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MkM IMM und Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Genchtsämtrr mid der Stadträthe zu Freiberg »L Brand. Preil viertMhrl. 20 Ngr, Inserate , werden die gespaltene Zeile oder deren 1/» -L /R Erscheint!. Freibergjed. Wochmt. Ad. , MV I 6 U. für den and. Tag. Jnser.werdm E---' bi« V- ll U. für nächste Nr. angen. 1871 Sonnabend, den 1. Juli Raum mit 8 Pf. berechnet. Tagesgeschichte anderen deutlich dieser Forderung nicht vereinzelt dastehen, wird aus Adressen , wie aus der Haltung der clerikalen Journale sichtbar." gen. Denn dieser Zug sollte die Rettung des Papstes aus Welt« lichen Unbequemlichkeiten erstreben. Der Papst nennt sich freilich den Statthalter Christi, welcher der Welt den Frieden bringen wollte und der seinem kampfbereiten Jünger Petrus den Befehl ertheilte: „Stecke Dein Schwert eia!" Das hat aber nicht gehindert, daß wir Sammlungen frommer Gläubigen erlebten, um Pius IX. eine Kanone zu schenke» und daß eS erst der Hetzjagd Cialdini'S bei Castelfidardo bedurfte, uüt die aus den Strolchen Europas und Amerikas zusammengestoppelte Armee der päpstlichen Schlüfselsoldaten auseinander zu fegen. Die Jesuiten haben nun einmal kein Vertrauen zu dem Worte Christi: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt!" Darum muß Himmel und Erde in Bewegung gesetzt werden , die weltliche Herrschaft dr- PapsteS wieder herzustellen, wenn auch unter derselben Rom der Schauplatz der ärgsten Gräuel war. Mit dm Deutscheu einen solchen Kreuzzug zu etabliten, ist freilich sehr schwierig^ das fran« zösische Volk in der fanatischen Bornirtheit seiner Landbevölkerung' eignete sich besser dazu. Daher werden hier die Hebel angesetzt, ganz unbekümmert darum, ob Frankreich augenblicklich vor Allem' der Ruhe und ernster Friedensarbeit bedürfe. Die Frage, wer dort das Evangelium Christi predigt, ob der Journalist Dumas oder die hochwürdigen Bischöfe von Rouen, Evreux rc., wird daher wohl leicht zu beantworten sei». Freiberg, den 30. Juni. Alexander Damas' (Sohn) hat de» Franzosen eiN nicht erbau liches Spiegelbild ihrer seit siebenzig Jahren begangenen Thorheiten vorgehalten, die große Revolution von 1789 ein Mißverständniß, die Wahl Napoleons I zum Kaiser einen Jrrthum, die Juli-Revo lution eine Dummheit, die Februar-Revolution von 1848 einen Fehler und die vom 4. September 1870 einen Gassenjungenstreich genannt, und man möchte wünschen, daß das ganze Volk zu solcher Selbsterkenntniß gelangte. Sicher stimmen wir aber auch in den weiter von diesem Schriftsteller gegebenen Zuruf ein: „Frankreich muß die nächsten Jahre von Entbehrungen leben, Tag und Nacht sich abmühen, es darf weder lachen noch tanzen, muß bescheiden in sich gehen, der Vater, die Mutter, die Kinder, die Dienstboten müs sen für die Rückgewinnung der Ehre des Hauses arbeiten u. s. w." Gewiß, der Rath ist gut. Hätten die durch — um mit Du ma» zu reden — den Gassenjungenstreich vom 4. September 1870 und durch den von Gambetta proclamirten Widerstand bis aufs Aeußerste bewaffneten Pariser Arbeiter sich entschließ« könne», nach dem endlichen Falle der Hauptstadt vor der deutschen Kriegsmacht wieder zu Hammer, Kelle und Schurzfell zu greifen, anstatt als Nationalgardisten weiter fort zu bummeln und in den Wirthshäusern zu liegen, eS wäre Paris und Frankreich namenloses Elend erspart gebliebe». Win« nun schon ei» Journalist und Romanschreiber solchen gute» Rath zu erthiilen