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Völ Gt hie fäl Hit Kl iw gr au na PU Sil und Tax Gul wui Del Fr« mit nack nett sch« Reg Ges Sa< Ans Abä gese zugi Fell weil nur Res ratl wus für ordi 1264 An Herrn Musikdirektor Karl Wilhelm, Wohlgeb. zu Schmalkalden. Frankfurt a. M., 5. Juli. Die unterbrochenen sogenannte« Friedensconferenzen find hier in voriger Woche wieder ausgenommen worden. Zu den deutschen Bevollmächtigten ist Ministerialrath v. Weber (Bayern) hinzugetreten. Mr. Leclerque ist von Parts noch , nicht zurückgekehrt, wird aber täglich erwartet, in Berlin anwesend, nm der ReichSregierung eine Erleichterung der allerdings verzweifelten Lage ihrer Industrie nahe zu legen. Um wie großartige Interessen eS sich hierbei handelt, geht all dem Umstande hervor, daß die Production der Eisenindustrie in Elsaß-Lothringen ein volles Drittel der gesammten Zollvereins industrie auSmacht. Die Klagen gehen hauptsächlich dahin, daß diese Industrien gar nicht in der Lage find, von der im Friedens vertrag stipulirten Begünstigung der zollfreien Einfuhr ihrer Fabrikate in Frankreich bis zum 1. September Gebrauch zu machen, da eS den betreffenden Eisenbahnverwaltungen vollständig an Material fehlt, um die Fabrikate nach Frankreich zu exportiren. Die bei der französischen Regierung erhobenen Reclamationen haben zu keinem Resultat geführt, da Frankreich kein Interesse hat, sich den abgetretenen Gebieten entgegenkommend zu zeigen. Auf der einen Seite also die französische Grenze, die sie aus Mangel an Trans port-Material nicht überschreiten können, auf der anderen die Zoll- vereinSgrenze, welche sie hindert, jetzt schon Absatzquellen auf dem deutschen Markte zu suchen, befinden sich diese großartigen Industrien in einer wahrhaft verzweifelten Lage, um so mehr, als sie seit dem Aufhören der Feindseligkeiten ihren Betrieb mit aller Kraft wieder ausgenommen haben. Die Deputatton ist hier sofort nach ihrer Ankunft von dem Fürsten Bismarck und dem Präsidenten des Reichskanzleramtes auf daS Zuvorkommendste empfangen worden. Fürst BiSmarck hat ihr das Versprechen ertheilt, den in Frage stehenden Industrien in jeder möglichen Weise zu Hilfe zu kommen-; «S handelt sich eben darum, Mittel und Wege ausfindig zu machen. Die Mitglieder der Deputation, bei der auch die Besitzer der gro ßen Werke in Hahange, Mauboeuf u. s. w. vertreten find, haben wiederholt eingehende Besprechungen mit den Räthen deS ReichS- kanzleramteS, welche diese Gelegenheit benutzen, sich mit den ein schlägigen Verhältnissen und den Bedürfnissen dieser Industrie ver traut zu machen. — Auf den größten Krieg unserer Zeit ist die größte Anleihe aller Zeiten gefolgt, und nicht minder gehoben als Deutschland durch jenen, ist Frankreich jetzt durch diese. Im Schlagen haben die Deutschen den Franzosen, im Borgen die Franzosen den Deut schen den Rang abgelaufen. Und wenn sie darob zufrieden sind, können wir die Freude ihnen wohl aus ganzer Seele gönnen. Denn nicht ihnen, sondern zunächst doch Deutschland kommt der großartige Erfolg ihrer Borgerei zu statten — Deutschland und der gesammten europäischen Geschäftswelt, welche lange von der Angst gequält war, daß die unerläßlichen französischen Finanzope rationen sämmtliche Geldmärkte in tiefe Wirrniß stürzen und aller- orts erschreckliche Geldklemme Hervorrufen werden. Von dieser Besorgniß sind wir nun befreit. Die