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und T agebla t t. Amtsblatt deS Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg u. Brand. 5.' ' Freiberg, den 20. September. Die französischen Zustände, deren Beobachtung für uns ein sehr naheliegendes Interesse hat, find durch die Ernennung deS Herrn Thiers zum Präsidenten der französischen Republik in Nichts gebessert, weil sie in Nichts gefestigt wurden. Darüber find im Grunde die Franzosen einiger, als das Ausland. Aus einem Provisorium ist man in ein anderes gelangt, man weiß dies recht wohl; aber keine Partei vermag es zu ändern — weder Herr ThierS, noch die National-Versammlung, weder die republikanische Linke, noch die monarchische Rechte. Man muß sich mit einem Schwebezustände begnügen, weil er eine Ueberkleisterung der furcht baren politischen Zerrüttung gestattet, in der sich Frankreich befin det. Jeder Versuch der Aufrichtung eines bestimmten festen Re giments würde unfehlbar eine Revolution, einen Bürgerkrieg ent zünden. So denkt man durch halbes Thun die Geister insoweit zu erschlaffen, daß später von ihnen nichts mehr zu besorgen ist. Das heißt aber: man hofft, eS werde sich mit der Zeit ein energi scher Mann finden, der einen Staatsstreich zu machen versteht, während sich das Volk apathisch in Alles sügt, waS geschieht. Ge wiß eine klägliche Politik, die eine traurige Zukunft vorher sehen läßt. So viel ist gewiß, daß Frankreich seit dem Abschluß des Frie dens sich noch gar nicht klar geworden ist, welche Regierung es haben will, welche Arbeit es zu seiner Wiedererstarkung und Ver besserung der Zustände zu übernehmen hat. ES lebt leichtsinnig und gedankenlos von Tag zu Tag, gewärtig, daß sich das Revo lutionsspielen bald wieder fortsetzen werde. Mit der Ernennung deS Herrn ThierS zum Präsidenten der Republik ist gar nichts gewonnen, denn erstens ist die Dauer seiner Gewalt von der sich souverän dünkenden National - Versammlung völlig abhängig und zweitens ist Herr ThierS nichts weniger als ein für solche Aufgabe befähigter Staatsmann. Die National- Bersammlung hat ihn zum Präsidenten der Republik ernannt, so lange, als er ihr belieben wird ; und jedenfalls nicht länger, als sie selbst lebt. Wenn sich jetzt die Versammlung bis zum Dezem ber vertagte, so ist sie Herr ThierS freilich bis dahin los und kann sich über zwei Monate lang seiner Herrschaft freuen ; aber weder festigt dies seine Stellung, noch hat Frankreich während dieser Parlamentsferien Ruhe. Denn kaum, daß die Abgeordneten Versailles verlassen haben, so finden in allen Provinzen die Wahlen zu den Generalräthen statt. Sie sind insofern wichtig, als diese Generalräthe förmliche Departements-Parlamente vorstellen werden. Es ist also zugleich für die beiden Parteien der Republikaner und der Monarchisten von hoher Bedeutung, hierbei den Beweis ihres Anhanges im Volke zu liefern; denn je nachdem die eine oder die andere dieser Parteien bei den Gencralräthewahlen siegreich sein sollte, wird sie später im Versailler Parlament auch den Kampf mit ihren Gegnern veranlassen. Die Frage also, ob Republik — ob Monarchie, wird trotz der Präsidentschaft des Herrn Thiers wahrscheinlich noch in diesem Jahre die Versammlung und die Geister von ganz Frankreich in Aufregung versetzen. , Herr ThierS selbst hat die Ungeschicktheit begangen, diese Frage schon jetzt inS Land zu werfen. In seiner ebenso geschwätzigen wie geistesarmen „Botschaft" an die National-Versammlung, womit er ihre Vertagung vorschlägt, fordert er die Abgeordneten auf, bei den Wahlen für die Gemeinderäthe thätig zu sein und legt ihnen nahe, daß sie nach Wiederaufnahme ihrer Debatten in Versailles sich ernstlicher, als bisher, mit der Frage über die Frankreich zu (eine schöne, g' gebende Regierungsform beschäftigen müssen. Ungeschickt war diese angefüllt, welä Tagesgeschichte. Dresden, 19. September. Ihre Majestäten der König und die Königin treten heute in Stolzenfels die Rückreise an. Aller- höchstdieselben werden morgen früh von Frankfurt a. M. und