weiß, um wie viel mehr muß dies nicht auch von Denen geschehen, die sich als von Gott dazu berufen ansehen, die irrende Menge alle Zeit auf den rechten Weg zu füh ren^ So dachten wir nach unserm schlichten Verstände und glaub ten eine Zeit lang, det französische CleruS würde sich dieser schönen Aufgabe nun mit allen Kräften hingeben. Tragen doch die Bi schöfe den Hirtenstab. Wie sehr wurden wir aber durch folgende Meldung aus der Versailler National-Bersammlüng enttäuscht: „Unter zahlreiche» Petitionen, welche der National-Versammlung zugehen und die auf die römische Frage Bezug haben, ist eine, die durch den Namen der Unterzeichner besondere Wichtigkeit erhält. Fünf bis sechs Bischöfe, darunter die vo» Rouen und Evreux, verlangen, daß Frankreich ;» Gunsten des Papstes einschreite. Die Herren erstre ben nichts Anderes als de» Krieg gegen Italien ; und daß sie mit Berlin. Vielfach ist die Frage exörtert worden, schreibt M „N. A. Z." officiös, ob die Frankreich von Deutschland auferlegt» KriegScontribution zu hoch sei oder nicht, ob jenes die Last her b Milliarden zu tragen im Stande sein werde oder nicht.. Pitz Eine» bejahten die Frage, die Andern verneinten sie, wieder Andere wäre», zweifelhaft. Jetzt dürfen wir dieselbe für völlig erledigt haste»,, und zwar durch das Programm, welches Herr Thiers vor der Nationalversammlung in Versailles zunächst in Bettest der Anleihe und der Finanzlage Frankreichs, dann in Bezug Edie Zukunft derselben überhaupt entwickelt hat. Frankreich ist ohne ZMfel gö- nöthigt, sich sparsamer einzurichten, wir bisher, es hat die Erträge seiner Hilfsquellen zu steigern und andererseits sie , möglichst zu« sammenzuhalten, Gleichwohl denft Herr Thier« nach jenem Programm nicht entfernt an Verminderung' der Armee oder der Flottes ay denen doch am meistens» spare» wäre.- Im Gegtntheil, er will beide wieder auf den früheren hohen Zahlenstand^gebracht und auf demselben erhalten wissen, ja, er will das Heer durch eine Reserve von 900,000 Mann verstärkt haben. Wir erblicken darin den deutlichen Beweis , daß man in den Kreisen der Versailler Regierung de« Gedanken, daß Frankreich zur Beherrschung Europas berufen sei, noch keineswegs aufgegtben hat, und daß man nach wie vor a» der Redensart festhält, die bei Gelegenheit der Rundreise des Herm Thiers im letzten Herbst die Hoffnung und das Selbstgefühl der französischen Politiker ausdrückte: „I/Luropo o« veot «Hausser io maitrv." Nun aber, wen« die französische Regierung dasselbe MÜktärblldget wie vor dem Kriege aufzustellen gedenkt,^ wenn Franzose», wie eS scheint, ohne zu erliegen, Uscher Verhältnis^, ungünstiger, wie die früheren, die alte Mmtärla^ glauben, so muß die ihnen abverlangte Contrchutton So lauten die neuesten Zeitungsnachrichten. Freilich kennen wir die Wünsche der Jesuiten hinlänglich. Ihre Herzenöneigungen bleiben überall dieselben , auf den MisfionSstationen in China und Indien, wie in Italien, Frankreich oder Deutschland; mögen die' Gesichter auch an verschiede«« Orten verschiedene Mienen zeigen.' Ihr eigentliches Vaterland ist Rom und für dessen Interessen ge ben sie recht gern den Frieden und die Wohlfahrt ihres eigenen Geburtslandes in de« Kauf, Das haben' wir ja auch an den Cle- «lS«»-och bemessen gewesen sei«: Ferner rikale» de- Reichstages gesehen, al» sie die ' freilich vergebliche reich gefährdet oder bedroht,, und so v< Mhe sich Kaiser PWlm hn DM MineH«se* zu drän« fomWO WM" MMN -MM'