Franzosen haben auf daS Glänzendste bewiesen, daß sie mit ihren Ersparnissen nur dann knickerisch HauS halten, wenn es gilt, sie freiwillig zu öffentlichen Zwecken herzugeben, dagegen außerordentlich freigebig find, wenn sich 6^ Proc. verdienen lassen. — Fürst Bismarck hat an den Eomponisten der „Wacht am Rhein" folgendes Schreiben gerichtet: Berlin, den 23. Juni 1871. „Sie Haden durch die Komposition von Max Schneckenburger'- Gedicht „Die Wacht am Rhein" dem deutschen Volk ein Lied gegeben, welches mit der Geschichte de- eben beendeten großen Krieges untrennbar verwachsen ist. Entstanden zu einer Zeit, wo die deutschen Rheinlande in Lhnlicher Weise wie vor einem Jahre von Frankreich bedroht erschienen, hat „die Wacht am Rhein" ein Menschenalter später, als die Drohung sich verwirklichte, in der begeisterten Entschlossenheit, mit welcher unser Volk den ihm aufgedrungenen Kampf ausgenommen und bestanden hat, ihren vollen Anklang gefunden. Ihr Verdienst, Herr Mufikdirector, ist es, unserer letzten großen Erhebung die Volksweise geboten zu haben, daheim wie iw Felde dem nationalen Gemeingesühl zum Ausdruck Ich folge mit Vergnügen einer mir von dem geschäftsführenden Ausschuß de- deutschen Sängerbünde- gewordenen Anregung, indem ich der Anerkennung, welche Ihnen von allen Seiten zu Theil geworden ist, auch dadurch Ausdruck gebe, daß ich Sie bitte die Summe von Eintausend Thaler aus dem DiSpofitions.Fond de» Reichskanzler- Amt- anzunehmen. Ich hoffe, daß eS mir möglich sein wird Ihnen alljährlich den gleichen Betrag anbieten zu können. Die Reichs-Haupt- kasse ist angewiesen, Ihnen die für da- laufende Jahr bestimmte Summe alsbald gegen Quittung auszuzahlen. Der Reichskanzler v. Bismarck." Köln, 6. Juli. Heute Vormittag fand der Einzug der Trup pen unter unendlichem Jubel der gesammten Bevölkerung programm gemäß statt. Die Stadt ist prächtig geschmückt. Heute Mittag Festbanket, Abends allgemeine Beleuchtung. Alle Geschäfte ruhen. München, 5. Juli. Der Stadtpfarrer von St. Ludwig hat heute ein Schreiben an die vorgesetzte Civilbehörde gerichtet, in welchem er gegen die Art der Beerdigung deS Prof. Zenger Protest erhebt und die Behauptung aufstellt, daß der PfarrcleruS nicht be schuldigt werden könne, die Sterbesacramente verweigerr zu haben; er bestreitet ferner den Altkatholiken daS Recht, eine kirchliche Func tion vorzunehmen, da sie nicht zu den anerkannten ReligiouSgesell- schaften gehörten, und ruft den Schutz der Staatsgewalt für die Rechte der katholischen Kirche, resp. deS Pfarramtes au. — Ueber den Truppeneinzug in München ist jetzt Folgendes bestimmt worden : Am 15. Juli erfolgt die Ankunft deS Kronprinzen des deutschen Reiches in München; derselbe wird in der königlichen Residenz Wohnung nehmen. Am 16, Vormittags 9 Uhr, beginnt der Einzug der Truppen. Der König wird auf dem OdeonSplatze am Denkmal König Ludwigs I- den Vorbeimarsch der Truppen ab nehmen. Die Bewirthung der heimkehrenden Krieger wird am ersten Tage von der Stadt übernommen. Abends wird die Stadt festlich beleuchtet sein, zugleich findet im GlaSpalast ein großes Banket mit 1800 Gedecken statt. Am Abend des zweiten Tages ist eine Fest vorstellung im Hof- und Nationaltheater. Die Stärke der ein rückenden, auS allen bayerischen Regimentern combinirten Truppen beträgt 530 Generale, Stabs- und Oberofficiere, 13,860 Unter« officiere und