AbendS 3/^6 Uhr mittelst Extrazugs von Leipzig abreisen, sodaß die Ankunft in Dresden Abends gegen 8 Uhr erfolgen dürste. Se, Majestät der König werden im hiesigen Pefidenzschlosse übernachten und Donnerstag Vormittag die Borträge der Herren StaatSminifter entgegennehmen, Ihre Majestät die Königin aber sofort nach An kunft nach Pillnitz Sich begeben. . . ' ' Ueber ven Besuch Sr. Majestät deS Königs in Sedan find dem „Dr, I." folgende Privatmittheilungen zugegangen: Sedan, 15. September. Gestern gegen 10 Uhr Vormittag- kamen Se. Majestät der König von Sachsen, von Charleville her, wo Allerhöchstderselbe die Parade des daselbst garnisonirenden In fanterieregiments Nr. 104 und einer Batterie Artillerie und Pioo- nierabtheilung rc. abgenommen hatte, mittelst offenen vierspännigen Wagens an den äußern Festungswerken hier an. Als EScorte be gleitete die Wagen ein Zug von der in Doncherh garnisonirenden 5. Schwadron deS 2. Reiterregiments. Als der Wagen Sr. Ma jestät am äußersten FestungSthore angekommen, begann der Ka nonendonner, welcher während des PasftrenS der Stadt und Festung fortdauerte. Bon dem äußersten FestungSthore, auf dessen Wällen an grün und weißem Maste eine sächsische und eine deutsche Flagge wehten, wurde der Marsch im Trabe bis durch das zweite FestuugS- , thor hindurch fortgesetzt, wo ebenfalls von den Wällen sächsische und anstatt dabei zu bleiben, ihr diese Eigenschaft für später, gleichsam als Belohnung für seine Ernennung zum Präsidenten, verheißt; und um so ungeschickter war eS, als die schon jetzt mächtige Agi tation im Lande für Auflösung der National-Versammlung eine durchschlagende Bedeutung erhalten muß, sobald die GeneralrathS- wahlen der republikanischen Partei ein Uebergewicht geben sollten. deutsche Flaggen herabflatterten. Als Se. Majestät dje an dem Thore gelegene unh mit dem sächsischen Wappen, Flaggen und Guirlanden reich geschmückte große Torcy-Caserne passirten, wurde Allerhöchstderselbe von daselbst aufgestellten Unterofftcieren und Sol daten, welche von der Parade zurückgeblieben, durch nicht enden wollende Hurrahs begrüßt. Die andere Teste her Sttaße war dicht gedrängt von der französischen Bevölkerung besetzt, welche, Se. Majestät ebenfalls durch Abnehmen her Kopfbedeckungen, und durch Tücherschwenken begrüßte. Se. Majestät war sichtlich erfreut, vankte nach rechts und links entblößten Haupte- und befahlen Schritt zu fahren. An der Mairie angekommen, woselbst sich unsre Hauptwache befindet, von welcher ebenfalls sächsische und deutsche Flaggen wehten, ließen Se. Majestät kurze Zeit halten. Von hier ging sodann die Fahrt im Schritt durch die Straßen der inner», dicht von Menschen besetzten Stadt, bis ans äußere Festungs- thor, von da ab im Trabe nach dem Exercirplatze, an dessen Ein gange eine prachtvolle Ehrenpforte gebaut und beflaggt war. Bet Ankunft wurden Se. Majestät von den aufgestellten Truppen, des Infanterieregiments Nr. 107, der 4. schweren Batterie Nr. ,8 und der 3. leichten Batterie Nr. 5 mit stürmischen HurraHS empfangen. Se. Majestät stiegen nun zu Pferde, begrüßten die i» Parade auf. gestellten Truppen, nahmen die Parade ab und ^^".sämmtlicbe Truppen defiliren, waS, von Herrlichstein schönes militärisches Swauspiel darbot. Die völkerung blieb nicht theilnahmloS, denn eS war der Exercirplatz (eine schöne, grüne, ebene Wiese) mit Tausenden bon Menschen gebende Regierungsform beschäftigen müssen. Ungeschickt war diese augefüllt, welche sich ohne Unterschied in lobenSwerther Haltung Mittheilung in solcher Form deshalb, weil Thiers bisher der Ver- bewegten. Nach Beendigung deS DifilirenS liehen Se. Majestät sammlung den Character einer Constituante bestritt, nun aber, sämmtliche Herren Offiziere vorrusm, hielten eine kurze Ansprache Srscheinti. Freibergjed. Wochen». Ab. Prei« vierteljährl. LV Ngr, Inserate 8U.fiirden and.Tag. Jnser. werden DvllNersllla, 21. SestltMdek werden die gespaltene Zeile oder deren I I bi« M. 11 U. für nächste Nr. angen. " Raum mit 8 Pf. berechnet. L