16. October. Einer Versailler Correspondenz der „K. Z." zufolge ist das Gnadengesuch Ferre'S, welcher vom vierten Kriegsgericht zum Tode verurtheilt wurde, verworfen worden. Wie es heißt, soll derselbe morgen erschossen werden. — Die Stimmung in der Armee soll keine gute sein und be sonders ein großerTheilder hohen Offiziere sehr zum BonapartiSmuS hinnejgen. Dies geht so weit, daß man in Toulouse zwei Soldaten inS Gefängniß warf, weil sie einem geheimen Agenten gegenüber ihre tiefe Verachtung für den Exkaiser ausgesprochen hatten. Die Versailler Regierung soll die Absicht haben, Vorsichtsmaßregeln zu ergreifen. DaS Vorgehen gegen' die Offiziere, welche den Deutschen gegenüber ihr Wort gebrochen haben, wird von den Bonapartisten auSgebeutet. So erklärt heute die „Gazette de Paris", daß man den Deutschen gegenüber ein Ehrenwort nicht zu halten brauche ; ihr zufolge sind Vie Offiziere, welche sich deS Meineides schuldig gemacht, „glorreiche Wortbrüchige". Welche Sprache! Der „GauloiS" vertheidigt ebenfalls diese Gattung von Offizieren und behauptet, daß, wenn viele französische Kriegsgefangene, die in Belgien internirt gewesen, durchgegangen seien, die deutschen Kriegsgefangenen, die sich dort besauden, ebenfalls und zwar mit Zustimmung der Regierung, Reißaus genommen hätten. Dieses ist nur eine steche Lüge. Daß es in Belgien keine deutschen Kriegsgefangenen gab, ist nämlich einfach dem Umstande zuzuschreiben, daß Belgien, so oft ihm ein deutscher Militär in die Hände fiel, eS diesen gegen einen Franzosen auswechselte. NebrigenS haben die Franzosen gar keinen Grund, sich über das Auftreten Belgiens während deS Krieges zu beklagen. Die clericale Regierung sowohl als auch der größte Theil der Bevölkerung stand während des ganzen Krieges auf Seiten Frankreichs, und der; Geduld und Nachsicht der Deutschen ist eS zuzuschreiben, daß es, da sogar deutsche Offiziere in Uniform auf offener Straße beleidigt wurden, zu keinem für Belgien höchst unbequemen Conflict gekommen ist. — Wie auS Versailles gemeldet wird, herrscht daselbst in den Regierungskreisen großer Unwille gegen den Vatican in Rom. ThierS und Remusat sind im Einverständnisse mit den übrigen Ministern entschlossen, die Prärogative der gallicanischen Kirche und die Abmachungen des Concordats, welche der Vatican nicht beobach ten will, aufrecht zu erhalten. Rom, 18. October. Für den 27. ist ein geheimes Conststorium angesagt. Der Papst wird in demselben eine Allocution halten, in welcher die „Verfolgung der Religion" und die „Bedrückung der Guten" in der heiligen Stadt beklagt wird. PiuS IX. wird die gegen die Klostergeistlichen und gegen die „Bräute des Herrn" be gangenen Sacrilegien verdammen, und wird bei dieser Gelegenheit der „subalpinischen" Regierung in ausnehmend scharfer und feind seliger Weise erwähnt werden. Die Jesuiten hoffen, dabei der katholischen Welt zu verstehen zu geben, daß der Papst zu Bischöfen in Italien ernennt, wen er will. Bisher wurde, wie eS heißt, die Besetzung von 59 Bischofssitzen in Aussicht genommen. — Die im Wiener Telegraphenvertrage vom Jahre 1868 vor gesehene internationale Telegraphenconferenz wird am 1. December in Rom stattfinden. Belgrad, 18. October. Der Fürst Milan und der Regent Blaznowacz sind gestern zur Begrüßung deS Kaisers von Rußland nach der Krim abgereist. New-Aorl. 17 October. Die jüngsten Feuersbrünste in Wis consin und Michigan haben, nach ungefährer Schätzung, den Verlust von 1000 Menschenleben zur Folge gehabt und Eigenthum im Werthe von 100 Millionen Dollars zerstört. Sachsen. Freiberg. In der am 13. d. M. stattgehabten Stadtver ordnetensitzung genehmigte das Collegium, daß der Revierwasser laufanstalt vom Hüttenteiche j Rad Wasser auf Widerruf überlassen werde, sprach seine Zustimmung aus, dem Fleischer Gläser daS Bürgerrecht hiesiger Stadt gegen eine jährliche Abgabe von 1 Thlr. vorzubehalten und erklärte sich damit einverstanden, daß in Gemäß heit des Gutachtens der Promenadendeputation dem Promenaden wärter Fritzsche die Grasnutzung in den Promenaden vorläufig auf das Jahr 1872 zur Vermehrung dessen Einkommens überlassen und daß dem Hausbesitzer May für Besorgung der Heizung und Reinigung der beiden in dessen Hause ermietheten Schulstuben an statt wie bisher 40 Thlr. die Summe von 48 Thlr. vom 1. Oct. dieses Jahres an gewährt werde. Herr 0r. Richter theilte im Namen der Promenadendeputation mit, daß man eine basteiähnliche Felsgruppe, an der Wallstraße, von welcher die Skizze im Sessionszimmer zur Ansicht ausgestellt war, an der Wallstraße zu errichten beschlossen habe und die Ausführung des Baues einem Dresdner Kunstgärtner, welcher die diesfallsige Skizze entworfen und für dieselbe, im Falle er nicht selbst mit Errichtung der An lage beauftragt werden sollte, 20 Thaler gefordert hat, überlassen wolle; bei dieser Mittheilung faßte das Collegium Beruhigung, nachdem die aus der Mitte desselben gestellten Anträge, die Promenadendeputation zu ersuchen, mit Herstellung der Anlage einen hiesigen Kunstgärtner zu beauftragen, beziehendlich einen Kosten anschlag zu erfordern und unter den Freiberger KunstgKrtnern Con- currenz auszuschreiben, abgelehnt worden waren. Ebenso wurde bei einer über den diesseits gestellten Antrag, den Heizer der im großen RathSzimmer und im Stadtverordnetensitzungssaale befind lichen restaurirten Oefen zu sorgfältiger Behandlung derselben an zuhalten und denselben eventuell zum Ersatz des angerichteten Schadens heranzuziehen, Seiten des StadtratHS abgegebenen Er klärung, eS sei der mit der Heizung beauftragte Hausmann, welchem übrigens das Zeugniß großer Sorgfalt in der seitherigen Behand lung der Oefen nicht versagt werden könne, zur Vorsicht und Achtsam keit von Neuem angehalten worden, Beruhigung gefaßt. Ueber drei vorliegende DarlehcnSgesuche von 600, 800 und 1000 Thlr., erstattete Hr. Adv. Geißler im Namen der Finanzdeputation Bericht; das Darlehen von 1000 Thlr., sowie ein solches von 500, anstatt 600 Thlr., wurde gewährt, dagegen die nach gesuchten erbetenen