Mannschaften mit 4100 Pferden. Paris, 5. Juli. Trotz des Erfolges der Anleihe ist der französische Handel in einer traurigen Lage und die finanziellen Calamitäten treten mehr und mehr zu Tage. Die Bankerott wer den eine hohe Zahl erreichen, und es wären deren bereits viel mehr, wenn das Handelsgericht von Paris nicht in seiner Strenge nachgelassen hätte. Mehr als 150,000 Miether in Paris find in Processe mit ihren HauSeigenthümeru verwickelt und verlangen Ermäßigungen oder erklären sich zahlungsunfähig. Die Erhebung der Steuern macht große Schwierigkeiten, kurz, der Erfolg der Anleihe, welcher in dem niedrigen EmisfionScourse seine Erklärung findet, ist keineswegs ein Beweis von commercieller und industrieller Prosperität in Frankreich. Es ist viel erspartes Geld im Laude, und für dieses war die sünfprocentige Rente eine gute Anlage. — Der „Siecle" ist mit dem Ergebniß der Wahlen zufrie den; er betrachtet dieselben als günstig für Aufrechthaltung dir Republik. Der clericale „Univers" sagt dagegen: „DaS Resultat der Wahlen ist keine Garantie für den Frieden, die Ordnung, selbst nicht für die Constitution", und die legitimistische „Gazette de France" ficht nur Unruhen voraus und die „große nationale Hoff nung der Revanche" (Rache an Deutschland) weitergerückt. — Die Lection war für viele Franzosen wirklich noch nicht derb genug! — Das „Journal officiel" bringt einen Artikel, betreffend die Occupation durch die deutschen Truppen. DaS amtliche Organ empfiehlt Geduld und Mäßigung als einziges und bestes Mittel gegen die Leiden, welche dem Laude durch die deutsche Besetzung erwachsen. Ferner, fährt daS genannte Blatt fort, ist allen deut schen Commandirenden der Befehl gegeben worden, den Bewohnern der besetzten französischen Landestheile keine Strafen aufzuerlegen, außer solchen, welche durch ein Kriegsgericht anerkannt find, und dabei Geldbußen sowie damit zusammenhängende militärische Maß regeln zu vermeiden. — Auf die Beschwerde des Grafen Walder- see bezüglich der bitter» Sprache gewisser Zeitungen und der da durch verursachten Aufregung bittet das „Journal officiel" die Zeitungen, sich aller Worte zu enthalten, welche die Leidenschaften entflammen und verbittern könnten, und spricht schließlich die Hoff nung aus, daß Frankreich bald das Ende der auf ihm lastenden Leiden sehen werde. Versailles, 6. Juli. Die Nationalversammlung nahm in ihrer heutigen Sitzung das Gesetz, betreffend die Cautienspslicht der Journale, mit 317 gegen 199 Stimmen an. Die CautiollS- höhe wird in Städten abwärts bis zu 5000 Einwohner auf 12,000 FrcS., in solchen unter 5000 Einwohner aus 6000 FrcS. festgesetzt. Der Antrag deS Deputirten Jaubert, die Erlaubniß- scheine zum Aufenthalt der Fremden zu besteuern, wird zurückge zogen, nachdem der Minister deS Auswärtigen gegen diesen Antrag gesprochen. Julius Favre betont u. A. die Hilfsbereitschaft der Engländer in höchst anerkennender Weise und tadelt namentlich, daß Jaubert in seiner Begründungsrede zu einer Ar: Kreuzzug gegen die Deutschen aufgefordert hat. Conflicte mit den deutschen OccupationStruppen könnten jeder Zett auSbrechen und brächen leider ost thatsächlich auS. ES sei Pflicht, die- zu verhindern. Man möge sich hüten, den schrecklichen Krieg zu erneuern. Die Regierung wolle den Frieden respectiren. Man müsse daher jeden Vorwand für unerträgliche V-Money beseitigen. - - '